Schreibwettbewerb Juli - September 2018 - Thema: "Parallelwelt"

  • Thema Juli - September 2018:


    "Parallelwelt"


    Vom 01. Juli bis 31. August 2018 - 18:00 Uhr könnt Ihr uns Eure Beiträge für den Schreibwettbewerb Juli/August 2018 zu o.g. Thema per Email an schreibwettbewerb@buechereule.de zukommen lassen. Euer Beitrag wird von uns dann anonym am 1. September eingestellt. Den Ablauf und die Regeln könnt Ihr hier noch einmal nachlesen: Regeln Schreibwettbewerb.


    Bitte achtet darauf, nicht mehr als 500 Wörter zu verwenden. Jeder Beitrag mit mehr als 500 Wörtern wird nicht zum Wettbewerb zugelassen!



    Achtung: Achtet bitte auf die Änderungen! Annahmeschluß ist ab sofort immer am Monatsletzten um 18:00 Uhr.

  • SOS durch die Zeit von R. Bote



    „Mayday, Mayday!“ Johannes schrie die Worte ins Funkgerät. Fast vergaß er in seiner Panik, Namen und Position des Schiffes zu funken. „O mein Gott, beeilt euch!“

    Warum antwortete denn niemand? Es war die erste Fahrt des jungen Funkers, und wenn nicht schnell Hilfe kam, würde es auch seine letzte sein. Der kleine Frachter Lisabelle trieb hilflos in der Nordsee, die Maschine war ausgefallen, das Ruder reagierte nicht mehr. Und der Sturm wurde immer schlimmer! Das Deck war schon geneigt unter Johannes‘ Füßen, und wenn der Wind das Schiff quer zu den Wellen drehte, dann war es nur eine Frage von Minuten, höchstens, bis es kenterte.


    ***


    „Mayday, Mayday!“ Jakob zuckte zusammen, als die verzweifelten Rufe aus dem Lautsprecher seines Funkgeräts kamen. Das Gerät war uralt, sein Großvater hatte als junger Mann damit gefunkt, und vor ein paar Tagen hatte Jakob seinen Vater endlich überredet, dass er es vom Dachboden holen und ausprobieren durfte, ob es noch funktionierte. Bisher hatte er nicht mehr als ein paar unverständliche Wortfetzen gehört, aber der Notruf war klar und so laut, dass es fast wehtat in den Ohren.

    Hastig griff Jakob nach Zettel und Stift, um den Namen des Schiffs und seine Position zu notieren. Und jetzt? Den Notruf wählen? 112? Nein, besser die Seenotrettung! Er googelte die Nummer, tippte sie hastig ins Handy. Der Ruf ging durch, und eine sonore Männerstimme fragte, was los war. Jakob sprudelte alles hervor, schnell und ungeordnet. „Lisabelle sagst du?“, vergewisserte sich der Mann von der Rettung und gab auch die Koordinaten wieder, die Jakob genannt hatte. „Ja, ja!“, rief Jakob. „Beeilen Sie sich doch! Vielleicht ist das Schiff schon gekentert!“

    Er hörte, wie am anderen Ende der Leitung eine Tastatur klapperte. „Wusste doch, dass ich den Namen schon mal gehört hab!“, meldete der Mann sich dann wieder. „Die Lisabelle ist im Sturm gesunken – 1968! Ein älterer Kollege hat mir vor Jahren davon erzählt. Sei froh, dass ich den Rettungskreuzer nicht rausgeschickt hab, sonst würd’s richtig teuer für dich! Hast du eine Ahnung, was so ein Einsatz kostet?“


    ***


    Jakob wusste es nicht, und es interessierte ihn auch nicht. Warum glaubte der Mann ihm nicht? Er hatte den Funkruf doch genau gehört!

