Eine Familie in Deutschland - Peter Prange

  • Kurzmeinung: Ein großartiges Meisterwerk, Authentisch und real geschildert


    Eine packende und ergreifende Familiengeschichte in dunklen Zeiten


    Inhaltsangabe: Quelle Fischer-Verlag

    Die große Familiengeschichte in Zeiten der Entscheidung - berührend, lebensnah, historisch genau.
    Seit Generationen leben die Isings im Wolfsburger Land, fernab der Welt und doch mitten in Deutschland. Alles verändert sich für die Familie, als auf Hitlers Befehl eine gigantische Automobilfabrik entstehen soll, um den „Volkswagen“ zu bauen. Kinderärztin Charly und Filmproduzentin Edda, Autoingenieur Georg und Parteisoldaten Horst – sie alle müssen sich entscheiden: Mache ich mit? Beuge ich mich? Oder widersetze ich mich? Mut, Verzweiflung, Verrat und Liebe im Zeichen des Nazi-Regimes: bewegend schildert Bestseller-Autor Peter Prange die deutsche Jahrhundert-Tragödie und den Weg einer Familie, deren Mitglieder so unterschiedlich sind, wie Menschen nur sein können.
    Der Auftakt des großen Zweiteilers „Eine Familie in Deutschland“: „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“.
    Wenn Prange deutsche Geschichte erzählt, wird sie für uns gegenwärtig. Klug und wahrhaftig beschreibt er Menschen, die sich in schweren Zeiten bewähren müssen und die doch einfach so sind wie wir.


    Meine Meinung zum Autor:

    Peter Prange ist mit dem 1. Teil dieser Familiengeschichte der Isings ein großartiges Meisterwerk gelungen. Er führt uns vor Augen die Politische Weltanschauung innerhalb der Familie, und deren Zerrissenheit. Die einem schwärmen voller Inbrunst für Hitler und beten ihn an, die einen sind voller Zweifel und Angst vor der Zukunft, sie bangen um geliebte Menschen. Es geht um Liebe, Macht, Intrigen und Verrat. Sein Schreibstil ist sehr Bildhaft, Authentisch , real und reißt einem mit, es ist wie ein Sog beim Lesen, man wird teil der Geschichte und hinterfragt vieles. Seine Figuren und deren Charaktere sind sehr lebendig beschrieben. Viele haben zwei Gesichter, hinter die man langsam blickt, auch gewährt er uns tiefe Blicke in deren wahren Seelen. Fiktion und Wahrheit sind wunderbar miteinander verwebt. Sehr viel Herzblut hat er auch in die Geschichte der Entstehung des Volkswagens und der Stadt Wolfsburg gelegt. Hier erfuhr ich zum ersten mal, wer der wahre Produktentwickler des Käfers wahr, eine Jude , Josef Ganz, was für mich hoch interessant war. Ich habe viel neues beim Lesen dazu gelernt, darüber freue ich mich. Ich kann es kaum erwarten den Folgeband lesen, den ich möchte wissen wie es mit den Menschen weitergeht, und ob auch so mancher noch seine gerechte Strafe bekommt.


    Zum Inhalt:

    Hermann Ising ist mit Leib und Seele seiner Zuckerfabrik und seiner Familie zugetan, sie sind sein Leben. Er hat ein neues Haus für seine Lieben gebaut, und das Richtfest wird groß gefeiert, auch wenn er in den roten Zahlen steckt. Aber hier schon spürt man die Missstimmung in der Familie, Horst der Neidisch auf seine Geschwister ist, besonders auf seinen Bruder Georg, der bei dem Juden Josef Ganz dem Auto Ingenieur, als Assistent arbeitet und mit ihm an der Entwicklung des Käfers beteiligt ist. Horst und seine Frau Ilse sind überzeugte Nazis und verehren Hitler, wie gesagt Horst ist mehr als unsympathisch, er und seine Frau würden sogar ihre eigene Großmutter an den Teufel verkaufen, nur um im guten Licht zu Hitler zu stehen. Er ist ihr Gott, auch Benny der Mann von Charly seiner Schwester einer angehenden Kinderärztin ist ihnen ein Dorn im Auge, den er ist Jude, und könnte Schande über die Familie bringen. Edda seine Schwester arbeitet als Assistentin mit der Film Regisseurin Leni Reifenstahl zusammen , ein Liebling der Nazis, aber beide haben ein dunkles Geheimnis, wenn dieses Platz sehe ich schwarz für sie, den Horst hätte keine Hemmungen sie anzuzeigen. Da ist noch der kleine Willi, mit dem etwas nicht stimmt. Der Drahtzieher und Anstachler hinter Horst ist Ilse, sie sagt : „ Der Führer nennt so etwas unwertes Leben „, der Satz hat mich tief erschüttert. Also bange ich mit der liebenswerten Charly die alles für Willi tut, und um ihre große Liebe Benny und hoffe am Ende, das Horst und Ilse diese zwei Strippenzieher ihrer gerechten Strafe nicht entgehen. Carl Schmitt der Bruder von Hermanns Frau, scheint ein Mann mit zwei Gesichtern, Guter Nazi ? Jedenfalls setzt es sich für die gebeutelten ein. Sehr spannend war der Bau des Volkswagenwerkes zu verfolgen und die Enstehung der Stadt. Die viele Opfer forderte. Eine wundervolle, lehreiche und facettenreiche Geschichte. Eine Familie am Abgrund.

