Pünktchen und Anton - Erich Kästner

  • Klappentext:


    In Berlin geschehen wirklich seltsame Dinge: Auf der Weidendammer Brücke steht eines Nachts eine arme blinde Frau mit einem kleinen Mädchen, um Streichhölzer zu verkaufen – ein tapferer Junge ist schneller als alle Erwachsenen und bringt einen Verbrecher zu Fall. Aber die Geschichte ist nicht etwa blutrünstig oder spielt auf der Hintertreppe, ganz im Gegenteil: Sie ist vergnügt und lustig und voller Witz. Pünktchen erfindet die erstaunlichsten Dinge und reißt ihren Freund Anton immer wieder mit. Der Dackel Piefke kann über Pünktchens Einfallsreichtum nur mit den langen Ohren schlackern und seufzen.


    Meine Meinung:


    Ich habe im Alter von 9 Jahren recht lange an diesem Buch gelesen, und das wundert mich nicht: Es ist ein durchaus anspruchsvolles Kinderbuch. Die feine Ironie, die Kästner in vielen seiner Sätze versteckt, wird sich wahrscheinlich nicht jedem Kind erschließen.


    Offenbar wollte der Autor mit diesem Buch nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern auch einen erzieherischen Auftrag erfüllen, ein Gefühl für Moral vermitteln. In seinen eingeschobenen „Nachdenkereien“ setzt er sich mit Themen wie Freundschaft, Ehrlichkeit, Dankbarkeit und Respekt auseinander. Im Nachwort appelliert er schließlich direkt an die Leser, sich den Helden Anton zum Vorbild zu nehmen und ihm in Sachen Anstand und Moral nachzueifern.


    Die Geschichte von Pünktchen und Anton ist mäßig spannend, aber hübsch erzählt. Sie spielt zu einer Zeit, in der es noch keine Sozialversicherung gab, und in der arme Kinder Streichhölzer und Schnürsenkel verkauften. Trotzdem ist sie nachvollziehbar und noch nicht vollständig überholt. Überholt ist allerdings das Rollenverständnis des Autors und seiner Zeit. So handelt eine seiner „Nachdenkereien“ von der Frage, ob Jungen sich schämen sollten, wenn sie in der Küche stehen und kochen. Seine Meinung: Das brauchen sie nicht, wenn die Mutter krank ist und nicht selbst kochen kann!


    Mein Fazit:


    Eine schön erzählte Geschichte über arme und reiche Leute, gute und böse Menschen, liebende und lieblose Eltern – anspruchsvoll geschrieben und für Kinder nicht ganz leicht zu lesen.

  • Eine tolle Geschichte wie viele von Kästner.
    Das Buch ist ja inzwischen schon verfilmt und in vielen Schulen Pflichtliteratur.
    Finde ich gut. :-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Die Verfilmung scheint gründlich modernisiert, ich kenne allerdings nur Teile.
    Das Buch habe ich als kleines Kind gern und oft gelesen. Was ich entschieden nicht mochte, waren die dazwischengeschobenen moralischen Bedenken Kästners. Ich kannte kein Kind in meiner Umgebung, das sie mochte und mehr als eine oder zwei gelesen hat.
    Heutzutage finde ich sie unsäglich.
    Und wie immer bei Kästner stören mich die Stereotypen und die Mutterkult.
    Kindern würde ich es nicht mehr empfehlen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @ magali


    Antons "Vergötterung" seiner Mutter und das Einverständnis des Autors mit dem psychologischen Druck, den die Mutter ausübt, weil Anton ihren Geburtstag vergessen hat, haben mich auch gestört!

  • Na, das ist das Mindeste, was ich von LeserInnen heute erwarte. :lache


    Aber ist schon okay, Waldfee, ich laß Dir ja Deinen Kästner. Du weißt doch, daß ich immer an der Decke klebe, wenn es um den geht!!!
    Wobei ich ihn als Pazifisten hochachte, wohlbemerkt !!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Meine Meinung:


    Pünktchens Eltern haben nicht besonders viel Zeit für sie, denn ihr Vater ist Fabrikdirektor und die Mutter ist meistens mit der Verwirklichung ihrer gesellschaftlichen Verpflichtungen beschäftigt. Aber gottseidank ist Pünktchen aufgeweckt und fantasievoll und dann gibt es ja noch ihren Freund Anton, mit dem man jede Menge Spaß haben kann. Pünktchen und Anton sind ein gutes Team, auch wenn sie aus völlig verschiedenen sozialen Schichten kommen, denn anders als die aus reichem Hause kommende Pünktchen ist Antons Mutter sehr arm und erholt sich zudem gerade von einer schweren Krankheit. Doch darauf kommt es weder Pünktchen noch Erich Kästner an, der in die Geschichte der beiden Kinder immer wieder eigene Bemerkungen (kursiv gedruckt) einschiebt, in denen er bestimmte Aspekte des vorherigen Kapitels hervorhebt und ergänzt. Im Vorwort schreibt er selbst, dass man diese Bemerkungen ruhig überspringen kann, wenn man lieber die Geschichte alleine lesen möchte, aber natürlich macht dies zumindest kein erwachsener Leser ;-) Ob mit oder ohne Bemerkungen des Autors, "Pünktchen und Anton" ist eine wunderbare, lustige und spannende Geschichte für große und kleine Leser, in der durchaus viel Moral, aber auch jede Menge Spaß steckt und Pünktchens Wortschöpfungen und ihr grundehrlicher und somit sehr direkter Umgang mit Respektspersonen sind für sich schon für ein breites Grinsen gut!

