Andreas Eschbach - NSA - Nationales Sicherheitsamt

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.
  • Gebundene Ausgabe: 800 Seiten

    Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover); Auflage: 1. Aufl. 2018 (28. September 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3785726252

    ISBN-13: 978-3785726259

    Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren


    Inhaltsangabe:


    Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...

    Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?


    Autoreninfo:


    Andreas Eschbach, geboren am 15.09.1959 in Ulm, ist verheiratet, hat einen Sohn und schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Er studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler. Von 1993 bis 1996 war er geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma. Als Stipendiat der Arno-Schmidt-Stiftung "für schriftstellerisch hoch begabten Nachwuchs" schrieb er seinen ersten Roman "Die Haarteppichknüpfer", der 1995 erschien und für den er 1996 den "Literaturpreis des Science Fiction-Clubs Deutschland" erhielt. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller "Das Jesus-Video" (1998), das im Jahr 1999 drei literarische Preise gewann und zum Taschenbuchbestseller wurde. ProSieben verfilmte den Roman, der erstmals im Dezember 2002 ausgestrahlt wurde und Rekordeinschaltquoten bescherte. Mit "Eine Billion Dollar", "Der Nobelpreis" und zuletzt "Ausgebrannt" stieg er endgültig in die Riege der deutschen Top-Thriller-Autoren auf.


    Meine Meinung:


    Titel: Er sieht alles...


    Von Andreas Eschbach habe ich bisher ausschließlich Jugendbücher gelesen, die mir richtig gut gefielen. Bei dem vorliegenden Buch war es einfach das Thema, was mich aufmerksam werden ließ. Meine Erwartungen waren groß, wurden jedoch um Längen übertroffen.


    Ehrlich gesagt bin ich nach der Lektüre immer noch sprachlos und völlig geflasht, daher fällt es mir fast schon schwer hier die richtigen Worte zu finden.


    In der Geschichte geht es um die Programmiererin Helene, die im Amt für Nationale Sicherheit arbeitet. Dieses Amt überwacht jeden Bürger. Doch dann verliebt sich Helene in den Falschen, einen Deserteur, dessen Leben in Gefahr ist. Für welchen Weg wird sie sich entscheiden? Für die Liebe oder dafür eine treue Deutsche zu sein?

    Das Besondere an dem Setting des Buches ist wohl, dass wir hier in eine reale Vergangenheit eintauchen, die mit Fiktion verwoben ist, denn hier gibt es bereits Smartphones und Computer.


    Richtig gut gefallen hat mir, dass sich der Autor auch sprachlich in dieser Zeit anders bewegt, denn aus Büro wird Bureau, aus Telefon wird Telephon, aus Computer wird Komputer usw.


    Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Protagonisten Eugen Lettke und Helene Bodenkamp. Beide arbeiten sie im Nationalen Sicherheitsamt, sie als Programmiererin, er als Analyst und Computerspezialist. Wir lernen beide Figuren als Kinder und Jugendliche kennen und erleben erst später wie sie in die Arbeitswelt eintreten.


    Besonders Eugen hat mir immer wieder eine Gänsehaut verschafft, denn er ist eine dunkle Persönlichkeit wie sie im Buche steht. Er ist der Sohn eines Kriegshelden und begibt sich nach einem Ereignis aus seiner Jugend auf einen persönlichen Rachefeldzug, wodurch uns als Leser erst bewusst wird, was für Auswirkungen es hat mittels Smartphone unter Dauerüberwachung zu stehen. Lettke war mir von der ersten Seite an unsympathisch und ich habe ihm so manches Mal die Pest an den Hals gewünscht. Er ist einfach die perfekte Figur, an der man sich aufreiben, sprich darüber aufregen kann. Seine Entwicklung war schlichtweg dem Bösen entgegen.


    Helene hingegen mochte ich direkt gern, einfach weil ich mich sofort mit ihr identifizieren konnte, weil wir so unglaublich viel gemeinsam haben. Ihre ständigen Selbstzweifel mögen den ein oder anderen Leser lästig sein, ich hingegen empfand es als absolut realistisch. Zudem macht Helene im Verlauf der Geschichte eine unglaubliche Verwandlung durch von der naiven Programmstrickerin, die schlicht nur Befehle ausführt bis hin zur kleinen Rebellin. Alle Höhen und Tiefen, die Helene nehmen muss, lassen einem als Leser das Herz höher schlagen. Auch ihre kleine Liebelei zu einem Fahnenflüchtigen hat mein Herz tief berührt.


