Die Frauen vom Savignyplatz - Joan Weng

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    • Taschenbuch: 320 Seiten
    • Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1. (5. Oktober 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3746634253
    • ISBN-13: 978-3746634258
    • ASIN: B07CJP2975

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Weil die Liebe uns gehört!

    Berlin, 1925: Als Vicky von ihrem Mann verlassen wird, denkt sie gar nicht daran, sich einen neuen Gatten und Ernährer zu suchen. Stattdessen erfüllt sie sich lieber einen Traum und eröffnet gemeinsam mit ihrer besten Freundin eine Buchhandlung. Und zwar nur für Frauen. Der kleine Laden am Savignyplatz sorgt von Anfang an für Aufsehen. Schon bald werden sie zu Ikonen der aufkeimenden Emanzipation, aber auch Ziel konservativer Anfeindungen. Doch dann wirft Vicky plötzlich alle guten Vorsätze über Bord und das ausgerechnet wegen eines Mannes ...

    „Joan Weng weckt das Berlin der Goldenen Zwanziger mit seinem Glamour zu neuem Leben.“ Stuttgarter Zeitung


    Zur Autorin (Verlag):

    Joan Weng, geboren 1984, studierte Germanistik und Geschichte und promoviert über die Literatur der Weimarer Republik. Bisher erschien Das Café unter den Linden bei atb, sowie zwei Krimis, die ebenfalls im Berlin der Zwanziger Jahre spielen: Feine Leute und Noble Gesellschaft.


    Meine Meinung:

    Die Frauen vom Savignyplatz ist der vierte Roman von Joan Weng und spielt wieder im bereits aus den Vorgängern bekannten Umfeld. Diesmal begleiten wir Auguste Genzer auf ihrem Lebensweg. Auguste, die sich selbst Vicky nennt hat eigentlich ein vorgeplantes Leben an der Seite des Strumpffabrikanten Ebert vor sich, als sie Willi Genzer kennen und lieben lernt. Nachdem sie rasch von ihm schwanger wird, heiratet sie ihn und bekommt schnell noch weitere Kinder. Ihren Eltern gefällt das alles nicht und doch bemüht sich Vicky alles irgendwie am Laufen zu halten. Doch eines Tages verlässt Willi sie und sie muss ihr Leben neu organisieren. An ihrer Seite ihr Bruder Bambi und ihre Freundin Lisbeth. So wagt sie den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnet einen Buchladen.


    Joan Weng gelingt es hier ein Sirupbuch zu schreiben, um es mit Vickys Worten zu beschreiben. Ein Buch, das glücklich beim Lesen macht und für einige Stunden die Flucht aus dem eigenen Alltag ermöglicht.
    Wer ihre anderen Romane kennt wird alte Bekannte wieder treffen, die hier am Rande wieder eine Rolle spielen.
    Mir hat das Buch ausgesprochen viel Spaß gemacht. Die Figuren sind vielschichtig, jeder hat so seine Macken und Angewohnheiten. Einfach so wie du und ich. Die politische Lage ist durchaus Thema und zeigt wie sich der alltägliche Nationalismus immer mehr einschleicht und das Leben der einfachen Leute bestimmt. Und wie wichtig es ist immer wieder dagegen aufzustehen und sich nicht unterkriegen zu lassen.


    Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für dieses wirklich wunderbar geschriebene Buch!


    10 von 10 Punkte

  • Eine Frau mit eigenem Kopf


    20er Jahre Berlin. Vicky wächst als einzige Tochter in einem gutbürgerlichen Elternhaus auf und hilft in der familieneigenen Metzgerei als Verkäuferin aus. Die Eltern haben für sie schon einen Ehemann ausgesucht, als sie den rothaarigen Fronturlauber und Studenten Willi kennen- und lieben lernt. So schnell, wie sie sich ineinander verlieben, heiraten sie auch, da das erste Kind unterwegs ist. Vickys Eltern sind mit dem Schwiegersohn gar nicht einverstanden und machen dem jungen Ehepaar das Leben schwer. Als Vicky mit dem fünften Kind schwanger ist, will Willi sich scheiden lassen, da er seine Jugendliebe ebenfalls geschwängert hat und diese nicht im Stich lassen will. Während Vickys Eltern den ungeliebten Schwiegersohn schon aus ihrem Gedächtnis streichen wollen und den damals ausgesuchten Eheanwärter wieder aktivieren, denkt Vicky daran, sich endlich ihren eigenen Traum zu erfüllen, nämlich einen Buchladen mit angeschlossener Bücherei, denn sie möchte Bücher fürs Herz, voller Romantik und Gefühl an die Frau bringen…


