Hier kann zu Kapitel 28 – 34 geschrieben werden.
'Der Engel mit der Posaune' - Kapitel 28 - 34
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Der Krieg ist aus und es kehren - wenngleich Hans mit Verzögerung - tatsächlich alle wieder nach Hause zurück. Dabei ist mir aufgefallen, daß ich davon, wie in Österreich die Monarchie abgeschafft wurde, eigentlich gar keine Ahnung habe. Ich kann mich nicht entsinnen, davon je gelesen oder (etwa in der Schule) gehört zu haben. Eine Revolution hat es allerdings gegeben, wie aus der Bemerkung gleich auf der ersten Seite des Abschnitts zu schließen ist.
Das Nachkriegsleben wird gut geschildert, wenngleich sicherlich nur ausschnittsweise.
„Man beweist seinen besseren Sinn für Freiheit nicht mit schlechteren Manieren!“ (S. 315)
Das lasse ich jetzt mal unkommentiert nur mit dem Hinweis stehen, daß mir dieser Satz quasi in die Augen gesprungen ist.
Beim Ausspruch der Frau Sacher:
„Gehn S’, Hofrat, hören S’ mir auf!“ antwortete Frau Sacher. „Demokratie ist nix wie a Ausred’ für schlechte Manieren!“
konnte ich mir dann aber ein ziemliches Grinsen nicht verkneifen.
Der Conte Gaetano Orbellini scheint mir ein ziemlich windiger Geselle zu sein. Es wundert mich, daß Martha Monica von zuhause so wenig Steine in den Weg gelegt bekommt und sich so oft mit ihm treffen kann. Wenn das kein böses Erwachen gibt!
Heriette ist, es kam schon zur Sprache eine komplexe Figur. Ich denke, Schlüsselsätze zu ihrem Verständnis finden sich auf S. 358:
Meine Kerkermeister sind alt geworden, der Otto Eberhard ist ein Greis, der arme Franz nur noch ein Schatten. Gegen die zwei hab’ ich nicht aufkommen können. Aber gegen eine, die in dieses Haus so absolut anders kommt als ich, weil sie sich hier hereingedrängt hat, wogegen ich hier hereingedrängt worden bin - gegen die will und werd’ ich aufkommen!
Sie ist mit ihrem Leben unzufrieden, seit sie in diesem Haus wohnt, und das prägt sie. Allerdings hätte ihr dennoch klar sein sollen/müssen, daß ihr Sohn eines Tages heiraten und eine eigene Familie gründen würde. Und sie damit „verlassen“.
Hans und Selma - eine sicher schwierige Beziehung. Ich vermag momentan nicht abzuschätzen, wie das ausgehen wird. Ob die beiden sich zu einem gemeinsamen Leben zusammenraufen können oder nicht. Allerdings scheint Selma zu erkranken, wenn das weiter geht, wird sie ihren Beruf wohl kaum weiter ausüben können. Das wird eine zusätzliche Belastung werden - mit desgleichen ungewissem Ausgang.
Der Herr Ebeseder taucht wider auf, und zudem als Abgeordneter! (S. 349) Wer wissen möchte, wer der auf der vorhergehenden Seite erwähnte Otto Bauer war, kann diesen Wikipedia-Artikel über ihn lesen.
Ich schließe im Moment, daß der Autor die historischen Ereignisse relativ genau schildert.
Und dann muß im Haus Seilerstätte 10 sogar eine Geburtstagsfeier für den suspekten Professor Stein gegeben werden! Wer hätte das zu Beginn gedacht. Mit den Jahren bin ich übrigens etwas durcheinander geraten, ich hätte ihn für älter gehalten. Ich hatte allerdings den großen Altersunterschied zwischen Franz und Henriette vergessen, da paßt das dann wieder.
