Stadt der Rebellion – Omar Robert Hamilton

  • ISBN 978-3-8031-3294-9

    Wagenbach, 2018

    320 Seiten

    Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek


    Kurzbeschreibung:

    Sie sind jung, und sie begehren auf gegen die Übermacht des Regimes. Auf die Euphorie des Arabischen Frühlings folgen niederschmetternde Rückschläge. Der Protest wird lebensgefährlich. Aber die Hoffnung auf eine neue Zukunft bleibt.

    Kairo, 2011. Alles scheint möglich. Die ganze Welt schaut hin, als die ägyptischen Aufständischen nicht müde werden, lautstark gegen die Diktatur zu protestieren, trotz aller Gewalt von Polizei und Militär.

    Mittendrin: Mariam und Khalil. Sie lernen sich im Getümmel einer Demonstration kennen, und fortan wird sie die Angst, dass dem anderen etwas zustoßen könnte, nicht mehr verlassen. Mutig kämpfen die beiden gemeinsam in einer Aktivistengruppe und versenden rund um die Uhr Nachrichten in alle Welt. Und nicht zuletzt kämpfen sie um ihre Liebe, für die keine Zeit bleibt in dem unaufhörlichen Strom von Aufgaben, die die Revolution ihnen aufbürdet, getrieben vom Gefühl der Verantwortung gegenüber ihren ermordeten oder inhaftierten Mitstreitern. Erbittert diskutieren sie darüber, welche Kompromisse sie eingehen müssen, zerrieben zwischen Hoffen und Verzweifeln.

    Dieser aufwühlende Roman zeigt die ägyptische Rebellion aus unmittelbarer Nähe, rasant folgt er den Revolutionären durch Kairos Straßen und über Twitter. Und auch wenn die Lage immer aussichtsloser erscheinen mag: Sie werden nicht aufgeben.


    Über den Autor:

    Omar Robert Hamilton arbeitet als Filmemacher und Essayist, unter anderem für den Guardian. Außerdem ist er Mitbegründer des Aktivisten- und Medienkollektivs Mosireen in Kairo und des Palestine Festival of Literature. Sein Debütroman Stadt der Rebellion wurde in mehrere Sprachen übersetzt.



    Mein Eindruck:

    Auf diesen Roman bin ich durch eine großartige Veranstaltung im Rahmen der Harbour Front in Hamburg gekommen. In der Cap San Diego las Omar Robert Hamilton aus dem Buch Stadt der Revolution, Originaltitel: The city always wins.

    Wie dort bei der Lesung spürt man beim Lesen des Romans den Sound der Stadt. „Kairo ist wie Jazz“ schreibt der Autor. „Kein Lounge-Jazz, nicht der kommerzialisierte Lobby-Jazz sondern die Hitze von New Orleans und die Schlachthofabfälle von Chicago.“


    Es gibt schnelle Wechsel von Perspektiven und Erzählformen, das wirkt wie scharfe Filmschnitte. Das muss man mögen, um den Roman gut zu finden. Ich schätze diese Technik.


    Aufgeteilt in 3 Abschnitte in der Reihenfolge „Morgen, Heute, Gestern“ erzählt Omar Robert Hamilton den Traum der Menschen auf dem Tahrirplatz 2011 vom arabischen Frühling und Demokratie und zeigt auch das Scheitern. Meiner Meinung nach ist das wichtig, diesen Moment der Freiheit gedanklich am Leben zu erhalten, obwohl die heutige Situation unter der Militärdiktatur eigentlich wenig Raum für Hoffnung lassen. Seit Mursis Absetzung hat sich die Menschenrechtslage in Ägypten stetig verschlechtert. Ich war nur einmal in Kairo, dennoch würde ich es Ägypten wünschen, dass eine kommende friedliche Revolution irgendwann siegt.