    Joan Wenig hat mit ihrem Buch „Die Frauen vom Savignyplatz“ einen historischen Roman vorgelegt, der neben der eigentlichen Handlung vor allem die Situation der Frau zur damaligen Zeit thematisiert und dem Leser vor Augen führt. Der Schreibstil ist flüssig, mit einigem Berliner Lokalkolorit gespickt und gut zu lesen, die Geschichte wird aus der Sicht von Vicky in der dritten Person erzählt. Der Autorin gelingt es gut, den Leser in die damalige Zeit zu versetzen und ihn am täglichen Leben teilhaben zu lassen. Aufgrund akribischer historischer Recherche gibt die Autorin dem Leser einen sehr guten Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Strukturen, dem Rollenverständnis zwischen Mann und Frau sowie der politischen Lage. Die Nazis sind langsam im Aufwind, die Rolle der Frau ist die einer Haushälterin, Ehefrau und Mutter, die zu dumm ist, intelligente Literatur zu verstehen, weshalb sie sich am besten still im Hintergrund zu halten hat. Frauen waren nicht in der Lage, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, da sie nicht geschäftsfähig waren. Nur mit einem Ehemann im Rücken war es, wenn auch nicht gern gesehen, doch geduldet. Die Autorin lässt den Leser erkennen, wie verlogen die damalige Zeit doch war, wo sich Homosexuelle als abartig galten, während die freie Liebe propagiert wurde. Mit dem Erstarken der Nazis, gegen die sich kaum jemand zur Wehr setzte, wurden der Verfolgung Tür und Tor geöffnet und dem alten Bild von der Frau am Herd noch mehr Raum gegeben wurde. Neben dem interessanten geschichtlichen Hintergrund plätschert die Haupthandlung eher vor sich hin und kann nicht wirklich fesseln. Bis es zur Eröffnung des Buchladens kommt, sind bereits 184 Seiten von 308 gelesen, was mehr als dürftig ist.


    Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und geben einen guten Querschnitt über die verschiedenen Gesellschaftsschichten. Sie alle wirken realistisch und authentisch. Vicky ist eine gute Seele mit dem Herz am rechten Fleck, was bei ihren Eltern ein regelrechtes Wunder ist. Sie hat eine Vorliebe für Liebesromane, ist etwas naiv, dabei offen und schlagfertig und träumt von einer eigenen Bücherei. Ihren Ehemann hat sie sich selbst ausgesucht und führt mit ihm eine eher ambivalente Ehe. Willi ist ein umtriebiger Ehemann, der seine Familie abgöttisch liebt und alles für sie tut. Gleichzeitig treibt er sich rum, wahrscheinlich der Grund, weil er sein Studium bisher nicht zum Ende bringen konnte. Vickys Freundin Lisbeth ist Vicky seit der Kindheit eine große Stütze. Bambi ist Vickys „verrückter“ Bruder, der schon früh als Vegetarier lebt und ihr so manches Mal mit den Kindern hilft. Jakob ist der erwählte Heiratskandidat der Eltern, der sich als freundlich und ehrenhaft erweist und Vicky so manches Mal unter die Arme greift. Auch die weiteren Protagonisten wie z.B. die Vermieterin Mietzi oder der Metzgergeselle geben ein buntes und sehr reales Bild der damaligen Zeit ab.


    „Die Frauen vom Savignyplatz“ ist ein durchaus unterhaltsamer Roman, der vor allem die damalige Zeit gut wiedergibt. Die Handlung plätschert derweil vor sich hin und bleibt nicht lange im Gedächtnis. Kleiner Schmöker für zwischendurch.


    Von mir gibt es hierfür 3 Sterne.

