Sarah Henshaw - Mein wunderbares Bücherboot
Eden books (Edel Germany GmbH), 2018
255 Seiten
ISBN 13: 9783959101813
Sarah Henshaw, Ihres Zeichens Journalistin, hat tagebuchartig ihre Erlebnisse und Eindrücke auf ihrem 2009 gekauften Narrowboat", einem ehemaligen Schleppkahn, dem sie den Namen Joseph gibt, in Buchform bei Eden-Books, im Verlag der Edel Books Germany, (gebunden, 2018) veröffentlicht.
Eine große Abenteuerlust und das Vorhaben, mal "auszusteigen", ist der Autorin zu eigen. Sie steht zu ihrem - im weiteren Verlauf auch mal durchaus selbstkritischen - Book Barge-Projekt, wenn auch einiges etwas naiv und unausgereift, nicht sehr überlegt, auf mich wirkt: Auf jeden Fall ist ihre Euphorie, ihr Durchhaltevermögen und viel Neugier sehr beachtenswert!
Die Motive dieser Kanalfahrt durch Englands Flüsse und Kanäle, die der Autorin in Sachen Schleusen einiges abverlangen, sind eigene und auch, das Bewusstsein für die ungewisse Zukunft des lokalen Buchhandels zu schärfen. Anfangs läuft es (mit Unterstützung des Exfreundes Stu und der ihrer Eltern) sehr gut; doch bald häufen sich auch Probleme, die teils technischer, teils finanzieller Natur sind....
Man lernt kleine Städte und Dörfer am jeweiligen Fahrabschnitt kennen und zuweilen einige sehr nette Zeitgenossen, die Sarahs Existenzbedürfnisse gegen Bücher erfüllen: So wird sie zu Drinks, zu Essen und auch mal zu einer Übernachtung auf ihrer 6monatigen Flussreise (Mai bis Oktober 2011) eingeladen.
Schöne Sätze über Buchhändler und Anekdoten über bekannte Bücher von R.L. Stevenson, Charles Dickens oder Kenneth Graham's berühmtes "Der Wind in den Weiden" sind in den Roman eingeflochten; allerdings entsprach die Reise literarisch nicht meinen Erwartungen: Sehr durchbrochen war der Text, in Diary-Form viele Begebenheiten und stilistisch sprach mich das Buch nicht an: Episodenhaft reihen sich viele Ereignisse, die teils nichts mit der Reise zu tun haben und mit denen ich teils überhaupt nichts anzufangen wusste. Einiges wirkte auf mich arg überdreht, was meinen Lesegenuss etwas schmälerte. Auch die Tatsache, dass Sarah Henshaw sich auf dieses etwas waghalsige Abenteuer einließ ohne die geringsten Kenntnisse über Betriebswirtschaft oder den Einzelhandel, ließen mich staunen. Auch den Ausbau sanitärer Anlagen - der dann später revidiert wurde - konnte ich nicht nachvollziehen.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass die Autorin hehre Ziele hatte, den lokalen Buchhandel zu stärken und es bleibt zu hoffen, dass sie für die neue Fahrt - die geplant 2019 in Frankreich stattfinden soll - ihre Erkenntnisse und mehr know how in die Reise einbringen kann. Besonders sympathisch waren mir Stu und auch Joseph; die Bootsführerin selbst konnte mich leider nicht erreichen.
Fazit:
Eine Art "Logbuch" einer abenteuerlichen und etwas waghalsigen Fahrt mit einem Bücherboot durch Mittelengland, in der es nicht nur um Bücher geht, sondern für Sarah Henshaw auch um eine Reise zu sich selbst bedeutete. Mich konnte das Logbuch leider weniger überzeugen, dennoch wünsche ich der Autorin gutes Gelingen und allzeit gute Fahrt auf der 2. Reise auf Frankreichs Kanälen - mit hoffentlich guter Vorbereitung! Joseph wünsche ich ebenfalls noch ein langes Leben (und an den Schleusen besser 4 Hände