Die Tochter des Kapitäns: Jennifer Delamere

  • 1879: Rosalyn Bernay arbeitet als Gesellschaftlerin bei einer reichen Damen, als sie von deren Mann des Diebstahls beschuldigt wird und Hals über Kopf fliehen muss. Um zu entkommen, steigt sie in den erstbesten Zug und landet in London. Auf dem Bahnsteig begegnet ihr Nate, der seine Verletzungen als Soldat auskuriert und wieder mit seinem Regime nach Indien zurückkehren möchte. Doch Rosalyn missdeutet seine guten Absichten, ihr zu helfen als unschicklich. Wenig später begegnen die beiden sich im Theater wieder, so Nate einen Job als Bühnenarbeiter hat. Doch Rosalyn hat weder eine Arbeit noch eine Unterkunft…

    Es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Sprache ist flüssig und die Geschichte ist mit vielen Dialogen sehr lebendig. Trotz dem sich die Sichtweisen von Nate und Rosalyn abwechseln, steht die Geschichte von Rosalyn mehr im Vordergrund.

    Einigen Kleinigkeiten haben mich am Buch allerdings gestört. Eine davon ist der prompte Wechsel zwischen Rosalyns und Nates Sichtweisen. Der Wechsel wurde weder durch einen Absatz noch durch eine Zwischenüberschrift deutlich gemacht, so dass ich beim Lesen immer wieder gestolpert bin, wenn plötzlich ein Perspektivwechsel stattfand.

    Auch den Titel „Die Tochter des Kapitäns“ fand ich nicht passend gewählt. Dieser hat bei mir die Erwartung hervorgerufen, dass es noch ein Rätsel rund um den früh verstorbenen Vater von Rosalyn gibt. Dies ist jedoch nicht der Fall. Gegen Ende des Buches fand ich außerdem, dass es zu viel Schmachterei und Schwärmerei zwischen Nate und Rosalyn gab, so dass mir dort Inhalt und Spannung gefehlt haben.


    Dafür hat mir der Schauplatz des Theaters sehr gut gefallen. Die Autorin schreibt im Nachwort, dass sie in dem Roman ihre Leidenschaft zu den Operetten von Gilbert und Sulivan, zu den Lebensumständen im viktorianischen England und zur Arbeit des Waisenhausleiters George Müller vereinen konnte. Auch wenn alle drei Leidenschaften nicht so präsent herausstechen, merkt man der Autorin ihre Begeisterung für das Schreiben an. Ich konnte mich gut in die Geschichte hineindenken und mir die Schauplätze und Personen vorstellen, ohne von langatmigen Beschreibungen überhäuft zu werden. Auch die Hauptcharaktere Nate und Rosalyn fand ich sehr sympathisch,


    Letztendlich ein schöner, historischer Roman mit einer sehr dominierenden Liebesgeschichte, eingebettet in den Schauplatz des bunten und abwechslungsreichen Theaterlebens.