Der Vogelgott - Susanne Röckel

  • Klappentext

    Hier hat eine große Erzählerin aus einer grimmigen Geschichte einen grandiosen Roman gemacht. Die Mitglieder einer wissenschaftlich orientierten Familie werden durch eine zufällige Entdeckung auf einem Kirchenbild in den schwer durchschaubaren Mythos eines Vogelgottes hineingezogen mit einem Sog, dem sie so wenig widerstehen können wie der Leser dieser Geschichte. Spätestens als sich herausstellt, dass dieser Mythos eben nicht nur ein Mythos ist. Es ist eine sagenhafte, aber elende Gegend dieser Erde, wo die Verehrer des Vogelgotts leben, die ihm allerdings weniger ergeben als vielmehr ausgeliefert zu sein scheinen. In diesem unwiderstehlichen Roman entpuppt sich eine geheime Welt als die unsere, in der die Natur ihre Freundschaft aufkündigt und wir ihrer Aggression und Düsternis gegenüberstehen. Das ist nicht die übliche Jung und Jung Literatur, werden manche denken. Beim Lesen und vor allem Weiterlesen fragt man sich, warum man das Buch nicht aus der Hand legen kann, zumal hier nicht mit altertümlichen Spannungselementen gearbeitet wird.



    Die Autorin

    Susanne Röckel, geboren 1953 in Darmstadt, studierte Romanistik und Germanistik in Berlin und Paris, lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin (Paula Fox, Antonia S. Byatt, Irène Némirovsky, Joyce Carol Oates u.a.) in München. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Mara-Cassens-Preis 1998, Tukan-Preis 1999.





    „Der Vogelgott“ ist ein schaurig-schöner und doch auch rätselhafter Roman. Aufmerksam geworden bin ich durch das Buch durch eine Rezension in der Zeitung. Ein grausamer, jahrhundertealter Kult um einen mysteriösen Vogelgott, das klang doch interessant. Man sollte hier aber keinen Verschwörungsthriller erwarten. Hier geht es um die Mitglieder einer Familie, die irgendwie in den Bann dieses Kultes geraten und ihr Leben damit aus dem Takt bringen.


    Erzählt wird die Geschichte in vier Teilen. Zuerst lesen wir das kurze Manuskript, das der Vater, Konrad Weyde. Der zog eins aus nach Afrika, um einen Neuzugang für seine Vogelsammlung zu finden. Konrad ist Hobby-Ornithologe und -Tierpräparator. Kaum angekommen in dem ungastlichen Ort, der nicht genauer genannt wird, sieht er riesengroße geierartige Vögel. Trotz Warnungen stellt er einem der Vögel nach. Wir erfahren, dass ihm der Fang gelingt. Aber irgendetwas geschah mit Konrad, als er dem Vogel nahe kam.


    Konrads drei Kinder, Lorenz, Dora und Thedor, haben zwar nicht seine Liebe zu Vögeln geerbt, aber auf sonderbare Weise kommen sie alle drei mit geflügelten Wesen in Berührung. Thedor, der jüngste, treibt ziellos durchs Leben. Er ist talentfrei und ohne Ambitionen. Sein Medizinstudium bricht er ab. Trotzdem wird er eines Tages von einer Hilfsorganisation ausgewählt, nach Afrika zu reisen und dort auf einer Station zu helfen. Dora, das mittlere Kind, interessiert sich für Malerei. Sie entwickelt eine Besessenheit für einen Maler aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Schon bald sieht sie in seinen Skizzen und Zeichnungen Hinweise auf schreckliche Taten, die im Namen eines geflügelten Gottes begangen wurden. Lorenz schließlich, der älteste, ist Journalist und stößt auf eine mysteriöse Geschichte direkt in seinem Heimatort.


    Mir hat am besten Doras Teil gefallen. Es geht viel um den –leider fiktiven- Maler Wolmuth. Seine Werke werden mit großer Intensität beschrieben und man erfährt viel kunsthistorisch Interessantes.


    Das verstörende Erlebnis, das ihr Vater beim Fang des Vogels hatte, scheint wie ein Gift in die drei Kinder hinein geflossen zu sein. Sie alle drei entwickeln eine Besessenheit, die alles andere in ihrem Leben zurücktreten lässt. Menschen treten in ihr Leben, von denen ein merkwürdiger Geruch auszugehen scheint und die alles über sie wissen. Sie lassen ihr gewohntes Leben hinter sich, lassen ihre Ehen zerbrechen und widmen sich diesem Geheimnis, das so offensichtlich und doch verborgen um uns rum ist.


    Wunderbar unaufgeregt erzählt die Autorin ihre düstere Geschichte. Ihre Sprache ist angenehm und flüssig. Vieles wird nur angedeutet und kann der eigenen Interpretation überlassen werden. Es ist eine leicht märchenhafte Geschichte, losgelöst vom alltäglichen und nicht näher zeitlich verankert. Man kann wirklich vieles hineindeuten. Die Grausamkeit des Krieges und das Böse im Menschen ebenso wie aktuelle Dinge oder auch über die Eigendynamik innerhalb einer Familie. Faszinierend ist dieses ungewöhnliche Buch allemal


  • Der Vogelgott - Susanne Röckel


    Mein Eindruck:

    Der Vogelgott ist streckenweise nicht einfach zu lesen, aber die sprachlichen Mittel der Autorin Susanne Röckel sind beeindruckend und es funktioniert, die ungewöhnliche Geschichte in mehreren Teilen von Mitgliedern einer Familie zu schildern. Und da die Geschwister Thedor, Dora und Lorenz sehr unterschiedlich sind, werden auch ihre Berichte verschieden gestaltet und ergänzen sich gut.

    Der Jung und Jung-Verlag hat das Buch schön gestaltet und es ist eine lohnenswerte Lektüre, die in meinen Augen zu Recht auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis stand.

  • Es ist ein düsterer und etwas unheimlicher Roman, den uns die Autorin Susanne Röckel mit dem Buch „Der Vogelgott“ präsentiert. Erzählt wird in vier Teilen die Geschichte der Familie Weyde. Der Vater und seine drei Kinder haben zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Art Begegnungen mit dem Vogelgott.

    Im Prolog erleben wir den Vater Konrad, der Hobbyornithologe ist. Er hat sich in die Berge begeben, um Wanderfalken aufzuspüren. In dieser unwirklichen Gegend sieht er riesige unbekannte Vögel. Was geschieht mit ihm, als er sich ihnen nähert? Er spricht nie darüber.

    In den weiteren drei Teilen berichtet jeweils eines der drei Kinder, die auch auf ihre Weise von Vögeln fasziniert sind.

    Thedor bricht sein Medizinstudium ab und geht nach Afrika, um ein Hilfsprojekt zu unterstützen und erlebt dort verwirrende Dinge, die ihn fast um den Verstand bringen und er landet im Sanatorium. Thedors Schwester Dora ist angehende Kunsthistorikerin, die auf ein übermaltes Bild stößt; unter dem Madonnenbild werden schreckliche Gestalten sichtbar. Der Journalist Lorenz will Albträumen bei Kindern auf den Grund gehen.

    Über allem liegt der Mythos eines Vogelgottes, der jedes der Familienmitglieder fasziniert. Es herrscht die ganze Zeit eine bedrohliche Atmosphäre, obwohl eigentlich nichts Dramatisches passiert. Die Geschichte ist unheimlich und man spürt eine unterschwellige Angst.

    Es ist ein irritierender Roman, den wohl jeder auf seine eigene Weise interpretieren kann. Man muss sich auf dieses Buch einlassen können.

    Eine schauerliche Geschichte.


    4/5