'Der Garten des Grauens' - 4. Buch

  • Ich bin traurig, weil ich so allein auf weiter Flur bin, sehr schade, aber ich muss nun doch mal weiter schreiben, sonst vergesse ich noch alles, was ich gelesen habe.


    Von wegen der Gärtner ist immer der Mörder...Jones ist tot, umgebracht, erstickt mit einem fein bestickten Schal. Als der Polizist ihn über Nacht in den Keller sperrte, war ich mir so sicher, dass er nun sterben muss und hatte Recht.

    Die Szene kurz vor seinem Tod war das erste Mal, dass nicht unmittelbar aus Blasius' Perspektive und Erleben erzählt wurde. Er war ja auch nicht dabei. Der Nichtsnutz muss ja auch in Fedora Zimmer mit Betty rumknutschen, oh, ich meine natürlich sie verführen:unschuld. Wenigstens hören sie die Schreie.

    Diese Szene war für mich die gruseligste im ganzen Buch, also nicht die Verführung, sondern die Mordszene im Keller:yikes. Wenn ich es richtig verstanden habe, kam der Mörder nicht über die Kellertreppe, die Mrs Hodkins ja auch wieder abgeschlossen hat, sondern über die Treppe des Geheimgangs hinter dem leuchtenden Portrait. Logisch! Jetzt weiß man auch, woher die unheimlichen Geräusche im Haus kamen, diese Poltern und Wimmern und Klagen, huch gruselig. Jones hat keine Chance, denn er ist angekettet und gelähmt vor Angst. Dann schließt sich der Schal um seinen Hals und wird zugezogen. Und er wehrt sich nicht, sondern blickt nur mit starten, weit aufgerissenen Augen ins Gesicht seines Mörders. Toll geschrieben!!!


    Überhaupt dieser Keller...Ich dachte in jedem Moment, dass hinter der nächsten Ecke ein Schädel liegt:grin


    Die Papiere und das Tagebuch, das Blasius im vorigen Abschnitt mitgenommen hat, erhellen noch nicht vollständig. Man kann ja auf den losen Seiten nicht viel lesen. Aber das Tagebuch scheint noch Recht aktuell und lesbar zu sein.

    Wer ist Rose??? Ich selbst schreibe kein Tagebuch, aber man schreibt doch über sich nicht in der dritten Person und mit Namen. Ist sie ein Kind??? Was sie schreibt klingt so, aber die Schrift und der lange Zeitraum der Einträge....


    Ich halte inzwischen Rose für die Mörderin, aber wer ist sie??? Betty? Fällt eigentlich aus,weil sie mit Blasius zusammen war, als Jones ermordet wurde. Mrs Hodkins??? Hoffentlich nicht, denn ich mag sie trotz allem. Lady Lucinda??? Das wär's ja...

    - Freiheit, die den Himmel streift -

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Clare ()

  • Ramsley ist in diesem Abschnitt ja ziemlich aktiv...

    Er schleicht ständig um Blasius herum, passt auf, wo der hingeht und macht für mein Empfinden einmal zu viel Ordnung in dessen Zimmer. Beschattung? Angst? Misstrauen? Was befürchtet er?

    Zwischendurch dachte ich, dass Ramsley vielleicht eifersüchtig sein könnte, weiß Blasius sich in den stillen Ecken mit Betty herumdrückt, aber der Altersunterschied zwischen der blutjungen Betty und dem stocksteifen Ramsley muss doch Recht groß sein. Damals war man mit 50 wirklich alt:yikes


    Diese Liebelei zwischen Blasius und der Zofe stört mich wirklich sehr. Es ist so typisch, das angestellte Mädel Freiwild.


    Angenehm überrascht hat mich, dass Lady Lucinda so getroffen vom Tod des Gärtners schien. Sie scheint, scheint keine Ahnung zu haben, was im Hause vor sich geht und unternimmt auch nichts, aber immerhin sorgt sie für ein gutes Begräbnis. Jones hat ihr lange Jahre gedient und wird gewürdigt. Wenigstens etwas.


