'Underground Railroad' - Seiten 001 - 085

  • Es ist harter Stoff, diese Schilderungen, wie man mit Sklaven umgegangen ist. Diese Grausamkeit ist kaum zu ertragen.

    Geht mir genauso. Ich habe gestern abend so die Hälfte dieses Abschnittes gelesen und ich war mir erst gar nicht sicher, ob ich dieses Buch jetzt überhaupt weiterlesen möchte wegen den ganzen schlimmen Schilderungen. Das passt gerade so gar nicht zu meiner Vorweihnachtlichen Stimmung.

    Am Anfang habe ich mich auch etwas schwer getan mit den Zuordnungen der Personen. Aber jetzt so in der Mitte des Abschnittes bin ich ganz gut im Buch angekommen.


    Was mich sehr erstaunt hat, waren auch die Grausamkeiten der Sklaven untereinander. Man sollte meinen, dass die Sklaven zumindest zusammengehalten hätten um sich gemeinsam gegen die Plantagenbesitzer zu behaupten. Aber das Zusammenleben der Menschen dort wird ja auch als richtiger Kampf geschildert und es herrscht viel Brutalität vor. Die Stärkeren unterdrücken die Schwachen und Cora als Mädchen ohne Mutter hat es wirklich sehr schwer.

  • Rouge, ich weiß gar nicht, wo ich das mal gelesen habe: Armut lässt Menschen zusammenrücken. Wenn es aber über Armut hinausgeht, es weder Hoffnung noch irgendeinen Raum für Verbesserung gibt, dann werden Menschen grausam und bösartig.

    Genau das wird hier sehr deutlich beschrieben und macht einem so betroffen.

  • Der Einstieg ins Buch ist mir auch schwer gefallen. Insbesondere am Anfang die Generationen haben mich kurz verwirrt, aber ging dann doch ganz gut.


    Die Brutalität in dem Buch habe ich in dieser Form der Schilderung nicht erwartet, kann aber gar nicht sagen warum. Thematisch ist es leider. Jetzt wo ich im Lesefluss bin finde ich es aber genau passend. Das harte Leben der Sklaven untereinander wundert mich gar nicht, da hätte mich ein zu großes Zusammenheitsgefühl auch gewundert. Einzelne Gruppe untereinander und Einzelpersonen finde ich gemäß der Hackordnung logisch, auch wenn man Vergleiche zur heutigen Zeit wählt (Gefängnisse, Straßengangs oder zusammengepferchte Menschen in Flüchtlingsunterkünften ohne Perspektive). Ich denke aber, der "schlimmste" Teil ist um. Die Schrecken werden jetzt eher das Verstecken, die entbehrungsreiche Flucht sein. Aber die Motivation zur Flucht würde sehr intelligent aufgebaut.


    Sehr gut gefällt mir die subtile Andeutung, beispielsweise bei der Motivation der beiden weißen, die Cora und Caesar helfen, aber auch in den Beziehungen zwischen den Brüdern Terrence und James, die Sklaven untereinander.


    Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, das mich sicher beschäftigen wird.

  • Ich bin jetzt mit dem ersten Abschnitt durch. Einges war schon sehr heftig. Zum Beispiel als der eine Sklave nach seiner Flucht wieder eingefangen wurde und dann drei Tage lang öffentlich bestraft wurde. Und die feinen weißen Herrschaften sitzten daneben beim Essen. Und die anderen Sklaven müssen mit ansehen, wie er bei lebendigem Leib verbrannt wird. Es ist einfach nicht begreiflich , wie die Menschen solche Grausamkeiten begehen können. Und nebenbei am schicken Tisch speisen, wie wenn es die normalste Sache der Welt wäre.


    Ich habe nach dem Abschnitt auch erst mal etwas über die echte "Underground Railroad" nachgelesen.

    Hier ist ein Link zu einem ganz interessanten Bericht

    Underground Railroad

  • Ich bin jetzt auch soweit. Der Anfang fiel mir total schwer, weil ich mich erst mal auf die Schreibart des Autors einstellen musste. Aber jetzt hat es mich.


    Wie schrecklich, wie die Sklaven behandelt wurden. Natürlich habe ich schon viel darüber gelesen oder auch gehört/gesehen, aber es ist jedes Mal wieder schlimm für mich zu lesen, wie wertlos sie in den Augen ihrer Herren waren. Ich wusste aber tatsächlich nicht, dass es eine "Underground Railroad" gab. Den Bericht von dir, Rouge werde ich mir am Ende durchlesen.


    Ich fürchte aber gerade, dass ich nicht besonders viel zur LR beitragen kann. Irgendwie ist das auch mal wieder ein Buch, dass ich bestimmt eher für mich lesen muss. Ich werde trotzdem ein paar Worte in den Abschnitten schreiben und bin gespannt auf eure Meinungen.

  • Ich wusste aber tatsächlich nicht, dass es eine "Underground Railroad" gab.

    Booklooker, diese "Eisenbahn" hat es ja in echt auch gar nicht gegeben. Es gab nur ein illegales, organisiertes Netzwerk, dass sich so genannt hat. Diese Eisenbahn ist eine Erfindung des Autors.

  • Der Einstieg war echt hart. Die unmenschlichen Lebensbedingungen, auf den Schiffen und für die Überlebenden wurde es danach nur anders, selten besser.


    Aber an einer Stelle wurde ja auch ganz deutlich gesagt, dass Sklaven nicht Bürger zweiter oder dritter Klasse, sondern halt überhaupt nicht als Bürger wahrgenommen wurden. Großartiges Essen kochen, für alles Mögliche verantwortlich, aber bitte keine Bildung oder andere Ansprüche. Wobei ich die genannten Regelungen und Gesetze interessant fand. Sonntags arbeiten müssen bedeutete dann in dieser Gegend automatische Freiheit - sofern die Betroffenen davon wussten und es umsetzen konnten.


    Sicherlich wusste ich irgendwo, dass es so war, aber es nochmal so in aller Deutlichkeit erzählt zu bekommen... kein Buch für den Abend (für mich).


    Und untereinander ist es auch nicht wirklich besser, Misstrauen, Missgunst und Angst. :-(


    Zum Glück ist nicht das ganze Buch so, sonst hätte ich vermutlich noch im ersten Abschnitt abgebrochen.


    Dass es diese Schleuser/Rettungswege gab, wusste ich. Die Idee, es in eine echte unterirdische Eisenbahn zu wandeln finde ich sehr interessant.


    Jetzt weiß ich auch endlich, woran mich Manches erinnert hat:

    Auch 100 Jahre später hatte sich in den Südstaaten in mancher Hinsicht noch nicht viel geändert.

    Mini-HR "Lovecroft Country" von Matt Ruff - ACHTUNG: SPOILER!

    denn der "Safe Negro Travel Guide" ist sicherlich nicht ganz aus der Luft gegriffen und der dort geschilderte Umgang mit nicht-weißer Bevölkerung auch nicht. Leider.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.