    Alle Nebenfiguren sind ebenfalls gut gezeichnet und bieten für jeden Leser Persönlichkeiten, denen man sich nahe fühlt. Mein Highlight hier war ganz klar Cäcilia Schmettenberg.


    Richtig gut fand ich, dass auch zahlreiche real existierende Persönlichkeiten wie die Geschwister Scholl und ähnliche ihre Auftritte im Buch haben.


    Zum Ende des Romans hin zieht die Spannung nochmal richtig an und man kann einfach nicht mehr aufhören mit der Lektüre eh dann am Ende der ganz große Knall kommt und man als Leser nur denkt: Bitte was? Ich habe das Buch abends um 22 Uhr beendet und konnte danach nicht mehr schlafen, weil mir danach so viele Fragen durch den Kopf gingen.


    Selten hat es eine Geschichte geschafft mich so sehr zu fesseln und dass ich auch wenn ich mal nicht gelesen habe dauernd an die Handlung und die Figuren denken musste. Auch passiert es mir eher selten, dass ich dauernd über meine aktuelle Lektüre reden muss. Als Leser bekommt man Liebe, Intrigen, jede Menge Gänsehautmomente und vor allem ordentlich Stoff zum Nachdenken.


    Fazit: Ein Buch das seinesgleichen sucht und sehr deutlich macht, was das digitale Zeitalter für einen parat hält. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen, da es mich restlos begeistert hat. Für mich ein Must- Read im Lesejahr 2018 und mein neues Lieblingsbuch. Absolute Spitzenklasse!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Danke Dir, dann fange ich direkt mit dem Hörbuch an, statt nächste Woche. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Ich hatte das Buch übrigens als Vorabexemplar, daher konnte ich so zeitig eine Rezension dazu schreiben. Es ist sehr seitenstark, aber das merkt man nur beim Halten, beim Lesen hätte es noch ewig so weitergehen können.


    Ich kann es wirklich jedem nur empfehlen. In meiner Familie wird sich derzeit gestritten, wer es jetzt als erstes lesen darf. ;)

  • Was wäre, wenn es zur Zeit des Nationalsozialismus schon Computer gegeben hätte? Andreas Eschbach mischt in „NSA“ die realen historischen Begebenheiten mit modernen Überwachungstechniken und fiktiven Elementen. Das Ergebnis ist ein vielschichtiger Roman, der trotz seines Umfangs von stolzen 800 Seiten keinerlei Längen aufweist.

    Die Hauptpersonen sind die junge Programmiererin Helene Bodenkamp und der Analyst Eugen Lettke, die beim Nationalen Sicherheits-Amt arbeiten. Dort werden die zahllosen Daten, die das Regime über die Bevölkerung gesammelt hat, verknüpft, um Gegner des Nationalsozialismus ausfindig zu machen.

    Helene ist zu Beginn der Geschichte noch ein Schulmädchen, dass die Begeisterung der Eltern für Hitler hinnimmt, ohne sie zu hinterfragen. Als junge Erwachsene beginnt die zutiefst unsichere Helene, mit derselben unkritischen Einstellung beim NSA zu arbeiten. Erst mit der Zeit werden ihr die erschreckenden Auswirkungen ihrer Arbeit bewusst und sie möchte nicht länger für die Deportation versteckt gehaltener Juden und ähnliche Gräueltaten mitverantwortlich sein. Im Verborgenen beginnt Helene, ihre Möglichkeiten als exzellente Programmiererin zum zaghaften Widerstand zu nutzen…

    Helene ist in diesem Roman die Figur, mit der man fühlt, hofft und bangt. Ganz anders ihr Kollege Eugen Lettke, der die Daten des NSA lieber für seine persönlichen, widerwärtigen Neigungen benutzt. Dennoch verflechtet sich seine Geschichte mit Helenes und die beiden stoßen gemeinsam auf etwas, das größer ist, als sie sich jemals hätten vorstellen können…

    „NSA“ bietet neben einem interessanten Einblick in die Kunst des Programmierens erschreckende Erkenntnisse über das Datensammeln von Regierungen und die daraus entstehenden Möglichkeiten, die Bevölkerung zu kontrollieren und zu unterdrücken.

    Fazit:


    Ein vielschichtiger Roman, der Realität und Fiktion geschickt miteinander verknüpft und zum Nachdenken über die Gefahren von Datensammlungen anregt – 10 Eulenpunkte.

  • Niemand hat nichts zu verbergen


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    Die Dioneaea muscipula, gemeinhin auch als „Venusfliegenfalle“ bekannt, ist eine fleischfressende Pflanze, die ihre Beute über einen für Insekten und Spinnentiere reizvollen Nektar anlockt, und wenn die Viecher dann quasi sehenden Auges in die leuchtendrote Falle hopsen, um den leckeren Sirup zu schlabbern, klappt sie zu - und die Beute wird ganz allmählich (und vielleicht sogar genussvoll) verdaut.