    Aber das Internet gab dem Mann von der Rettung recht: Die Lisabelle war schon vor 50 Jahren gesunken, sogar auf den Tag genau. Nirgends war ein Notruf eingegangen, die Welt hatte erst von dem Untergang erfahren, als die Besatzung es geschafft hatte, mit dem Rettungsboot an Land zu kommen.

    Jakob überlegte. Hatte sein Funkgerät den Notruf damals empfangen und irgendwie gespeichert? Er besah sich das Gerät genau, aber er fand weder ein Tonband, noch einen Wiedergabeknopf.


    ***


    Er grübelte noch, als er schon im Bett lag. Schon halb im Einschlafen kam ihm eine verrückte Idee: Gab es eine Parallelwelt, die diese durchdrang? Eine Parallelwelt, in der es erst 1968 war und die Besatzung der Lisabelle gerade um ihr Leben kämpfte?

  • Gedankensplitter von Johanna



    Du fehlst mir so und bist doch auf eine Art noch da.

    Ich sehe Dich, höre Deine Stimme.

    Ahne, was Du sagen würdest.

    Rede mit Dir und lache mit Dir.


    Kuschel mich in den Sessel und sehe uns alle zusammen.

    Die Feiern, die Kinder wuseln herum.

    Die Kleinste krabbelt, die Größere sitzt auf Deinem Schoß, erzählt Dir ihre neuesten Erlebnisse, die Große versucht, Dir ihr Handy zu erklären.


    Geplapper, umgefallene Becher auf der Tischdecke, Krümel, verschmierte Münder, tobende Kinder,

    Die Stimmung ist ausgelassen, Du mittendrin, fröhlich, glücklich, zufrieden.


    Hinterher sitzen wir beide noch zusammen, resümieren, genießen die Stille und freuen uns, wie gelungen der Tag war.


    Momentaufnahmen die aufblitzen.


    Deine stoische Hinnahme, Geschichten als erstes lesen zu müssen, ob sie auch gut genug sind.

    Verrückte Ideen mitmachen, selber initiieren und genießen.

    Besuche, in Opern, Theater, Kinderaufführungen, Reisen und so vieles mehr.


    Du hieltest uns aufrecht, wenn es nicht gut lief.

    Warst einfach da, wenn Du gebraucht wurdest.


    All das vermisse ich so schrecklich, denn diese Zeit existiert nicht mehr, sie hat sich verändert, ist so anders geworden, leerer und einsamer.


    Trotzdem versuche ich sie mir zu bewahren, die vergangene Zeit.

    In Erinnerungen, in Gedanken.

    Denn dort bist Du auch jetzt noch und wirst es immer bleiben.

    So lebt die alte neben der neuen Zeit auf ewig fort.

  • Chatroomspiele von breumel


    Dienstag,17 Uhr. Celina, 12, öffnet den Chat ihres Lieblings-Onlinespiels.


    Systemmeldung: CC_2004 ist jetzt im Chatroom.

    CC_2004: Hallo! Gibt es was Neues? Wer ist alles online?

    Anna-chan_13: Hallo CC_2004! Du hast einen coolen Avatar! Ich LIEBE dein Outfit!

    CC_2004: Hallo Anna-chan! Ja, ich liebe das Kleid auch! Aber dein Outfit ist auch tooootal toll! Die Schuhe sind schick. Die würden auch zu meinem Kleid passen!

    Anna-chan_13: Wollen wir tauschen? Hast du vielleicht noch Stiefel, die du tauschen würdest? Oder blonde Haare, ich habe nur schwarze.

    CC_2004: Vielleicht diese hier?

    Celina ändert den Look ihres Avatars.

    Anna-chan_13:Die sind fast wie meine echten Haare <freu>, nur kürzer! Meine Mutter will nicht, dass ich sie abschneide :-(

    Anna-chan_13: Was hast du denn für Haare, also so in echt?

    CC_2004: Meine sind leider nur braun, aber auch lang. Schon fast bis zum Po.

    Anna-chan_13: Cool! Trägst du auch so gerne Kleider?