    Bei aller Spannung und flüssigem Stil wird immer deutlicher, dass das Buch einfach nur ein Roman zur Unterhaltung ist. Missstände werden als gegeben hingenommen und auch nicht hinterfragt. Ein Revolutionär war Tinnek halt nicht.

  • Vielleicht ist Ramsley auch gar nicht eifersüchtig, weil er an Betty interessiert ist sondern eher an Blasius?

    Mich stört diese Liebelei nicht wirklich, ich bin eher genervt. Das ist so typisch „wohlhabender Jüngling und die mittellose Zofe“...wahrscheinlich wird sie schwanger und wir suchen nicht mehr den Mörder sondern den Vater. Aber vielleicht ist ja der zukünftige Vater der Mörder?

    Für einen Roman liebste Clare, empfinde ich das Buch als zu gruselig. Immer wenn ich beim Lesen denke , dass sich die Atmosphäre entspannt lässt er es plötzlich knistern, ich kann es fast hören.

  • Ganz ehrlich… ich hab zwischendurch schon gedacht, dass das Buch übersinnliche Elemente hat. Diese Geheimgänge, diese unerklärlichen Geräusche, diese Kraft und Wirkung der Kräuter von denen ich zuvor nie gelesen habe, so etwas kenne ich nur aus Büchern des Fantasy Genres. Aber das Buch ist so alt und ich befürchte das man den Autor, wenn er tatsächlich beabsichtigt hatte „fantastisches“ zu schreiben, nach Veröffentlichung in die Klapse gesteckt hätte.

  • Jones ist tatsächlich tot! :yikes Da geht er hin, mein Hauptverdächtiger. :grab

    Bei ihm war ich mir von Anfang an nicht sicher...Er weiß so viel über giftige Pflanzen und prahlt damit herum. Ich gebe zu, dass ich ihn nie richtig mochte, obwohl er Pflanzen so liebte, wahrscheinlich mehr als Menschen. Hier tobt sich Tinnek auch richtig aus und wirft mit lateinischen Pflanzennamen um sich. Laut Biographie im Buch war das ja ein Steckenpferd von ihm.

    Mit einem Schal mit Rosenmuster um den Hals zu sterben, ist aber auch nicht gerade ein sehr männlicher Tod...

  • Mit einem Schal mit Rosenmuster um den Hals zu sterben, ist aber auch nicht gerade ein sehr männlicher Tod...

    Immer noch besser als ein Schal mit rosa Einhörnern. :lache

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ich staune, dass du gar nix über den Keller und die gruseligen Geräusche und die knarrende Dielen, ja das ganze Grausen schreibst.

    Ich könnte mir vorstellen, dass du das vielleicht übertrieben findest? Zu dick aufgetragen?

    Ich mag das ja, so einen richtigen Schauer...


    Dass Lucinda unempfindlich für dieses Grauen ist, verstehe ich ja noch, so abgeschossen wie sie durch den Tag schwebt, aber die anderen nehmen das hin, sowohl die Köchin als auch Butler Ramsley. Betty erschrickt wenigstens und hört auf mit Blasius zu techtelmechteln, aber die Ursache will sie irgendwie auch nicht wissen.

    Ich jedenfalls wäre mit ordentlich Angst im Gepäck und bewaffnet mit dem Fleischklopfer die Treppe runter in den Keller gegangen und durch die Gänge geschlichen...:kreuz

  • Ich staune, dass du gar nix über den Keller und die gruseligen Geräusche und die knarrende Dielen, ja das ganze Grausen schreibst.

    Ich könnte mir vorstellen, dass du das vielleicht übertrieben findest? Zu dick aufgetragen?

    Ich mag das ja, so einen richtigen Schauer...

