Hier kann zu den Seiten 841 - Ende (Aufstand in Wien - Ende) geschrieben werden.
'Land im Sturm' - Seiten 841 - Ende
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So, ich habe das Buch jetzt auch beendet.
Es ging ja nochmal richtig los, ich hätte nicht gedacht, dass sich Gisela und Ewalt auch noch aktiv in die Kämpfe einmischen. Aaron hat wirklich Glpck gehabt, als er auf die beiden getroffen ist. Ohne sie wäre er wohl mit seiner Schußwunde einfach liegen geblieben. Da zeigt sich, dass Freundschaft oft wichtiger ist als Klassenunterschiede.
Schön, dass sich Olga und Hedwig dann doch noch ausgesprochen haben und dabei festgestellt haben, dass sie sich eigentlich mögen.
Was mir diebisches Vergnügen bereitet hat, war der Plan, den Hedwig und Olga da ausgeheckt haben um Fischer endgültig aus dem Geschäft zu drängen. Ich denke er persönlich hat es nicht besser verdient und seinen Angestellten kann eigentlich nichts besseres passieren als dieser Wechsel in der Chefetage.
Alles in allem also ein richtiges Happy End für das Buch und am Ende ist auch er Säbel wieder in der Familie, aus der er ursprünglich kam.
Auch hier hätte ich durchaus noch weiterlesen können, aber das ging mir eigentlich in allen Teilen so. Vielleicht haben mir deshalb auch die beiden letzten Teile besonders gut gefallen, da hat man die "alte Generation" noch einmal wiedergetroffen.
Insgesamt war es ein interessantes Buch, das die verschiedenen Epochen gut beleuchtet hat. Wobei ich für mich auch festgestellt habe dann doch lieber ganze Bücher über die jeweilige Zeit lesen zu wollen, weil es dann tiefer in die Geschichte reingeht und man dann doch eine tiefere Beziehung zu den Figuren aufbauen kann. Von daher hätte ich hier auch eine Serie mit fünf einzelnen Büchern fast noch besser gefunden. Aber ich kann nachvollziehen, dass das beim Verlag vermutlich schwer durchzusetzen ist, wer weiss schon wie gut sowas ankommt.....
Herzlichen Dank auch an Ulf Schiewe für die Begleitung der Leserunde!
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Vielen Dank für deine Teilnahme und Rezension.
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Insgesamt war es ein interessantes Buch, das die verschiedenen Epochen gut beleuchtet hat. Wobei ich für mich auch festgestellt habe dann doch lieber ganze Bücher über die jeweilige Zeit lesen zu wollen, weil es dann tiefer in die Geschichte reingeht und man dann doch eine tiefere Beziehung zu den Figuren aufbauen kann. Von daher hätte ich hier auch eine Serie mit fünf einzelnen Büchern fast noch besser gefunden. Aber ich kann nachvollziehen, dass das beim Verlag vermutlich schwer durchzusetzen ist, wer weiss schon wie gut sowas ankommt.....
Herzlichen Dank auch an Ulf Schiewe für die Begleitung der Leserunde!
Das kann ich für mich genauso unterschreiben.
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Die Szene mit Hedwig und Olga fand ich auch ganz toll.
Sonst kann ich mich Streifi auch nur anschließen, was das persönliche Empfinden bzgl. der Personen angeht und ja, auch ich hätte vier oder fünf Bücher gelesen
Rezension folgt in den nächsten Tagen.
@Ulf: Vielen Dank für die Begleitung der Leserunde und die eine oder andere Anmerkung, die noch einmal einen anderen Blickwinkel gebracht hat.
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Die Szene mit Hedwig und Olga fand ich auch ganz toll.
Sonst kann ich mich Streifi auch nur anschließen, was das persönliche Empfinden bzgl. der Personen angeht und ja, auch ich hätte vier oder fünf Bücher gelesen
Rezension folgt in den nächsten Tagen.
@Ulf: Vielen Dank für die Begleitung der Leserunde und die eine oder andere Anmerkung, die noch einmal einen anderen Blickwinkel gebracht hat.
Auch dir vielen Dank!
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Ausgelesen. Dieser letzte Abschnitt hat mir ausnehmend gut gefallen. Später mehr und ausführlich (kann schlimmstenfalls auch Montag werden).
