Bücher wie Brandbeschleuniger - oder doch Feuerlöscher? Sarrazin, Pirinçci, Hahne & Co.

  • Wir leben in einer Epoche, die das Erstarken der sehr nationalistischen, eher fremdenfeindlichen, allgemein intoleranten und etwas verniedlichend als "populistisch" bezeichneten Strömungen erlebt. Nicht wenige reden von einem Wiedererstarken. In Polen, Ungarn, Österreich und in gewisser Weise auch in den U. S. of A. sind die Vertreter dieser Strömungen landesweit an der Macht, und in Deutschland strebt die dazugehörige Partei scheinbar unaufhaltsam in die gleiche Richtung - in Brandenburg ist sie kurz davor, stärkste Partei zu werden, und wäre morgen in Sachsen Wahl, hätten wir vielleicht sogar den ersten AfD-Ministerpräsidenten.


    Diese Entwicklung ist begleitet, vielleicht sogar eingeleitet von einer ganzen Reihe von Sachbüchern, die mehr oder weniger ins gleiche Horn stoßen. Islamfeindlich, stark simplifiziernd, egoistisch-nationalistisch, provokant und in einem Duktus verfasst, der von vielen begeisterten Lesern als befreiend empfunden wird, als Verkörperung des "Das wird man doch wohl mal sagen dürfens". Die Titel landen regelmäßig auf vorderen Plätzen der Bestsellerlisten.


    Wie haltet Ihr das? Beschäftigt Ihr Euch mit diesen Büchern, lest Ihr sie, möglicherweise sogar begeistert, empfindet Ihr sie als wichtiges Element der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, haltet Ihr das einfach nur für populistischen Mist - oder habt Ihr eine ganz andere Meinung zu diesem Thema? Sind diese Titel und ihre Autoren daran schuld, dass die Entwicklung so weitergeht, wie wir das erleben, oder bilden sie möglicherweise eine Art Schutzpuffer und Ventil? Wie geht Ihr mit Freunden um, die solche Bücher lesen?

  • Das erste Sarrazin-Buch habe ich komplett gelesen und mir alle Quellenangaben genau angesehen. Ein Buch zu veröffentlichen, das empirisch/statistisch nicht sauber argumentiert und bewusst teils veraltete Zahlen anführt, obwohl aktuellere Daten vorliegen, halte ich für verlegerisch reichlich gewagt. Im RL habe ich niemanden getroffen, der das Buch gelesen hatte und mit dem eine Diskussion über dessen Aussagen möglich war. Man weiß einfach, dass der Mann recht hat, ohne es zu lesen.


    Ich vermute, dass verschwörungstheoretische Bücher zwar verkauft, aber nur selten gelesen werden. Vielen scheint zu genügen, die Verfasser in Talkshows anzugucken. Man "weiß ja, dass sie recht haben". Anders kann ich mir nicht erklären, dass es zu dem Buch tausende von amazon-Rezensionen gab, von denen jedoch kaum eine auf die methodischen Mängel einging.


    Evtl. rechnet sich das Modell ja für Autoren, die durch Talkshows tingeln und dort mal kurz ihr Buch in die Kamera halten ...

  • Die im Threadtitel erwähnten Autoren sind für mich von vornherein populistisch und das lese ich nicht.


    Aber es gibt auch konservative Autoren wie Botho Strauß oder Martin Mosebach, die man ernst nehmen kann, auch wenn mir da auch manche Thesen nicht gefallen.

    Es ist also immer eine gratwanderung.

  • Feuerlöscher sind diese Bücher sicher nicht, sondern eher Brandbeschleuniger. Reißerische Titel, verkürzte, monokausale und vorhersehbare Argumentationen. Lesen kann man das sicher mal, man sollte allerdings auch dann weiterhin (?) regelmäßig mal Bücher der anderen Seite und des etwas weiteren Denkens lesen, um sich nicht völlig auf einer Denkschiene und Argumentationslinie einzusch(l)ießen.


    Mir widerstrebt es vor allem, für diese Bücher Geld auszugeben.

  • Solche Bücher lese ich nicht. Mir genügt die Thesen dieser Populisten in seriösen Nachrichten oder Kultursendungen zu hören oder in einer groben Zusammenfassung rezensiert zu lesen.