    Mit Menschen funktioniert dieses Prinzip auch. Sie brauchen allerdings keinen Nektar, denn es ist lediglich ihre eigene Bequemlichkeit, die sie sämtliche Gefahren vergessen und in jede noch so simpel aufgebaute Falle tappen lässt. Wer den Leuten ein bisschen Komfort und einen Tupfer mehr - und sei es auch nur vorgetäuschte - Lebensqualität anbietet, dem kaufen sie umgekehrt alles ab, dem überlassen sie ihr Hab und Gut - und letztlich sogar ihr Leben.


    Zum Beispiel all diesen Datenkraken, von Google über Facebook, Whatsapp, Snapchat und Instagram bis hin zu Apple und Amazon. Ohne auch nur mit einem Wimpernhärchen zu zucken, hinterlassen die Nutzer bei diesen und vielen, vielen anderen Diensten - vom Mobilfunkanbieter über die Coud-Datendienste bis zur Fitnessdatenbank - monströse Datenmengen, die Auskünfte und Analysen erlauben, die Lichtjahre weit über alles hinausgehen, das wir unseren intimsten Freunden mitzuteilen bereit wären. Und je kostengünstiger die Sache vermeintlich zu sein scheint, umso offenherziger gehen wir sie an. Dabei sollte eigentlich jeder Depp den Grundsatz kennen: „Wenn etwas nichts kostet, dann bist Du selbst die Ware.“



    Der deutsche Erfolgsautor Andreas Eschbach, dem neben seinem berühmten „Das Jesus-Video“ viele andere verblüffende und extrem unterhaltsame Romane zu verdanken sind - mein bisheriger Liebling war „Ausgebrannt“ -, hat sich von dieser eigenartigen und bedrohlichen Entwicklung zu einem ungeheuer interessanten, extrem spannenden und äußerst clever umgesetzten Gedankenexperiment inspirieren lassen.


    Der britische Professor für Mathematik Charles Babbage hat im Jahr 1822 die „Difference Engine“ vorgestellt, eine rein mechanische Apparatur, die dazu in der Lage war, komplexe Funktionen zu lösen. Elf Jahre später legte Babbage die Entwürfe für eine „Analytical Engine“ vor, einen weiteren Mechanismus, der jedoch allgemein programmierbar gewesen wäre. Sogar Programme, die auf dieser Maschine lauffähig gewesen wären, wurden kurz darauf präsentiert, unter anderem von der britischen Mathematikerin Ada Lovelace (nach der später die Programmiersprache „Ada“ benannt wurde und die gemeinhin als erste Programmiererin der Welt gilt), und es stellte sich lange nach Babbages Tod heraus, dass sowohl die Maschine, als auch die Software funktioniert hätten, was nicht weniger als den Beginn des Computerzeitalters bedeutet hätte. Aber sie wurde nicht gebaut, weil sich keine Finanzierung fand. Dadurch wurde erst Konrad Zuses berühmte Erfindung im Jahr 1941, also über hundert Jahre später, zum ersten funktionierenden, programmierbaren Computer, aber eigentlich hätte all das schon viel, viel früher beginnen können.



    Und genau dorthin lässt Eschbach die Realität sich verzweigen. In den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts ist das Bargeld bereits abgeschafft, weil die Bürger mit ihren aus Bakelit gefertigten, mobilen und etwas klobigen Volkstelephonen bezahlen können, über die sie sich außerdem im „Deutschen Forum“ äußern, ins Weltnetz Elektrobriefe verschicken, Konzertkarten bestellen und ihr „Tagebuch“ führen, eine kostenlose Anwendung, die von der Reichsregierung zur Verfügung gestellt wurde. Wer etwas auf sich hält, besitzt einen Komputer, aber die meisten davon stehen in der vorläufig zivilen Einrichtung „NSA“, dem Nationalen Sicherheits-Amt, das in den Zwanzigerjahren eingeführt wurde, um die gewaltigen Datenströme zu überwachen, die anfallenden Datenmengen in riesigen Datensilos zu horten und so gut wie alles mitzuhören und mitzuschneiden, was die Bürger des Reichs mit ihren Telephonapparaten, Komputern oder auch Fernsehern tun. Denn all diese Geräte sind natürlich zugleich Überwachungssysteme.