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Nun noch etwas ausführlicher; ich wußte vorhin nicht, wie der heutige Abend verläuft, also ob ich noch genügend Zeit zum Posten haben würde.
Es geht also mit dem Aufstand los, zuerst in Wien. Der „Kartätschenprinz“ ist auch schon dabei, sich „warmzulaufen“. Und in dem ganzen sich anbahnenden Chaos bahnt sich in der Tat etwas ganz anderes an: eine Beziehung zwischen Ewalt und Gisela. Wofür eine Französischlehrerin doch gut sein kann.
Gut beschrieben, wie die allgemeine Stimmung kippt und die Wellen sich langsam, aber sicher aufschaukeln. Von allen bisherigen Abschnitten kommen diese Entwicklungen am besten bei mir an bzw. habe ich das Gefühl, mitten drin dabei zu sein. Das könnte natürlich daran liegen, daß ich schon einmal einen Roman gelesen habe, der die Märzrevolution in Berlin zum Inhalt hatte. Oder auch daran, daß das neunzehnte Jahrhundert eben doch näher ist als etwas das zehnte.
Gisela geht mit Ewalt also auf einen Tanzabend. Die Szene ist irgendwie gespenstisch: draußen der Aufstand, drinnen wird gefeiert. So eine ähnliche Szene gibt es auch in Pasternaks „Doktor Schiwago“. Am Ende kommt dann heraus, daß Gisela mit Ewalt dort ist. Ausgerechnet von Falkenberg ist der Leutnant, der die Revolutionäre in den Ballsaal verfolgt! Und Gisela gibt ihm ordentlich Contra - ob er’s kapiert hat?
Erstaunt hat mich Gisela dann, daß sie nicht mehr nach Hause ging; das hätte ich ihr nicht zugetraut.
Und dann bricht die Revolution aus, Gisela und Ewalt mittendrin. Eigentlich klar, daß Aaron auch nicht weit ist. Die Kämpfe sind für meine Begriffe ausreichend ausführlich geschildert, so daß ich mir ein Bild machen konnte. Zum Glück überlebt Aaron seine Verletzung.
Besonders hat mir gefallen, daß danach ein Sprung von zwei Monaten kommt und das zwischenzeitlich Geschehene nur kurz umrissen wird. Die Szenen, wenn Gisela sich doch mal zuhause blicken läßt, bin ich froh, nicht gelesen haben zu müssen.
Aber mindestens so froh bin ich, daß ich als Leser bei der Begegnung von Hedwig und Olga dabei sein durfte. Das hätte ich so auch nicht erwartet. Jedenfalls sind sich die beiden Frauen einig - da hat Herr Fischer nichts mehr zu lachen.
Endlich bekam ein Bösewicht mal das, was ihm zusteht. Wenngleich er noch glimpflich dabei weg kommt. Aber wie Gisela so schön sagte: „Er ist doch mein Vater“. Und ganz wollte es Ewalt sich mit seinem künftigen Schwiegervater wohl doch nicht verderben. Auf von Falkenberg jedoch wird keine Rücksicht genommen - geschieht ihm mehr als recht.
Gefallen hat mir, daß vereinzelt auch Anklänge an frühere Zeiten, die wir Leser ja kennen, vorkamen. Etwa als über den ungarischen Säbel und wer den alles besessen haben mochte, sinniert wird. Solche Überlegungen und Verbindungen hätte ich mir in dem Buch noch mehr erhofft. Andererseits: selbst macht man sich gewöhnlich auch keine größeren Gedanken über die Generationen zuvor. Bis zu den Großeltern, höchstens vielleicht noch den Urgroßeltern. Dann sind die Vorfahren schon in der Vergessenheit verschwunden.
So kommt die Saga denn zu einem runden und zufriedenstellenden Ende.
Dieser Abschnitt hat mir am besten gefallen, gleich gefolgt von dem direkt vorherigen (1815) und dann seltsamerweise dem aus dem Dreißigjährigen Krieg.
Über meine Gesamtmeinung zum Buch muß ich erst noch einmal nachdenken, da bin ich mir momentan nicht ganz sicher. Gefallen hat es mir, nur wie gut ist noch nicht entschieden. Dazu schreibe ich zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr.
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Fischer & Söhne und die Schmitt-Werke sind natürlich von mir erfunden. Aber ich habe mich ein wenig vom Aufstieg der Borsig-Werke inspirieren lassen. Auch der Industriestandort ist dort, wo Borsig angesiedelt war.