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)

  • Auch ich möchte hier den mir lieb gewordenen Begriff "Sirupbuch" benutzen. :-) Joan Weng gelingt es, wie in allen ihren Büchern, die schönen Seiten des Lebens wie auch ernste Themen von ihrer heiteren und leichten Seite zu behandeln, ohne dabei ins Seichte abzugleiten. Die Hauptfiguren dieses Romans mit ihren Stärken, Schwächen und Macken sind liebevoll gezeichnet; in einigen Nebenfiguren blickt man auch in diverse Abgründe menschlichen Verhaltens, insbesondere vorm historischen Hintergrund der heraufdräuenden Nazizeit. Dennoch bleibt die Grundstimmung des Buches humorvoll und optimistisch. Es ist also ein ideales Wohlfühlbuch, mit dem man getrost für eine Weile entspannen kann, ohne dass die Probleme des Daseins geleugnet würden.


    Besonders gefallen hat mir der Umstand, dass hier eine Nebenhandlung aus einem der Krimis ausgebaut und aus einer anderen Perspektive betrachtet wird, während umgekehrt einige Hauptfiguren der Krimis zu Nebenfiguren werden und man so eine ganz andere Wahrnehmung der Figuren und ihrer speziellen Eigenarten gewinnt. Das hat bei mir die Lust darauf geweckt, alle in dieser Hinsicht zusammengehörigen Bücher von Joan Weng noch einmal in der richtigen Reihenfolge zu lesen.


    Joan Weng hat die Leserunde wie gewohnt höchst engagiert, humorvoll und mit vielen interessanten Zusatzinformationen begleitet - dafür ganz herzlichen Dank! :blume :knuddel1


    Ich freue mich sehr auf die nächsten Bücher der Autorin!

  • Das Buch:

    Berlin, 1925: Als Vicky von ihrem Mann verlassen wird, denkt sie gar nicht daran, sich einen neuen Gatten und Ernährer zu suchen. Stattdessen erfüllt sie sich lieber einen Traum und eröffnet gemeinsam mit ihrer besten Freundin eine Buchhandlung. Und zwar nur für Frauen. Der kleine Laden am Savignyplatz sorgt von Anfang an für Aufsehen. Schon bald werden sie zu Ikonen der aufkeimenden Emanzipation, aber auch Ziel konservativer Anfeindungen. Doch dann wirft Vicky plötzlich alle guten Vorsätze über Bord und das ausgerechnet wegen eines Mannes ... Quelle Amazon


    Die Autorin:

    Joan Weng (*1984) studierte in Stuttgart und Tübingen und promoviert aktuell über die Literatur der Weimarer Republik. Für ihre literarische Arbeit wurde sie mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

    Sie ist Mitglied der Gedok und der 42er Autoren, deren Blog http://www.zweiundvierziger.de sie leitet.

    Im Aufbau Taschenbuch sind ihre in der Weimarer Republik spielenden Kriminalromane "Feine Leute" und "Noble Gesellschaft" sowie die historische Liebesgeschichte „Das Café unter den Linden“ lieferbar.Quelle Amazon


    Meine Meinung:

    Das Buch beginnt im Jahr 1925 in Berlin. Vicky ist eine recht starke Frau und bekommt ihr 5.Kind, toll das ihr Mann sich genau dann von ihr trennt. Wegen einer anderen Frau. Blöd für sie ist auch das ihr Mann ja der Ernährer ist, wie es eben üblich u dieser zeit war. Die Wohnung ist über der Metzgerei ihrer Eltern, dort arbeitet sie auch mit. Natürlich braucht Vicky einen neuen Mann, denken sich zumindest die Eltern und versuchen sie mikt dem Mann zu verkuppeln, der in den Augen der Eltern sowieso die bessere Wahl gewesen wäre. Aber Vicky will überhaupt keinen neuen Mann, sie will unabhängig sein und eine Buchhandlung für Frauen aufmachen. Was natürlich niemand für richtig hält, sie ist ja schliesslich eine Frau.


    Ein ergreifendes Buch, es hätte locker noch 200 Seiten mehr haben können, es hätte noch immer genug Stoff gegeben und es wäre nicht eine Sekunde langweilig gewesen, denke ich. Aber auch so hat dieses Buch alles was es braucht. Es geht um die Rechte der Frau, um Politik und natürlich auch um die Liebe. Die Charaktere sind liebevoll erschaffen und toll beschrieben worden, besonders Vicky hat mein herz im Sturm erobert. Man merkt was für eine unglaublich starke Frau Vicky ist, viele Frauen heute würden das vielleicht nicht so wie sie unter einen Hut bekommen. Und sie ist so unglaublich charmant und witzig. Man muss sie mögen und man hofft und leidet mit ihr, das sie ihren Traum vom eigenen Buchladen leben darf.