    CC_2004:Ja, aber ich habe nur zwei schöne. In der Schule trage ich fast immer Jeans.

    Anna-chan_13: Ich auch. Ich bin jetzt in der 8.Klasse, und du?

    CC_2004: Ich auch!

    Anna-chan_13: Bist du schon 13?

    CC_2004: Nein, noch nicht. Ich hab erst im März Geburtstag.

    Anna-chan_13: In meiner Klasse sind die Mädchen alle doof. Da spielt keine MSP. Ich wünschte, du würdest in meiner Nähe wohnen. Aber du wohnst bestimmt zu weit weg ...

    CC_2004: Wo wohnst du denn? Ich wohne in der Nähe von Köln.

    Anna-chan_13: Cool! Dann bist du ja doch in der Nähe! Sollen wir uns mal treffen?

    Moderator-Meldung: Bitte teilt keine persönlichen Informationen!

    Systemmeldung:Anna-chan_13 hat den Chatroom verlassen.


    Persönliche Nachricht von Anna-chan_13 an CC_2004: Schreib mir lieber über PN. Hast du Lust, das wir uns treffen?

    Persönliche Nachricht von CC_2004 an Anna-chan_13:Dienstag und Freitag habe ich Kurztag, da habe ich nachmittags frei. Aber ich weiß nicht, ob ich darf.

    Anna-chan_13:Warum denn nicht? Freitag wäre toll! Sollen wir uns um 15 Uhr am Hauptbahnhof treffen?


    Celina überlegt. Da sind überall Leute, also was soll schon passieren.

    CC_2004: Können wir machen. Wie erkennen wir uns?

    Anna-chan_13: Wir können uns über WhatApp verbinden.

    CC_2004: Hier darf man keine Handynummer schreiben.

    Anna-chan_13: Hast du Instagram?

    CC_2004: Ja. Mit dem gleichen Namen.

    Anna-chan_13: Ich schick dir meine Nummer auf Insta.


    Freitag, 15 Uhr. Celina steht am Hauptbahnhof, als eine WhatsApp von Anna-chan_13 kommt.

    Anna-chan_13: Ich habe mir den Knöchel verstaucht, deshalb hat mein Papa mich gefahren. Ich sitze noch im Auto. Wo bist du? Dann holt Papa dich da ab.


    Freitag, 15:15 Uhr. Celina steigt zu Markus, 46 ,ins Auto.


    Samstag, 14 Uhr. Eine Suchmeldung der Polizei wird im Internet veröffentlicht:

    Eilmeldung: Die 12jährige Celina S. aus Mühlheim wird seit Freitag nachmittag vermisst. Zuletzt wurde sie gegen 15 Uhr auf dem Weg nach Köln gesehen, wo sie sich mit einer Freundin treffen wollte. Hinweise nimmt jede Dienststelle entgegen.

  • Der kleine Unterschied von Inkslinger



    Alles sieht aus wie immer. Die riesigen Augen, der straßenköterblonde Struwwelkopf, die Schweinsnase. Jede Sommersprosse an ihrem Platz. Der alltägliche Blick in den Spiegel.

    Trotzdem ist irgendetwas anders. Nur weiß ich nicht, was.


    Als ich frisch geputzt aus der Dusche steige, kommt Mutti reingeplatzt.

    “Mach hinne! Wenn du nicht in fünf Minuten unten bist, kriegst du zwei Wochen Internetverbot!” Mit einem Knall fällt die Tür hinter ihr zu.

    Immer diese Hektik! Und das an einem Sonntag!

    Sie hat echt Glück, dass ich Oma gerne besuche, sonst würde ich mir das nicht jede Woche antun.


    Ich rubbel mich ab, schlüpfe in meine Klamotten und gehe zum Waschbecken. Bevor ich Zähne putze, wische ich ein Guckloch in den eingedampften Spiegel. Und lasse gleich eine Botschaft für Mutti da.

