'Underground Railroad' - Seiten 155 - 217

  • Dieser Abschnitt hat mich ziemlich mitgenommen. Den muss ich erstmal verarbeiten bevor ich genaueres schreiben kann.


    Ich finde es aber nach wie.vor beeindruckend wie es Whitehead schafft diese unterschiedlichen Stimmungen, in North Carolina ja so bedrückende und erstickende, aufzubauen,während es ja in South Carolina ja noch weitestgehend positive Stimmung war.

  • Am Ende dieses Abschnitts musste ich an das Tagebuch von Anne Frank denken. Unvorstellbar, so lange eingesperrt zu sein wie die arme Cora.

    Ihre unfreiwilligen Gastgeber sind genauso zu bedauern.

    Eine furchtbare Geschichte.


    Auch der Abschnitt vorher hatte es in sich. Leichenräuber. So weit ich weiß, gab es das in Europa ebenfalls.

    Einen Satz fand ich bemerkenswert: "Im Tod wurde der Neger zu einem Menschen. Erst da war er dem Weißen gleichberechtigt"

    Bitter.

  • Ich habe jetzt diesen Abschnitt gelesen und mich dazu entschieden, das Buch erst mal nicht weiterzulesen.

    Mir ist das alles im Moment einfach zu heftig.

    Ich bin gerade eh etwas dünnhäutig, weil es mir seit einiger Zeit nicht so gut geht und ich hier viel um die Ohren habe. Und ich kann im Moment einfach kein Buch lesen, was mich dann emotional noch so belastet.

    Es tut mir sehr leid wegen der Leserunde.:( Aber es geht bei mir einfach gerade nicht.


    Ich möchte nicht ausschließen, dass ich das Buch zu einem anderen Zeitpunkt noch mal in die Hände nehme, weil ich das Thema schon sehr spannend finde. Aber jetzt geht es einfach nicht.

  • Das kann ich gut verstehen Rouge. Und wenn du es zu einem Zeitpunkt liest, in dem es besser passt, gibt es die Ergebnisse dieser Runde ja auch noch.


    Mit einigen Tagen Abstand von dem Buch finde ich es beeindruckend, welche genauen Bilder wieder da waren, als ich den Abschnitt 4 gelesen habe. Whitehead benutzt eine tolle Sprache / einen tollen Stil, um das Buch so wirken zu lassen. Das macht das Lesen auf Grund der Schwere des Stoffes vermutlich nochmals schwieriger.

  • Das finde ich auch baro, diese Buch ist sehr überlegt geschrieben und aufgebaut. Es soll die Leser ergreifen aber auch zum Nachdenken anregen.

    Einfach drüber weglesen ist nicht möglich.


    Deshalb verstehe ich sehr gut, Rouge, dass es Zeiten gibt, wo man ein solches Buch einfach nicht ertragen kann.

    Dann ist es richtig, es erst einmal beiseite zu legen. :wave

  • Auch der Abschnitt vorher hatte es in sich. Leichenräuber. So weit ich weiß, gab es das in Europa ebenfalls.

    Einen Satz fand ich bemerkenswert: "Im Tod wurde der Neger zu einem Menschen. Erst da war er dem Weißen gleichberechtigt"

    Bitter.

    Der Satz ist mir auch in Erinnerung geblieben.

    So bitter wie treffend und ist typisch für den Stil des Buchs.


    baro

    Für mich wird das Lesen des Buchs dadurch nicht schwieriger, glaube ich.

    Das Thema ist hart und es entstehen ständig furchtbare Bilder in meinem Kopf, aber weil z.B. durch den oben zitierten Satz unsere heutige Perspektive dabei ist, kann ich eine gewisse Distanz bewahren.

    So schrecklich das Schicksal von Cora und anderen auch ist, auch trotz der aktuellen Entwicklung in den USA, wo Hass und Spaltung der Gesellschaft gefördert werden.


    Rouge

    Kann gut verstehen, dass Du eine Pause braucht.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Cora ist zwar noch entkommen, dafür sitzt sie jetzt ausgerechnet in North Carolina fest, wo sie gleich am ersten Abend miterlebt, wie die Eintstellung gegenüber Sklaven und ehemaligen Sklaven ist. Auch mir tun sowohl sie als auch ihre unfreiwilligen Gastgeber leid, die es viel Courage kostet, sie so lange zu verstecken. In diesem Umfeld schaukeln sich die Emotionen noch schneller hoch, es gibt keine positiven Gegenbeispiele für all die Flut von Vorurteilen.

    :-(

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Was mich auch sehr betroffen gemacht hat, die Weißen waren zwar nicht unterdrückt wie die Sklaven, aber in gewissem Sinne ebenso rechtlos und unfrei.


    Es ist ein sehr politisches Buch - die Bezüge zu aktuellen Entwicklungen mehr als deutlich.

    Das dachte ich beim Lesen auch, ständige Hausdurchsuchungen und so witer, da herrscht totale Rechtlosigkeit und den meisten merken es nicht einmal.