    Auch ihre Gefühle während und nach ihrer kaputten Ehe sind so geschrieben, das man sie mit ihr zusammen richtig spüren kann. Ich fand es toll, das Vicky hier keinesfall in die Opferrolle fällt, nein sie gibt sogar offen zu, das sie in ihrer Ehe nicht alles richtig gemacht hat. Und wer weiss, vielleicht gibt es eine zweite Chance ?

    Oder findet Vicky eine neue Liebe ?


    Insgesamt hat mich die Geschichte unglaublich gut unterhalten, auch wenn es um den Buchladen eigentlich erst in der zweiten Hälfte des Buches geht, mich hat das nicht gestört. Das Leben der Menschen in den 20er Jahren ist ein Thema was mich immer wieder packt. Besonders begeistert hat mich auch der Witz des Buches und die Schreibweise, Begriff wie katastrofürchterlich machen dieses Buch so charmant.


    Wer Bücher über diese Zeit und starke Frauen mag, der sollte dieses Buch unbedingt lesen !


    Ein Minipünktchen Abzug weil es mir einen Tick zu kurz war, ich hätte gern noch mehr über Vicki gelesen


    9 von 10 Eulenpunkten


    Herzlichen Dank an Joan Weng für die liebevolle Begleitung an unserer Leserunde :blume<3








  • Normalerweise lese ich nicht so gerne Bücher, die nur knapp 300 Seiten haben und nicht zu einer Reihe gehören. Bei den Büchern von Joan Weng ist das etwas anderes. Hier habe ich nicht mal den Klappentext gelesen. Und ich wurde nicht enttäuscht, es ist nämlich ein Sirupbuch. Was ein Sirupbuch ist, erfahrt ihr, wenn ihr "Die Frauen vom Savignyplatz" lest.

    Vickys Leben ist vorgeplant. Sie wird den Tuchhändlersohn Ebert heiraten und eine brave Hausfrau sein. Aber da haben Vickys Eltern die Rechnung ohne ihre Tochter gemacht. Vicky stellt sich das ganze nämlich ganz anders vor: Sie heiratet den charmanten Chaoten Willi, bekommt mit ihm in Windeseile einige Kinder und dann... ja, dann trennen sie sich. Aber Vicky wäre nicht Vicky, wenn sie sich ihren Traum nicht verwirklichen würde. Den Traum einer Buchhandlung, die ausschließlich Sirupbücher verkauft und verleiht. Man kann sich schon denken, dass hier auch nicht alles glatt läuft. Aber das müsst ihr selber lesen.


    Wie immer bei Joan Wengs Büchern bin ich süchtig nach ihren Figuren. Sie zeichnet diese so liebevoll, dass man als Leser gar nicht anders kann als die Charaktere lieb zu haben. Zumindest geht es mir jedes Mal so. Toll fand ich, dass auch diesmal wieder die Figuren der Krimireihe um Paul Genzer ("Feine Leute" und "Noble Gesellschaft") sowie des Buches "Das Café unter den Linden" hier auftauchen. Das hat dann auch ein wenig was von einem Buch aus einer Reihe, weil man alte Bekannte wieder trifft. Durch die Ausdrucksweise aus den 20ern wird man sofort in diese Zeit geworfen, man kann jederzeit die Stimmung dort nachvollziehen. Ich habe das Buch an einem entspannten Samstagnachmittag gelesen und mich einfach wohl damit gefühlt.


    Fazit: Ein ganz ganz tolles Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte, der gerne Warme-Decken-Bücher liest.

  • Inhalt: 1916 verliebt sich die 17-jährige Vicky Hals über Kopf in den jungen Soldaten Willi Genzer. Als Vicky ein Kind erwartet, heiraten die Beiden gegen den Willen von Vickys Eltern, die die Tochter gerne mit einem wohlhabenden Sockenfabrikanten verheiratet hätten.

    Zehn Jahre und 4 1/2 Kinder später ist die Ehe von Vicky und Willi in einer tiefen Krise und Willi verlässt seine Familie.

    Seine schwangere Frau muss nun auf eigenen Beinen stehen und die Idee eines Buchladens nur für Frauen wird geboren.


