Über das Buch:
Eine packende Familiengeschichte über das geteilte Deutschland und die Mauern in unseren Herzen.
Die Groen-Schwestern wachsen im Ost-Berlin der sechziger Jahre heran. Unterschiedlicher könnten die beiden Mädchen nicht sein: Charlotte, die ältere, brennt ebenso für den Sozialismus wie ihr Vater Johannes, der am Ministerium für Staatssicherheit Karriere macht. Die künstlerisch begabte Marlene hingegen eckt überall an und verliebt sich Hals über Kopf in Wieland, einen Pfarrerssohn, der die DDR kritisch hinterfragt. Mit jedem Tag wächst die Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit. Als das junge Paar beschließt, in den Westen zu fliehen, trifft Marlenes Vater eine Entscheidung - mit fatalen Folgen, die noch Jahrzehnte später spürbar sind …
"Kranichland" erzählt anhand des bewegenden Schicksals der Familie Groen fast achtzig Jahre deutsche Zeitgeschichte: von Bombennächten und Vertreibung, Wiederaufbau und Gründung der DDR, über das geteilte Deutschland und die Wende bis heute. (Quelle: http://www.rowohlt.de)
Über die Autorin:
Anja Baumheier wurde 1979 in Dresden geboren und hat ihre Kindheit in der DDR verbracht. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet als Lehrerin für Französisch und Spanisch an einer Berliner Schule. "Kranichland" ist ihr erster Roman. (Quelle: http://www.rowohlt.de)
Meine Meinung:
Anja Baumheier hat mich mit ihrem Romandebüt begeistert. Ein praller Roman voller Geschichte, Schicksale, Geheimnisse, Familientragödien sowie Freundschaft und Liebe.
Das Cover des Buches kommt ein wenige „klassisch“ daher und zeigt zwei Frauen von hinten in Sommerkleidern an einem Wasser sitzen. Aufgrund der Kleidung kann man ausschließen, dass es sich um eine zeitgenössische Aufnahme handelt, sondern eher um die jüngere Vergangenheit. Die Sehnsucht der Beiden wird durch den Blick auf das Wasser aber gut deutlich. Wenn man dann den Klappentext liest, kann man sich denken, dass die beiden Frauen auf dem Cover die Groen-Schwester symbolisieren sollen. Der Klappentext verrät zwar schon einiges, aber er nimmt Gott sei Dank nicht zu viel Spannung, denn in diesem Roman steckt noch viel viel mehr.
Dieser Roman ist nicht nur ein Roman, sondern vor allen Dingen ein Zeugnis der Geschichte unseres Landes. Das Ende des zweiten Weltkrieges, der Wiederaufbau, die Teilung des Landes, der Mauerbau bis hin zur Wiedervereinigung, all das thematisiert Anja Baumheier in ihrem Roman Kranichland anhand des fiktiven Schicksals der Familie Groen. Diese Familie steht stellvertretend für so viele Familien, die durch schwere Zeiten gehen mussten und ein um das andere Mal um ihren Zusammenhalt kämpfen mussten. Die Zeichnung der Protagonisten ist gut, wenn auch meiner Meinung nach noch ein wenig ausbaufähig, denn ich hätte mir vor allen Dingen mehr charakterisierende Beschreibungen gewünscht, die Dialoge und die Handlungen haben aber die Personen recht gut greifbar gemacht. Insgesamt ist der Roman eher dialoglastig, Beschreibungen findet man eher selten. Die vielen raschen Dialoge tragen zu einem sehr hohen Tempo im Roman bei, manche Szenenwechsel sind sehr schnell und knackig. Wer als Fans von ausführlichen Beschreibungen ist, wird sich mit diesem Roman wahrscheinlich etwas schwer tun. Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt, was mir sehr gut gefällt Beide Zeitebenen sind absolut gleichwertig, was Spannung und Aufbau betrifft. „Damals“ und „Heute“ stehen in keiner Konkurrenz zueinander, sondern ergänzen sich ganz wunderbar und geben nur zusammen ein rundes Bild der Geschichte ab.
Der Roman ist mit leichter Hand geschrieben. So findet man keine komplizierten Satzkonstrukte, sondern eine sehr angenehme eingängige Sprache, die auch zu dieser Zeit und vor allen Dingen zur gesellschaftlichen Schicht der Figuren passt. Zeit- und Ortsangaben helfen dem Leser bei der Orientierung im Roman, somit ist der Roman in großen Teilen gut nachvollziehbar dargestellt. Wobei ein gewisses Hintergrundwissen sicherlich nicht schadet, ich habe in einigen Passagen vieles nachlesen müssen, da ich einiges nicht selber miterlebt habe und es auch nicht in der Schule vermittelt wurde.
Ein wunderbarer Roman den ich sehr gerne empfehle. Sicherlich in erster Linie ein Frauenroman, da die Groen-Schwestern im Mittelpunkt stehen und Männer eher als Nebenfiguren auftreten. Vor allen Dingen ist dieser Roman aber ein Zeitzeugnisse und eine beeindruckende Familienstudie.
Ich bedanke mich sehr herzlich bei der Rowohlt Verlagsgruppe und Frau Kühne für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares und wünsche Anja Baumheier mit diesem Debüt noch viel Erfolg und freue mich schon sehr auf ein weiteres Buch dieser jungen Autorin.
10/10 P.