Während er die ihm zu Ehren erhobenen Gläser mit seinem eigenen grüßte, kam es ihm in den Sinn, dass er hier, vor Jahr und Tag, bei der Hochzeit seiner Tochter, den Trinkspruch ausgebracht hatte: auf das Glück der Häuser Seilerstätte 10 und Österreich. Das Haus Österreich bestand nicht mehr. Das Haus Seilerstätte 10 bestand unglücklich. Der alte Fuchs hat recht, mochte er, philosophisch wie immer, denken, Toaste sind nicht der Rede wert. (S. 362f)
Und ob das Glück zurückkehren wird, erscheint mir mehr als fraglich.
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Die Folgen des ersten Weltkrieges waren für Österreich genauso schlimm wie für Deutschland. Was auf der einen Seite der Vertrag von Versaille war, war auf der anderen der von Saint-Germain. Mit Gebietsverlusten, Rüstungsbeschränkungen, Reparationszahlungen usw.
Und es gab in Österreich eine Revolution wie in Deutschland auch.
In beiden Ländern waren es auch die Demokraten und die junge Demokratie, die für Elend und Not der Menschen verantwortlich gemacht wurden. Die Herren, die tatsächlich verantwortlich waren, hielten sich diskret im Hintergrund.
Das beschreibt Lothar schon sehr deutlich.
SiCollier, was ist an Professor Stein suspekt? Mir ist an ihm nichts suspektes aufgefallen.
Erstaunlich, wie treu Franz nach der Rückkehr vom Krieg noch immer am Kaiserhaus hängt - das ist für ihn immer noch über jeden Zweifel erhaben. ( S. 295) - und er war da sicher nicht der einzige.
Typisch für Henriette, dass sie bei Christl Hilfe sucht. Der Christl, die sie jahrelang vergessen hatte. Und dann auch noch Wunder von ihr erwartet. Und ihr Vorwürfe machen: Warum hilfst du ihm nicht?, fragt sie. Ich kann da nur den Kopf schütteln.
Am schlimmsten für mich an dem ganzen Abschnitt war die Heimkehr von Hermann und seine perfiden Vorwürfen gegenüber seinem Bruder. Wieso die Eltern das alle beide dulden kann ich nicht begreifen.
"Man muss sich nämlich nicht gefangen nehmen lassen, wenn man nicht mag, Mutter." Man kann den Heldentod sterben - hätte er ja tun können.
Den Unfug, den er sonst noch erzählt, gar nicht zu erwähnen.
Martha Monica ist in eine feine Gesellschaft von Kriegsgewinnlern geraten. Sie ist jung und naiv.
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Am schlimmsten für mich an dem ganzen Abschnitt war die Heimkehr von Hermann und seine perfiden Vorwürfen gegenüber seinem Bruder.
Ich habe gerade dieses Kapitel gelesen und bin jetzt richtig bestürzt! Welche Ansichten dieser Hemann da vertritt, da wird mir richtig schlecht. Und ich kann auch keinerlei Mitleid für ihn aufbringen, wie seine Mutter. Natürlich hat er eine schlimme Zeit im Krieg gehabt. Aber der Krieg war für niemanden leicht. Und seine ganzen Vorwürfe und Anfeindungen finde ich einfach nur furchtbar und ich befürchte ja schon das Schlimmste, in welche Richtung es mit ihm gehen wird....
Mir graust es ein wenig davor jetzt weiterzulesen.
Man weiß ja schon, was noch für eine schlimme Zeit kommt.
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SiCollier, was ist an Professor Stein suspekt? Mir ist an ihm nichts suspektes aufgefallen.
Da habe ich mich wohl mißverständlich ausgedrückt, es war ironisch gemeint. Suspekt war er Otto Eberhard und (wie früher im Buch erwähnt) bei der alten Obrigkeit, darauf habe ich angespielt.
Mir graust es ein wenig davor jetzt weiterzulesen.
Man weiß ja schon, was noch für eine schlimme Zeit kommt.
Ich habe den nächsten Abschnitt durch...
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Stimmt, die Ironie ist hier nicht aus dem Computer rausgekommen.
Ja, Hermann ist ein hübsches Früchtchen.