    :gruebel Mich würde einmal interessieren, ob diese Autoren wirklich alles so schwarz/braun sehen, wie sie es schreiben, ob sie sich noch zurückhalten, um nicht gemäßigtere Leser vor den Kopf zu stoßen oder eher ihre Ansichten übertrieben darstellen, um die Bevölkerung aufzurütteln und zum Widerspruch zu reizen.


    Jedenfalls surfen sie geschickt auf den Hasswellen unserer Zeit und verdienen sich wahrscheinlich dumm und dämlich. :pille :keule

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • und verdienen sich wahrscheinlich dumm und dämlich

    Das ist aus meiner Sicht die Hauptmotivation.


    Solche Leute gab es in der Geschichte der Menschheit schon immer. Im Mittelalter standen sie auf Marktplätzen und haben ihre Reden geschwungen; in den 30ern ... ach, lassen wir das; in den 70ern gründeten solche Leute Sekten, verführten ihre Anhänger, zogen sie körperlich und finanziell aus und heutzutage schreiben solche Gestalten halt Bücher und verdienen an der Leichtgläubigkeit der Menschen viel Geld und Macht.

  • Öl ins Feuer gießen, das halte ich von den Autoren. Ich habe die Bücher nicht gelesen, mir reichen oft Auszüge und die Buchvorstellungen diverser Sender oder Verlage. Als Ventil könnte man sie gelten lassen, wenn sie die Funktion auch erfüllen würden. Leider tun sie eher das Gegenteil. Und ja, ich denke schon, dass solche Bücher die derzeitige Entwicklung eher vorantreiben denn eskalieren. Ich kenne aber auch keinen, der diese Bücher gelesen hat.

  • Ich bin so ein Typ, der meint wenn er mitreden will sollte er das Buch auch gelesen haben. Wir haben da so einen Eulerich aus HH, der nimmt echt krumm wenn man über Bücher redet die man nicht gelesen hat. Deswegen habe ich diese Bücher zumindest teilweise gelesen. Ein bisschen ging es mir wie bei Adolf und Karl, dieses Geschwurbsel ist doch unerträglich. Aber wenigstens so viel, dass ich meine mitreden zu können habe ich im Original verdaut. Beim Diskutieren darüber habe ich dann aber festgestellt, besonders die, die die jeweiligen Bücher super fanden hatten sie nicht gelesen. Einfache Probe genügt. Was hält’s du denn von der These im neunten Kapitel über xy?

  • Das stimmt natürlich. Da bin ich dabei, ich erlaube mir selten, ein oder mehrere Bücher allein ihres Autors oder Titels wegen für gut oder schlecht zu empfinden. Aber Ausnahmen gibt es eben

  • Ich bin so ein Typ, der meint wenn er mitreden will sollte er das Buch auch gelesen haben.

    :gruebel Das finde ich grundsätzlich richtig - aber gerade bei solchen Büchern sollte man vorsichtig sein und sich fragen, welche Ideologie man mit dem Kauf unterstützt.

    Und wenn man es tatsächlich rein der Diskussion willen liest, wäre man eigentlich verpflichtet, es tatsächlich auch kritisch zu diskutieren mit denen, die es als intellektuelle Rechtfertigung für ihre einseitige Grundhaltung anführen. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Das versuche ich ja, meist aber vergeblich. Siehe oben. Manche Bücher lese ich auch nur an, in der Buchhandlung und gebe kein Geld dafür aus. Aber auch mit Lesen des Inhaltsverzeichnisses kannst du noch Leute entlarven. Wenn ein Buch 300 Seiten hat und neun Kapitel und du fängst an zu diskutieren über die Kapitel 11 und 12 so etwa ab Seite 500 müsste eigentlich jeder merken, dass da was nicht stimmt. Ich kenne auch nicht die Seitenzahl von jedem Buch, dass ich gelesen habe, aber den Unterschied zwischen 300 und 500 Seiten sollte man im Wortsinn im Griff haben.

  • Hallo, Beowulf.


