Originaltitel und ihre seltsamen Übersetzungen

  • Hi zusammen,


    eines der ersten Dinge, die ich bei einem neuen Buch mache, ist ja, dass ich im Impressum nach dem Originaltitel Ausschau halte. Mich interessiert einfach, wie der Autor denn sein Buch wirklich genannt, und was dann der deutsche Verlag daraus gemacht hat.


    In ganz vielen Fällen ist es dann leider auch so, dass die deutschen Titel mit dem Originaltitel nicht mehr sehr viel zu tun haben. Beispiel gefällig? Im Moment lese ich "Das Maya-Ritual", Originaltitel "The skull rack".


    Wahrscheinlich soll ein Buch schon über den Titel besser am Markt positioniert werden. Doch was denken sich Verlage eigentlich bei solchen Verunstaltungen? Was sind Eure "besten" Beispiele für solch einen Unsinn?


    Gruss,


    Doc, Originaltitel: Doc ;)

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Wahrscheinlich soll ein Buch schon über den Titel besser am Markt positioniert werden. Doch was denken sich Verlage eigentlich bei solchen Verunstaltungen? Was sind Eure "besten" Beispiele für solch einen Unsinn?


    Was sich Verlage dabei denken, wüßte ich auch gerne. Weißt du wie das ist, wenn ein Kunde in den Laden kommt, dir den deutschen Titel nennt und sagt, ich hätte gerne die englische Ausgabe und weiß den Titel leider nicht. Da kannst du suchen, bis du schwarz wirst.

    Zitat


    Gruss,


    Doc, Originaltitel: Doc ;)


    Gut das wir noch einmal darüber gesprochen haben! 8)

  • Der Originaltitel wird auch nicht vom Autor entschieden, sondern vom Verlag.


    Ich muss ehrlich sagen, dass mir ein guter "neuer" Originaltitel lieber ist als ein wörtlicher, der nach Übersetzung "riecht". Und gerade bei kurzen, knappen Titeln, die womöglich noch ein Wortspiel oder sonst irgendeine Anspielung beinhalten, ist eine Neubildung oft die bessere Lösung.


    Ein Beispiel für einen genialen neuen deutschen Titel ist "Sarahs Töchter" für "Beyond the Pale". Wer weiss denn, was "Pale" ist - jener jüdische Landstrich in Russland, wo Pogrome die Menschen zwangen, in die "Neue Welt" zu fliehen. "Sarahs Töchter" erzählt die Geschichte einer Jüdin, die flieht und ihren Platz in der beginnenden Frauenbewegung in New York findet - da ist im Titel fast alles drin.


    Originaltitel für englische Bücher sind über Amazon relativ leicht zu finden - ich suche da nach dem Autorennamen und vergleiche die Inhaltsangaben. Wenn es auf Amazon.de keine gibt, gehe ich zu Amazon.com, dort findet man oft noch mehr Infos zum englischen Original.


    Ist aber ein interessantes Thema, dazu fallen mir sicher noch mehr - positive und negative - Beispiele ein!

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Originaltitel für englische Bücher sind über Amazon relativ leicht zu finden - ich suche da nach dem Autorennamen und vergleiche die Inhaltsangaben. Wenn es auf Amazon.de keine gibt, gehe ich zu Amazon.com, dort findet man oft noch mehr Infos zum englischen Original.


    Bei Amazon zu suchen, ist sicherlich kein Problem, aber im Buchladen arbeitet man mit dem Programm des Großhändlers und der hat leider nur bei einem Bruchteil der Bücher Inhaltsangaben dabei (bei unserem Großhändler ist das zumindest so), also ist es dort leider nicht so einfach, die Titel direkt zuzuordnen.

  • Mir ist ständig unverständlich, warum man nicht einfach den Orginaltitel ins Deutsche, oder in die jeweilige Landessprache, übersetzt. Gibts es so etwas eigentlich auch in anderen Sprachen??


    Ich vermute Mal das Doc recht hat, dass durch den neuen Titel die Bücher besser zu vermarkten sind.


