Das Weingut in stürmischen Zeiten, Marie Lacrosse

  • Kurzmeinung: Eine Liebe in stürmischen Zeiten, ergreifend und fesselnd erzählt.


    Eine Liebe in Stürmischen Zeiten, ergreifend und Großartig erzählt

    Inhaltsangabe:

    Weißenburg im Elsass im Jahr 1870: Die junge Waise Irene kommt als Dienstmädchen in das Herrenhaus des reichen Weinhändlers Wilhelm Gerban. Dessen Sohn Franz glaubt an die Ideale der französischen Revolution, wofür sein Vater wenig Verständnis hat. Als Irene auf Franz trifft, verlieben die beiden sich leidenschaftlich ineinander. Doch nicht nur Standesschranken und familiäre Intrigen stehen ihrer Beziehung im Wege. Auch am europäischen Horizont ziehen dunkle Wolken auf: Ein furchtbarer Krieg bricht aus. Gegen alle Widerstände kämpfen die beiden jungen Leute um ihr Glück. Bis das Schicksal unbarmherzig zuschlägt ...


    Meine Meinung zur Aurorin:

    Marie Lacrosse alias Marita Spang unter dem sie historische Romane schreibt, ist mit ihrem Spagat Debüt zum Gesellschaftsrom ein großartiges Werk gelungen. Man spürt beim Lesen wie viel Herzblut und Akribische Recherche sie in diese Familiensaga steckte, alles ist stimmig dargestellt. Man erfährt so vieles über den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, was mir bisher nie bewusst war. Sie beschreibt alles schonungslos und Bildhaft, besonders die Situation der Soldaten und verwundeten und all dem Elend. Aber auch die Situation der Bevölkerung , der Dienstboten und die Lage der Frauen sind wunderbar dargestellt, so das man sich ein Bild machen konnte. Ihr Schreibstil ist wie immer Klar, kraftvoll und sehr Mitreißend. Auch die einzelnen Figuren und ihre Charaktere sind gut beschrieben, so das man sich in jede hinein versetzen konnte. Liebe, Rachsucht und Niedertracht finden ihren Platz. Ihr scheint all das nur so aus der Feder zu perlen. Sie versteht es Wahrheit und Fiktion mit einander zu verflechten. Was ich sehr toll fand , das Nachwort, den Glossar, die Landkarte und das Personenverzeichnis. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung...


    Zum Inhalt:

    Mit sehr viel Liebe hat sie das Dienst- und Waisenmädchen Irene Weber beschrieben, die von klein auf sehr viel Leid auf dieser Welt erfahren hat. Ich hätte sie gerne manches mal in meine Arme genommen. Eine gute Freundin findet sie in Minna, sie und ihr Mann Otto beweisen in großer Not was wahre Freundschaft ist. Aber auch ihre Dienstherrin Pauline, die Mutter von Franz, steht hinter ihr, das machte sie mir so sympathisch, eine Frau ohne große Dünkel. Mutter und Sohn sind sich sehr zugetan, sie ahnt und spürt das sich die beiden Lieben. Es wahr schön diese aufkeimende Liebe zwischen Franz und Irene mit zu erleben. Ein Dorn im Auge war mir Mathilde, Franz Schwester, die Ausgeburt eines Teufels, niederträchtig, hinterhältig und gemein der die Liebe der beiden zerstören möchte. Am Abgang mochte ich den Vater Wilhelm von Franz und Mathilde noch, aber das änderte sich rasch, als man hinter seine wahre Fassade blickt, er ist kein Deut besser als seine Tochter. Die Szenen als Franz in den Krieg zog, und man die sinnlosen Schlachten und das schwere Los der Soldaten und Verwundeten miterlebte, ging mir sehr nahe. Das die Liebe unter keinem guten Stern steht, und dem Vater ein Dorn im Auge ist, kann man sich denken., allein der Standesunterschied. Auch umgibt Irene ein dunkles Geheimnis, wer ist ihre Mutter ? Das aufzudecken gilt, aber ob die Wahrheit je ans Tageslicht gerät, wer weiß. Ich möchte nicht Zuviel verraten, jedenfalls ziehen dunkle Wolken über Irene, Franz und Pauline auf. Ich bete und hoffe, das irgendwann das Schicksal sich zum guten wende, und Gerechtigkeit einzieht. Das die bösen ihrer gerechten Strafe nicht entgehen.