    Als die Nazis dann die Macht übernehmen, erkennt zunächst noch niemand von ihnen die Bedeutung dieses Amtes, das Zugriff auf sämtliches Wissen über alle Bürger hat. Ganz im Gegenteil wird auch dessen Personal eingezogen und reduziert, als der Krieg beginnt, bis die Mitarbeiter des NSA auf die Idee kommen, Datenanalysen und Auswertungen durchzuführen, die der SS dabei helfen würden, versteckte Reichsfeinde - vor allem natürlich Juden - aufzuspüren. Die Programmstrickerinnen und Analysten des NSA werten dafür die Einkaufsdaten aus, setzen den durchschnittlichen Kalorienverbrauch der Bürger in ein Verhältnis mit den durch diesen Bürger käuflich erworbenen Nahrungsmengen, und wenn das eine vom anderen deutlich abweicht, müssen sich mehr Esser im Haus befinden, als dort eigentlich sein dürften. Auf diese Weise wird als erstes eine jüdische Familie namens Frank gefunden, versteckt in einem Haus in Amsterdam, sehr zur Freude des „Reichsführers SS“ Heinrich Himmler, dem auf diese Weise verdeutlicht wird, wie kriegswichtig das NSA ist - eine Voraussetzung, um weiter existieren und eigentlich kriegstaugliche Männer beschäftigen zu dürfen.



    Einer von diesen Männern ist Eugen Lettle, Arier mit Dreifach-A-Status, was bedeutet, dass er sehr gut gebaut, blond und blauäugig ist - und demzufolge allerfeinstes Erbgut besitzt. Lettle ist Analyst beim NSA, also jemand, der Querverbindungen vermutet - und dann die ausschließlich weiblichen Programmierer, die Programmstrickerinnen genannt werden, darauf ansetzt, die Datenabfragen und Programme zu erstellen, die das überprüfen und die entsprechenden Auswertungen erstellen. Lettle hat schon immer gerne Menschen beobachtet, ihre Geheimnisse erforscht und die Ergebnisse dieser Forschung gegen die Leute eingesetzt, um sie zu erpressen. Einmal, noch als Junge, ist er damit allerdings ziemlich heftig auf die Nase gefallen, und die Rache für jenen demütigenden Tag treibt ihn nach wie vor um. Insgeheim sucht er in den Datenmassen des NSA nach Spuren jener vier Frauen, die ihn damals, noch als Kinder, lächerlich gemacht haben, und er findet nach und nach Fakten, die er gegen sie verwenden kann, um sie zu erpressen und sexuell zu missbrauchen.



    Helene Bodenkamp ist ein Mauerblümchen. Sie ist zwar die Tochter eines berühmten Chirurgen, aber ein eher unscheinbares Persönchen und für Männer offenbar uninteressant. Als sie Zweite eines Programmiererinnenwettbewerbs wird, wird das NSA auf sie aufmerksam, das sie nach dem Abitur auch anwirbt. Schnell entwickelt sich Helene dort zu einer der besten Entwicklerinnen - wie keine andere beherrscht sie „SAS“, die Strukturierte Abfragesprache, Eschbachs frühe Fassung von SQL, jener Datenbanksprache, mit der heute die meisten Datenbanksysteme arbeiten. Ganz nebenbei enthält der Roman einen Grundkurs in diesem reichsdeutschen SQL.



    Helene und Eugen mögen sich zwar nicht, aber sie werden zu den Schlüsselfiguren im NSA. Sie sind es nicht nur, die Himmler mit ihren Ideen von der Kriegswichtigkeit des Amts überzeugen, sie entwickeln auch die Grundlage für viele Aktionen der SS, die Deportationen und Liquidationen zur Folge haben, was inoffiziell natürlich niemand weiß. Während das Lettle kaum interessiert, wird Helene Bodenkamp nach und nach bewusst, woran sie da mitarbeitet, was am Ende dieser Entwicklung stehen wird, wer die Opfer sind. Und da sie inzwischen in einen Deserteur verliebt ist, den Freunde von ihr verstecken, lautet schließlich die alles entscheidende Frage: Wird sie es aufhalten können? Ist sie stärker als die Komputer und die ungeheuerlichen Datenmengen?