    Und Mary warum ist Sarahs Töchter ein genialer Titel. Das würde mit der Übersetzung vom Original auch gehen (Jenseits von Pale oder so ähnlich). In beiden Fällen würde ich hunderprozentig auf die Rückseite des Buches schauen und dort nachlesen (was hat es mit den Töchtern von Sarah auf sich oder was ist Jenseits von Pale).


    Jedenfalls verstehen werde ich das wohl niemals.



    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Wie gesagt, es ist nicht der Autor, der den Titel wählt, sondern der Verlag, der das Buch auf den Markt bringen/verkaufen will. (Was bestimmt nicht heisst, dass der Vorschlag des Autors nie genommen wird, das ist klar.) Und da kann es durchaus sein, dass der (hier) deutsche Verlag eine andere Marketingstrategie hat als der (hier) amerikanische. Auch das Cover ist ja fast nie das gleiche.


    Und zum Thema Übersetzung: Es ist eben nicht so einfach, einen Titel "einfach" zu übersetzen. "Jenseits von Pale" (oder heisst es "Jenseits der/des Pale" keine Ahnung) ist nicht besonders gut für "beyond" - da klingt viel zu sehr "Jenseits von Eden", "Jenseits von Afrika" und was es da sonst noch so gibt mit. "Beyond the Pale" heisst, dass es nach den Schrecken des Pogroms doch noch etwas gibt, etwas "darüber hinaus". Hoffnung. Zukunft. Geographisch, aber nicht nur. Eine neue Generation (= Töchter). Und zwar von Juden. Genauer gesagt, von jüdischen Frauen, die in ihrer Heimat verfolgt wurden. Was sagt klarer "verfolgte jüdische Frau" als der Name "Sarah" (den Jüdinnen im 3. Reich als Zweitnamen tragen mussten)? Also "beyond" - "Töchter", "Pale" - "Sarah", Übersetzung fertig, und eine legitime noch dazu. Deshalb finde ich den Titel genial.


    Noch so ein ähnliches Beispiel. Eins von den James-Herriott-Büchern heisst auf Deutsch "Ein jegliches nach seiner Art". Einen "genau entsprechenden" Titel wirst du unter den englischen Büchern nicht finden. Die heissen:
    "All things bright and beautiful"
    "All creatures great and small"
    und so weiter, denn es gibt ein Kirchenlied, das genauso geht und weiter heisst:
    "All things wise and wonderful
    The Lord God made them all" (womöglich sind das auch noch Herriott-Titel, das weiss ich gerade nicht).


    Das deutsche "Ein jegliches..." ist ein Bibelzitat, soviel ich weiss. Das ebenfalls vom Leser erwartet, den Zusammenhang herzustellen, das Zitat zu vervollständigen, und dann kann der Leser sich dran freuen, wenn er es gemerkt hat. Die Konnotation ist ähnlich (ehrfürchtig, Tierliebe) - perfekte Übersetzung, auch wenn es "eigentlich" keine ist.

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  • Zitat

    "Beyond the Pale" heisst, dass es nach den Schrecken des Pogroms doch noch etwas gibt, etwas "darüber hinaus". Hoffnung. Zukunft. Geographisch, aber nicht nur. Eine neue Generation (= Töchter). Und zwar von Juden. Genauer gesagt, von jüdischen Frauen, die in ihrer Heimat verfolgt wurden. Was sagt klarer "verfolgte jüdische Frau" als der Name "Sarah" (den Jüdinnen im 3. Reich als Zweitnamen tragen mussten)? Also "beyond" - "Töchter", "Pale" - "Sarah", Übersetzung fertig, und eine legitime noch dazu. Deshalb finde ich den Titel genial.


    Um das zu erkennen gehört aber eine Menge Hintergrundwissen dazu.


    Aber gut erklärt.



    Tschüß Micha !!!

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    V.C. Andrews

  • Ich bin aus dem Titel "Die Geduld der Spinne" von Jonathan Nasaw auch nicht schlau geworden. Im englischen heißt der Titel "The girls he adored", was Sinn macht.

  • Ich hab im Urlaub "Sturmjahre" von Barbara Wood gelesen, Originaltitel "Domina"-> logisch, auf dem deutschen Markt hätte wohl jeder gedacht, es geht um SM, dabei war ein "Domine" um die Jahrhundertwende in den USA ein Universitätsabsolvent und die Protagonistin die Domina- die zweite Medizinstudiumabsolventin in den USA (fiktiver Name, nehme ich an).