  • Familie Ising zur Beginn des Naziregimes


    1933. Die Nazis sind mittlerweile an der Macht und das Leben in Deutschland wird von ihren Parolen und Kriegsvorbereitungen bestimmt. Der Unternehmer Hermann Ising lebt mit seiner Frau Dorothea und seinen fünf Kindern in Fallersleben im Wolfsburger Land und betreibt in dritter Generation eine Zuckerfabrik. Tochter Charlotte ist Kinderärztin und hat in Benjamin ihre große Liebe gefunden, doch seine jüdischen Wurzeln machen dem Paar aufgrund der politischen Lage das Leben sehr schwer. Tochter Edda ist filmverrückt und kann sogar Leni Riefenstahl zu ihrem engsten Bekanntenkreis zählen. Sohn Horst ist wie sein Vater NS-Parteimitglied, besitzt aber mehr Ehrgeiz als sein alter Herr und richtet sein Leben und das seiner Frau nach den Wünschen von Hitlers Ideologie ein. Hermanns jüngster Sohn Willi ist ein Spätgeborener und leidet unter dem Down Syndrom, was zu der Zeit als abartig zählt und für Willi einem Todesurteil gleichkommt. Und dann gibt es noch den ältesten Sohn Georg, der eigentlich die Familientradition weiterführen und die Fabrik übernehmen soll, doch dieser hat sich entschieden, als Ingenieur Automobile zu entwickeln. Auf Hitlers Befehl soll ein Volkswagen für die Deutschen konstruiert werden und zwar in Wolfsburg. Diese Entscheidung und auch die politische Lage wirft in der Familie Ising viele Probleme auf, die den Zusammenhalt stark gefährden…


    Peter Prange bekannt für seine historischen Romane und hat mit seinem neuen Buch „Eine Familie in Deutschland“ den ersten Band einer Familiengeschichte vorgelegt, der den Leser zurückführt in die Zeit der Machtergreifung der Nazis und dem damit verbundenen Ende der Weimarer Republik. Der Leser kann hautnah an den historischen Ereignissen teilhaben sowie am Beispiel der Familie Ising miterleben, welche Veränderungen und Entscheidungen die damalige Politik und ihre Ideologie in den Menschen hervorrief. Der Schreibstil ist flüssig, voller Intensität und Gefühl, der Leser kann gar nicht anders als der Geschichte zu verfallen und das Buch nicht aus der Hand zu legen, während er in die vergangene Zeit taucht und das Familienleben der Isings mit all ihren Träumen, Wünschen und Problemen mitzuerleben. Der Autor hat den historischen Hintergrund akribisch recherchiert und wunderbar mit seiner Handlung verwoben, so dass Realität und Fiktion ineinander übergehen und sie kaum voneinander zu trennen sind. Auch die Entstehung des heutigen Automobilkonzerns VW in Wolfsburg gehört dazu. Sehr eindringlich beschreibt der Autor die Veränderung in der Bevölkerung als Folge der Politik, die Judenhass heraufbeschwor und mit ihrem Euthanasiegesetz viele Menschen ins Unglück stürzte, während gleichzeitig die Wirtschaft angekurbelt wurde. Geschichtlich sowie spannungstechnisch ist der Autor in dieser Hinsicht kaum zu übertreffen.


    Die Charaktere sind wunderbar herausgearbeitet und zeigen mit ihrer Individualität sämtliche Facetten, was sie sehr authentisch und lebensecht wirken lässt. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und ihre Gewissenskonflikte und Entscheidungen nachvollziehen, was allerdings nicht bedeuten soll, dass man vielleicht ebenso gehandelt hätte. Hermann ist der Patriarch der Familie, der bereits feste Vorstellungen hat, wie es mit dem Familienunternehmen weitergehen soll. Er ist Parteimitglied, allerdings wohl eher aus wirtschaftlichen Gründen. Georg ist ein intelligenter Kopf, der sich lieber der Konstruktion von Autos widmet denn der Zuckergewinnung. Edda ist eine schillernde Persönlichkeit, die im Geheimen liebt. Charlotte ist eine sympathische Frau, die ihren Wunsch, als Ärztin zu praktizieren, wahr gemacht hat. Die Liebe zu Benjamin ist groß, doch leider auch gefährlich, was sie zum selbstlosen Handeln zwingt. Horst ist ein Unsympath, der sich Hitlers Ideologie ins Herz hat tätowieren lassen. Er ist unerbittlich und doch angreifbar. Willi ist ein liebenswerter Kerl, der gar nichts für die Gefahr kann, in der er schwebt. Auch die weiteren Protagonisten tragen zur atmosphärischen Dichte des Romans bei.


    „Eine Familie in Deutschland“ ist ein sehr eindringlich erzählter spannender Roman vor dem Hintergrund der düstersten Zeit in Deutschland im letzten Jahrhundert, der den Leser verzaubert, mitnimmt und Teil der Geschichte werden lässt, als wäre man selbst dabei gewesen. Absolute Leseempfehlung und abwartende Spannung beim Warten auf den zweiten Teil!

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)