Dave Eggers: Die Mitternachtstür [ab 10 Jahre]

  • Dave Eggers: Die Mitternachtstür

    FISCHER Sauerländer 2018. 368 Seiten

    ISBN-10: 3737356297

    ISBN-13: 978-3737356299. 17€

    Vom Verlag empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren

    Originaltitel: The Lifters

    Übersetzerin: Ilise Layer

    Illustrator: Aaron Renier


    Verlagstext

    Als Gran mit seinen Eltern in eine verschlafene Kleinstadt zieht, kriegt er zuerst einmal einen Schreck: In den Straßen klaffen Risse, die Häuser stehen schief, und alles scheint seinen Halt verloren zu haben. Dann begegnet er der geheimnisvollen Catalina und sieht, wie sie an einem Berghügel eine geheime Tür öffnet und sich Zugang zu einem unterirdischen Labyrinth aus Tunneln verschafft. Gran erfährt, dass die Stadt vom Versinken bedroht ist und dass er und Catalina die Einzigen sind, die sie noch retten können …


    Der Autor

    Dave Eggers wurde am 12. März 1970 geboren und ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren. Er studierte Journalismus an der University of Illinois, Urbanam bis er die Uni im Alter von 21 Jahren abbrach, um sich nach dem Krebs-Tod seiner Eltern um den jüngeren Bruder Toph (Christopher Eggers) zu kümmern. Gemeinsam mit einem Freund übernahm er dort die lokale, kostenfreie Zeitung Cups, die sie nach und nach in das Satiremagazin Might umwandelten. In San Francisco gründete Eggers 2002gemeinsam mit dem Lehrer Nínive Clements Calegari 826 Valencia, eine gemeinnützige Schreibschule für Kinder von 6-18 Jahren. Die Schule hat mittlerweile sieben Ableger in Amerika. Im April 2010 kam das gemeinnützige Projekt ScholarMatch hinzu, das einen Kontakt zwischen Spendern und Studenten herstellt, die ihr Studium nicht selbst finanzieren können. Dave Eggers ist mit der Schriftstellerin Vendela Vida verheiratet und lebt mit den beiden gemeinsamen Kindern in der Nähe von San Francisco.


    Inhalt

    “Gran wollte nicht nach Carousel ziehen …“ In seiner neuen Schule in Carousel schüttelt der schmächtige Zwölfjährige seinen sperrigen Vornamen Granite/Granit kurzentschlossen ab und nennt sich von nun an Gran. Weil sein Vater als Automechaniker keine Arbeit findet, zog Grans Familie vom Atlantik zurück in den hügeligen Heimatort der Familie Flowerpetal. Doch auch hier haben die Menschen zu wenig Geld, um sich überhaupt ein Auto zu leisten, so dass der Vater nicht mehr als Gelegenheitsjobs findet. Grans Mutter sitzt seit seiner frühen Kindheit im Rollstuhl und hat irgendwann aufgehört zu zeichnen. Gran war bereits 2 Wochen lang zum Unterricht gegangen, als seine Lehrerin Ms. Rhapsod endlich ihren neuen Schüler entdeckt. Vielleicht hätte er sich doch besser Grant nennen sollen, um für andere nicht unsichtbar zu sein. Im Hausmeister El Duque, einem ehemaligen Jockey, findet Grant eine verwandte Seele. El Duque hat früher Holzpferde für Karussells geschnitzt, der Ort Carousel war damals berühmt für seinen Karussellbau.


    Seinen neuen Wohnort findet Gran höchst sonderbar. Die Häuser neigen sich, als würden sie im nächsten Moment den Berg hinab rutschen, im Ort läuft eine sonderbare Plakatkampagne gegen eine angebliche Elchplage und dann entdeckt er auch noch Catalina, die mit einem merkwürdigen Gegenstand in der Hand in einem Spalt im Gelände zu verschwinden scheint. Während das erste Haus bereits eingestürzt ist, beraten die Erwachsenen noch aufgebracht darüber, ob sie zur Vergrämung der Elche einen Hubschrauber anschaffen sollten. Die Unterhöhlung des Untergrunds scheint sich inzwischen weit über den Ort hinaus auszubreiten, als würde ein riesiger Wurm einen Tunnel unter unserer Welt graben. Im Kampf gegen den gierigen Untergrund erweist sich Grans geringe Größe als Vorteil. Doch die eigentliche Ursache, die Hoffnungslosigkeit der Menschen, müssen die Einwohner von Carousel erst noch begreifen. Grant erfährt indessen, dass Catalina zu den berühmten Liftern gehört und dass des Rätsels Lösung in der Geschichte seiner Großeltern liegen könnte …


    Fazit

    In einfachen, kurzen Sätzen und sehr kurzen Kapiteln mit viel Zwischenraum erzählt Dave Eggers von der Bewährungsprobe eines außergewöhnlich kleinen Zwölfjährigen. Angenehm fand ich, dass englische Begriffe in der Geschichte erhalten bleiben und nicht übersetzt werden. Eingebettet sind die Abenteuer in den wirtschaftlichen Niedergang einer Region, der sich wie Ringe im Wasser immer weiter ausbreitet. Schräge Ereignisse beschreibt Eggers in höchst nüchternem Ton. Dass man sich über nicht vorhandene Elche ereifert, während das eigene Haus in einem riesigen Loch verschwindet, ist doch völlig logisch – oder? Die Geschichte wirkt, indem ihre Leser die Zusammenhänge noch vor Gran ahnen.


    Ein skurriles Buch mit pädagogischer Botschaft, das auch ungeübte (männliche) Leser begeistern kann.


    9 von 10 Punkten