Allerdings hatte ich Verständnis, als er sich über die fehlende Zuwendung der Mutter beschwerte. Aber damit kann man nicht alles rechtfertigen.
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Stimmt, die Ironie ist hier nicht aus dem Computer rausgekommen.
Ja, Hermann ist ein hübsches Früchtchen.
Allerdings hatte ich Verständnis, als er sich über die fehlende Zuwendung der Mutter beschwerte. Aber damit kann man nicht alles rechtfertigen.
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Für Österreich waren die Folgen des ersten Weltkrieges verheerend. Da blieb buchstäblich kein Stein auf dem anderen. Aus dem großen Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn (immerhin der drittgrößte Staat in Europa) wurde ein Kleinstaat. Menschen wurden entwurzelt und ich weiß aus Berichten von Zeitzeugen, dass beispielsweise ein großer Teil meines Heimatlandes Tirol "von heute auf morgen" zu Italien gehörte und es bei Strafe verboten war, deutsch zu sprechen. Das nur so nebenbei...
Henriette schaut auf ihr verpfuschtes Leben zurück. Die Dame tut mir kein bisschen leid, das besorgt sie schon selber zur Genüge. Und wie sie Christl behandelt, sagt eigentlich alles über Henriettes Charakter.
Hermanns Ansichten sind ja haarsträubend, und der Conte ist ja wohl ein Faschist. Da bahnen sich schon die nächsten Schrecken an.
Am besten gefällt mir die Entwicklung von Hans. Ich finde ihn sympathisch, und seine Ansichten gefallen mir. Um Selma mache ich mir Sorgen. Ist ihre Karriere schon wieder zu Ende? Woran leidet sie? Das ist sicher nicht bloß etwas Harmloses.
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Menschen wurden entwurzelt und ich weiß aus Berichten von Zeitzeugen, dass beispielsweise ein großer Teil meines Heimatlandes Tirol "von heute auf morgen" zu Italien gehörte und es bei Strafe verboten war, deutsch zu sprechen. Das nur so nebenbei...
Früher waren wir oft in Südtirol im Urlaub, da habe ich mich ein bißchen mit der Geschichte beschäftigt. Die Art, wie Südtirol zu Italien kam, ist schon ... kriminell.
Zu den anderen Dingen kann/will ich nix schreiben, ich habe das Buch ja schon durch und weiß die "Auflösung".
Ich habe mir übrigens jetzt das Buch von der von Brigitte früher schon mal erwähnten Historikerin Brigitte Hamann "Kronprinz Rudolf" besorgt. Mal sehen, ob ich dieses Jahr noch zum Lesen komme.
Zum Inhalt:
Der Suizid von Kronprinz Rudolf von Österreich (1858–1889) in Mayerling am 30. Januar 1889 war ein Schock für ganz Europa und sollte die Welt nachhaltig beeinflussen. Hier zeichnet die Bestsellerautorin Brigitte Hamann das detaillierte Bild eines liberalen Intellektuellen, der stets vehement gegen Antisemitismus, Nationalitätenhass und Klerikalismus eintrat und dessen politisches Ziel ein vereintes Europa liberaler Staaten war.
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Übrigens wäre es sicher interessant, mal genauer zu erforschen, welche Gemeinsamkeiten es zwischen Rudolf von Österreich und Josef II., Sohn Maria Theresias gab. Letzterer hatte mehr Glück, obwohl er ebenfalls sehr unter seiner übermächtigen Mutter gelitten hat.
Immerhin wurde er Kaiser und hatte die Möglichkeit, einige seiner Reformideen durchzusetzen.
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Falls sich jemand für die Geschichte der Habsburger interessiert, kann ich eine Doku aus der Reihe "Universum History" empfehlen.
https://tvthek.orf.at/profile/…pisode&query=univer&pos=2
Zu Maria Theresia, Franz Joseph, Sisi und Kronprinz Rudolf gibt es einen schönen Überblick.
Mir gefallen vor allem die Originalbilder und -filme.
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Danke, Alice.