    Du vermutest richtig. Mit so ein bisschen Käuzchengekrächze, Spinnweben und knarrendem Mobiliar bringst du mich nicht aus der Ruhe. :lache

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Dass Lucinda unempfindlich für dieses Grauen ist, verstehe ich ja noch, so abgeschossen wie sie durch den Tag schwebt, aber die anderen nehmen das hin, sowohl die Köchin als auch Butler Ramsley.

    Ihr kennt meine Theorie, dass Ramsley ein ganz hartgesottener Galgenvogel ist. Sollte die "gruselige" Atmosphäre tatsächlich inszeniert sein, hängt er ganz sicher mit drin, ob nun freiwillig oder erzwungen.


    Ich bin mir noch nicht im Klaren, was es mit diesem gefundenen Tagebuch auf sich hat. :gruebel Muss das Kapitel aber noch zu Ende lesen.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ich bin mir noch nicht im Klaren, was es mit diesem gefundenen Tagebuch auf sich hat. :gruebel Muss das Kapitel aber noch zu Ende lesen.

    Vielleicht gar nichts?:lache

    Ich finde dieses Tagebuch seltsam deplatziert in der laufenden Handlung. Wenn Tinnek sich etwas dabei gedacht hat, dann kann ich es leider nicht erkennen, bis zum Schluss des Buches nicht. Ich glaube, ein Psychologe hätte seine Freude daran gehabt. Ich weiß auch gar nicht, ob ich es wirklich als Tagebuch bezeichnen würde. Es enthält ja mehr Zeichnungen als Text und den Namen Rose 🌹 in verschiedensten Schreibarten, dazu kurze Textpassagen, von denen Blasius vieles nicht lesen kann. Mich erinnert das Alles daran, wie ich in einer Phase meiner Kindheit versuchte, die Schulschrift abzulegen und mir eine Handschrift zuzulegen. Da habe ich auch xmal meinen Namen geschrieben, jedes Mal anders.

    Ich weiß auch nicht....

  • Ich habe das vierte Kapitel nun durch und bin einigermaßen ratlos. :wow Es gibt jede Menge Personal, darunter auch einige Tote, die zum Soundtrack von Stöhnen, Krächzen und Klagen durch die zum Teil geheimen Gänge huschen (also die Lebenden, nicht die Toten, soweit kommt es noch), aber wohin soll das alles führen? Ich frage mich mehr und mehr, ob Tinnek uns am Ende mit einem genialen Masterplan überrascht oder eher stümperhaft einfach drauflosgeschrieben hat und selbst nicht weiß, wie er die Geschichte auflösen soll, bzw. kann. Momentan erscheint mir zweiteres wahrscheinlich. Wäre er ein Meister seines Fachs gewesen, hätten wir wohl mehr von ihm zu lesen bekommen als nur dieses ziemlich wirre Werk. :gruebel


    Davon abgesehen mache ich mir Gedanken über den Titel des Buches. Was ist mit dem "Grauen" gemeint? Reichen dafür die Morde und die düstere Kulisse aus, oder kommt hier noch ein Ausflug ins Übersinnliche? Das wäre mMn ein ganz billiger Kniff, dem ich nicht folgen würde. Nee, das ginge gar nicht. :nono Nehmen wir einfach an, dass es dem damaligen Bürger schneller graute als dem heutigen, hartgesottenen, durch Vampire, Werwölfe und Bisse in die Tischkante gestählten Leser.