    Andreas Eschbach hat das Szenario bravourös und bis ins Detail stimmig durchgehalten, und er gibt nicht einfach nur den Nazis Computer in die Hände - er denkt vor allem das weiter, was unsere Gesellschaften derzeit schon zu einem Gutteil bestimmt und über Kurz oder Lang beherrschen wird. Dieser Roman ist nicht einfach Überwachungskritik mit dem Nazi-Brecheisen, obwohl Eschbach durchaus den Reizen des einen oder anderen Effekts erliegt, aber keineswegs zum Schaden der Geschichte. Er führt sehr anschaulich und mit verständlichen Mitteln vor Augen, was der Unterschied zwischen Daten und Wissen ist, wo die Privatsphäre enden sollte und die Überwachung beginnt, wie sich Daten und Analysen verselbständigen - und irgendwann zu einer Falle werden, aus der es kein Entrinnen mehr gibt, weil auch diejenigen Instanzen, die vorher die Kontrolle hatten, längst unter ihre Kontrolle geraten sind.


    Ein packender, großartig gemachter, spannender und verblüffend endender Roman, der eigentlich Pflichtlektüre werden müsste. Denn spätestens nach dieser müsste jeder Mensch, der mal den absolut idiotischen Satz „Ich habe nichts zu verbergen“ von sich gegeben hat, vor Scham im eigenen Datensumpf versinken.


    „NSA - Nationales Sicherheits-Amt“ stößt deshalb „Ausgebrannt“ vom Thron meiner Lieblings-Eschbach-Romane. Neben Juli Zehs „Leere Herzen“ ist das einer der wichtigsten deutschsprachigen Romane der letzten Jahre, die unterhaltsame und zugleich eindringliche Gesellschaftskritik präsentieren.


  • Es ist eine interessante Frage, die Andreas Eschbach da in seinem neuen Roman stellt: Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon die heute bekannte totale Überwachung durch Computer gegeben hätte? Natürlich wären dafür einige geschichtliche Korrekturen nötig, aber die arbeitet Eschbach geschickt ein und verwebt real existierende Personen wie Sir Charles Babbage (der hier im 19. Jahrhundert den ersten (dampfbetriebene) mechanischen Lochkarten-Computer erfand) so perfekt mit dem Erdachten, dass trotz eines gewissen phantastischen Steampunk-Gefühl alles glaubhaft erscheint.

    Mindestens genauso interessant wie das Szenario sind die Charaktere. Man fiebert mit der Programmiererin Helene und hegt stellenweise sogar Sympathien für ihren rachsüchtigen Vorgesetzten Eugen Lettke. Ihr Werdegang wird parallel zum Aufstieg der Nationalsozialisten geschildert und verknüpft ebenfalls Fakten und Fiktion. Bitter und heftig wird es durch die Erwähnung bzw. den Einbau von tragischen Zeitzeugen wie Anne Frank oder den Geschwistern Scholl, die in dieser Welt durch die Analysen der NSA gefasst werden. Aber „NSA“ ist kein Wohlfühlroman und muss weh tun. Mir persönlich fiel das Ende etwas zu düster und deprimierend aus, aber auch das muss vermutlich bei einem Thema wie diesem so sein.

  • Gebundene Ausgabe: 800 Seiten

    Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover); Auflage: 1. Aufl. 2018 (28. September 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3785726252

    ISBN-13: 978-3785726259

    Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren


    Inhalt (von Verlagsseite)

    Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...

    Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?


    Über den Autor (von Verlagsseite)

    Andreas Eschbach, geboren am 15.09.1959 in Ulm, ist verheiratet, hat einen Sohn und schreibt seit seinem 12. Lebensjahr.


    Er studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler. Von 1993 bis 1996 war er geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma.


    Als Stipendiat der Arno-Schmidt-Stiftung "für schriftstellerisch hoch begabten Nachwuchs" schrieb er seinen ersten Roman "Die Haarteppichknüpfer", der 1995 erschien und für den er 1996 den "Literaturpreis des Science-Fiction-Clubs Deutschland" erhielt. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller "Das Jesus-Video" (1998), der im Jahr 1999 drei literarische Preise gewann und zum Taschenbuchbestseller wurde. ProSieben verfilmte den Roman, der erstmals im Dezember 2002 ausgestrahlt wurde und Rekordeinschaltquoten bescherte. Mit "Eine Billion Dollar", "Der Nobelpreis" und zuletzt "Ausgebrannt" stieg er endgültig in die Riege der deutschen Top-Thriller-Autoren auf.


    Nach über 25 Jahren in Stuttgart lebt Andreas Eschbach mit seiner Familie jetzt seit 2003 als freier Schriftsteller in der Bretagne.


    Meine Meinung

    Andreas Eschbach hat mit seiner Idee, die heutige uns zur Verfügung stehenden Technik in das Jahr 1942 zu setzen einen fesselnden Roman geschrieben. Einige seiner Ideen fand ich recht interessant und erschreckend zu gleich. Immer im Hinterkopf, dies oder jenes könnte sofort in unserer Zeit umgesetzt werden.

