Neujahr - Juli Zeh

    • Originaltitel: Neujahr
    • Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
    • Verlag: Luchterhand Literaturverlag (10. September 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 9783630875729
    • ISBN-13: 978-3630875729
    • ASIN: 3630875726


    Kurzbeschreibung (Quelle Amazon)
    Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passsieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon. Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier in Femés. Damals hatte sich etwas Schreckliches zugetragen - etwas so Schreckliches, dass er es bis heute verdrängt hat, weggesperrt irgendwo in den Tiefen seines Wesens. Jetzt aber stürzen die Erinnerungen auf ihn ein, und er begreift: Was seinerzeit geschah, verfolgt ihn bis heute.


    Mein Leserlebnis

    Zuerst bin ich nicht so richtig schlau geworden aus dem abgehakten Schreibstil, den die Autorin in der ersten Hälfte des Buches präsentiert.

    Seltsam sperrig und merkwürdig formuliert, eine Sache namens ES taucht immer wieder auf und ich wusste erst nicht recht, wo Frau Zeh damit hin will.

    Im zweiten Teil allerdings klärt sich alles auf und dieser wiederum ist so spannend, dass ich geschlagene 90 Minuten in der Badewanne gelegen habe, denn ich musste einfach weiterlesen und wissen, wie es ausgeht. Dem kalten Wasser zum Trotz. :lache


    An dieser Stelle werde ich nichts Weiteres über die Geschichte erzählen, das ginge kaum, ohne zu spoilern und Spannung zu zerstören, was schade wäre.

    Alles in Allem sind die Umstände vielleicht ein wenig weit hergeholt, das ist für mich aber nicht wichtig. Es ist ein albtraumhafter Roman über Eltern- Kind- Beziehungen, über Ängste, über unser Unterbewusstsein, das in uns tief vergraben liegt und ein Eigenleben führt. Über Grausamkeiten und diffuse Gewalt, die in der Kindheit erfahren vergessen wurden und für den Rest des Lebens prägen. Keine leichte Kost, aber schlüssig. Gut!




    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Findus :

    Ja, mir auch, aber dieses hier ist komplett anders. Es geht im Grunde genommen als längere Kurzgeschichte durch. :wow


    Von daher bin ich echt gespannt, was Ihr davon haltet.

    Dann bin ich auch gespannt, aber es wird erst im November mit dem Lesen, denn das Buch ist bis dahin ausgeliehen. Ich vermutet, es sind noch zwei Nutzer vor mir dran.

  • Merchandising


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    Es ist der erste Erste 2018, der Neujahrstag, und Henning ist mit seiner Familie auf Lanzarote, dieser mit schwarzem Kies bedeckten, kanarischen Vulkaninsel, auf der ewiger und farbkontrastreicher Frühling herrscht. Die Kinder sind zwei und vier, deshalb war die Silvesterfete früh zu Ende, und das Ferienhaus ist nicht ganz so groß, wie Henning das gerne gehabt hätte, aber er verdient auch weniger als seine Frau Theresa, die außerdem erduldet, dass Hennings Schwester Luna ab und zu bei ihnen unterkriecht. Lunas Leben kommt nicht so recht in die Puschen. Und Henning? Der ist gefangen zwischen Erwartung und Verantwortung, zwischen Ambition und Empathie, zwischen Zuneigung und Genervtsein, zwischen Planerfüllung und vergessenen Träumen. Hinzu kommt, dass ihn hin und wieder heftige Panikattacken eireilen. Und dann flirtet Theresa auch noch ganz offen mit anderen Männern.

    Am Neujahrsvormittag nimmt Henning eine kleine Auszeit, schwingt sich aufs ausgeliehene Fahrrad und fährt den Berg hoch, zum Dorf Fermés, weil das eine schöne Tour sein soll. Henning weiß nicht, dass er dort schon einmal war, vor vielen Jahren, und dass es damals zu dramatischen Ereignissen gekommen ist.


