The Hunger - Die letzte Reise - Alma Katsu

  • Klappentext



    Mitte April 1846 bricht die so genannte »Donner Party« – insgesamt fast neunzig Männer, Frauen und Kinder – aus Springfield, Illinois, auf. Ihr Ziel ist Kalifornien. Ein Ort, an dem alles besser ist. An dem schon viele Siedler ihr Glück gefunden haben. Doch schon bald sind die Nerven zum Zerreißen angespannt: der Hunger, das Klima und die Feindseligkeiten innerhalb der Gruppe verwandeln den Wagentreck in ein Pulverfass. Dann kommt ein kleiner Junge unter mysteriösen Umständen zu Tode, und ein Siedler nach dem anderen verschwindet spurlos. Langsam aber sicher wird klar, dass die Donner Party in den Weiten der Prärie nicht alleine ist. Dass »Etwas« sie begleitet. Etwas, das großen Hunger hat ...



    Die Autorin


    Alma Katsu ist Hochschulabsolventin der Johns Hopkins University und der Brandeis University, wo sie zusammen mit John Irving Literatur und Schreiben studierte. Sie arbeitete viele Jahre als Senior Intelligence Analyst für verschiedene US-amerikanische Bundesbehörden und ist derzeit Analystin eines Thinktanks. Ihr Debütroman The Taker war unter den Top Ten der American Library Association. Alma Katsu lebt mit ihrem Mann außerhalb von Washington, DC.





    „The Hunger“ ist die fiktionale Erzählung einer realen Tragödie. Im Stile von Dan Simmons „Terror“ oder „Der Berg“ gibt die Autorin der traurigen Geschichte eines unglücklichen Siedlertrecks einen Twist ins Übernatürliche.


    Die Story beschreibt in Grundzügen die reale Reise der Donner-Party. Im April 1846 macht sich ein Siedlertreck von Illinois unter der Leitung von George Donner und James Reed auf nach Kalifornien. Durch ein paar Fehlentscheidungen verlieren sie viel Zeit. Deswegen beschließen sie, einen neuen Weg auszuprobieren anstatt den bewährten California-Trail. Sie vertrauen den Worten eines Mannes, der den Weg nur per Pferd und mit leichtem Gepäck beritten hat. Warnungen, nicht auf ihn zu hören, erreichen die Reisenden nicht mehr. Der neue Weg entpuppt sich leider nicht als die erhoffte Abkürzung. Er ist extrem beschwerlich, für Planwagen nahezu ungeeignet. Es ist eine unfassbare Anstrengung für die 87 Menschen, von denen ein Großteil aus Frauen und Kindern besteht. Sie verlieren noch mehr Zeit und werden im Oktober in der Sierra Nevada von einem Schneesturm überrascht und müssen dort Überwintern. Ihre Vorräte gehen zur Neige. Von dem mitgeführten Vieh ist das meiste auf der strapaziösen Reise verendet. Nach einigen Wochen können ein paar der Siedler losziehen um Hilfe zu holen und die Überlebenden zu retten.


    Diese Geschichte ist schon fürchterlich genug. Die Hälfte der Siedler starb auf dem Weg. Der Rest wurde halb verhungert gefunden. Schon bald wurden Geschichten über Kannibalismus verbreitet. Was genau geschah, weiß man nicht. Die Autorin nun lässt die armen Menschen einen zusätzlichen Horror erleben. Irgendetwas verfolgt sie. Kinder verschwinden nachts aus den Zelten und werden nie mehr gefunden. Geschichten um blutdürstige Indianer machen die Runde. Einige denken, es ist einen Dämon. Anstrengung, Angst und Hunger machen die Siedler reizbar. Es kommt zu Streit und Gewalttätigkeiten.


    „The Hunger“ hat mich interessiert, da es ähnlich wie „Terror“ eine wahre Geschichte zu einer Horrorstory verarbeitet. Dan Simmons oben erwähnte Bücher haben mir sehr gut gefallen und ich habe sie geradezu verschlungen. Alma Katsu hat allerdings nicht Simmons erzählerische Kraft. Ihr Buch ist auch viel kürzer und knapper, was aber für mich kein Negativpunkt. Sie hat den Fokus auf einige Figuren beschränkt, mit denen man schon bald mitfiebert, auch wenn man weiß, wie die Geschichte für sie ausging. Es gibt leider nur wenige, rudimentäre Landschaftsbeschreibungen. Man erfährt wenig über die Historie der Siedlertrecks in Amerika. Die gewaltige Anstrengung, die ein solcher Treck quer durch Amerika damals bedeutet, wird in Ansätzen angedeutet, bleibt aber an der Oberfläche. Als historischen Roman würde ich das Buch deswegen nicht einordnen. Es ist klar ein Horrorbuch, auch wenn mir persönlich nicht besonders unheimlich wurde während des Lesens. Mir die ganze Ursache zu wenig greifbar. Was sich dort in den Wäldern versteckt und einen Hunger auf Menschen hat, bleibt zwar nicht ungeklärt, aber doch ein wenig ein Mysterium.


    Ich habe das Buch trotzdem gerne gelesen. Es ist nicht sonderlich umfangreich und liest sich flüssig. Katsu schreibt knapp und präzise. Ihre Figurenentwicklung ist besser als ihre Storyentwicklung, soweit es jedenfalls den Horror im Wald angeht. Die Geschichte um die Donner-Party ist ja vorgegeben und wie sie im Nachwort schreibt, ist sie nur in einigen wenigen Dingen davon abgewichen. Das Buch hält die Balance zwischen Historie und Grusel, kratzt aber bei beidem leider nur an der Oberfläche. Die Story um die Donner-Party und ihre realen und fiktionalen Dramen ist aber trotzdem sehr interessant und der flüssige und schnörkellose Schreibstil machen das Buch zu einem kurzweiligen Leseerlebnis.