Bilder von ihr - Karen-Susan Fessel

  • Kurzbeschreibung Amazon
    Wir haben es damals alle gespürt. Wir haben gespürt, daß etwas auf uns zukam, dem wir nicht würden ausweichen können. An jenem Abend sind die ersten Schatten einer dunklen Wolke auf uns gefallen, einer Wolke, die sich schon seit langem, ohne daß wir es bemerkt hatten, über uns zusammenballte, die sich im Laufe der Zeit mehr und mehr verdichtete, bis sie begann, die Sonne zu verdunkeln.
    Und wenn ich an das Frösteln zurückdenke, das mich an diesem Abend erfaßte, so ist es vor allem die Erinnerung an Suzannahs Arm, ihre weiche Brust an meiner Seite, an ihre Hand unter meinem Gürtel, die mir deutlich macht, wie sehr mir ihre Wärme damals geholfen hat, wie sehr sie mich geschützt hat, damals und in all den Jahren danach, wie sehr ich ihre Wärme vermisse, wie sehr ich vermisse, wie sie mich hielt.


    Über die Autorin
    Ihre Biographie


    Meine bescheidene Meinung
    was hab ich bei dem buch geheult....
    man kann sich wunderbar in thea reinfühlen und denken, so dass man mit ihr lachen und weinen kann, sich freut und mit ihr zittert...
    eine tolle geschichte über die starken gefühle, die zwei frauen füreinander haben können....


    absolut empfehlenswert


    liebe grüssle
    die_kleene_

  • Das Buch liegt auf meinem SAB (Stapel angefangener Bücher), und ich glaub, ich bin die Einzige, der es nicht gefällt. :lache Ich bin auf Seite 142 steckengeblieben und weiss nicht, ob ich es jemals fertig lesen werde. Irgendwie blieb mir die Hauptfigur fremd, die Stimmung war so komisch und ich hab das Buch als eine Aneinanderreihung von kurzen Einblicken in ihr Leben empfunden (daher vielleicht auch der Titel). Es hat mich auch gestört, dass ich von Anfang an wusste, dass ihre Freundin stirbt - also, dass ist jetzt kein Spoiler, sondernder Roman ist so aufgebaut, dass man es von Anfang an weiss und ich hab irgendwie nur darauf hingelesen, dass sie stirbt. Wobei ich ja nie soweit gekommen bin. :rolleyes


    Ist wohl nicht mein Ding, ich lese auch nicht so gerne melancholische Bücher.


    lg Iris

  • Lange Zeit hatte ich mich nicht getraut, das Buch anzufangen. Es stand bestimmt schon 4 Jahre im Bücherregal und immer wieder hab ich bewusst vorbeigegriffen. Hatte ich ja schon gehört, das es schwere Kost sei.


    Dann habe ich mich doch mal darangewagt und ich muss sagen, ich bin froh, dass ich es gemacht habe.
    Bereits die ersten Sätze haben mir sehr gut gefallen.
    Ja, ich gebe zu, es sind immer nur Bilder, die beschrieben werden. Die Story springt und es ist zum Teil recht schwer zu lesen. Aber ... ich war begeistert!!!
    Und ja, ich gehöre zu denen, die geweint haben.


    Lieben Gruß
    Parker

  • Bilder von ihr gehört zu den Büchern, die ich inzwischen mehrfach gelsen habe und das mich jedesmal anders berührt. Es gehört für mich eindeutig zu den Büchern die "mitwachsen", besser kann ich es nicht ausdrücken. Ich habe es mit Anfang 20 ganz anders gelesen als jetzt.

  • Über die Autorin:
    Karen-Susan Fessel ist 1964 in Lübeck geboren, sie studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Romanistik an der Freien Universität Berlin und arbeitet seit 1993 als freie Schriftstellerin, Journalistin und Dozentin für Schreibseminare. Seit 1994 hat sie ein Fülle von Romanen und Jugendromanen veröffentlicht. (www.karen-susan-fessel.de)