    Wir lernen die Programmstrickerin Helen und den Überwachungstechniker Eugen Lettke kennen. Wir erfahren einiges über ihre Herkunft und Vergangenheit. Beide nutzen ihre Stelle beim NSA, Helen um einen Fahnenflüchtigen zu schützen, Eugen für einen persönlichen Rachefeldzug. Beide schützen ihre Geheimnisse voreinander, durch ihre Zusammenarbeit teilen sie aber auch welche miteinander vor allen anderen.

    Ein spannender Roman, den man nur schwer aus der Hand legen kann.


    Von mir gibt es 5 von 5 Punkten.

  • Nachdem mir „Ausgebrannt“ von Andreas Eschbach so gut gefallen hat, durfte ich mir „NSA“ nicht entgehen lassen. Wie bei dem vorgenannten Buch könnte ich dieses auch kaum aus der Hand legen.


    Andreas Eschbach beschreibt eine Welt, in der zur Zeit Hitlers Komputer und Telephone, die die Menschen auf Schritt und Tritt überwachen, Gang und Gäbe sind. Wie das ganze ausgeht, kann man sich vermutlich ausmalen.


    Die Hauptcharaktere sind Helene Bodenkamp, die ihren heimlichen Geliebten beschützen möchte und Eugen Lettke, der sich einiger widerwärtiger Dinge schuldig macht. Anfangs fand ich Helene ziemlich naiv, aber im Laufe des Buches hat sich das gelegt. Sie ist ein schlaues Köpfchen und bekommt auch im Laufe der Zeit eine Ahnung, wie es im Deutschen Reich so läuft. Eugen Lettke dagegen hat mich vor Schwierigkeiten gestellt. Einerseits fand ich ihn widerlich, andererseits tat er mir leid. Auf den 800 Seiten kam die Spannung nie zu kurz. Sobald man sich in Sicherheit wiegte, ist wieder etwas vorgefallen. Das einzige, was den ein oder anderen langweilen könnte, ist die Einstreuung von Abfragen aus dem Komputersystem, die sehr an Excel erinnern. Gut gefallen hat mir die Anlehnung an die alte Rechtschreibung und Ausdrucksweise. Worte wie Bureau, Fräulein und die oben schon genannten Komputer und Telephon haben den Leser immer wieder in die Zeit zurück gebracht, in der das Buch spielt.


    „NSA“ ist für mich rundum gelungen und zeichnet ein sehr realistisches Bild von dem, was hätte kommen können und was heutzutage schon zu einem großen Teil da ist. Sehr empfehlenswert!

  • Titel: NSA

    Autor: Andreas Eschbach

    Verlag: Lübbe

    Erschienen: September 2018

    Seitenzahl: 800

    ISBN-10: 3785726252

    ISBN-13: 978-3785726259

    Preis: 22.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...

    Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?


    Der Autor:

    Andreas Eschbach, geboren 1959 in Ulm, verheiratet, schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller Das Jesus-Video (1998), dem er 2014 mit Der Jesus-Deal eine spektakuläre Fortsetzung folgen ließ. Mit Romanen wie Eine Billion Dollar, Ausgebrannt und Herr aller Dinge stieg er endgültig in die Riege der deutschen Top-Autoren auf. Sein Bestseller Todesengel befasst sich mit dem brisanten Thema Selbstjustiz.


    Meine Leseeindrücke:

    Es ist immer ein sehr schwieriges Unterfangen, wenn man Dinge aus der jetzigen Zeit in eine vergangene Zeit packt und sie dort dann zur Normalität werden lässt. In der Regel geht das zumeist gründlich schief. Und auch bei diesem Roman von Andreas Eschbach ist das gründlich in die Hose gegangen.

    Gerade den Spruch „Alles hängt mit allem zusammen!“ hat er nicht berücksichtigt. So schreibt er beispielsweise von den Panzereinheiten die die Sowjetunion angriffen, wobei in heutiger Zeit eben kein Angriff von der Panzerwaffe vorgetragen wird – jetzt beginnt man eine militärische Auseinandersetzung mit gezielten Luftschlägen. Nach dem Stand der Technik, der in diesem Roman beschrieben wird, wären sicher auch die militärtaktischen Überlegungen andere gewesen – als zu damaliger Zeit. Das aber wurde nicht berücksichtigt. Sicher nur eine Kleinigkeit, aber es sich eben diese Kleinigkeiten, die schon nerven und das Lesevergnügen erheblich schmälern.

