Klappentext:
In Berlin geschehen wirklich seltsame Dinge: Auf der Weidendammer Brücke steht eines Nachts eine arme blinde Frau mit einem kleinen Mädchen, um Streichhölzer zu verkaufen – ein tapferer Junge ist schneller als alle Erwachsenen und bringt einen Verbrecher zu Fall. Aber die Geschichte ist nicht etwa blutrünstig oder spielt auf der Hintertreppe, ganz im Gegenteil: Sie ist vergnügt und lustig und voller Witz. Pünktchen erfindet die erstaunlichsten Dinge und reißt ihren Freund Anton immer wieder mit. Der Dackel Piefke kann über Pünktchens Einfallsreichtum nur mit den langen Ohren schlackern und seufzen.
Meine Meinung:
Ich habe im Alter von 9 Jahren recht lange an diesem Buch gelesen, und das wundert mich nicht: Es ist ein durchaus anspruchsvolles Kinderbuch. Die feine Ironie, die Kästner in vielen seiner Sätze versteckt, wird sich wahrscheinlich nicht jedem Kind erschließen.
Offenbar wollte der Autor mit diesem Buch nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern auch einen erzieherischen Auftrag erfüllen, ein Gefühl für Moral vermitteln. In seinen eingeschobenen „Nachdenkereien“ setzt er sich mit Themen wie Freundschaft, Ehrlichkeit, Dankbarkeit und Respekt auseinander. Im Nachwort appelliert er schließlich direkt an die Leser, sich den Helden Anton zum Vorbild zu nehmen und ihm in Sachen Anstand und Moral nachzueifern.
Die Geschichte von Pünktchen und Anton ist mäßig spannend, aber hübsch erzählt. Sie spielt zu einer Zeit, in der es noch keine Sozialversicherung gab, und in der arme Kinder Streichhölzer und Schnürsenkel verkauften. Trotzdem ist sie nachvollziehbar und noch nicht vollständig überholt. Überholt ist allerdings das Rollenverständnis des Autors und seiner Zeit. So handelt eine seiner „Nachdenkereien“ von der Frage, ob Jungen sich schämen sollten, wenn sie in der Küche stehen und kochen. Seine Meinung: Das brauchen sie nicht, wenn die Mutter krank ist und nicht selbst kochen kann!
Mein Fazit:
Eine schön erzählte Geschichte über arme und reiche Leute, gute und böse Menschen, liebende und lieblose Eltern – anspruchsvoll geschrieben und für Kinder nicht ganz leicht zu lesen.