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Daß die beiden Werke erfunden sind, dachte ich mir. Allerdings sind die Parallelen zu Borsig (bzw. die Inspiration) für jemanden, der ein klein wenig Ahnung von deutscher bzw. preußischer Eisenbahngeschichte hat, doch offensichtlich. Macht aber nix - hat Spaß gemacht zu lesen.
Mehr, wie gesagt, zu einem späteren Zeitpunkt.
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Nach einigen Tagen Nachdenken und sacken lassen noch ein paar abschließende Gedanken zum gesamten Buch. Es ist natürlich schwierig - und sowohl dem Buch als auch dem Autor gegenüber möglicherweise etwas unfair -, wenn man mit bestimmten Erwartungen an ein Buch herangeht, da kann man dann nicht unvoreingenommen lesen und urteilen. Insofern sind meine Äußerungen sehr subjektiv, denn ich hatte bestimmte Vorstellungen, das Buch war in vielem dann aber ganz anders als diese Erwartungen.
Insgesamt kann ich sagen, daß mir das Buch ab dem Dreißigjährigen Krieg - zu meiner Überraschung schon in eben diesem Teil - zunehmend besser gefiel. Das Ende des 1813 - Teils war nicht so erfreulich, andererseits war das wieder die Voraussetzung für den abschließenden Abschnitt. Insofern ist das in Ordnung und war auch so geschrieben, daß ich mich damit versöhnen konnte.
Vor allem in den letzten beiden Abschnitten kam bei mir auch wirklich das Gefühl an, an wichtigen „Knotenpunkten“ der deutschen Geschichte dabei zu sein, während ich das vor allem in den ersten beiden Teilen (Ungarn / Wenden) nicht hatte. Im Dreißigjährigen Krieg ging es, da wurde durch die Erklärungen und Gespräche der Figuren der nötige Hintergrund geschaffen.
Was mir ein bißchen gefehlt hat (da spielt wieder die Voreingenommenheit eine Rolle), war die zusammenhaltende Klammer zwischen den Generationen. Ich habe früher schon geschrieben, daß man selbst nur wenig Verbindungen zu den früheren Generationen hat. Im Roman ließe sich solches schon gestalten. Ich muß wieder auf die „Ahnen“ verweisen, in denen eine solche „Klammer“ vorhanden ist. Dadurch habe ich seinerzeit beispielsweise das Entstehen von Legenden und Sagen gelernt zu verstehen. Wenn im 4. Jahrhundert jemand einen Menschen aus dem Feuer rettet, hat sich diese Begebenheit einige Jahrhunderte später zu einer Sage gewandelt, daß nämlich ein Vorfahr einer Familie einen solchen der anderen vor einem feuerspeienden Drachen gerettet hat. Hier hatte ich weithin das Gefühl, als ob ich einzelne, unzusammenhängende Episoden lese, die lose miteinander verbunden sind, weil es offensichtlich jeweils Nachfahren der früheren Figuren sind, die jedoch keine Verbindung mit (ihrer) Vergangenheit haben, so daß nur ich als Leser einen Zusammenhang herstellen kann. Das ist, wie gesagt, im realen Leben wohl so. In einem Roman wäre es mir persönlich jedoch lieber, wenn sich - als Unterstützung des Themas - ein gewisses, wenn vielleicht auch schwaches - Band der Erinnerung durch das Buch zöge.
Erwähnen sollte ich in diesem Zusammenhang vielleicht, daß ich „Die Ahnen“ in relativ jungen Jahren an einem für mich wesentlichen Wendepunkt gelesen habe, und das Buch - so wie es geschrieben ist - seinerzeit einen relativ großen Eindruck hinterließ und vermutlich auch Einfluß auf so manche (Lebens-)Entscheidung gehabt hat, weil es mir Zusammenhänge offenbart hat, die mir erst durch die Geschichte dieses Geschlechtes aufgegangen sind. Insofern kann, auch das habe ich schon geschrieben, die Erinnerung durchaus bis zu einem gewissen Grade verklärend sein. Obwohl ich vor einigen Jahren die ersten beiden Bände wieder gelesen habe - und sie mir gefielen wie beim ersten Mal. Zumal ich inzwischen keine fünf Gehminuten vom Hauptort des Geschehens einer der Bände entfernt wohne.