    Zudem frage ich mich, wie die Kommunikation zwischen den Kontinenten lief – ohne Satelliten? Sicher doch nicht durch irgendwelche im Wasser verlegten Kabel, die in Nullkommanichts hätten gekappt werden können. Und ein visionärer Roman wird nicht dadurch besser, in dem man den Begriff „Computer“ mit einem „K“ beginnen lässt.

    Ich habe den Roman so verstanden, dass offenbar nur das Deutsche Reich und die USA über die dargestellte Technik verfügten. Eine Annahme, die kaum logisch zu erklären ist.

    Jedes Zeitalter hat seine Zeit und die sollte man ihm auch belassen und nicht irgendwas ranpappen, was da einfach oftmals nur lächerlich wirkt.

    Dieser Roman – von dem ich mehr erwartet hätte – lässt mich einigermaßen enttäuscht zurück.

    Genaugenommen bin ich sogar einigermaßen genervt.

    Die Handlung plätschert mehr oder weniger lustlos vor sich hin. Die handelnden Personen entwickeln kaum eigene Konturen, sondern wirken hölzern und stereotyp. Klischee reiht sich an Klischee.

    Schade, aus dem Roman hätte wirklich was werden können – wurde es in meinen Augen aber nicht.

    Lesenswert? Für den der solche kruden, wenigen durchdachten Geschichten mag – sicher. Für den der es gern seriöser hätte (auch der Blick in die Zukunft oder Vergangenheit kann seriös sein) wohl eher nicht.

    4 Eulenpunke – womit ich in erster Linie die Fleißarbeit des Autors würdigen möchte,

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • 1942, Weimar. Die Nazis sind an der Macht in Deutschland und befinden sich mit der Welt im Krieg. Doch in diesem Szenario steht ihnen das Weltnetz (eine Art heutige Form des Internets) zur Verfügung und somit die totale Überwachung. Was lässt sich damit anfangen? Kann damit der Krieg gewonnen werden?


    Es ist ein wenig schwierig über den Inhalt oder gar das ganze Buch zu schreiben, weil es so viele verschiedene Facetten hat und dabei ein sehr sensibles Thema behandelt. Das Buch beschreibt eine Parallelwelt. Historische Ereignisse liegen zugrunde geschmückt mit dem Internet, was also niemals stattgefunden hat. Ich fand das Buch überraschend leicht zu lesen. Die Seiten flogen so dahin, während die Bedrückung über weite Teile bei mir ausblieb. Ich weiß aber, dass es anderen anders ging. Aber von vorne.


    Eschbach nimmt sich die Zeit uns Leserinnen in seine erdachte Welt einzuführen. Wie kam es, dass es 1942 schon das Weltnetz gab? Was ist das Weltnetz? All das und noch mehr erklärt er direkt zu Beginn. Das hat mir sehr gut gefallen, weil es ein mühsames Eingewöhnen in die Welt erspart hat und man von Anfang an mittendrin sein konnte. Um zu verdeutlichen, was das Weltnetz kann, wird direkt zum Einstieg eine Szene gewählt, in der versteckte Juden anhand der Kalorienzahl, die Menschen einkaufen (Bargeld wurde schon vor einiger Zeit abgeschafft, so dass nur noch elektronisch bezahlt werden kann), gefunden werden. Ein bisschen plakativ stößt man hier direkt auf Anne Frank und ihre Familie. Danach macht Eschbach einen Zeitsprung zurück und wir lernen zwei der beteiligten Figuren und ihren Weg ins NSA (=Nationales Sicherheits-Amt) kennen: Helene und Eugen.


    Unterschiedlicher können Figuren kaum sein. Helene ist schüchtern, aber sehr intelligent und somit eine der begabtesten Programmiererinnen. Ein Beruf, der damals als reiner Frauenberuf galt. Eugen will vor allem zwei Dinge: Dem Krieg entkommen und sich an ein paar Frauen rächen, die ihn als Kind gedemütigt haben. Dadurch "entdeckt" er seine Vorliebe für sexuelle Gewalt und lebt diese an den Frauen aus. Das gelingt ihm vor allem dadurch, weil er Zugang zu sämtlichen Daten hat. Durch Eugen wird also auch der private Missbrauch von Daten thematisiert. Doch ich habe in beiden Personen Entwicklungen gesehen, die mich durchaus gefesselt haben. So wird die Handlung durch diese beiden Personen getragen und im Gegensatz zu manch einer negativen Stimmen fand ich die Personen nicht zu einseitig dargestellt. Es stimmt zwar, dass die Facettenpalette eher schmal gehalten ist, aber dennoch nicht einseitig und vor allem - so empfand ich es - an die damalige Zeit angepasst wurde. Helene ist so das Produkt ihrer Gesellschaft, auch wenn gewisse Umstände sie in den Widerstand zwingen, so wäre sie aus eigenem Antrieb nicht dorthin gekommen.