  • Ein herausragender Roman, der hoffentlich noch viele Nachfolger haben wird. Allein schon das Cover ist eine Augenweide, stilvoll und elegant. Das Setting zwischen Herrenhaus und Weinreben ist wundervoll getroffen. Die Farbgebung ist im Gesamten sehr ansprechend, auch der Klappentext macht Lust auf mehr. Es geht um Familie, Liebe, Standesunterschiede, den deutsch-französischen Krieg und den nackten Kampf ums Überleben. Alles das, was die Zeit um 1870 ausmacht, packt Marie Lacrosse in ihren Roman und nimmt so uns Leser mit auf eine einzigartige Reise, die unter die Haut geht.

    Im Mittelpunkt des Romans stehen das Dienstmädchen Irene und der junge Erbe Franz Gerban. Aus ihrer beider Sicht wird auch der Roman abwechselnd in zwei Strängen erzählt. Irene ist ein Waisenkind, welches in einem Heim aufwächst. Franz der sowohl die deutsche, als auch die französische Staatsbürgerschaft hat, aufgrund der Herkunft seiner französischen Mutter, wächst hingegen recht behütet auf und begeistert sich leidenschaftlich für die Ideale der französischen Revolution. Dies führt zum einen zu Spannungen mit seinem Vater, aber auch mit seinen Lehrern, sodass er der Schule verwiesen wird und so lernt er zur Strafe das harte Leben der Weinbauern in den Feldern kennen.

    Irene hingegen muss sich in die Hierarchie der Dienstboten einfügen und sieht sich den Angriffen und Schikanen von Mathilde, Franz Schwester, ausgesetzt. Wilhelm Gerban, der Patriarch der Familie führt eine harte Hand gegen seinen Sohn, der seiner Meinung nach von seiner Frau Pauline zu sehr verzärtelt erzogen wurde. Pauline kann sich nicht gegen ihren Mann wehren da sie Laudanumabhägig ist und die meiste Zeit nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte ist.

    Die verbotene Liebe, die sich zwischen Franz und Irene anbahnt, steht von Beginn an unter keinem guten Stern, denn Irenes Herkunft und Familiengeheimnisse erschweren es den beiden Liebenden zu einander zu finden.

    Der Roman ist chronologisch aufgebaut und wird mitreißend erzählt. Besonders die Szenen im Krieg gehen unter die Haut und verursachen beim Leser eine Beklemmung in der Magengegend. Die Autorin beschönigt nichts, sie zeigt uns das wahre Leben im Krieg. Insgesamt fällt wieder einmal auf, wie gut der Roman sowohl strukturiert ist, als auch die Personen in ihrem Charakter und Handeln überzeugen.

    Sehr gut gelungen finde ich, dass nicht nur die Hauptfiguren eine einwandfreie und überzeugende Darstellung seitens der Autorin bekommen haben, sondern auch, dass die „kleinen Figuren“ wie Marianne, die erst zum Ende des Romans hin eine Rolle spielt, so liebevoll und authentisch von der Autorin gezeichnet werden. Mit Marianne würde ich sehr gerne mal einen kleinen Plausch halten.

    Insgesamt wirkt keine Szene unglaubwürdig oder aufgesetzt, man hat beim Lesen das Gefühl: Ja, so könnte es gewesen sein. Auch die Sprache des Romans ist angemessen und zudem führt sie zu einem recht hohen Lesetempo, ebenso die ständigen Wechsel der Erzählstränge. Die unterschiedlichen Perspektiven haben mir keine Probleme bereitet, da Zeit- und Ortsangaben zu Kapitelbeginn und zu Beginn eines neuen Abschnitts eine sehr gute Orientierung geben.

    Ein wirklich wundervoller Roman, der eine gute gesellschaftskritische Studie in der Mitte des 19. Jahrhunderts darstellt. Karten, ein Personenverzeichnis, ein Glossar, Quellen und ein ausführliches Nachwort runden den hervorragenden Eindruck des Romans ab.

    Diesen Roman empfehle ich sehr gerne weiter, er ist ein unbedingtes Muss für die Fans von Gesellschafts- und historischen Romanen. Sowohl Männer als auch Frauen werden an diesem Roman ihren Spaß haben und gerne zu dem Buch greifen, da dieser Roman viele Identifikationspunkte mit den Protagonisten bietet.

    Ein wirklich großartiger Auftakt zu einer neuen Familiensaga, ich jedenfalls kann den zweiten Teil kaum erwarten. Eine kleine Kostprobe aus dem zweiten Teil findet sich übrigens auch im Anhang des Buches.

    Ich bedanke mich sehr bei Marie Lacrosse für diese wundervollen und einzigartigen Lesestunden, sowie beim Goldmann Verlag in der Verlagsgruppe Random House für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars.


    10/10 P.