Jugendschicksal

  • Vorwort
    Diese Geschichte habe ich im Geschichtsunterricht geschrieben. Sie spielt im Jahre 1848 zur Zeit der Märzrevolution in Deutschland und handelt von zwei Freunden, die mitten im Kampfgeschehen sind . Viel Spaß (oder auch nicht) mit meiner Geschichte:


    Schicksal


    Büchsen knallten, Leute schrieen, Kanonen donnerten. Thomas und ich knieten hinter den Barrikaden, um uns herum nur Lärm und Schreie, in der Luft hing der Gestank von Blut und verbrannten Fleisch, vermischt mit Schwefel und Schwarzpulver. Es herrschte Krieg in Berlin. „Verdammt ist das Laut, ich will nicht mehr“, schrie Thomas über das Donnern einer Kanone hinweg. Die Kugel schlug in dem Haus neben ihnen ein. Sie sahen wie zwei ihrer Kameraden durch die Luft geschleudert wurden und hörten die Schreie derer die von Trümmern schwer verletzt herumlagen und nun elendig verendeten. „ Du bleibst hier“; schrie ich meinen Freund an und wollte über die Barrikade schauen, als ein Musketenschuss knapp an meinem Ohr vorbeizischte. Schnell duckte ich mich und verkroch mich wieder hinter die Barrikade. „ Siehst du was ich meine“, brüllte Tom mich über den Lärm an, „ es ist völlig sinnlos, ob wir beide uns hier opfern oder nicht, auf uns zwei kommt es nicht an.“ „ Und ob es auf uns ankommt, jeder Mann ist wichtig“, schrie ich zurück, doch ich wusste, dass Thomas recht hatte. Was nützte es wenn zwei 15-Jährige wie wir unser Leben hergaben. Thomas riss mich aus meinen Gedanken, indem er mir ins Ohr schrie:“ Du sagst es, jeder MANN ist wichtig, aber wir sind Kinder, wir sind keine trainierten Kämpfer.“ Plötzlich rannten zwei Männer an uns vorbei. Irgendwo her kannte ich diese Gesichter. Während ich überlegte, peitschten zwei Schüsse auf. Die Männer rissen die Augen auf, schrieen und fielen um. Jetzt erkannte ich die Männer, doch ich hoffte, dass es nicht wahr ist, ich wollte es nicht wahrhaben. Ich sah Thomas an, der mit bleichem Gesicht und weit aufgerissenen Augen dasaß. Ich blickte wieder nach vorn du sah zwei Soldaten aus der Straße rennen und vor den Leichen unserer Väter anhalten. Erst grinsten sie nur, doch plötzlich fingen sie an zu lachen. Mein Blick verdüsterte sich und meine Hand verkrampfte sich um den Säbel in ihr. „Wie könnt ihr es wagen, ihr verdammten Hundesöhne“, donnerte ich. Die Männer hörten auf zu lachen und drehten sich um. Mit einem Schrei rannte ich auf sie zu. Völlig irritiert von meiner Tat standen die Soldaten erst nur da, als sie realisierten was ich tat, war es zu spät. Der eine versuchte noch rechtzeitig das Gewehr hochzuziehen, um einen Schuss abzufeuern, doch mein Säbel steckte schon bis zum Heft in seiner Brust. Ungläubig starrte der Mann mich an und sackte dann einfach in sich zusammen. Der andere starrte seinen nun toten Kameraden fassungslos an, doch nur für zwei Sekunden, dann rammte er mir den Gewehrlauf in den Magen und ich sank ächzend auf die Knie. „Wie kannst du es wagen, du kleine Ratte, bei dir ist wohl jede Erziehung gescheitert.“ Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr, die langsam auf den Soldaten zuschritt. Der Soldat legte an um mich zu erschießen. Ich schloss vor Angst die Augen und wartete auf den Tod, als ich plötzlich einen gellenden Schrei vernahm. Ich öffnete die Augen und sah vor mir einen gewehrlosen Soldaten, der sich den Stumpf seines linken Arms hielt, aus dem unaufhörlich Blut quoll. Hinter ihm stand Thomas mit einem blutenden Säbel in der Hand. In seinen Augen sah ich Hass, unbändigen Hass. „ Stirb du Scheusal“, brüllte er und mit einem gezielten Schlag trennte er den Kopf des Soldaten von dessen Rumpf. Dann schritt er auf mich zu, unbewusst wich ich ein Stück zurück. Er packte mich am Arm, zog mich hoch und sagte:“ Du hast recht, wir werden nicht gehen!“, dann fing er an zu grinsen. Doch es war kein Grinsen aus Freude, sondern es spiegelte pure Mordlust wider. Ich bekam es richtig mit der Angst zu tun, doch wollte ich nicht als Feigling dastehen, also bemühte ich mich auch um ein schiefes Grinsen. „ Du hast recht, lass uns kämpfen!“ Unser eigentlich Ziel für ein vereintes Deutschland zu kämpfen, hatten wir längst aus den Augen verloren. Wir schlachteten die Soldaten regelrecht ab, bis man uns mit einigen Mitstreitern in einem Haus stellte. Wir verteidigen uns tapfer, doch waren wir Zahlen mäßig unterlegen. Noch einmal riefen wir „für unsere Väter“ und stürzten uns ins Gefecht. Doch lange kämpften wir nicht, denn plötzlich spürte ich einen Schlag und alles wurde Schwarz. Als ich wieder aufwachte, war ich erst Orientierungslos. Stöhnend richtete ich mich auf und sah mich um. Da sah ich Thomas auf dem Bauch liegend. Ich drehte ihn um und sah ihm ins Gesicht. Ein irres lächeln war darauf zu sehen. Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich wischte sie energisch weg. „Nein ich darf jetzt nicht schwach sein“, dachte ich bei mir einen Säbel und hielt ihn mit der Spitze an meinen Bauch.“ Ohne dich macht das ganze keinen Spaß mehr“, sagte ich zu der Leiche meines Freundes. Ja, der Krieg hatte mich abgestumpft. Ich weiß, wenn ich jetzt rausgehe, werde ich wieder töten. Doch ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Ich hole aus und steche zu.. Sterbend flüsterte ich noch:“ Ich komme Vater, wir werden uns bald wieder sehen.“ Glücklich lächelnd sinke ich neben meinem Freund zusammen. „ Bis gleich“, denke ich noch, dann gibt mein Körper endgültig den Geist auf.


