Der Duft von Pfirsichen - Denise Hunter

  • Aber sie waren alle zu sehr mit ihren eigenen kleinen Welten beschäftigt, um zu bemerken, dass ihre gerade auf den Kopf gestellt wurde. (S. 321)


    9783961400652_200.jpg360 Seiten, kartoniert

    Originaltitel: Blue Ridge Sunrise

    Aus dem Amerikanischen von Anja Lerz

    Verlag: Brendow Verlag, Moers 2018

    ISBN-10: 3-96140-065-2

    ISBN-13: 978-3-96140-065-2


    Das Buch gehört zur Reihe Blue Ridge (Band 2)


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    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Vor fünf Jahren ist Zoe, selbst 19 Jahre alt und schwanger, von zuhause weggegangen. Seither war sie Sängerin in der Band von Kyle und hat mit diesem zusammengelebt. Vieles lief nicht so, wie sie es sich eigentlich erträumt hatte.

    Als ihre Großmutter stirbt, muß sie zur Beerdigung zurück in ihre Heimatstadt. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie, daß sie es ist, die die Pfirsichplantage geerbt hat. Kyle, der sehr besitzergreifend ist, ist damit nicht einverstanden, doch Zoe bleibt mit ihrer Tochter in Copper Creek. Sie sieht die Chance, endlich ihr eigenes Leben zu leben. Doch das ist nicht so einfach, denn die Dämonen der Vergangenheit verschwinden nicht so schnell. Da ist zum einen Cruz, ihr Freund aus Jugendtagen, und auch Kyle, der nicht vorhat, so schnell aufzugeben. Komplikationen und Zuspitzungen bleiben nicht aus.



    Über die Autorin


    Denise Hunter hat über dreißig Bücher veröffentlicht, von denen zwei für den Hallmark-Channel verfilmt wurden. Mit ihrem Mann lebt sie in Indiana, die drei Söhne sind bereits aus dem Haus.



    - Die Übersichtsseite zur Autorin bei christliche-literatur.com -
    - Die Webseite der Autorin (in englischer Sprache)



    Meine Meinung


    Nachdem mir der Vorgänger „Hüter meines Herzens“ ausnehmend gut gefallen hatte, war ich auf dieses Buch sehr gespannt. Um es gleich vorwegzunehmen: ganz so gut wie das vorgenannte gefiel es mir nicht. Die Bücher sind zwar Teil einer Serie von vier Bänden, sind jedoch unabhängig voneinander und auch einzeln zu verstehen. Allerdings wird hier das Ende von „Hüter meines Herzens“ erwähnt, wer sich dafür also die Spannung erhalten möchte, sollte in der richtigen Reihenfolge lesen.


    Um gleich mit meinem Kritikpunkt zu beginnen: über die ersten etwa einhundertzwanzig Seiten hinweg empfand ich den Roman als ziemlich düster, er wirkte auf mich sogar fast schon deprimierend. Dabei kann ich das gar nicht so genau an etwas Bestimmtem festmachen. Vermutlich hängt das mit Kyle zusammen, eine Figur, die ich als durch und durch böse erlebt und immer mit irgendwelchen hinterhältigen Gemeinheiten oder Schlimmerem gerechnet habe. Das gab sich dann im weiteren Verlauf. Das „düster empfinden“ meine ich, nicht daß Kyle eine böse Figur war.


    Als Zoe es sich auf der ererbten Farm eingerichtet und die Dinge in die Hand genommen hatte, entwickelte sich eine Geschichte, die sich zum Einen deutlich besser lesen ließ, zum Anderen jedoch ziemlich nah an der Realität dessen blieb, wie es wäre, wäre das keine Fiktion sondern wirklich geschehen. Zoe hatte sich unter dem schlechten Einfluß von Kyle sehr verändert; hier zuhause beginnen sich diese Veränderungen quasi zurückzuentwickeln und Zoe wieder zu der Person zu werden, die sie früher einmal war. Es versteht sich, daß es dabei durchaus nicht wenige Rückschläge gibt.


    Da ist die schwierige finanzielle Situation der Farm, der eine schlechte Ernte droht, da ist Kyle, der noch immer nicht aufgegeben hat, da sind die noch ungelösten Fragen, weswegen sie seinerzeit überstürzt von zuhause weg gegangen war. Und da ist das schwierige Verhältnis zu ihrem Vater, dem sie nichts recht machen kann, außer sie macht es so, wie er es sich vorstellt. Also genügend „Baustellen“, um ausgelastet zu sein.


    Erstaunlich - im positiven Sinne - ist für meine Begriffe die im ganzen Buch durchgehaltene Realitätsnähe, wenn man daran denkt, daß das Buch in einem christlichen Verlag erschienen ist. Von einer ledigen, nicht verheirateten Mutter bis hin zum Thema Glauben, das eher nebenbei - und damit um so wirklichkeitsnäher - behandelt wird. Dennoch kommt die Meinung der Autorin zum Ausdruck, ohne daß das jedoch aufdringlich wirkt.


    War der „Showdown“ im „Hüter eines Herzens“ den Unbilden der Natur zu verdanken, so gibt es hier - was sich im Verlauf der Handlung schon abzeichnet - einen recht deutlichen, der dermaßen spannend geschrieben war, daß ich kaum so schnell lesen konnte, wie ich wissen wollte, wie es weiter geht.


    Insgesamt hat mir der Roman gefallen, wenngleich - ich erwähnte es - nicht ganz so gut wie der Vorgänger. Auch hier wurde deutlich, wie sehr ein falsches Wort zum falschen Zeitpunkt - oder, vielleicht noch schlimmer, ein nicht gesagtes zum richtigen Zeitpunkt, sich fatal auswirken und fast zu einer Katastrope führen kann. Insofern kann das Buch auch als Denkanstoß zu mehr und vor allem offenem Umgang und Kommunikation miteinander verstanden werden. Für eine Partnerschaft gewißlich eine wichtige Voraussetzung.



    Mein Fazit


    Realitätsnah wird die Geschichte von Zoe erzählt, die einst von zuhause fort ging und sich nun den Problemen Gegenwart wie den ungelösten der Vergangenheit stellen muß. Nach - für mich - etwas schwierigen Beginn hat sich die Geschichte fesselnd und lesenswert entwickelt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")