    Meine Meinung: Joan Wengs Romanheldin Vicky liebt „Sirupbücher“, jene lieblich-süßen, süchtig machenden Liebesromane ohne Anspruch auf Tiefgang, die die Leserinnen einfach nur in eine andere, schönere Welt entführen möchten.

    In genau diese Kategorie gehört auch „Die Frauen vom Savignyplatz“.

    Es liest sich angenehm, leicht und locker, es gibt eine Liebesgeschichte, sympathische Protagonisten (selbst der einst verschmähte Sockenfabrikant ist doch ein netter Kerl…) und größere oder kleinere Probleme lösen sich schnell in Wohlgefallen auf.

    Die Geschichte ist in die 20er Jahre eingebettet und es gibt in der Rahmenhandlung natürlich auch einen Bezug zum historischen Hintergrund (z. B. der erste Weltkrieg und seine Folgen, der beginnende Nationalsozialismus, etc.), aber die eigentliche Geschichte könnte zu jeder Zeit spielen.

    Ein wenig fehlte mir hier der Tiefgang, denn die historischen Details wirken wie zufällig eingestreute Stilmittel um ein bisschen 20er Jahre Feeling zu erzeugen.

    Ebenfalls vermisst habe ich ein paar Ecken und Kanten bei den Personen, die teilweise sehr klischeehaft agieren.

    Im Großen und Ganzen habe ich das Buch aber gerne gelesen, es ist ein richtig schöner Schmöker für lange Herbst- und Winterabende.


    Fazit: Wer den grauen Alltag vergessen möchte und angenehme Unterhaltung sucht, liegt bei diesem Wohlfühlbuch genau richtig.

    7 Punkte

  • Berlin 1916: Vickys Eltern haben ihre Zukunft bereits geplant, doch sie selbst stellt sie sich ganz anders vor. 9 Jahre später wird Vicky, schwanger mit dem 5. Kind, von ihrem Ehemann verlassen, doch sie gibt nicht auf, und plötzlich scheint ihr langgehegter Wunsch erfüllbar zu werden.


    Wer bereits Romane der Autorin kennt, wird sich freuen, bekannte Charaktere wieder zu treffen. Das ist eine Spezialität Joan Wengs, die ich sehr mag, bisher gab es in jedem ihrer Romane Wiedersehensfreude. Sogar Vicky ist dem Leser bereits bekannt, auch wenn das nicht sofort ersichtlich ist, spätestens, wenn ein bestimmter Name fällt, wird es einem klar. Bisher kennt man sie nur aus einer anderen Perspektive, die neue Betrachtungsweise tut ihr aber sehr gut, und lässt sie in einem ganz anderen Licht erscheinen, als bisher. Wer noch keine Romane der Autorin kennt, verpasst übrigens nicht, jeder Roman spricht für sich selbst, es ist nur ein besonderer Bonus für die Fans der Autorin.


    Wie schon in „Das Café unter den Linden“ hat Joan Weng sich wieder eine starke Frauengestalt als Protagonistin ausgesucht, auch wenn Vicky ein ganz anderer Typ als Fritzi ist, und auch in einem ganz anderen Lebensabschnitt steht, als diese, Vicky steht als Mutter vor ihren ganz eigenen Herausforderungen. Apropos Fritzi: Natürlich taucht auch sie hier wieder auf..


    Gut gefallen mir, wie immer, die Charaktere, die gut ausgearbeitet sind und auch schon mal für Überraschungen sorgen. Man kann sich herrlich über sie aufregen, sich mit ihnen freuen, ihnen die Daumen drücken, oder mit ihnen leiden, und gerade die in jedem Roman etwas verschobenen Perspektiven fügen manchmal neue Merkmale hinzu.


    Die Geschichte lässt sich flüssig lesen, man taucht schnell ein in das Leben der Charaktere und in die 1920er Jahre. Dazu fehlt es der Erzählung nicht an Humor, so dass der Roman insgesamt gelungene Unterhaltung bietet. Ich freue mich schon sehr auf Joan Wengs nächsten Roman, und bin gespannt, wen ich dann in welchen Situationen wiedertreffe.


