Reinhard Rohn - Engelstod

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Kommissarin Lena Larcher sieht mit Grauen dem Tag entgegen, an dem sich der Autounfall, bei dem sie Mann und Sohn verlor, zum ersten Mal jährt. Um den Erinnerungen zu entfliehen und um ihre Ängste zu bekämpfen, beschließt sie, an diesem Tag etwas Besonderes zu unternehmen. Sie meldet sich für einen Kletterkurs an. Der Trainer weist ihr eine blonde, schweigsame Frau als Partnerin am Seil zu, die sich als Tessa vorstellt. Noch am selben Abend steht eine verzweifelte Tessa vor Lenas Wohnungstür und bittet sie um Hilfe: Sie erklärt ihr, sie heiße eigentlich Dorit – und habe gerade entdeckt, dass ihr Mann ein Auftragsmörder ist!


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Reinhard Rohn, 1959 in Osnabrück geboren, lebt in Köln und Berlin und arbeitet als Verlagsleiter. Er hat zahlreiche Kriminalromane ins Deutsche übersetzt, bevor er selber mit dem Schreiben von Spannungsromanen begann. Unter dem Pseudonym Arne Blum hat er außerdem drei Romane mit Kim, dem Detektivschwein, veröffentlicht.


    Allgemeines

    Dritter Band der Reihe um Lena Larcher

    Erschienen am 21. September 2018 bei der dtv Verlagsgesellschaft als TB mit 320 Seiten
    Gliederung: 43 Kapitel – Epilog 1 – Epilog 2 – Danksagung

    Teilweise Ich-Erzählung (Dorit Zeiner), teilweise Erzählung in der dritten Person (Lena Larcher)

    Handlungsort und -zeit: Köln, ein Februar in der Gegenwart


    Inhalt

    Um sich am ersten Todestag ihres Mannes und Sohnes abzulenken, nimmt Lena Larcher an einem Kletterkurs teil. Dort lernt sie eine junge Frau kennen, die sich ihr zunächst unter einem falschen Namen vorstellt, die sie, nachdem sie erfahren hat, dass Lena Kriminalkommissarin ist, am Abend aber in ihrer Wohnung aufsucht und sie um Hilfe bittet. Dorit Zeiner ist zufällig in der Garage ihres Mannes Martin, der für den Verfassungsschutz tätig ist, auf eine Waffe und Fotos von Toten gestoßen; sie fürchtet, dass ihr Mann in Wirklichkeit ein Auftragskiller sein könnte. Lena findet heraus, dass es sich um Todesfälle handelt, die schon mehrere Jahre zurückliegen und als Selbstmorde ad acta gelegt wurden. Als es erneut zu einem vermeintlichen Selbstmord kommt und eine Bekanntschaft des Verstorbenen mit Martin Zeiner erwiesen scheint, kann dieser nicht mehr befragt werden, denn er kommt nicht mehr nach Hause…


    Beurteilung

    Mehrere ungeklärte Todesfälle über mehrere Jahre: ein Journalist, ein Steuerberater, ein polnischer Rocker und ein Kunstmaler – Menschen, die aus verschiedenen Lebenssphären stammten und einander offenbar nicht gekannt haben – wer sollte einen Auftragskiller auf sie angesetzt haben? Dorit muss feststellen, dass sie nach drei Ehejahren kaum etwas über ihren Mann gewusst hat, weder über seinen Berufsalltag noch über seine Vergangenheit. Nachfragen bei Martins wenigen Freunden bringen Dinge ans Licht, die ihr unbekannt waren. Lena, die im Fall des verstorbenen Kunstmalers ermittelt, bis Beamte des Verfassungsschutzes ihr den Fall aus der Hand nehmen, stellt eigenmächtig private Ermittlungen an und unterstützt Dorit, wo immer sie kann.

    Schnell erweist es sich, dass es sich um einen sehr komplexen Fall handelt, dessen Hintergründe und Zusammenhänge sowohl für die Protagonistinnen als auch für den Leser erst sehr spät absehbar sind. Der intelligent konstruierte Fall wird letztlich gut und nachvollziehbar aufgelöst, der Weg zur Erkenntnis ist allerdings steinig, da es im Leben von Dorit und auch von Lena einige „Baustellen“ gibt, deren Bearbeitung immer wieder in die laufenden Ermittlungen eingeflochten wird. Beide Frauen stehen jeweils zwischen mehreren Männern, bzw. Verehrern, diese Beziehungen blähen den Roman allerdings auf, ohne die Krimi-Handlung wirklich voranzubringen. Auch der Aufbau des Romans erfordert beim Leser durchgehende Aufmerksamkeit, denn er muss sich auf ständig wechselnde Perspektiven einstellen. In den Kapiteln mit ungerader Zahl tritt Dorit als Ich-Erzählerin auf, in denen mit geraden Zahlen wird in der dritten Person aus Lenas Perspektive erzählt.

    Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen, trotzdem ist es - gerade angesichts Lenas persönlicher Lebensgeschichte – sinnvoll, zunächst die beiden vorherigen Bände der Reihe („Leise, stirb leise“ , „Morgen stirbst du“) zu lesen.

    Der Erzählstil ist flüssig und anschaulich, auch wenn es mehrere Todesfälle gibt, so fehlt die Darstellung von Gewalt und Blutvergießen, deshalb können auch sensiblere Leser bei diesem Krimi unbesorgt zugreifen.


    Fazit

    Ein komplex und intelligent konstruierter, sehr unterhaltsamer Kriminalroman, der von etwas weniger „Beziehungskisten“ profitiert hätte!

    8 Punkte