  • Hallo Zusammen,


    Mir ist das heute aufgefallen bei:


    Allan & barbara Pease' Buch:


    Warum Männer lügen und Frauen immer Schuhe kaufen


    Und im Original:


    Why men lie (soweit so gut) and women cry



    Wie kommt man von cry= weinen auf immer Schue kaufen ????

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Was mich letztens sehr erstaunt hat, war das neue Buch von Elizabeth George.


    Originaltitel: A place of hiding
    Deutscher Titel: Wer die Wahrheit sucht


    Allerdings kenne ich den Inhalt nicht und kann eventuelle Parallelen zum deutschen Titel deshalb nicht erkennen.


    Ich achte seit einiger Zeit immer verstärkt auf die Originaltitel der Bücher, die ich lese. Und in den meisten Fällen frage ich mich, wie um alles in der Welt der deutsche Titel zustande gekommen sein mag! :wow

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • Am besten finde ich immer noch die Nicholas Sparks Übersetzungen:


    The Notebook --> Wie ein einziger Tag
    A Walk To Remember --> Zeit im Wind (bzw. Nur mit dir, wegen dem Film)
    The Wedding --> Ein Tag wie ein Leben (die Übersetzung wäre aber echt nicht schwer gewesen, oder???)
    Message in a Bottle --> Weit wie das Meer
    The Guardian --> Du bist nie allein (obwohl ich das ja noch okay finde.)

  • Zitat

    Original von Wendy
    The Wedding --> Ein Tag wie ein Leben (die Übersetzung wäre aber echt nicht schwer gewesen, oder???)


    Grundsätzlich hast Du natürlich vollkommen Recht, aber gerade bei "The Wedding" überlege ich gerade, ob ich wohl ein Buch kaufen würde, das "Die Hochzeit" heißt?!? ?(
    Ich finde, dass sich viele Titel im Englischen gut oder "richtig" anhören, wohingegen die genaue deutsche Übersetzung etwas ungelenk klingt. Das hier ist für mich so ein Fall.

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • erlich gesagt guck ich da nie nach.
    nur sehr selten. eigentlich gar nicht. da ich eh kein englsich kann ist es mir eigentlich egal wie das buch in orginal heißt.

  • Capesider : Stimmt natürlich. Wedding klingt besser als Hochzeit! Andererseits müsste doch The Wedding für die Amerikaner und Engländer usw. genaso seltsam klingen wie für uns Die Hochzeit, oder :wow.


    Naja, ich lasse mir solche Titelverfälschungen ja noch einreden, wenn sie zumindest trotzdem zum Buch passen. Aber bei The Notebook zB passt Wie ein einziger Tag überhaupt nicht. Das ist einfach so ein Titel, den kann man jedem zweiten Liebesroman aufdrücken und es passt halt immer irgendwie dazu. :-)

  • Zitat

    Original von Wendy
    Naja, ich lasse mir solche Titelverfälschungen ja noch einreden, wenn sie zumindest trotzdem zum Buch passen. Aber bei The Notebook zB passt Wie ein einziger Tag überhaupt nicht. Das ist einfach so ein Titel, den kann man jedem zweiten Liebesroman aufdrücken und es passt halt immer irgendwie dazu. :-)


    Hihi, das stimmt natürlich! :grin


    Aber wie gesagt, mir passiert es oft, dass sich die gleiche Bezeichnung im Englischen viel besser anhört als im Deutschen. Ich weiß nicht genau, woran es liegt.


    Patricia_k34 : Leider kenne ich keinen solchen Link, ich schaue immer im Buch selber nach. Aber wenn jemand einen Link weiß, wäre ich auch interessiert! :wave

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • zu diesem Thema kann ich nur sagen: "Never judge a book by the cover!" -- denn diese Dinge werden zum allerwenigsten von den Autoren bestimmt, sondern von Leuten, die sich im Besitz eines festen Wissens darüber wähnen, was "die Leute" kaufen.
    Und das gilt schon für die Originalausgabe in der jeweiligen Fremdsprache.