Zusammenfassend hat mir „Land im Sturm“ trotz allem gefallen und ich bin froh, es gelesen zu haben. Herzlichen dank auch an Uwe Schiewe für die Begleitung der - doch etwas seltsamen - Leserunde und die Geduld.
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Erstmal vielen Dank für deine Teilnahme und ausführlichen Kommentare. Es war tatsächlich eine etwas ungewöhnliche Runde.
Aber nun zu deinen Bemerkungen. Ich kenne "Die Ahnen" nicht und kann mir dazu kein Urteil erlauben. Aber offensichtlich hat jenes Buch einen Eindruck bei dir hinterlassen. Mein Buch ist sicher anders, so wie jeder Autor ein bestimmtes Thema anders angeht. Wenn du so etwas wie "Die Ahnen" erwartet hast, wirst du zwangsläufig enttäuscht sein, denn kein Buch könnte jemals eine Zweitauflage jenes Romans sein.
Es wundert mich, dass du erst ab dem 30-jährigen Krieg in die Geschichte gefunden hast. Denn die Schlacht auf dem Lechfeld brachte eine bedeutsame Wende. Ottos Erfolg, abgesehen davon, dass er das Land von der Ungarnplage befreite, bescherte ihm die Kaiserkrone, und dies ist somit der Beginn eines deutschen Kaisertums. Auch die Geburt Lübecks, der später mächtigsten Stadt der Hanse, ist von historischer Bedeutung. Und ohne den Wendenfeldzug würde alles östlich der Elbe heute vielleicht zu Polen gehören.
Die Klammer zwischen den Episoden. Wenn man eine Generation mit 20 Jahren veranschlagt (früher oft noch weniger), dann sind das in 200 Jahren 10 Generationen. Außer man gehört zu einem Adelsgeschlecht, das ellenlange Stammbäume pflegt, hat im Grunde keiner viel Ahnung über seine Vorfahren, was über Groß- oder Urgroßeltern hinausgeht. Und da ich hier über einfache Menschen schreibe, kann man realistischer Weise nicht mehr erwarten. Es gibt natürlich Romane wie bei Michener und Rutherford, die nudeln Generation nach Generation herunter. Kann interessant sein - ich habe einige Michener Romane gelesen -, man verliert dabei aber die Identifikation mit den handelnden Figuren. Deshalb habe ich mich für diesen Ansatz von fünf Miniromanen entschieden. Ja, man muss sich episodenweise an neue Hauptdarsteller gewöhnen, dafür sollte es aber nie langweilig sein und dem Leser die Epoche besonders nahe bringen. Das war jedenfalls mein Ziel.
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Es wundert mich, dass du erst ab dem 30-jährigen Krieg in die Geschichte gefunden hast. Denn die Schlacht auf dem Lechfeld brachte eine bedeutsame Wende. Ottos Erfolg, abgesehen davon, dass er das Land von der Ungarnplage befreite, bescherte ihm die Kaiserkrone, und dies ist somit der Beginn eines deutschen Kaisertums. Auch die Geburt Lübecks, der später mächtigsten Stadt der Hanse, ist von historischer Bedeutung. Und ohne den Wendenfeldzug würde alles östlich der Elbe heute vielleicht zu Polen gehören.
Das auch die Abschnitte vor dem 30 jährigen Krieg wichtige Punkte der deutschen Geschichte darstellen, ist klar, mir ging es aber wie SiCollier, ich bin auch erst im Abschnitt über den 30 jährigen Krieg so richtig mit dem Buch warm geworden. Wahrscheinlich musste ich mich erst an das für mich ungewohnte "Kurzformat" gewöhnen.
... dafür sollte es aber nie langweilig sein und dem Leser die Epoche besonders nahe bringen. Das war jedenfalls mein Ziel.
das ist auf jeden Fall gelungen.
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„Die Ahnen“ sind, wie deren Autor Gustav Freytag, heute ziemlich in der Versenkung verschwunden. Ich bin seinerzeit auch nur zufällig - mein Vater hatte das Buch im Regal stehen - darauf gestoßen. Es war mir klar, daß jedes Buch anders ist; zu Beginn der Leserunde schrieb ich ja, daß es mich interessiert, wie ein heutiger Autor an so eine Thematik heran geht. Daß ich andererseits bestimmte Vorstellungen hatte, die möglicherweise auf verklärender Erinnerung beruhen, habe ich auch erwähnt. Es ist mir bewußt - und das wollte ich eigentlich auch zum Ausdruck bringen -, daß so eine objektive Herangehensweise an ein Buch eigentlich kaum möglich ist.
