Ich bin jetzt an der Stelle angekommen, an der Gaby entdeckt, dass Francis nun Teil der Gruppe sein soll und er mit Gino über dessen Mutter spricht (kurz nach der Hochzeit von Pacifique - keine Ahnung, ob man das so schreibt).
Mir gefällt das Buch als Hörbuch sehr, sehr gut. Ich langweile mich keine Sekunde, im Gegenteil. Ich finde gerade Gabys alleinige Perspektive gut für diese Geschichte, nicht nur aus der Sicht des Jungen, sondern auch wenn er als Erwachsener reflektiert.
Mini-HR "Kleines Land" von Gaël Faye
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Ich bin jetzt an der Stelle angekommen, an der Gaby entdeckt, dass Francis nun Teil der Gruppe sein soll (...)
Du bist aber schnell.
Ich glaube, mich würde Gabys alleinige Sicht auch nicht stören, wenn ich sie als authentisch für ein älteres Kind wahrnehmen würde - aber das tue ich an vielen Stellen nicht. Da kommt der Erwachsene durch, ohne dass dies meiner Ansicht nach kenntlich gemacht würde, bzw. ohne dass dann auch immer entsprechende Reflexionen des Erwachsenen kämen, die sich deutlich von der Kind-Perspektive absetzen. Sie kommen eben manchmal, manchmal nicht. In meiner Wahrnehmung ist es irgendwie ein Mischmasch... Wirklich offen als Erwachsener spricht er doch nur einmal ganz am Anfang, als er zu tief ins Whiskyglas schaut?
Das heißt auch nicht, dass mir das Buch nun allein deshalb nicht gefällt. Ich finde es nur erzähltechnisch nicht konsequent.
Dies nimmt natürlich den geschilderten Ereignissen nicht die Dramatik, zumal die Trauer, die Traumata und die Nöte der Überlebenden längst noch nicht überwunden sind.
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Er blickt zurück bzw. er erinnert sich. So kommt es bei mir an. Dass es nicht perfekt erzählt ist und manchmal ungenau oder nicht konsequent, empfinde ich daher als authentisch.
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Da kommt es bei uns eben unterschiedlich an.
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Eben habe ich das Hörbuch beendet und fand die Geschehnisse und Gedanken am Ende sehr traurig und beklemmend.
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Ich bin auch fertig mit dem Hörbuch. Mir hat es sehr gut gefallen. Ich finde immer noch, dass es - gerade im Hinblick auf das Ende und die Wiederbegegnung mit der Mutter - die richtige Erzählperspektive war.
Was mir besonders gut gefallen hat, sind die Darstellung von Gabys Empfindungen, die ich selbst so gut nachvollziehen kann: was fühlt ein Kind, wenn es erfährt, dass die Eltern sich trennen, wie erlebt es die Entdeckung und Faszination von Büchern und das Lesen hilfreich und eine Flucht sein kann. Auch wie er in Situationen reagiert, in denen er bedrängt wird oder sich bedrängt fühlt, fand ich sehr ehrlich und menschlich geschildert. Hinzu kommen dann noch die Erlebnisse und Schilderungen der Massaker und des Bürgerkrieges. Hier finde ich auch die Leistung des Sprechers sehr beeindruckend. Ich mag es, wenn man den VorleserInnen die Empfindungen unaufdringlich anhören kann. -
Als Autobiografie hätte ich mit den vermischten Perspektiven auch kein Problem gehabt.
Insgesamt war es auf jeden Fall ein schönes Buch, finde ich, wenn auch natürlich aufgrund der Thematik sehr traurig und bewegend.