    Joan Wengs Romane mag ich einfach, ich mag es sehr, dass ihre Romane miteinander verknüpft sind, und ich Charaktere immer wieder treffe, und sie dadurch auch einmal aus einer anderen Perspektive betrachten kann, außerdem erfahre ich so immer wieder, wie es ihnen weiterhin geht. Ich mag auch den Humor, der den Romanen zu eigen ist und fühle mich immer gut unterhalten. Daher vergebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Neue und alte Bekannte


    Joan Weng schlägt auch in ihrem neuesten Buch "Die Frauen vom Savignyplatz" wieder Brücken zu Protagonisten ihrer weiteren Bücher.

    Das ist dann manchmal fast wie nach Hause kommen - immer aber ist es auf jeden Fall passend und super umgesetzt.

    Dieses Mal geht es um die Emanzipation der Frauen in Berlin ab dem Jahr 2016. In diesem Jahr lernt Vicky Willi kennen - und der stürmische Rothaarige gewinnt ihr Herz im Handumdrehen.

    Es folgt die übliche Reihenfolge ( zumindest damals ;-) ) schwanger, Heiraten ( gegen den Willen der Eltern ), weitere Kinder, Haushalt, Mann...……..

    Nach dem vierten Kind und mit dem fünften schwanger und nachdem sie erfahren hat, dass Willi sie betrogen hat, ist für Vicky Schluß.

    Willi verlässt sie und Vicky erfüllt sich ihren Traum von einer Frauenbuchhandlung ( mit Willis Hilfe ;-) ).

    Kein leichtes Unterfangen zu dieser Zeit.

    Der Nationalsozialismus ist auf dem Vormarsch und eine alleinerziehende Frau hat es so oder so nicht leicht.....

    Wie Vicky dies alles meistert, ob sie alleine bleibt, einen neuen Mann findet, sich mit Willi versöhnt - das alles hat Joan Weng wieder sehr unterhaltsam beschrieben.

    Das Berlin der 20 Jahre erwacht zum Leben - mit all seinen Schatten- und Lichtseiten.


    Vielen Dank für diesen kurzweiligen Roman und die tolle Begleitung der Leserunde.:blume

  • Berlin 1916: Eigentlich ist Vickys Leben bereits von ihren Eltern vorausgeplant. Wenn es nach ihnen geht heiratet sie den Tuchhändlersohn Ebert und versauert als brave Ehefrau. Aber es kommt natürlich anders. Sie verliebt sich Hals über Kopf in einen jungen Soldaten und wird von ihm schwanger. Die beiden heiraten und gründen eine Familie. Einige Jahre später steckt die Ehe der beiden in einer tiefen Krise. Willi verlässt seine Familie und Vicky muss plötzlich alleine klar kommen. Die Idee eines Buchladens nur für Frauen ist geboren ...


    Auch mit ihrem neusten Roman ist Joan Weng wieder ein absoluter Wohlfühlroman gelungen. Ihr leichter und humorvoller Schreibstil mit der Ausdrucksweise der 20er Jahre lassen einen durchs Buch fliegen. Geschickt verknüpft sie ihre Figuren aus den unterschiedlichen Romanen miteinander. Das ist jedes Mal wie nach Hause kommen und alte Bekannte treffen für mich.


    Auch die Begleitung der Leserunde war wieder sehr gelungen. Vielen Dank dafür. Jetzt warte ich dringend auf das nächste Sirupbuch :)

  • Berlin, 1925: Vicky und Willi wollten für immer zusammenbleiben. Sie haben vier Kinder und eins ist unterwegs und nun trennt sich Willi von ihr wegen einer anderen. Vicky verfällt nicht in eine depressive Stimmung, ganz im Gegenteil, sie krempelt ihr Leben um und will beweisen, dass Frauen mehr draufhaben als nur Ehefrau und Mutter zu sein. Mit ihrer Freundin eröffnet sie am Savignyplatz eine kleine Buchhandlung für Frauen.

    Joan Weng führt uns mit ihrem Roman ins Berlin der Zwanziger Jahre. Ihr Schreibstil ist lebendig und die Atmosphäre ist sehr authentisch.

    Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und kommen realistisch rüber. Vickys Eltern waren von dem Schwiegersohn, den Vicky ihnen vorstellt, gar nicht begeistert. Sie hatten jemand anderes im Blick und nun sehen sie die Chance, Vicky mit dem Fabrikanten Jakob Ebert zu verheiraten. Doch Vicky denkt nicht daran. Willi ist unbekümmert und hat seine Frauengeschichten. Als seine Jugendliebe von ihm schwanger ist, verlässt er dafür seine schwangere Frau. Hilfe erhält Vicky aber trotzdem von ihm und auch von Jakob Ebert. Mit Lisbeth verbindet Vicky eine langjährige Freundschaft und sie konnten sich immer aufeinander verlassen. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet.

    Ihre Buchhandlung für Frauen trifft nicht überall auf Begeisterung, sie müssen auch eine Menge Anfechtungen aushalten, selbst Vicky Vater macht Schwierigkeiten.

    Es ist eine Zeit, als von Frauen erwartet wurden, dass sie heiraten, Kinder kriegen und dann ihr Glück am heimischen Herd finden. Aber es gibt auch Frauen, die mehr wollen und ihnen bläst zu der Zeit noch ein kräftiger Wind entgegen. Immer be3nötigen Frauen die Erlaubnis eines Mannes, wenn sie etwas auf die Beine stellen wollen. Mit dem Aufkommen der Nazis gibt es dann eine rückwärts gerichtete Entwicklung.

    Emanzipierte Frauen in den Zwanziger Jahren – eigentlich ein interessantes Thema, aber trotz interessanter Zeit und sympathischer Protagonisten wurde ich nicht so gepackt wie erwartet, da die Geschichte so vor sich hinplätschert.


    3,5 /5

  • Vicky lebt in den goldenen 1920er Jahre in Berlin. Schon als sie sich als junge Frau in Willi verliebt, den sie entgegen dem Willen ihrer Eltern heiratet, begibt sie sich in die illustre Berliner Gesellschaft. Dieser Roman verfolgt den Lebensweg einer Frau, die nach Unabhängigkeit strebt und Liebe sucht, ...


    Ich habe - als ich nach dem Roman griff - viel mehr eine Buchhandlung als Handlungsort erwartet als eine Geschichte um eine Frau, die nach ihrem Weg sucht. Nun gut. Der Einstieg fiel mir so ein wenig schwerer, wobei ich mich auch an den etwas saloppen Schreibstil gewöhnen musste. Ich weiß nicht, ob es Gewöhnung war oder er später etwas besser wird. Aber als die Autorin erstmal die Einführungsszenen hinter sich hatte, wurde der Schreibstil für mich flüssiger und direkter. Vorher herrschte eine seltsame Distanz und ich konnte gar keinen Zugang zu Vicky finden. Aber wie gesagt, ich habe mich daran gewöhnt und fand das "Geplänkel" dann recht unterhaltsam.



    Vicky ist ein Kind ihrer Zeit und ihres Ortes. Durch ihren sanften, vom Krieg etwas psychisch-geschädigten Bruder Bambi und ihrem Studenten-Mann Willi, ihren homosexuellen Schwager, der u.a. mit Schriftstellern verkehrt, kommt Vicky früh und schnell in gesellschaftliche Kreise, die die goldenen 20er Jahre in Berlin mit geprägt haben. Dementsprechend offen und emanzipiert ist Vicky und bald fügt sich Schreibstil auch mit dem Inhalt zusammen. Vicky ist getrieben von dem Traum, einen Buchladen zu eröffnen. Diesen Traum und ihr Dasein als vierfache Mutter versucht sie gerecht zu werden. Schwierig in einer Zeit, in der Frauen vor allem der Platz als Mutter und Hausfrau zugeschrieben war und auch die Braunhemden immer mehr Krawalle auf der Straße provozieren.


    Gefallen haben mir die Charaktere, die wie aus dem Leben gegriffen waren. Ein bunter Strauß aus allem, was man sich in dem damaligen Berlin vorstellen kann. Vicky begegnet all diesen Menschen vorurteilsfrei und lässt sie ihr Leben bereichern. Das hat im Endeffekt auch den Roman bereichert, denn die Handlung plätschert von Anfang an eher vor sich hin. Doch durch die skurrilen Personen bekommt es einen amüsanten Hauch, der die Handlung aufwertet.


    Ein leichter Roman wie die, die von Vicky in ihrer Buchhandlung verkauft werden. Tiefgründigkeit findet die Leserin eher woanders, aber für Zwischendurch durchaus erheiternd.