    Wenn man über die Bücher spricht, sollte man sie auch gelesen haben, stimmt. Wenn man nur über die Bücher spricht. Aber wer macht das schon, so im Lovelybooks-Stil? "Ich finde das Cover hübsch, und die Schriftart des Klappentextes ist toll, und der Autor hat eine wunderbare Sprache, mit ganz toll kurzen Sätzen." :uebel

    Wenn man aber über die Thesen, Vorschläge, Behauptungen spricht, die in/mit solchen Büchern verbreitet werden, wenn man über, richtig, Tante Li, Ideologie spricht, über Kampfrhetorik, gesellschaftliche Auswirkungen, über Brandstiftung und blinden Egoismus, dann muss man diesen, mit Verlaub, Scheiß nicht gelesen und den Menschen, die das fabrizieren, auch noch Geld geschenkt haben. Und es geht ja nicht um Literaturkritik. Das ist weder der Anspruch der Autoren, dieser zu gefallen, noch der Anspruch der Leser, dass es um besonders hochwertige Texte ginge. Unterm Strich ist das politisches Merchandising. Diese Bücher sind wie Band-T-Shirts, die man auf Konzerten trägt, um seinen vermeintlich guten Musikgeschmack zu unterstreichen. Sie sind allerdings viel, viel gefährlicher als Bandshirts. Und das kann, darf und muss man sagen und sagen dürfen, ohne dieses Zeug ins Haus zu lassen.

  • Wie wir es selbst halten? Ich selbst lese keines dieser Bücher. Um bei den drei namentlich erwähnten Autoren zu bleiben: Sarrazins fragwürdige Thesen sind bekannt und lassen sich auf simple Formeln reduzieren. Mich durch einen Wust von z.T. vermutlich ebenso fragwürdigen Statistiken zu arbeiten – dazu ist mir meine Zeit zu schade.

    Hahne, der Mann mit dem blechernen Grinsen, kommt als simpel gestrickter Populist daher. Ich las in seinen Erstling in einer Buchhandlung rein ...

    Pirincci sollte dringend einem Psychiater vorgestellt, wenigstens aber wegen Volksverhetzung verurteilt werden. Plustert sich in einer Versammlung Rechtsextremer auf und fordert dort allen Ernstes, man müsse alle "8" Millionen Türken, die hier teilweise schon seit Jahrzehnten leben und arbeiten, sofort in die Türkei abschieben. Bleiben wir da am besten allein bei dem Türken Pirincci, der auszuweisen ist. Das reicht völlig aus …

    Rechte Postillen und Verlage gab es schon immer. Ich hatte als Student mal einen Umzugsjob bei einem scheinbar ganz normalen Verlag (das Programm schaute ich mir erst später an). Helmut Kohl, erklärte mir der Verleger, sei ein chassidischer Jude …

    Gefährlich hier aber ist die Massenwirksamkeit dieser Autoren im Zuge der teilweise dramatischen Entwicklungen, die auch in Deutschland bald zum endgültigen Siegeszug von AfD & Co führen könnten. Brandbeschleuniger, zweifellos.

    Sie verdienen sich eine goldene Nase damit, aber ich glaube nicht, dass es ihnen darauf ankommt. Sie sehen sich vielmehr auf einer Mission. Was Sarrazin übringens überhaupt in der SPD zu suchen hat, bleibt im Dunkeln (Ich erinnere mich noch, wie er als Finanzsenator in Berlin vorrechnete, dass ein armer Teufel von Hartz 4-Empfänger eigentlich mit noch viel weniger Geld auskommen könnte.)


    Nun, es gibt andererseits nichts zu beschönigen und Realitätsverlust katalysiert Politik- und Demokratieverdrossenheit. Nur mal ein Beispiel, da ich soeben den täglichen Berliner Kriminalbericht gelesen habe. Wohl fast jeden zweiten Tag werden in Berlin Menschen niedergestochen. Auch vorgestern wieder. Viele dieser Mordversuche, denn nichts anderes ist ein Angriff mit der tödlichen Waffe Messer auf den Oberkörper eines Menschen, werden von der deutschen Lullijustitz lediglich als gefährliche Körperverletzung gewertet. Eine Einladung. Mit Toten und schwer verletzten Opfern. (in der DDR z.B. gab es so etwas gar nicht. Das Messer als Waffe war absolut tabu). Und wenn man (wie ich vor einiger Zeit) das Statement hört (Nationalität spare ich mir mal aus), die Deutschen seien zu feige mit einem Messer zu kämpfen, dann kommt mancher nicht ganz unberechtigt zu dem Schluss: Etwas ist faul im Staate Dänemark.

