Ein Jahr aus der Nacht gesprochen – Peter Handke


  • Verlag: Suhrkamp

    Taschenbuch, 215 Seiten
    ISBN: 978-3-518-46492-2


    Kurzbeschreibung:

    365-mal hat Peter Handke aus Schlaf und Traum im Erwachen einen Satz geborgen und aufgeschrieben. So ist ein Buch entstanden, das jeden Tag für Tag begleiten kann.

    Jeder kennt diese Augenblicke zwischen Schlaf und Nichtschlaf noch vor dem wirklichen Wachsein, wenn aus dem Gemisch von Tagesresten und Träumen sich Bilder und Wörter zu halben und ganzen Sätzen verbinden wollen, meist aber zerrinnen, ehe sie Form angenommen haben. Peter Handke hat die Fähigkeit, solche Sätze zu fassen und so seinen Tagebüchern ein Nachtbuch zur Seite zu stellen. Es sind Sätze, deren Herkommen so rätselhaft ist wie ihr Weiterwirken offen. Ihr Zauber entfaltet sich wie eine Rose von Jericho im Wasser: Ob sie wie Teile einer alten Erzählung klingen oder wie der Beginn einer neuen – sie blühen auf und zeigen sich unverwechselbar und frisch wie der junge Tag.


    Über den Autor:

    Peter Handke, geboren 1942 in Griffen, Kärnten, lebt in der Nähe von Paris.

    Zuletzt erschien von ihm der Roman Die Obstdiebin.


    Mein Eindruck:

    Ein sehr ungewöhnliches Buch, das jemand, der keinen großen Namen hat, für ein größeres Publikum wohl kaum hätte veröffentlichen können.

    Peter Handke ist seit langem Schriftsteller, vermutlich träumt er daher in Sätzen, die er 2 Jahre lang unmittelbar aufgeschrieben hat.


    Die meisten Textstellen bestehen aus einem oder zwei kurzen Sätzen, die sich gut verteilt über die Seiten erstrecken. Es gibt auch mal Gesprächsfetzen, nur selten ein etwas längerer Abschnitt.


    Die überwiegende Mehrheit der Sätze sind nicht direkt zu verstehen, doch mit zunehmender Lesedauer wächst der Spaß an den Sprachspielereien, obwohl nicht alles verfängt.


    Einiges kann man verstehen, wenn man es in den Zusammenhang bringt, z.B.

    „P.H. im neunten Land?“-„Neunmal kennt er das Land nicht“

    Handke nannte Slowenien auch schon in anderen Texten das neunte Land.


    Manche Sätze könnten fast Aphorismen sein:

    „Du bist so, wie der Eindruck, den du hinterlässt“


    Er wird auch mal lyrisch:


    Das Schöne erblickt

    der Alpdruck besiegt,

    Sich in die nächste Felshöhle begeben

    und die Kopflast beheben!


    Ich mag die Selbstironie:


    „Den großen amerikanischen Roman wolltest du

    Schreiben. Und jetzt das …“


    Manchmal auch dick aufgetragen:


    „Ich der Dümmste der Dummen! Warum habe ich mir

    bloß keine Riesenphiole gekauft, so hätte ich die ganze Woche keine Sorgen“



    Vielleicht muss man dieses Traumbuch nicht ganz ernst nehmen, für den Handke-Leser kann es funktionieren.