  • Dieses buch hat mir wie vilee Kästnerbücher sehr gut gefallen. Der arbeitsame Anton, wer wünscht sich als Mutter nihct solch einen sohn, das kesse, selbstbewusste Pünktchen sind Figuren die Kästner nicht liebevoller hätte beschreiben können. Ob er sich selbst als Anton Gesehen hat?

  • Die Geschichte von Pünktchen und Anton fand ich immer etwas seltsam, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich tatsächlich jemand auf die Straße stellt, um Schnürsenkel und Streichhölzer zu verkaufen.
    Die kursiven Zwischentexte von Kästner gefallen mir allerdings.


    Dennoch gehört Pünktchen und Anton nicht zu meinen liebsten Büchern von Kästner, dazu hab ich es auch zu spät gelesen. Gut finde ich es aber trotzdem.

  • Ich fand es als Kind immer ganz schön, gerade das Absurde, daß jemand solche Kinkerlitzchen verkaufen könnte und davon lebt, fand ich reizvoll.
    Als dann damals tatsächlich ein Hausierer vor unserer Tür stand mit einem Bauchladen mit Schuhcreme, Schnürsenkeln und anderem Tand, war ich von dem Herrn total fasziniert und meiner Mutter fast schon böse, als sie ihn wegschickte. :lache
    (Sowas war damals schon selten und gibts heute gar nicht mehr, oder?)
    Ich lese es jetzt auf jeden Fall noch mal und werde berichten, wie es mir so 20 Jahre nach dem ersten Lesen gefällt.

  • Habs gestern Abend noch zu Ende gelesen.
    Wirklich ein schönes Buch, immer noch, wenn es natürlich auch mit Zugehfrau und Kindermädchen nicht mehr wirklich zeitgemäß ist.
    Pünktchen ist so eine liebenswerte kleine Göre und alleine für die Szene der Ozeanfahrt auf dem Stubentisch lohnt sich das Lesen, wieder und wieder.
    An die belehrenden Einschübe Kästners konnte ich mich aus meiner Kindheit nicht entsinnen. Ich vermute, ich gehörte zu den faulen Kindern, die diese Einschübe überlesen haben.
    Wirklich nervig fand ich sie jetzt nicht, auch nicht schlecht, sie bremsten für mich halt nur den Fluß der Geschichte und waren teilweise auch ein wenig hm.... kleinkariert.


    Grundsätzlich immer wieder ein schönes Buch und auch die Illustrationen gefallen mir wirklich sehr.

  • Zitat

    Original von Kim_Meridian
    Die Geschichte von Pünktchen und Anton fand ich immer etwas seltsam, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich tatsächlich jemand auf die Straße stellt, um Schnürsenkel und Streichhölzer zu verkaufen.


    Denken wir doch da mal ganz kurz an Andersens`Mädchen mit den Schwefelhölzern.


    Früher gab es die vielleicht auch nicht überall zu kaufen. Außerdem gab es doch da auch die Leute mit dem Bauchladen, die so Kinkerlitzchen verkauft haben.

  • Schön, dass ihr mich an "Pünktchen und Anton" erinnert... Muss ich gleich mal wieder rauskramen, das fand ich früher wirklich toll. Ich weiß noch, dass ich das Kindermädchen und ihren Freund toll fand :rofl aber ich fand als Kind die fiesen Charaktere sowieso immer interessanter. Genauso wie bei "Heidi"... :pille komisch. Pünktchens Mutter fand ich furchtbar, aber so sollte sie ja auch dargestellt werden.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    .. gerade das Absurde, daß jemand solche Kinkerlitzchen verkaufen könnte und davon lebt,...


    Vielleicht sollte man die Geschichte mal in ein anderes Land verlegen, in dem immer noch Menschen leben, die vom "Kinkerlitzchen"-Verkauf leben müssen.
    In der Kinder arbeiten müssen und deshalb zu müde für die Schule sind,

  • Mein absolutes Kinderlieblingsbuch. Ich habe es geliebt und das Hörspiel auch. Besonders wenn die Mutter " Pünktchen meine Haare" sagt. Ich mochte sie gar nicht, der Herrn Direktor dagegen aber hätte gern auch mein Herr Vater sein dürfen.


    Und so eine Freundin wie Pünktchen habe ich mir auch immer gewünscht.


    Eines der Bücher die ich meinen Kindern vorlesen musste :grin