    Ende

  • Oweia, da ist ein bischen viel auf einmal in so einen kurzen Text gepackt.


    Zum Technischen. Gleich zu Anfang stimmt die Erzählperspektive nicht. Zuerst wird von den beiden Jungen erzählt und plötzlich wechselst Du in die Ich-Perspektive eines der Jungen. Auch ein paar Absätze, vorallem bei den wörtlichen Reden, wären für die Lesbarkeit ein großer Gewinn.
    Kurz hintereinander verwendest Du "Wie könnt Ihr es wagen..." und "Wie kannst Du es wagen...". So eine Doppelung ist unschön und sollte umformuliert werden.


    Zum Inhaltlichen. Einige Dinge halte ich in so einer Situation einfach für unlogisch bzw. recht arg hollywood-like präsentiert. Warum sollten die Soldaten mitten in einer Kampfhandlung (schließlich fliegen Kugeln umher, Geschrei, etc.) über zwei Tote zu lachen anfangen? Erst sagt Thomas von sich selbst, daß er ein Kind wäre und hier nichts verloren hat und wenige Momente später spiegelt sich die pure Mordlust in seinen Augen?? Auch die Selbsttötung am Ende halte ich für einen Jugendlichen in so einer Situation für absolut überzogen.


    Insgesamt gesehen müsste da noch ganz ganz viel am Text gebastelt werden. Die vielen unlogischen Schnitzer müssten raus und die Dialoge gehörig von theatralischem Flair befreit werden. Das Thema an sich würde Stoff genug bieten, aber mir ist diese Umsetzung zu überzogen.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc als Gast
    Auch ein paar Absätze, vorallem bei den wörtlichen Reden, wären für die Lesbarkeit ein großer Gewinn.


    Ja bitte, das würde wirklich sehr viel zum Lesegenuss beitragen.