    Selbst diese Fingerübung - und viel mehr ist es unterm Strich tatsächlich nicht - vermag sprachlich zu beeindrucken, ist toll erzählt, da stimmt jeder Satz, jedes Detail, jeder Dialogfetzen. Juli Zeh zeichnet die Figuren und allen voran den ziemlich gebeutelten Enddreißiger Henning unfassbar anschaulich, trifft ihn und das - überschaubare - restliche Romanpersonal im Kern, lässt es plastisch werden, drei-, nein, vierdimensional. Man fühlt den Schmerz in Hennings Oberschenkeln und seinen Frust über den Franzosen am Nachbartisch, gestern Abend beim Silvesterball. Und dieses starke, einer Depression sehr nahe Gefühl des allgemein völlig falschen Films. Seine Irritationen über die Realität der Kindererziehung. Und seine Gedanken über emotionale Schulden und Guthaben zwischen Ehepartnern. Das ist bravourös erzählt und großartig beobachtet. Man verspürt beim Lesen den Wunsch, sich neben Henning an einen Tresen zu setzen und beim gepflegten Bierchen über das Leben zu reden.

    Dann beginnt der zweite Handlungsstrang. In diesem zweiten Teil des Romans berichtet Juli Zeh von jenen drei Tagen vor langer Zeit, als Henning schon einmal in diesem Haus war, das er jetzt, am ersten Ersten, oberhalb von Fermés entdeckt. Aus der zeitgenössischen Familiengeschichte wird ein Thriller, aus dem Psychogramm ein Psychoschocker. Jedenfalls beinahe. Denn immerhin kann man jederzeit sicher sein, dass die Hauptfiguren überleben, weil es schließlich um eine Rückblende geht.


    Und dann endet es wie ein spannendes Fußballspiel, das wegen eines Unwetters mitten in der zweiten Halbzeit abgebrochen werden muss. Es gibt zwar Erklärungen und ein Ende und etwas wie einen Epilog, aber all das sehr hastig, nicht unbedingt den Regeln der Logik folgend und außerdem sehr, sehr unbefriedigend. Das toll vorbereitete Menü wird mal eben püriert und dann im Stehen gegessen, weil keine Zeit mehr ist. Im Sitzen und in aller Ruhe hätte es um Klassen besser geschmeckt.


    Aber nach zwei bahnbrechenden Romanen - nämlich „Unterleuten“ und „Leere Herzen“ - darf die Juli Zeh das. Auch dieses kurze und in vielerlei Hinsicht etwas dünne Buch ist sprachlich, stilistisch, handwerklich und über weite Strecken auch dramaturgisch schlicht beeindruckend. Doch für die Verhältnisse der Autorin und im Vergleich zu ihren letzten Veröffentlichungen ist es eben nur eine längere Fingerübung, ein Text weitgehend ohne Aussage, und letztlich Merchandising: Ware für die Fans, die auf den nächsten Langtext nicht so lange warten wollen.

  • Meine Meinung


    Ich fand die Geschichte grandios, kurz gehalten, mit einem ungebrochenen Spannungsbogen und in bewährter Manier präzise geschrieben.
    Sicher kommt dieser, wenn es denn einer ist, Roman nicht an "Unter Leuten" oder "Leere Herzen", die ich beide großartig fand, heran, ist aber trotzdem ein intensives Buch, das ich zum Lesen weiterempfehle.

  • Kann mir mal jemand erklären, wie da eine andere Rezi in meine Rezi hineinkommt? Also unter meiner, da ist noch eine andere, die mit "10 von 10 Eulenpunkten"aufhört. Damit hab ich definitiv nix zu tun. :wow

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Kann mir mal jemand erklären, wie da eine andere Rezi in meine Rezi hineinkommt? Also unter meiner, da ist noch eine andere, die mit "10 von 10 Eulenpunkten"aufhört. Damit hab ich definitiv nix zu tun.

    So etwas kann beim zusammenfügen von 2 Threads passiert sein. Da ich das jetzt nicht mehr nachvollziehen kann, lösch bitte einfach das raus, was nicht von dir ist. Dankeschön. :wave

  • Alles klar, damit es nicht verloren geht, hier die Buchvorstellung einer unbekannten Büchereule, bis sie sich zu erkennen gibt ;)


    Gebundene Ausgabe: 192 Seiten

    Verlag: Luchterhand Literaturverlag (10. September 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 9783630875729

    ISBN-13: 978-3630875729

    ASIN: 3630875726


    Inhaltsangabe:


    Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passsieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon.