Die Schlacht auf dem Lechfeld ist mir als Begriff durchaus geläufig, wenngleich ich aus dem Stegreif nicht viel dazu hätte sagen können. Ich hatte beim Lesen des Abschnitts das Gefühl, bei einzelnen Betroffenen dabei zu sein, die aber das große Ganze weder im Sinn haben noch überblicken - und genau so kam es bei mir an. Oder anders: die Dimension dieser Schlacht, der große Zusammenhang, offenbarte sich mir beim Lesen des Abschnittes nicht aus dem Text selbst.
Mit Norddeutschland und der Hanse habe ich es so gar nicht, da ist mein Verhältnis und mein Interesse ziemlich unterkühlt. Auch hier habe ich lange gebraucht, bis ich überhaupt mitbekam, weshalb der Abschnitt „Die Wenden“ hieß. Wenn mich die Durchsuchung meines Gedächtnisses nicht täuscht, habe ich von diesen Kämpfen noch nie so recht gehört, Lübeck „kenne“ ich eigentlich nur aus den „Buddenbrooks“ - und von der Marzipan her.
Ich schrieb ja, daß es im realen Leben kaum Verbindungen zu früheren Generationen gibt, außer man gehört eben beispielsweise einem Adelsgeschlecht an. Hier müßte, will man so eine Klammer herstellen, die dichterische Freiheit einspringen. Es ist klar, daß das die Entscheidung eines Autors ist, ob er das tut oder nicht. Mir persönlich hätte es eben gefallen, wenn die dichterische Freiheit hier etwas „nachgeholfen“ hätte. Aber ich akzeptiere natürlich auch eine andere Meinung.
Von Michener habe ich die „Colorado Saga“ (engl. „Centennial“) mit Begeisterung gelesen. Als ich jedoch feststellte, daß in der deutschen „Übersetzung“ etwa 15 - 20% des Originaltextes schlicht und einfach fehlen, habe ich im Original gelesen. Zumindest in diesem Buch ist die Hauptgeschichte auch auf einen Zeitraum beschränkt, daß Erinnerungen möglich sind.
Mit den Kurzromanen an und für sich hatte ich kein Problem, das habe ich in der Tat so erwartet und geht bei so einem Konzept nicht anders.
Was ich bisher vergessen habe zu erwähnen: ich finde es sehr gut, daß wir die Figuren nicht bis ins Schlafzimmer begleitet haben. Um eine Geschichte gut zu erzählen, braucht es so etwas meines Erachtens nicht. Eine Autorin hat an anderer Stelle einmal sinngemäß geschrieben, ihre Figuren würden miteinander ins Bett gehen wie normale Menschen auch, also käme das auch in ihren Büchern vor. Nur daß bei „normalen Menschen“ normalerweise niemand zuguckt. Warum das dann in vielen heutigen Büchern (und Filmen) so sein muß, erschließt sich mir nicht so recht. Insofern nochmals: diese „Thematik“ finde ich sehr gut in diesem Buch behandelt bzw. (nicht) beschrieben. Das würde ich mir viel öfter so wünschen.
Das Ziel „nie langweilig sein“ wurde auf jeden Fall voll erreicht, nur mir etwas nahebringen ist vermutlich etwas schwierig, da ich (seit Frühjahr diesen Jahres steht die „6“ an der Zehnerstelle meines Alters) mich schon vor geraumer Zeit bewußt dafür entschieden habe, das was mich bisher schon interessiert hat zu vertiefen, dafür aber nur noch wenig neue Interessen zu entwickeln. Insofern mag es verständlich sein, wenn mich die Mittelalterepisoden nicht so erreichen konnten, weil mich das Mittelalter nie sonderlich interessiert hat (von wenigen Ausnahmen abgesehen), der Dreißigjährige Krieg teilweise schon, und das 19. Jahrhundert auf jeden Fall und immer wieder.
Nichtsdestotrotz werde ich zu dem Thema „Wenden“ sicherlich noch einmal etwas lesen, da wurde durchaus Interesse geweckt, insofern ist auch das Ziel „etwas nahebringen“ in dieser Hinsicht doch erreicht worden.