    Manche Ereignisse basieren auf vielen Zufällen. Ich habe das mit ein wenig Skepsis wahrgenommen, aber dadurch dass es der Spannung des Plots diente, konnte ich die so hinnehmen.


    Alles in allem hat der Roman mich gut unterhalten, aber weniger zum Nachdenken gebracht, als ich anfangs gedacht habe. Zudem habe ich einen großen Kritikpunkt, was das Ende von Helene angeht. (Zumindest die Entscheidung von ihr kurz vor dem Ende.) Ich will darauf jetzt nicht zu detailreich eingehen, aber das war für mein Empfinden ziemlich unempathisch.


    Dennoch lohnt sich das kleine Gedankenspiel, welches Andreas Eschbach hier verfolgt.

  • Mit seinen 800 Seiten hat der bereits bekannte Autor Andreas Eschbach ein Szenario geschaffen, welches unheimlich interessant, aber auch beängstigend wirkt. Die historische Vergangenheit zur Zeit des 2. Weltkriegs wird gepaart mit der digitalen Welt von heute. Im Hintergrund steht die Frage, wie hätten sich die Kriegsgeschehen damals verändert, wenn die Leute zu dieser schon so überwacht gewesen wären? Hätten sich Juden auf Dauer verstecken können? Das war ja damals schon sehr schwer genug. Oder was würde heute passieren, wenn ähnliche Kriegsgeschehnisse unser Land überschatten würden?


    Ich hatte bei den Personen die Darsteller von Babylon Berlin im Kopf, da die Serie parallel im Fernsehen lief. Die im Buch vorkommenden Personen waren allesamt detailliert dargestellt, manche habe ich sehr gerne gemocht, andere gehasst. Dafür gibt es großes Lob an den Autor.


    Die Sache mit der Datenspeicherung geht mir nicht aus dem Kopf, dürfen im Buch die Daten nicht persönlich gespeichert werden, sondern müssen in Datensilos abgelegt werden. Völlige Datenüberwachung ist somit garantiert. Auch, dass das Bargeld abgeschafft wurde, macht totale Kontrolle kinderleicht.


    Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen, es war unterhaltsam, die Sprache angenehm lesbar, aber es regt auch sehr zum Nachdenken an. Ich werde diese außergewöhnliche Geschichte sicher nicht so schnell vergessen.


    Von mir gibt es 10 Punkte.

  • Ich hatte bisher noch kein Buch des Autors gelesen, aber der Klappentext klang für mich so interessant, daß ich dieses 800-Seiten-Werk unbedingt lesen wollte. Die Geschichte zeichnet sich dadurch aus, daß der Autor die historischen Vorkommnisse mit fiktiven Fakten ausgestaltet hat. Und ich gestehe offen, auf den ersten 50 Seiten konnte ich nicht gleich eintauchen in die Story, es dauerte einige Zeit bis es mich gepackt hat. Bewegend und schwierig zu lesen war für mich beispielsweise das Auftauchen von Anne Frank und den Geschwistern Scholl. Da Andreas Eschbach eine alte Schreibweise gewählt hat, wurde dem Leser immer wieder klar vor Augen geführt, daß wir uns nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit befinden. Erwähnenswert finde ich, daß die Abschaffung des Bargeldes schon stattgefunden hatte.


    Es beginnt in Weimar 1942. Hauptfiguren sind die Programmstrickerin Helene Bodenkamp und ihr Chef, der Analyst Eugen Lettke, die im NSA arbeiten - für mich GUT und BÖSE. Helene macht im Laufe der Zeit eine beachtliche Entwicklung durch. Von der naiven Programmiererin wird sie zur Geliebten eines Deserteurs, kämpft für ihre Liebe und versucht ihn zu retten. Eugen Lettke hingegen war mir bereits von Anfang an wegen seiner absolute Treue zum System und seines Rachefeldzuges unsympathisch und das hat sich auch bis zum Ende nicht geändert.


    Ein Roman, der seine Leser zum Nachdenken und zur Frage aufrütteln sollte – Was gebe ich von mir im großen www. preis? Vor allem was weiß das www. ohnehin schon von uns aufgrund unserer Kartenzahlungen, Buchungen, Bewertungen – abgesehen von Facebook, Instagram & Co.


    Ein Buch und Experiment, das mir bestimmt noch länger im Gedächtnis bleiben wird.