  • Die Frauen vom Savignyplatz ist ein erfrischender und kurzweiliger Ausflug in das Leben der sogenannten „Goldenen Zwanziger“ in Berlin. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten habe ich im Laufe des Lesens immer mehr mit der Hauptdarstellerin mitgefiebert.

    Das Cover ist durchweg bunt gehalten. Im oberen Teil des Bildes, sieht man eine sehr elegant gekleidete Frau, welche mit ihrer rechten Hand eine Perlenkette umfasst. In der unteren Hälfte sind ein Gebäudepanorama sowie breite Alleen abgebildet, welche sehr stark an den Savignyplatz in Berlin erinnern. Der Klappentext fasst den groben Hintergrund der Handlung kurz und prägnant zusammen und legt dem Leser dabei die konkreten Details der Handlung noch nicht offen. Die hautsächliche Handlung der Geschichte erzählt von der Metzgertochter Vicky Genzer, welche nach einigen persönlichen Erlebnissen versucht ihren Traum von einer eigenen Buchhandlung zu verwirklichen. Die Handlung führt die Leser dabei in den Anfängen der 1920iger Jahre, weshalb eine zeitliche Einordnung relativ einfach ist. Die wesentlichen Themen der Erzählung sind: Liebe, Familie, Emanzipation, Literaturfaszination, sowie das Aufkeimen des Nationalsozialismus in Deutschland. Vicky Genzer steht dabei als Hauptprotagonistin für ein sich änderndes Frauenbild. Obwohl sie von ihrem Mann als schwangere Frau von bereits vier geborenen Kindern verlassen wird, zeigt Sie, dass das Frauenbild, welches heute als selbstverständlich erachtet wird, bereits in der damaligen Zeit seine Entwicklung fand. Die starke und trotz Rückschlägen strikt ihren Weg gehende Persönlichkeit der Hauptdarstellerin lässt den Roman eine Heldin des Alltags werden.

    Trotz der sehr starken Hauptdarstellerin ist es der Schriftstellerin gelungen auch die Nebenfiguren der Handlung nicht zu sehr zu vernachlässigen. Wesentlich zu erwähnen sind neben dem Ehemann von Vicky Wilhelm Genzer, ihr zeitweise platonischer Freund und früherer Verlobter Jakob Ebert, ihre Freundin Lisbeth sowie ihr „Lieblingsbruder“ Bambi. Dieser wurde im Laufe der Geschichte zu meiner Lieblingsfigur. Durch die Kriegserfahrungen des ersten Weltkrieges psychisch für verrückt erklärt, zeigt dieser doch in entscheidenden Situationen eine erstaunliche Klarheit von Verstand und Hilfe. Dieses Zusammenspiel zwischen einem auf der einen Seite wirren Hirn und andererseits klarem Verstand in schwierigen Situationen hat mich durchweg fasziniert! Die Spannung der Erzählung findet durch die immer mehr persönliche Ausweglosigkeit der Situation einen sehr opulenten Rahmen. Die Geschichte lebt auch vor allem durch das wilde Berlin der zwanziger Jahre, welches über alle Aspekte von gesellschaftlichen Moralvorstellungen eher nur süffisant lächeln konnte. Der Aufbau der Geschichte ist chronologisch und es sind keine wesentlichen Zeitsprünge erkennbar. Der Schreibstil der Schriftstellerin ist locker und leichtfüßig. Die Geschichte lebt von Dialogen und verzichtet auf verblümte Beschreibungen von Handlungen und Orten. Als Zielgruppe des Romans kommen sowohl Anhänger historischer Romane als auch Fans der „goldenen Zwanziger“ in Frage. Er ist wegen seiner besonders ausgeprägten Hauptdarstellerin tendenziell eher für Frauen aller Altersklassen geeignet. Ich bin insgesamt positiv angetan von der Geschichte der Autorin. Als einzig kleiner Kritikpunkt ist anzumerken, dass die Beschreibung der Orte und Handlungsspielfelder meiner Meinung insgesamt etwas zu kurz angelegt war. Trotz allem ist der Roman aber empfehlenswert, da er neben den Anfängen der Emanzipation vor allem einen guten und sehr kurzweiligen Einblick in das wilde Berlin der zwanziger Jahre gibt. Ich bedanke mich bei NetGalleyDE und dem Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars.


    7/10 P.