Der aufblasbare Engel
Zaza Burchuladze
Blumenbar
ISBN: 978-3351050580
192 Seiten, 20 Euro
(Kindle-Version 14,99 Euro)
Über den Autor: Zaza Burchuladze hat Kunstwissenschaft und Malerei an der staatlichen Akademie der Künste in Tiflis studiert und gilt in seiner Heimat als einer der bedeutenden georgischen zeitgenössischen Autoren. Nachdem er Anfang 2014 in Tiflis bedroht und sogar durch den damaligen Präsidenten öffentlich beschimpft wurde, verließ er sein Heimatland und lebt seitdem in Berlin.
Nino und Niko Gorosia leben mit ihrem Hund Foucault in einer kleinen Wohnung in Tiflis. Das Ehepaar probiert aus Langeweile eine Geisterbeschwörung und da sie eigentlich niemanden kennen, den sie beschwören könnten, wählen sie eine zufällige bekannte historische Person. Dies ist der 1949 verstorbene Esoteriker Georges I. Gurdjieff, der tatsächlich umgehend auftaucht.
Anfangs ist der Gast noch interessant, er hat viele Anekdoten und Geschichtchen zu erzählen, doch er macht sich umgehend in der Wohnung des Ehepaares breit und irgendwann beginnt er zu nerven. Da er nicht wieder verschwindet, versuchen Nino und Niko sich seine Fähigkeiten zunutze zu machen um an Geld zu kommen und planen die Entführung eines reichen Geschäftsmannes. Dies verändert ihr Leben und das ihres Gastes auf eine ganz besondere Art und Weise...
Dieser viel zu kurze Roman bietet ein Feuerwerk an skurrilen Figuren und phantastischen Ideen. Weder der auktoriale Erzähler noch Nino oder Niko wundern sich über die Geschehnisse; sie nehmen alles, was ihnen passiert, als gegeben hin. Auch Gurdjieff hinterfragt seine Wiederauferstehung nicht, sondern lebt sich quasi sofort bei den Gorosias ein. Für den Autor und seine Protagonisten ist es keine Frage des Glaubens, ob das, was passiert, denkbar ist; es ist einfach Fakt.
Die Beschreibung der einzelnen Personen ist auf den ersten Blick betrachtet eher nüchtern, bei genauerem Hinsehen aber entdeckt man das Augenzwinkern, mit dem der Autor seine Figuren gezeichnet hat.So ungewöhnlich wie der Beginn des Buches war, geht es durchgehend weiter. Es macht Spaß, diesen Roman zu lesen und ich hätte mir gewünscht, dass er noch viel intensiver ausgearbeitet worden wäre, denn eigentlich bietet er nur einen kurzen Anriss einer Geschichte, die riesiges Potential hat. Viele Szenen und Bilder könnte man genauso bunt ausmalen, wie es der Gestalter des Covers getan hat. Insofern regt das Unterlassen der Details die Phantasie der Leser an und lädt zu einer Arbeitsteilung zwischen Autor und Leser ein.
Ich konnte mich auf diese interessante Mischung aus Realität und wahr gewordenem Aberglauben einlassen und so hat mir dieser kurzweilige Roman sehr gut gefallen. Der etwas andere Schreibstil hebt sich wohltuend vom Mainstream ab, Figuren und Plot sind außergewöhnlich. Eine klare Leseempfehlung für alle, die an skurrilen Geschichten ihre Freude haben.