    Es konzentriert sich also auf die Frage nach Mörder und Motiv. Ramsley bleibt verdächtig, ebenso der Kutscher, dazu Betty. Ich wittere eine Intrige, getrieben von Rache, möglicherweise in Zusammenhang mit dem Tagebuch der ominösen Rose, obwohl ich diesen noch nicht so recht zu erkennen vermag. Warum müssen so viele sterben? Gab es ein Komplott gegen diese Rose, und nun wird mit den Tätern abgerechnet? Keine Ahnung, ich weiß nicht einmal, wer diese Tulpe, äh Rose eigentlich sein soll. Ach ja, und welche Rolle spielt unser Schnulli Blasius in diesem Stück? Möglicherweise gar keine, dient er nur der Ablenkung, oder ist er ohne sein Wissen in die Handlung eingewoben? Den Durchblick hat dieser Dummbatz jedenfalls nicht.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ich frage mich mehr und mehr, ob Tinnek uns am Ende mit einem genialen Masterplan überrascht oder eher stümperhaft einfach drauflosgeschrieben hat und selbst nicht weiß, wie er die Geschichte auflösen soll, bzw. kann. Momentan erscheint mir zweiteres wahrscheinlich.

    :lacheTja, den Eindruck hatte ich auch manchmal.

    Ich stellte mir Tinnek immer vor, wie er allein in einem düsteren Zimmer saß, ohne menschliche Gesellschaft, allein mit seinen Ideen...Vielleicht hätte er etwas Hilfe gebraucht oder einen Korrekturleser.


    Was ist mit dem "Grauen" gemeint? Reichen dafür die Morde und die düstere Kulisse aus, oder kommt hier noch ein Ausflug ins Übersinnliche? Das wäre mMn ein ganz billiger Kniff, dem ich nicht folgen würde.

    Ich bin mir nicht sicher, ob das Werk nicht vielleicht bei der Übersetzung damals gelitten hat. Ich weiß nicht, wie der Roman im Original hieß. Das steht bei mir im Buch nicht drin.

    Ich denke, dass das Morden dem damaligen Leser schon als Grauen reichte. Manchmal denke ich, dass wir ganz schön abgestumpft sind. Irgendwie hat man alles schon gesehen oder in jedem Fall zu viel davon. Was erschreckt uns wirklich noch? Welches Bild bringt uns dazu uns wegzudrehen, den Anblick nicht zu ertragen? Und was sagt das über uns aus...


    Ich wittere eine Intrige, getrieben von Rache, möglicherweise in Zusammenhang mit dem Tagebuch der ominösen Rose, obwohl ich diesen noch nicht so recht zu erkennen vermag. Warum müssen so viele sterben? Gab es ein Komplott gegen diese Rose, und nun wird mit den Tätern abgerechnet? Keine Ahnung, ich weiß nicht einmal, wer diese Tulpe, äh Rose eigentlich sein soll.

    Dieser Roman ist so ein Buch, in dem sich ein Autor in der Aneinanderreihung von Rätseln und geheimnisvollen Begebenheiten ergeht und erst zum Schluss alles auflöst, irgendwie plötzlich und explosionsartig. Ich hätte mir gewünscht, dass Tinnek mich mehr mitgenommen hätte. Ich liebe es, wenn ich zwischendrin eine Ahnung entwickle und etwas herausbekomme, so dass ich das Gefühl bekomme, schlauer zu sein. Das fehlte mir hier vollkommen.


    Harimau, ich bin gespannt, wie du den letzten Abschnitt findest und die Auflösung!

    Gib mir einen Wink, wenn es soweit ist. Vorher werde ich nichts im letzten Abschnitt posten:grin. oder soll ich schon? Ich setzte mich sonst noch ein Wenig auf meine Finger.

  • Völlig übersehen:

    welche Rolle spielt unser Schnulli Blasius in diesem Stück? Möglicherweise gar keine, dient er nur der Ablenkung, oder ist er ohne sein Wissen in die Handlung eingewoben? Den Durchblick hat dieser Dummbatz jedenfalls nicht.

    Ich denke, dass Blasius die Figur sein soll, die durch den Roman und die Ereignisse führt. Das scheint auch nach meinem Eindruck seine Funktion zu sein.

    Er ist eitel, unbedarft und naiv im Umgang mit seinen Mitmenschen, verwöhnt und verzogen, unfähig, sein Leben endlich mal in die eigenen Hände zu nehmen, auch mal zu scheitern und dann wieder aufzustehen.