Titel: Lincoln im Bardo
Autor: George Saunders
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch: Frank Heibert
Verlag: Luchterhand
Erschienen: Mai 2018
Seitenzahl: 445
ISBN-10: 3630875521
ISBN-13: 978-3630875521
Preis: 25.00 EUR
Das sagt der Klappentext:
Während des amerikanischen Bürgerkriegs stirbt Präsident Lincolns geliebter Sohn Willie mit elf Jahren. Laut Zeitungsberichten suchte der trauernde Vater allein das Grabmal auf, um seinen Sohn noch einmal in den Armen zu halten. Im Laufe dieser Nacht, in der Abraham Lincoln von seinem Sohn Abschied nimmt, werden die Gespenster wach, die Geister der Toten auf dem Friedhof, aber auch die der Geschichte und der Literatur, reale wie erfundene, und mischen sich ein. Denn Willie Lincoln befindet sich im Zwischenreich zwischen Diesseits und Jenseits, in tibetischer Tradition Bardo genannt, und auf dem Friedhof in Georgetown entbrennt ein furioser Streit um die Seele des Jungen, ein vielstimmiger Chor, der in die eine große Frage mündet: Warum lieben wir überhaupt, wenn wir doch wissen, dass alles zu Ende gehen muss?
Der Autor:
George Saunders wurde 1958 geboren und wuchs in Chicago auf. Seine Kurzgeschichten wurden zweimal mit dem National Magazine Award ausgezeichnet. George Saunders lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Rochester bei New York.
Meine Meinung:
Ich gebe es zu, ich bin sehr skeptisch an diesen Roman herangegangen, denn die Begeisterung des Feuilleton macht mich immer sehr vorsichtig. Nur war in diesem Falle diese Begeisterung durchaus berechtigt. Dieses Buch setzt sich zusammen aus realen Stimmen und aus Fiktion. Die Geister der Toten, mal haben sie tatsächlich existiert, mal sind sie nur Fiktion aus der Literatur, kämpfen um die Seele des Jungen, der sich noch im Zwischenreich zwischen dem Diesseits und dem Jenseits befindet. Es ist ein erbitterter Streit der dort ausgefochten wird.
Saunders hat einen sehr originellen Roman geschrieben, stilistisch in sicher nicht alltäglicher Form, manchmal makaber, manchmal auch voller Liebe. Grandios ist ihm die Beschreibung des trauernden Abraham Lincoln gelungen. Die Menschen, die selbst einmal ein Kind zu Grabe tragen mussten, werden sich da sicher wiederfinden.
Aber auch die skurrilen Abschnitte des Buches begeistern.
Colson Whitehead schrieb in „The New York Times Book Review“: „Ein Bravourstück der Großherzigkeit und der Menschlichkeit.“
Dieser Roman ist geprägt von der Liebe zu den Menschen und könnte wohl kaum empathischer sein. Es ist ein Roman der den Leser mit voller Wucht angeht, der den Leser nicht schont, ihm durchaus auch etwas abfordert – aber als Gegenleistung bekommt der Leser eben ein grandioses Werk serviert.
Zu diesem Roman passt der Ausspruch von Horatio (Hamlet, 1. Akt, 5. Szene): „Es gibt mehr Ding im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt.“
Vielleicht ist ja alles gar keine Fiktion, vielleicht.......wer weiß.........
10 Punkte.