Fragen an Lorenz Stassen

  • Hallo Lorenz, ich habe mal eine Frage wegen Ninas Behinderung. Hast du da jemand in deinem Umfeld, dem ein Arm oder so fehlt? Ich möchte nicht einfach neugierig sein. Dein Buch jetzt ist nur das Erste, das ich wieder lese, nachdem meine Mutter sich einigermaßen von einer Krebs-OP erholt hat. Sie hat zwar noch beide Arme, aber der linke ist jetzt "nutzlos". Tatsächlich habe ich letzte Woche noch nach Einhandbrettern gegoogelt. Deine Beschreibungen, wie Nick und Nina frühstücken, oder wie sie den Salat macht, finde ich sehr authentisch.

  • Hallo Lorenz, ich habe mal eine Frage wegen Ninas Behinderung. Hast du da jemand in deinem Umfeld, dem ein Arm oder so fehlt? Ich möchte nicht einfach neugierig sein. Dein Buch jetzt ist nur das Erste, das ich wieder lese, nachdem meine Mutter sich einigermaßen von einer Krebs-OP erholt hat. Sie hat zwar noch beide Arme, aber der linke ist jetzt "nutzlos". Tatsächlich habe ich letzte Woche noch nach Einhandbrettern gegoogelt. Deine Beschreibungen, wie Nick und Nina frühstücken, oder wie sie den Salat macht, finde ich sehr authentisch.

    Als ich den "Angstmörder" schrieb, hatte ich noch keinen Kontakt zu einer Frau mit einer Dysplasie. (So lautet der medizinische Fachbegriff für Ninas Behinderung.) Ich hatte nur im Internet recherchiert und ein paar gute Videos gefunden (Stern-TV). Darüberhinaus habe ich als Zivildienstleistender 20 Monate lang in einer Behinderteneinrichtung gearbeitet und weiß daher, wie die Allgemeinheit mit Behinderungen umgeht.

    Etwa ein halbes Jahr nach Erscheinen des ersten Romans rief mich ein Bekannter an und sagte, dass er die "echte" Nina kennen würde, sie heißt im wahren Leben Yvonne. Er hat ihr das Buch empfohlen und Yvonne hat sich bei mir gemeldet. Sie sieht wirklich aus wie die Nina, die ich beschrieben habe, allerdings hat sie noch ihren Ellbogen, aber keine rechte Hand. Yvonne war vom Angstmörder begeistert und fand sich darin wieder. Das wirklich Eigenartige ist, dass Behinderte sich mehr Gedanken über ihre Umwelt machen als wir über die Befindlichkeiten von Behinderten. In Angstmörder fällt zum Beispiel der Satz von Nina: "Ich wollte meine Eltern nicht enttäuschen - nicht nochmal." - Nochmal? - "Meinst du, die haben sich ein behindertes Kind gewünscht?" - Diese Einstellung hat Yvonne mir zu 100% bestätigt. Absurd, aber wahr.

    Beim zweiten Buch (Blutacker) konnte mir Yvonne kaum helfen, weil die Story zu weit fortgeschritten war. Aber so Sachen wie mit der Saftpresse und dem Tomaten schneiden, darüber habe ich mit Yvonne diskutiert. Sie kocht allerdings sehr wenig.

    Es gibt eine Selbsthilfegruppe für Dysplasie-Patienten hier in Köln. Mit denen hatte ich mal versucht, Kontakt aufzunehmen, hat aber irgendwie nicht geklappt. Aber die können dir bestimmt Tipps geben. Oder ich kann Yvonne mal fragen. Du müsstest mir nur genau schreiben, was ich fragen soll. - Yvonne lehnt zum Beispiel eine Prothese ab, kommt für sie nicht in Frage - außer zum Gitarre spielen.

    Auf jeden Fall wünsche ich deiner Mutter gute Besserung.

  • Danke Lorenz. Ich habe halt tatsächlich gerätselt ob du das echt gut recherchiert hast oder das tatsächlich ein Stück Lebenserfahrung ist, weil das echt gut rüber kam.

    Es ist beides: Recherche und Lebenserfahrung. Den Umgang mit Behinderten habe ich wie gesagt vor langer Zeit als Zivildienstleistender gelernt. Auch wenn es damals geistig Behinderte waren, im Prinzip ist es immer das gleiche: Der Normalbürger hat Angst, im Umgang mit Behinderten etwas falsch zu machen und dadurch entstehen Missverständnisse. - Ich war sehr froh darüber, dass Yvonne mir vieles bestätigt hat, was in dem Buch steht.


    Was nicht - oder nur zum geringen Teil - auf eigener Erfahrung beruht und ich recherchieren musste, war die Welt der Superreichen und des Adels. Zum Glück hatte ich da einen guten Berater. Denn ich wollte nicht aus "Bunte" oder "Gala" abschreiben.