    Zum Inhalt:
    Theas große Liebe Suzannah ist tot; doch wir erfahren noch nicht, was mit ihr passiert ist. In Rückblenden erleben wir mit, wie Thea damals kurz vor dem Abitur alles hingeworfen hat und nach Berlin gegangen ist. Theas Jugendfreund Marc wird nie begreifen, warum Thea die Beziehung zu ihm und zu ihrer Vergangenheit so radikal kappte. Suzannahs bevorstehender Tod hing beim Lesen wie eine bedrohliche schwarze Wolke über mir - mit jeder Seite, die ich umblätterte, fürchtete ich, dass ich jetzt mit Suzannahs Tod konfrontiert würde, dass jetzt alles vorbei sei. Schon auf den ersten Seiten des Buches entsteht von Thea das Bild eines einsamen Kinds, das vor jeder Form von Nähe flieht. Theas Vater starb früh und man ahnt, dass darin ein Grund für Theas distanziertes Verhalten liegen könnte. Später wird Thea immer wieder von Neuem einen Grund suchen, der gegen ihre Liebe zu Suzannah spricht; sie will die Geliebte nicht an sich heranlassen, um sie nicht zu verlieren. Wie hat Suzannah, die weltgewandte Fotografin es eigentlich erreicht, dass dieses unsichere, kratzbürstige Wesen sich ihr geöffnet hat? Zwischen Theas Ankunft in Berlin, als sie knapp 18 war, und Suzannahs Tod liegen ungefähr sieben Jahre. Drei Jahe nach Suzannahs Tod muss Thea mit den für sie unerträglichen hilflosen Versuchen derer leben, die sie mit ein paar Allgemeinplätzen trösten wollen. Thea ist inzwischen gereift, ihre gewachsene Ausdruckskraft lässt hoffen, dass sie auf dem Weg ist, sich mit Suzannahs Tod abzufinden. Durch die Rückblenden und das große Geheimnis, das sich um die schöne Suzannah rankt, baut sich eine kaum auszuhaltende Spannung auf. Als Leser will man nicht nur wissen, was mit Suzannah passiert ist, sondern warum Thea so panisch jede enge Beziehung scheut. Dass das Gefühl der Verlassenheit, dass seit dem Tod beider Eltern Theas Leben bestimmt hat, bei ihr damals zunehmend in Wut umschlug, konnte doch nicht allein der Grund dafür sein, dass sie niemandem vertrauen konnte!


    In Berlin war Thea damals bei ihrem Onkel Paul untergeschlüpft, zu dem sie schon als Kind ein sehr enges Verhältnis hatte. Sie jobt in verschiedenen Kneipen, arbeitet längere Zeit als Hilfskraft in einer Anwaltskanzlei und träumt sogar davon, Zeichnerin zu werden. An einem bestimmten Punkt erkennt Thea, dass Paul schwul ist. Thea war sich schon immer sicher gewesen, dass Paul und sie Seelenverwandte sind. Paul, der Thea kennt wie kein anderer, ist Theas einziger Verwandter; er bildet den Anker in ihre Vergangenheit. Thea und Suzannah hatten eine eigenartige Beziehung. Während Suzannah wie eine Getriebene in aller Welt als Fotografin unterwegswar, blieb Thea währenddessen meist in Berlin. Über die Fotografie, für die Suzannah lebte, haben beide nur selten gesprochen. Wenn Thea Fotos von Suzannah betrachtete, dann in Suzannahs Abwesenheit. Diese innere Distanz Theas finde ich befremdlich und zugleich faszinierend. Die Baustellen in der Biografie Theas, die erst allmächlich freigeräumt werden, haben Fessels Lesern sehr viel mehr zu sagen als man aufgrund des Allerwelts-Buchcovers befürchten könnte.


    Mein Eindruck:
    Begeistert an diesem Buch hat mich die treffend gezeichnete Atmosphäre der Stadt Berlin - jemand geht über die Straße, schließt seinen Werkstattschuppen auf - und schon stand mir ein typischer Berliner Straßenzug vor Augen. Fessels Nebenfiguren sind äußerst liebevoll angelegt - es gibt um Thea herum und auch in Suzannahs Familie und Freundeskreis eine Menge faszinierender Persönlichkeiten. Dennis, ein gehörloser Schwuler, mit dem Thea eine Zweck-Wohngemeinschaft eingeht, ließ mich zuerst schlucken. Doch Dennis ist mit seiner Behinderung sehr glaubwürdig charakterisiert. Dass eine außergewöhnliche Frauenbeziehung auf tragische Weise durch den Tod endet, kann nicht allein der Grund sein, dass diese Geschichte ihre Leser so bald nicht wieder loslässt. Jemand nannte den Roman ein Buch, das mitwächst. Diesen Eindruck hatte ich stark bei der Entwicklung von Theas Sprache. Ihre Ausdruckskraft dokumentiert, wie sie an ihrem Schicksal wächst. "Bilder von ihr" war für mich sehr viel mehr als ein Roman über eine Liebe zwischen Frauen. Erwartet hatte ich ein zutiefst deprimierendes Buch über den Tod, gefunden habe ich ein Buch über eine Frau, die ihr Leben aus einzelnen Steinen zu einem Pfad zusammenfügt. "Heute sehe ich, das alles was geschah, aufeinander aufbaute, dass jedes Erlebnis ein Stein war, an den der nächste nahtlos passte, so dass nach und nach ein stabiler trittsicherer Pfad entstand, auf dem ich lief."


    [edit: Fehler]