    Autoreninfo:


    Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, studierte Jura in Passau und Leipzig. Schon ihr Debütroman "Adler und Engel" (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Ihr Gesellschaftsroman "Unterleuten" (2016) stand über ein Jahr auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003), dem Ernst-Toller-Preis (2003), dem Carl-Amery-Literaturpreis (2009), dem Thomas-Mann-Preis (2013), dem Hildegard-von-Bingen-Preis (2015) sowie dem Literaturpreis der Stahlstiftung Eisenhüttenstadt (2017).


    Meine Meinung:


    Titel: Wenn die Maske der Erinnerung fällt...


    Schon immer wollte ich ein Buch der Autorin lesen und da mich der Klappentext enorm ansprach, begann ich mit der Lektüre und wurde förmlich in das Buch hineingesogen.


    In der Geschichte geht es um Henning, glücklich verheiratet und Vater zweier Kinder. Doch er ist vom Leben überfordert und Panikattacken quälen ihn. Ein Urlaub auf Lanzarote soll ihm Erholung bringen, doch dort quälen ihn Erinnerungen, die er nicht so recht einordnen kann. Ist es möglich, dass er als Kind schon mal auf der Insel war und damals Schlimmes passiert ist? Aber was?


    Ein beobachtender Erzähler bringt uns Henning und seine Familie näher, die so tickt wie du und ich. Das Leben mit Kindern ist nicht leicht, was hier sehr realistisch und zugleich natürlich beschrieben wird. Es ist nicht alles eitel Sonnenschein und längst vieles nicht mehr wie in der eigenen Kindheit.


    Sehr bildhaft beschreibt Frau Zeh einzelne Szenen und fast hat man das Gefühl selbst der Akteur in der Geschichte zu sein.


    Henning steht im Mittelpunkt der Handlung. Man kann sich gut in ihn hineinversetzen, mit ihm fühlen und hat vollstes Verständnis für seine Überforderung. Gerade bei seinen Gefühlen nur noch zu funktionieren und wie seine Ehe abläuft, fühlte ich mich direkt angesprochen.


    Die Handlung hat mich so sehr mitgenommen, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen und das Geschriebene innerhalb eines Tages regelrecht weggesuchtet habe. Gerade als es um die Kinder ging, war ich hin und weg und las wahrscheinlich ausschließlich mit offenem Mund.


    Fazit: Tief bewegend und emotional, eine Geschichte, die bei mir noch lange nachwirken wird, da sie mich doch sehr nachdenklich gestimmt hat. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Aber nach zwei bahnbrechenden Romanen - nämlich „Unterleuten“ und „Leere Herzen“ - darf die Juli Zeh das. Auch dieses kurze und in vielerlei Hinsicht etwas dünne Buch ist sprachlich, stilistisch, handwerklich und über weite Strecken auch dramaturgisch schlicht beeindruckend. Doch für die Verhältnisse der Autorin und im Vergleich zu ihren letzten Veröffentlichungen ist es eben nur eine längere Fingerübung, ein Text weitgehend ohne Aussage, und letztlich Merchandising: Ware für die Fans, die auf den nächsten Langtext nicht so lange warten wollen.

    Der auf den Punkt gebrachten Rezension von Tom kann ich nur noch eine Leseemotion hinzufügen.


    Ein sprachlich, stilistisch, handwerklich und zu weiten Anteilen dramaturgisch hervorragendes Buch kann durchaus zu einem zufrieden stellenden Leseerlebnis oder mehr führen. Da der Text weitgehend ohne Aussage bleibt, war ich nach dem Lesen regelrecht enttäuscht. Handlungsstränge, die zu interessanten Aussagen insbesondere hinsichtlich gesellschaftlicher Themen hätten führen können, wurden nicht weiter verfolgt. Allein zu zeigen, wie ein Trauma entsteht, reicht mir aber nicht, um mich als Leserin zufrieden zu stellen, und um mich „nur“ zu unterhalten, war der zweite Teil allzu konstruiert und vorhersehbar. Insofern war „Neujahr“ für mich leider eine Leseenttäuschung.