    Auch der Abschnitt vorher hatte es in sich. Leichenräuber. So weit ich weiß, gab es das in Europa ebenfalls.

    Einen Satz fand ich bemerkenswert: "Im Tod wurde der Neger zu einem Menschen. Erst da war er dem Weißen gleichberechtigt"

    Bitter.

    :write den Satz fand ich auch bemerkenswert.

  • Mir geht es beim lesen wie euch und kann mich euren Mommentaren nur anschließen. Ich finde das Buch sehr gut.


    "Alle Menschen sind gleich, es sei denn, wir entscheiden, dass du kein Mensch bist." (Seite 211).


    Auch ich musste an Anne Frank denken. Sicherlich gibt es aber viele, viele Menschen, die sich sehr lange Zeit auf Dachböden oder in Kellern versteckt halten mussten.

    Ich sehe dieses Buch auch stellvertretend für die vielen Geschichten verfolgter und unterdrückter Menschen.


    Nachtrag: Ich bin froh, dass ich es doch noch gekauft habe.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ja, dieses Kapitel ist sehr depremierend. Fast so schlimm wie die ersten Seiten auf der Plantage. Da geht es gar nicht mehr um Entlaufen oder nicht, sondern nur noch um die falsche Hautfarbe. Und alle Sympathisanten werden gleich mitgehängt und dadurch ein extremes Klima des gegenseitigen Misstrauens und Denunziation erzeugt. Gruselig!


    Was es so schlimm macht, ist das dramatische Ende dieses Abschnitts. Nach der ganzen Quälerei auf dem viel zu kleinen und zu heißem Dachboden war alles sinnlos und der Sklavenfänger erwischt Cora doch. Und auch mit Martin und Ethel leide ich mit, sie sind so unfreiwillige Helden. Wenn ich auch nicht verstehe, warum sie nicht geschaut haben, dass sie Cora weiterbringen - dass das ewige Verstecken keine Dauerlösung sein kann, war doch auch irgendwie klar.


    Diesen Stevens-Abschnitt kann ich nicht wirklich einordnen. Wahrscheinlich soll es auf die Bekräftigung des von euch zitierten Satzes hinauslaufen und die Gleichheit aller Rassen herausheben. Aber für mich passt der Abschnitt so gar nicht zum übrigen Geschehen, denn ansonsten waren diese "Zwischenkapitel" ja immer über Personen, die auch in der Haupthandlung vorkamen. Und hier finde ich gar keinen Zusammenhang, oder habe ich was überlesen?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Lese-rina, Stevens kam im Kapitel davor schon vor. Als der Arzt, der Cora zu einer Sterilisation drängen wollte.


    Martin hatte wohl tatsächlich keine Möglichkeit, Cora weiterzuschicken, da ihm die nötigen Kontakte fehlten. Ob es besser gewesen wäre, es zu versuchen und zu scheitern? Das ist dann Spekulation.

    Jedenfalls war es eine schwierige Situation.

  • Martin hatte wohl tatsächlich keine Möglichkeit, Cora weiterzuschicken, da ihm die nötigen Kontakte fehlten.

    Und dieser Teil der Railroad wurde wohl gerade stillgelegt, weil die Kontrollen und Gesetze sich verschärft haben.

    Jedenfalls war es eine schwierige Situation.

    Nahezu auswegslos. Zwischendurch habe ich gedacht, dass es auf der Farm fast besser für Cora war. So furchtbar, dass gar keine Hoffnung auf ein Leben in Freiheit besteht. :(

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Das dauerhafte Verstecken ohne Ausweg war furchtbar. Auf der anderen Seite war der unfreiwillige Retter Martin jemand, der Cora als Gesprächspartnerin ernst nahm oder zumindestens als Zuhörerin. Sie beginnt die Situation der Sklaven mehr zu hinterfragen, die Ungerechtigkeiten werden ihr (noch) bewusster. Nach der Lektüre von "NSA" hatte ich das Gefühl, nochmal das Gleiche vor anderer Kulisse zu hören.


    Und auch ich hatte den Gedanken, dass diese "Freiheit" mit diesem Ausblick schlimmer als das Leben auf der Baumwollfarm ist. Wobei sie dort auch kaum Vertraute hatte. :-(

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Lese-rina, Stevens kam im Kapitel davor schon vor. Als der Arzt, der Cora zu einer Sterilisation drängen wollte.

    Oh, Danke! Das habe ich tatsächlich überlesen, den Arzt im Krankenhaus hatte ich namentlich gar nicht mehr im Kopf und auch damit nicht in Verbindung gebracht. Schon ein sehr seltsames Zerrbild: zum einen werden die Farbigen als Menschen 4. oder 5. Klasse wahrgenommen, zum anderen wissen manche/viele Leute ganz genau, dass das völliger Blödsinn ist und alle Menschen anatomisch tatsächlich gleich sind. Nicht nur im Tod.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021