    Und gerade solche Themen sind den Leuten wichtig. Munition für AfD & Co und Munition für Autoren wie Sarrazin, Hahne oder Rattenfänger Pirincci, die sich eben Misstände und Fehlentwicklungen bei der Integration dieser Art zunutze machen ...

  • Aber immer noch, ohne Sarrazin und Co. fällt jemand auf die Märchen rein in der DDR hätte es das nicht gegeben. Klasse. Propaganda wirkt eben nachhaltig. Die Zahl der Tötungsdelikte zwischen 1970 und 1980 im Vergleich zu 2000 bis 2010 ist auf dem Gebiet der ehemaligen DDR um fünfzig Prozent zurückgegangen - hat zumindest der Polizeipräsident von Leipzig behauptet. Aber eine Mutter, die acht Kinder auf den Müll wirft vergisst man offenbar schneller als eine Messerattacke in Berlin. Allerdings werden von Sarrazin solche Zahlen nicht erwähnt. Ich glaube nicht, dass da Statistiken gefälscht werden, aber es nicht ins Bild passt wird weggelassen. Das ist so als würde man bei einer Madonna lactans das Jesuskind weglassen und ein erotisches Bild verkaufen wollen. Man muss genau deshalb diese Bücher lesen um ihre Machart zu durchschauen. Mein Großvater war PG mit niedriger Parteinummer und hat immer gesagt wir hätten das alles lesen müssen und dazu noch ernst nehmen, dann wäre das nie passiert.

  • Wie haltet Ihr das? Beschäftigt Ihr Euch mit diesen Büchern, lest Ihr sie, möglicherweise sogar begeistert, empfindet Ihr sie als wichtiges Element der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, haltet Ihr das einfach nur für populistischen Mist - oder habt Ihr eine ganz andere Meinung zu diesem Thema? Sind diese Titel und ihre Autoren daran schuld, dass die Entwicklung so weitergeht, wie wir das erleben, oder bilden sie möglicherweise eine Art Schutzpuffer und Ventil? Wie geht Ihr mit Freunden um, die solche Bücher lesen?

    Ich lese diese Bücher nicht und empfinde dieses "Geschäft mit der Angst" (denn nichts anderes ist es) als gefährlich für unsere demokratischen Werte. Für mich sind sie populistischer Mist, allerdings sind sie eben auch Brandbeschleuniger, die die so wichtige differenzierte, reflexive Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit (kommunal bis global) erschweren bis unmöglich machen. Und ja, auch diese Autoren tragen eine Mitschuld daran, dass Ideologien in die Mitte der Gesellschaft getragen werden und sich dort verankern, die menschenverachtend und undemokratisch sind, die Lügen verbreiten, indem sie andere der Lüge bezichtigen, Fakenews verbreiten, die der journalistischen Arbeit und der so wichtigen Pressefreiheit einen Bärendienst erweisen. Sie verdienen an der Angst und haben auch noch Freude daran, sie durch die Talkshows und Facebookseiten dieses Landes zu tragen.


    Leider muss ich mich ja als Demokratin und Antifaschistin (und nein, ich gehöre keinem schwarzen Block an) zwangsläufig mit diesen Büchern bzw. den aufgestellten Behauptungen beschäftigen. Soll man das etwa alles so stehen lassen? Ich habe Familie und das ist natürlich Thema am Esstisch, das beschäftigt nicht nur uns Erwachsene, sondern auch Teenager und junge Erwachsene, die soziale Medien benutzen, mit Kommentarspalten in Kontakt kommen und Fragen stellen. Das Gespräch darüber ist ja quasi Teil des Alltags geworden.



    Wenn man aber über die Thesen, Vorschläge, Behauptungen spricht, die in/mit solchen Büchern verbreitet werden, wenn man über, richtig, Tante Li, Ideologie spricht, über Kampfrhetorik, gesellschaftliche Auswirkungen, über Brandstiftung und blinden Egoismus, dann muss man diesen, mit Verlaub, Scheiß nicht gelesen und den Menschen, die das fabrizieren, auch noch Geld geschenkt haben. Und es geht ja nicht um Literaturkritik. Das ist weder der Anspruch der Autoren, dieser zu gefallen, noch der Anspruch der Leser, dass es um besonders hochwertige Texte ginge. Unterm Strich ist das politisches Merchandising. Diese Bücher sind wie Band-T-Shirts, die man auf Konzerten trägt, um seinen vermeintlich guten Musikgeschmack zu unterstreichen. Sie sind allerdings viel, viel gefährlicher als Bandshirts. Und das kann, darf und muss man sagen und sagen dürfen, ohne dieses Zeug ins Haus zu lassen.


