T. C. Boyle - Good Home Storys

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    • Wenn bei T.C. Boyle von "Good Home" die Rede ist, muss man auf alles gefasst sein: Ein Witwer legt sich eine Schlange zu, aber die Ratten, mit denen er sie füttern will, wachsen ihm so sehr ans Herz, dass er Dreizehnhundert von ihnen beherbergt. Eine Zwölfjährige soll vor Gericht gegen ihren alkoholkranken Vater aussagen; und plötzlich gibt es viele Wahrheiten. Eine betörende Frau lässt sich auf den Hundemann ein – kurz zuvor hatte sie ihm ihre Kätzchen anvertraut, doch was er mit denen vorhat, kann sie nicht ahnen. Der Bestsellerautor erkundet in seinen neuen Erzählungen, die dieser Band versammelt, die dunkle Seite der amerikanischen Seele – witzig, exzentrisch, unheimlich.


    Meine Meinung


    Wir alle haben ein Bild von Amerika oder den USA im Kopf, von atemberaubenden Nationalparks, glitzernden Metropolen, Superstars, All You Can Eat- Restaurants, von großen Autos, weißen Zähnen, grünen Golfplätzen in Wüsten, Eiswürfelbereitern auf Hotelfluren in Las Vegas, von Millionären, die mal Tellerwäscher waren oder jetzt sogar Präsident sind.


    T.C. Boyle reiht in diesem Buch Kurzgeschichten aneinander, die nur einen Zweck verfolgen: diese Amerika zu entkleiden, freizulegen und bis auf die Knochen zu entblößen. Sie handeln von fahrlässigen Vätern, von Tierquälern, von Alltagsrassismus, von desillusionierten Müttern, vom Leben in der Einsamkeit als Selbsterfüllung. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, aber diese Geschichten entfalten einen subtilen Sog aus Abgründen, der blanke Horror. Die Einsamkeit in meinen Augen der goldene Faden, der alle Storys und alle tragischen Figuren miteinander verbindet. Mal gut situiert, mal reich oder arm im Trailerpark wohnend, es handelt sich stets um Personen, die allesamt isoliert erscheinen. Sie suchen nach Anerkennung oder Liebe, mal durch überbordendes Muttersein, mal durch krankhafte Beziehungen zu Tieren. Egal, welche Geschichte ich grade gelesen hatte (und ich habe mir Zeit genommen und teilweise für eine Geschichte Tage gebraucht ), sie hat mich mindestens den Tag über, wenn auch nicht sogar noch manchmal nachts, teilweise noch weitere Tage und sogar bis heute noch verfolgt, so tief und finster habe ich sie empfunden und so sehr zum Nachdenken haben sie mich gebracht.


    Ich finde sie alle großartig, jede einzelne Geschichte ist ein lesenswertes Fest, weil sie fantastisch erzählt sind, mit Leichtigkeit und bissigem Humor, dass es eine wahre Freude ist. Riesenmenschen, die von der Armee zu kriegerischen Züchtungszwecken in einem goldenen Gefängnis gehalten werden oder die des Mannes, der seine Schlange mit Ratten füttern will, die ihm aber so sehr ans Herz wachsen, dass er sie nicht verfüttern kann und ihnen schließlich zum Opfer fällt. Eine skuriller und bemerkenswerter als die andere, aber niemals übertrieben oder gar unrealistisch, im Gegenteil.


    Meine Lieblingsstory allerdings ist 'Tod in Kithawank', eine komplette Lebensgeschichte in 25 Seiten, die so dicht ist und von jedem von uns handeln könnte, dass es kaum auszuhalten ist. Als wolle Boyle uns anschreien:


    "Auch Du bist vergänglich. Träum weiter".


    Fazit:


    Der Schatz in meinem Bücherregal. Wird nochmal gelesen.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von rienchen ()

  • Danke für die ausführliche Rezi!

    Was ich bisher von Boyle gelesen habe, hat mich nicht enttäuscht. Ich mag seine entlarvende Art zu schreiben und Kurzgeschichten mag ich ohnehin. Ich denke also, das ist ein Buch für mich.

  • Ist ganz schön preisintensiv das Buch, selbst als eBook...

    Ich habe meiner Bibliothek Mal schnell einen Wunschzettel geschickt. Mal schauen, ob sie es anschaffen. Meist klappt das, sagt meine auch lesende Schwägerin.