Über die Autorin:
Rebecca Michéle wurde 1963 in Süddeutschland geboren, lebt mit Mann und zwei Katern in der Nähe von Stuttgart. Seit dem Jahr 2000 widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben. Bisher sind 35 Romane und zahlreiche Kurzgeschichten in verschiedenen Genres erschienen – auch unter den Pseudonymen Ricarda Martin, Michelle Ross und Mia Richter. Seit ihrer Jugend beschäftigt sich die Autorin mit der Historie, bereist alle Schauplätze und legt großen Wert auf eine intensive Recherche. Mindestens einmal im Jahr reist sie auf die britische Insel und recherchiert Schauplätze und Hintergründe ihrer Romane und ist regelmäßig in Großbritannien unterwegs. Rebecca Michéle ist Mitglied in folgenden Autorenverbänden: Verband Deutscher Schriftsteller und Schriftstellerinnen, DELIA, Das Syndikat, Mörderische Schwester, Homer.
Meine Meinung:
Der Roman beginnt im Jahr 1918. Die Familie lebt ländlich in Ostpreußen und der Krieg ist gerade vorbei. Von nun an kann man den Lebensweg der jungen Hedwig mitverfolgen und erleben, wie sie sich um ihre kranke Mutter, ihre Geschwister und den elterlichen Haushalt kümmert. Es ist eine Zeit, in der junge Frauen sich immer unterordnen mussten und keine eigene Meinung haben durften. Der Vater hatte das Sagen und alles hatte sich danach zu richten. Mit viel Überredungskunst hatte Hedwig es zumindest geschafft, dass sie eine Ausbildung als Damen- und Herrenschneiderin durchführen konnte, so dass sie auch in ihrem späterem Leben mit Näharbeiten immer wieder Geld verdienen konnte, bzw. Gegenstände in Kriegszeiten tauschen konnte.
Hedwig lernt einen jungen Mann kennen, der sie schwängert, so dass sie gezwungen sind zu heiraten. Anstatt ihrer Familie zu helfen, muss sie nun im Haus der Schwiegereltern bei allem mit anfassen, während ihr Mann macht, was er möchte. Diese Ungerechtigkeit im Leben der Frauen wird hier beschrieben, ohne den Zeigefinger zu erheben. Man mag nicht glauben, wie schrecklich das damals für die Frauen gewesen sein muss und wie gut es uns heute geht.
Die Figuren sind sehr schön und glaubhaft beschrieben, man kann den Lebensweg der einzelnen Personen sehr gut nachvollziehen. Auch die Nebenfiguren sind schön gezeichnet und runden den Roman wunderbar ab.
"Der Weg der verlorenen Träume" ist ein generationsübergreifender Roman, der ein Stück Zeitgeschichte beschreibt.
Im Nachwort kann man nachlesen, dass der Roman auf den Lebenserinnerungen von Rebecca Michéles Großmutter (Hedwig) sowie ihrer Mutter (Margarethe) beruht. Teile des Romans sind auf Tatsachen aufgebaut, andere Teile sind erfunden.
Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen das Gefühl, hier weiß jemand wovon sie schreibt. Nachdem ich das Nachwort gelesen hatte, fühlte ich mich da bestätigt. Gleichzeitig macht es einem noch einmal so richtig bewusst, was für eine schwere Zeit damals war und welchen Anteil die im Krieg zurück gebliebenen Frauen hatten.
Ich habe von einer Nachbarin gehört, wie es für sie war – als sie damals über die Ostsee vor den Russen fliehen mussten. In "Der Weg der verlorenen Träume" wird einem das alles noch einmal so richtig vor Augen geführt, gleichzeitig macht es mich zutiefst dankbar, dass ich keinen Krieg erleben musste und wie gut es mir täglich geht.
"Der Weg der verlorenen Träume" wird sicherlich zu meinen absoluten Lieblingsbüchern im Jahr 2018 gehören, vielleicht wird es sogar das Buch des Jahres werden.
Sehr, sehr gerne vergebe ich hier 10 von 10 Sternen und freue mich über jeden Leser, der das Buch liest.