    Das sehe ich genauso.

  • Ich glaube, du musst erst mal deinen Speichel sortieren. Wenn ich sagte, in der DDR hat es das nicht gegeben, und ich war nicht in der Partei und auch keinesfalls ein Anhänger dieses autoritären Systems, dann bezieht sich das ausschließlich auf Tötungsdelikte unter Verwendung eines Messers als Mordwaffe. Natürlich gab es auch Morde mit Messern als Mordwaffe (es gab ja kaum Schusswaffen in der Bevölkerung), aber auch das nur selten (!) im Vergleich. Entscheidend aber: so gut wie nie im Rahmen eines schnell eskalierenden Konfliktes! Repetitio est mater studiorum: Das Messer als Waffe war tabu!

    Und was das jetzt mit der Frau zu tun, die acht Kinder … bleibt im Dunkeln. Du kriegst da was durcheinander ... Wirst das aber vielleicht noch erklären ...

  • Ich glaube, du musst erst mal deinen Speichel sortieren, Beowulf. Wenn ich sagte, in der DDR hat es das nicht gegeben, dann bezieht sich das ausschließlich auf Tötungsdelikte unter Verwendung eines Messers als Mordwaffe. Natürlich gab es auch Morde mit Messern als Mordwaffe, aber nur selten und entscheidend: nicht im Rahmen eines schnell eskalierenden Konfliktes! Repetitio est mater studiorum: Das Messer als Waffe war tabu! Was das jetzt mit der Frau zu tun, die acht Kinder … , bleibt im Dunkeln. Du kriegst da was durcheinander ...

  • Ich kriege was durcheinander, das nichts mit dir zu tun hat, sondern mit meiner Umgebung. Ich lebe als sozialisierter Wessi seit nunmehr 28 Jahren in Leipzig und reagiere einfach allergisch auf beide Argumentationen, die aus meiner Jugend (Bei Adolf hätte es das nicht gegeben) und die jetzige (in der DDR könnte man nachts noch alleine auf die Straße).

  • Ich glaube, du musst erst mal deinen Speichel sortieren. Wenn ich sagte, in der DDR hat es das nicht gegeben, und ich war nicht in der Partei und auch keinesfalls ein Anhänger dieses autoritären Systems, dann bezieht sich das ausschließlich auf Tötungsdelikte unter Verwendung eines Messers als Mordwaffe. Natürlich gab es auch Morde mit Messern als Mordwaffe (es gab ja kaum Schusswaffen in der Bevölkerung), aber auch das nur selten (!) im Vergleich. Entscheidend aber: so gut wie nie im Rahmen eines schnell eskalierenden Konfliktes! Repetitio est mater studiorum: Das Messer als Waffe war tabu!

    Und was das jetzt mit der Frau zu tun, die acht Kinder … bleibt im Dunkeln. Du kriegst da was durcheinander ... Wirst das aber vielleicht noch erklären ...

    Ich denke, da muss differenziert werden zwischen "ehrenhaftem Verhalten" bei Schlägereien und Straftaten, die vom DDR-Regime vertuscht wurden.


    Vermutlich wäre in der DDR, wie auch im Westen, kein Jugendlicher auf die Idee gekommen, mit einem Messer auf die Straße oder in die Disko zu gehen. So verstehe ich deinen Beitrag. Nach einer Schlägerei - ohne Messer - hätte man sich hier wie dort den Dreck abgebürstet, aber den Gegner nicht bei der Polizei angezeigt.


    Hier ein interessanter Artikel über eine Reportage zum Thema Vertuschen.

    Dabei gilt ebenso wie im Nationalsozialismus: Augenzeugen berichten zwar von den Taten, sie gelangten aber nicht in die Zeitung. So berichtete mein Vater aus der Nazizeit, dass direkt von seiner Baustelle ein Kindermörder verhaftet wurde und einfach verschwand. Natürlich erfuhr außer den Angehörigen des Opfers niemand von der Tat und außer den Zeugen auf der Baustelle niemand von der Verhaftung, erst recht nicht von einem evtl. Gerichtsverfahren. Es gab im Nationalsozialismus einfach keine Kindermörder.