    4 von 10 Punkten

  • Der Inhalt wurde ja schon wiedergegeben, hier also mein Leseeindruck:


    Ich begegnete Henning, der eine Fahrradtour auf einen Berg auf Lanzarote macht. Dabei denkt er über sein bisheriges Leben nach und scheint gefrustet, desillusionert und teilweise wohl auch überfordert sein. Zusätzlich hat er Panikattacken entwickelt. Er findet zuerst nicht wirklich einen Grund oder Auslöser dafür und erschrickt schon ziemlich, dass sich seine innere Aggression schließlich gegen seine kleine 2-jährige Tochter richtet, was er sich nicht erklären kann. Oben am Berg angekommen, entdeckt er ein Haus, mit dessen Anblick sich Erinnerungen an ein Ereignis einstellen, die er so nicht kennt, weil ihm als Kind etwas anderes erzählt worden ist. Jetzt entdeckt er seine wahren Erinnerungen an ein Trauma, das er als Kind in diesem Haus durchlitten hat.


    Zu Anfang hatte ich das Gefühl, dass nicht wirklich viel passiert, nur der fesselnde Schreibstil der Autorin ließ mich das Buch nicht zur Seite legen. Ganz langsam bekam ich den wirklichen Henning zu Gesicht und erfuhr, warum er so ist wie ich ihn zu Beginn kennengelernt habe. Das Trauma seiner Kindheit hat Spuren hinterlassen und diese Geschicht wird in Rückblicken spannend erzählt.


    Das Ende hat mich leider enttäuscht. Viel zu schnell wird eine Lösung präsentiert, die von Schreibstil her für mich gar nicht zu dem passte, was ich vorher gelesen habe und die für mich auch ein Stück weit unverständlich bleibt. Hier habe ich mir mehr erhofft.


    7 von 10 Punkten


    ASIN/ISBN: 3630875726

    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)

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  • Neujahr – Juli Zeh


    Mein Eindruck:

    Der kurze Roman ist schnell durchgelesen, obwohl er teilweise sehr verdichtet ist. Die Handlung ist interessant und spannend. Es gibt auch einige wirklich gute Beschreibungen.


    Es geht um Henning, einen Familienvater, der mit seiner Familie den Urlaub auf Lanzarote verbringt. Ihn quälen aber immer wieder unerklärliche Panikattacken und sie werden immer schlimmer.


    Das Buch besteht aus zwei Teilen. Zum einen Hennings Krise und sein modernes Familienleben, und dann im zweiten Abschnitt seine Erinnerungen an einen Vorfall in der Kindheit, der Grund für seine Traumatisierung ist. Dieser als Flashback konzipierte Teil des Romans trägt Züge eines Psychothrillers.


    Meiner Auffassung nach funktioniert die Buchkomposition.

  • Titel: Neujahr

    Autorin: Juli Zeh

    Verlag: btb Verlag

    Erschienen als TB: November 2019

    Seitenzahl: 192

    ISBN-10: 3442718961

    ISBN-13: 978-3442718962

    Preis: 11.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passsieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon. Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier in Femés.


    Die Autorin:

    Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Studium des Europa- und Völkerrechts, Promotion. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman »Adler und Engel« (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003), dem Ernst-Toller-Preis (2003), dem Carl-Amery-Literaturpreis (2009), dem Thomas-Mann-Preis (2013), dem Hildegard-von-Bingen-Preis (2015), und dem Bruno-Kreisky-Preis (2017) sowie dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (2019). 2018 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde sie zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt.


    Meine Leseeindrücke:

    Das Buch bietet durchaus ansprechende Unterhaltung. Die Autorin baut einen ganz interessanten Spannungsbogen auf, der am Ende aber doch sehr schwächelt und in sich zusammenfällt. Das trübt das Lesevergnügen doch erheblich. Es werden Erwartungen geschürt, die dann aber nicht eingehalten werden; kann passieren, sollte es aber nicht.

    Und so bleibt ein etwas fader Nachgeschmack – wie ein Wein der das auf dem Etikett gegebene Versprechen eben schon nach den ersten Schlucken nicht hält und Mühe hat, nicht ganz in die Fuselwelt abzudriften.

    Das Buch kann man lesen, man muss es aber nicht gelesen haben. Eines der schwächeren Bücher dieser Autorin. Und so waren auch dann nicht mehr als 5 Eulenpunkte drin.


    (Ich habe übrigens eine Ausgabe der BÜCHERGILDE GUTENBERG gelesen)


    ASIN/ISBN: 3442718961

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe es abgebrochen, jetzt erst. War nicht das, was ich erwartet habe. Unterleuten fand ich gut, aber das hier? Für die Lesezeit gibt es bessere und unterhaltsamere Bücher.