Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: FISCHER Krüger; Auflage: 2 (25. August 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783810525253
ISBN-13: 978-3810525253
Autorin
Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist promovierte Historikerin und arbeitete als Ausstellungsplanerin für Museen. Historische Originaldokumente sind der Ausgangspunkt vieler ihrer Romane, wie ›Die Markgräfin‹, ›Das Perlenmedaillon‹, ›Die Königsdame‹, ›Die Seelen im Feuer‹ und ›Die silberne Burg‹. In ›Die Tore des Himmels‹ gestaltet sie das Leben der Hl. Elisabeth, in ›Das Buch der Königin‹ das Schicksal der deutschen Kaiserin Konstanze. Jetzt wendet sie sich einer ganz Europa prägenden Gestalt zu: ›Ich, Eleonore. Königin zweier Reiche‹.
Helga F. wurde 1931 in Nürnberg geboren und lebt in Franken. Durch einen persönlichen Kontakt lernte sie die ebenfalls aus Nürnberg stammende Sabine Weigand kennen. Schnell kam es zu einem intensiven und sehr engen Austausch der beiden. Die Lebensgeschichte, die Helga erzählte, hat Sabine Weigand aufgezeichnet. Sie ist promovierte Historikerin und als Autorin mit ihren historischen Romanen von ›Die Markgräfin‹ über ›Die Tore des Himmels‹ bis zu ›Ich, Eleonore. Königin zweier Reiche‹ seit Jahren erfolgreich.
Kurzinhalt
Sie ist eine der allerersten, die das Wagnis einging, durch eine Operation zum richtigen Körper zu kommen. Helga F. erzählt in diesem bewegenden Memoir ihren Weg vom Mann zur Frau, in einer Zeit, die dafür noch keine Worte hatte. Aufgezeichnet von Erfolgsautorin Sabine Weigand, zeigt Helga F.s Autobiographie einen außergewöhnlichen Menschen von großer innerer Kraft, der aus tiefstem Elend ein gelingendes Leben macht.
»Als ich so mutterseelenallein zum Flugzeug ging, dacht ich: ›Nürnberg, ade! Entweder komme ich als Frau wieder, oder ich bleib am Operationstisch.«
Hermann ist 40, Familienvater in der fränkischen Provinz, als er 1970 erfährt, dass in Casablanca die OP angeboten wird, die ihn vom Mann zur Frau machen kann. Als einer der allerersten geht er das damals noch kaum vorstellbare Wagnis ein.
Schon der 5jährige, mitten in Nazi-Deutschland, in ärmsten Verhältnissen, weiß, dass sein Geschlecht nicht zu ihm passt. »Da war einfach was in mir drin, das war übermächtig.« Aber für das, was er fühlt, gibt es noch keine Worte wie Transsexualität. Also heiratet er, gründet eine Familie, steigt auf im Wirtschaftswunderland. Doch nur nachts, heimlich, in Frauenkleidern, fühlt er sich richtig. Nach der OP beginnt Helgas zweites Leben. Sie erfährt, wie es ist, eine Frau zu sein. Und dass die Wirrnisse damit nicht aufhören.
»Ohne die Operation hätt ich nie erfahren, wie das ist, wenn man weiß, jetzt bin ich der Mensch, der ich immer sein wollt.«
Meine Rezension
Hermann ist ein Kind der 30er Jahre. Sein Vater ist ein Schausteller, seine Mutter eine "Matz", in deren Leben kein Kind passt, das sie daher weggibt. Doch leider hat Hermann kein Glück mit seinen Pflegeeltern. Später kommt auch sein Bruder zu den Schmidts in Pflege, doch dort widerfährt ihnen mehr Brutalität als Gutes. Selbst der Pflegevater hat unter der Hand seiner Frau zu leiden. Die beiden bekommen wenig zu essen und noch weniger Zuneigung. Doch trotzdem machen die beiden Jungen ihren Weg.
Doch es gibt etwas, das Hermann mit den Jahren immer mehr quält: sein Bedürfnis, Frauenkleider anzuziehen und die Ablehnung seines eigenen Geschlechts. Erst versucht er, dies zu ignorieren und er geht auch einige Beziehungen zu Frauen ein. Die erste, die er wirklich liebt, ist Edith. Als diese von ihm schwanger wird, heiratet er sie. Sie führen eigentlich eine gute Ehe und bekommen sogar noch ein zweites Kind. Doch der Drang in ihm wird immer stärker und er sucht immer mehr nach Mitteln und Wegen, um ihn irgendwie auszuleben...
Mich hat Hermanns/Helgas Geschichte sehr beeindruckt. Heute ist Transsexualität zwar für die meisten noch immer nicht "an der Tagesordnung", aber es ist lange nicht mehr so ein Tabuthema wie damals und schon sehr viel mehr Normalität als früher. Heute weiß man viel mehr darüber, die Behandlungen und Operationen sind viel besser geworden und heute gibt es auch viel mehr Hilfemöglichkeiten. Ich denke auch, daß das Thema heute auch gesellschaftlich lange nicht mehr so "dramatisch" ist wie damals. Selbst die verwaltungstechnischen Erfordernisse wie Namens- und Urkundenänderung, für die Helga damals jahrelang kämpfen mußte, sind heute gesetzlich klar geregelt.
Das Buch war äußerst interessant zu lesen. Man bekam nicht nur einen tiefen Einblick in die Seele eines Mannes, der so gerne eine Frau sein möchte, sondern auch ein Bild von der Zeit, in der sich das alles abspielt. Viel hat Hermann verloren, bevor er zu Helga werden durfte, aber zumindest seine Familie hat sich nie von ihm abgewandt, obwohl sie alle miteinander eine schwere Zeit durchgemacht haben. Besonders bewundert habe ich auch Edith - sie hat viel durchmachen müssen mit ihrem Mann. Doch sie hat ihn nie gehasst für das, was er war. Sie hat Hermann beigestanden und sie war auch für Helga in guten und schlechten Tagen immer da. Eine starke Frau. Wie schön, daß beide in mehrerer Hinsicht letztlich ihr Glück gefunden haben. Ich weiß nicht, ob die beiden hochbetagten Damen heute noch leben, aber wünschen würde ich ihnen einen glücklichen Lebensabend von ganzem Herzen.
Ein wunderbares Buch. Eines, das mir aus mehreren Gründen in Erinnerung bleiben wird: es erzählt ein aufregendes Leben. Eine anstrengende Metamorphose. Eine Geschichte von Verbundenheit und Zusammenhalt. Es ist auch eine Familiengeschichte, die Geschichte einer ganz besonderen Familie. Und sie zeigte mir auch, daß man auch ein ganz mieser Start ins Leben ein gutes Ende nehmen kann.
Ganz klare Leseempfehlung und ich vergebe die seltenen "11 von 10" Eulenpunkten. Das ist eines der wenigen Bücher, die nachdem Lesen in meinem Bücherregal ein gutes Zuhause finden dürfen.
Hier gehts lang zu diesem wunderbaren Buch.
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ASIN/ISBN: 3810525251 |