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Zum Thema Lechfeld und Otto I. kann ich das Haupt der Welt von Rebecca Gablé empfehlen. Da dann halt aus der Sicht der Regierenden
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Die Schlacht auf dem Lechfeld ist mir als Begriff durchaus geläufig, wenngleich ich aus dem Stegreif nicht viel dazu hätte sagen können. Ich hatte beim Lesen des Abschnitts das Gefühl, bei einzelnen Betroffenen dabei zu sein, die aber das große Ganze weder im Sinn haben noch überblicken - und genau so kam es bei mir an. Oder anders: die Dimension dieser Schlacht, der große Zusammenhang, offenbarte sich mir beim Lesen des Abschnittes nicht aus dem Text selbst.
Mir hat das sehr gut gefallen, diese Schlacht mal völlig aus der Sicht eines einfachen Soldaten zu lesen, auch wenn der große Zusammenhang da natürlich auf der Strecke bleibt.
Zum Thema Lechfeld und Otto I. kann ich das Haupt der Welt von Rebecca Gablé empfehlen. Da dann halt aus der Sicht der Regierenden
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Was meint ihr mit "Zusammenhang". Natürlich werden politische Hintergründe nur gestreift: die Rebellionen des eigenen Bruders und des Sohnes gegen Otto, die Heirat mit der zweiten Frau, die Erbfrage. Sie werden erwähnt, aber nicht vertieft. Einmal, weil die einfachen Leute, von denen ich berichte, keine Ahnung davon haben. Und zweitens, weil sie mit der Ungarnfrage überhaupt nichts zu tun haben. Alles, was die Ungarn und die Belagerung von Augsburg, die Schlacht selbst, der Einfluss des Wetters und die Verfolgung der Ungarn betrifft, ist sehr detailreich beschrieben. Welche Hintergründe sollten da fehlen?
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Welche Hintergründe sollten da fehlen?
Das zum Beispiel:
Ottos Erfolg, abgesehen davon, dass er das Land von der Ungarnplage befreite, bescherte ihm die Kaiserkrone, und dies ist somit der Beginn eines deutschen Kaisertums. (...) Und ohne den Wendenfeldzug würde alles östlich der Elbe heute vielleicht zu Polen gehören.
Wie gesagt, von der Schlacht auf dem Lechfeld hatte ich gehört, als dann die Ungarn ins Spiel kamen, dämmerte auch langsam, was da entschieden wurde. Aber den Beginn des deutschen Kaisertums habe ich nicht damit verbunden. Und je mehr ich drüber nachdenke, von dem Krieg gegen die Wenden habe ich noch nie gehört (außer es ist so weit im Archiv meines Gedächtnisses verschwunden, daß auch langes Suchen/Nachdenken nichts zutage fördert). Im Geschichtsunterricht in der Schule (vor einigen Jahrzehnten) ging es vor allem um das Römische Weltreich - und immer wieder um das 3. Reich. Der Rest der Geschichte fand praktisch kaum bis gar nicht statt. Wie ich vom Geschichtsunterricht meiner Tochter, der noch nicht so lange her ist, weiß, hat sich daran nicht viel geändert.
Ich denke, das "Problem" hier ist die Erzählperspektive des Buches. Die ist aus Sicht der beteiligten (kleinen) Leute. Und die haben sich damals (wie wohl heute auch) für das große Ganze eher weniger interessiert bzw. das nicht im Blick gehabt. Also konnte das auch im Buch nicht auftauchen, sonst hätte es anders angelegt sein müssen.
Die Schlacht an sich ist gut beschrieben (auch was die Erträglichkeit betrifft - sehr gut in der Hinsicht), da gibt es nichts zu meckern.
Ich denke, das ist der wesentliche Satz zier:
Natürlich werden politische Hintergründe nur gestreift: die Rebellionen des eigenen Bruders und des Sohnes gegen Otto, die Heirat mit der zweiten Frau, die Erbfrage. Sie werden erwähnt, aber nicht vertieft. Einmal, weil die einfachen Leute, von denen ich berichte, keine Ahnung davon haben.
Unter dieser Prämisse ist das Buch absolut gelungen, insofern beschleicht mich das leise Gefühl, daß wir möglicherweise aneinander vorbei diskutieren.