    Die Geschichte hat durchaus Potential, sie könnte sich so abgespielt haben. Aber ein wenig schlichter erzählt, würde sie viel mehr unter die Haut gehen.Ich schlage vor, das übertriebe Pathos wegzulassen und vor allem den Schluss zu überarbeiten. Und ich würde auch nicht so viel hineinpacken, wie Doc schon meinte, beziehungsweise einen weiteren Zeitrahmen spannen.


    Entschuldige, aber ich musste schmunzeln, weil das Ende unglaubhaft ist - bei einer ansonsten authentisch wirkenden Geschichte. Wie kann der Junge die Geschichte überhaupt schreiben, wenn er vorher stirbt?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

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  • Auch mir sind die Tränen in die Augen gestiegen.


    Die Geschichte spricht für Dein Herz, Schrreiberling, aber nicht unbedingt für schriftstellerische Fähigkeiten. Vielleicht lag es auch am Geschichtsunterricht.
    Der ist hierzulande für vieles verantwortlich.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo Schrreiberling!

    Doc Hollywood hat es schon angesprochen: Die Geschichte liest sich teilweise wie ein Heldenepos. Lieber klare und einfache Sätze als eine so übertriebene Sprache. Dass du aufpassen musst, dass du nicht die Erzählperspektive wechselst, hat dir Doc auch schon geschrieben. Achte aber bitte auch auf die Zeit, da hast du ein paar Mal in der Gegenheitsform geschrieben, obwohl die Geschichte ja in der Vergangenheit spielt.

    Was ich mir wünschen würde, wären ein paar Hintergrund-Infos über die Jungs. Wie lange kämpfen sie schon in diesem Krieg, wie sind ihre Empfindungen (der eine steht auf, eine Kugel fliegt haarscharf an ihm vorbei, aber er bleibt ganz cool. Wie würdest du dich in so einem Moment fühlen? Du bist in dem Alter, in dem deine Helden auch sind, da müsstest du das doch gut nachempfinden können)?

    Was ich gar nicht nachempfinden kann, ist, dass die Männer, die die Väter der Jungs vor deren Augen (was für ein Zufall) erschießen, sich während der Kampfhandlungen, bei denen die Kugeln durch die Gegend zischen, deckungslos neben die Leichen der beiden Ermorderten stellen und anfangen zu lachen. Haben diese Männer keinen Selbsterhaltungstrieb? Denn würden sie das tatsächlich machen, würden sie bald genauso tot am Boden liegen wie die anderen Männer.

    Achte ein wenig auf die Art der Sprache. Es ist Krieg, da ist der verbale Ausdruck meistens heftig, brutal, auch vulgär. Den Satz „Wie kannst du es wagen, du kleine Ratte, bei dir ist wohl jede Erziehung gescheitert.“ erwarte ich eher in einer Geschichte über Ladendiebstahl o.ä. Der Junge hat gerade den Kumpel dieses Mannes getötet, da würde wohl eher ein "Mistkerl, krepier auch" oder so passen.

    Zu guter Letzt noch ein Wort zu dem Selbstmord. Über den Einwand von Alice habe ich kräftig lachen müssen, denn da ist was wahres dran. Ein Junge in diesem Alter hat normalerweise einen ungeheueren Überlebenstrieb. Besser wäre es, er würde den Krieg verdammen und ihm dem Rücken zuwenden. Heim zu seiner Mutter gehen, wenn diese noch leben würde. Denn sie wäre allein, ihr Mann ist ja gestorben. Vielleicht sind noch Geschwister da, die seine Hilfe brauchen. Oder er sagt sich, dass er in die Politik gehen will, um zu verhindern, dass so ein Krieg nochmal ausbricht.

    Ich hoffe, du kannst die Anregungen, die du hier bekommst, umsetzen. LG, Inge

    Veröffentlichungen in vielen Anthologien

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  • Du hast auch manchmal die Zeiten gewechselt, ansonsten hab ich nichts weiter zu den schen, die auch meine vorredner schon gesagt haben, hinzuzufügen. Jeder Satz, den du schreibst, hilft dir, besser zu werden! Gib nicht auf!


    Tine

    ~Und je mehr ich das begreife
    Desto größer wird der Drang
    Dir zu erklären, dass ich bezweifle
    Dass ich dich je entbehren kann ~


    Glashaus >>Du<<