    Meine Schrumpelfinger quietschen über das beschlagene Glas.

    Ina

    Mutti wird es hassen, deshalb liebe ich es. Obwohl ich mir was Originelleres als meinen Namen hätte einfallen lassen können. Aber so weiß sie wenigstens, wer sie getroffen hat.

    Gemächlich gehe ich zum Auto, wo meine Eltern schon ungeduldig auf mich warten.



    Bei Oma im Altersheim ist es wie immer unheimlich. Unheimlich laut, voll und öde. Aber ich liebe meine Oma. Deswegen erzähle ich ihr sobald meine Alten außer Hörweite sind von dem komischen Gefühl, das ich nach dem Aufstehen hatte.

    Ich komme mir dumm vor, mir wegen sowas Gedanken zu machen. Schließlich bin ich schon dreizehn und kein Windelpuper mehr. Doch Oma nickt und schaut mich ernst an.

    “Spiegel sind tückisch. Man sieht sich nie so, wie andere einen sehen.”

    “Kapier ich nicht.”

    Sie lächelt. “Wenn andere dir gegenüber stehen, sehen sie dich anders, als du dich im Spiegel siehst. Sie sehen deine rechte Seite links, du siehst deine rechte Seite rechts. Spiegelverkehrt eben. Deswegen finden auch viele, dass sie auf Fotos komisch aussehen. Sie kennen sich so nicht.”



    Zu Hause im Bad muss ich wieder an Omas Worte denken. Ich hauche den Spiegel an und mein Name taucht da auf, wo ich ihn heute Morgen hinterlassen habe.

    Doch nein, das stimmt so nicht!

    Da steht nicht mehr Ina, sondern inA.

    Was hat das zu bedeuten?


    Ich stürme in mein Zimmer und ziehe eine Box aus der Bettkastenschublade, die ich gleich auf dem Flokati auskippe. Ich wühle mich durch den Haufen. Als ich endlich fündig werde, springe ich auf und laufe zu meinem Wandspiegel. Höchstkonzentriert vergleiche ich alle sichtbaren Sommersprossen und Muttermale mit dem Foto in meiner Hand.

    Sie stimmen alle überein. Als würde ich zwei Fotos betrachten. Wie kann das sein?!


    Panisch packe ich den Schreibtischhocker und schleudere ihn in den Spiegel. Das Glas explodiert und verteilt sich im ganzen Raum. Zitternd falle ich auf die Knie. Genau vor mir liegt eine Scherbe. Sie ist durchsichtig!

    Ich hebe den Blick. Ein Mädchen steigt aus dem Spiegelrahmen und kommt langsam näher. Sie sieht aus wie ich und ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.

    “Hallo. Ich bin Ani.”

  • Nachtbetrachtung von Tante Li


    Ein Stern blinkt durch die Wolkenbänke. Zandik richtet sein Teleskop darauf aus und betrachtet ihn nur wenig vergrößert aber isoliert vom Resthimmel. Das könnte der Stern sein, der nach der Sagengestalt benannt worden ist, von der Zandik schon in der Grundschule gehört und später einiges gelesen hatte. Eine sogenannte Heldengeschichte aus vorzivilisierter Zeit; als Männer noch dafür bewundert wurden, wenn sie anderen Männern die Köpfe abschlagen konnten.


    Zandiks Magnetfeldfühler schwingen leicht im Takt der Musik, die aus dem Radio dringt, das auf dem Kuhlenbord stand. Sie passt gut zu seiner Stimmung in dieser Nacht. Seit er aus dem Ei geschlüpft war hatte er die kühlen Nächte bevorzugt. Tagsüber verkroch er sich gern unter Tage – am liebsten in eine der feuchten Kuhlen, die einen Bildschirm in angenehmen Augenabstand hatten. Dort lernt er gut die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die vom Wissensvermittlungsinstitut für die höheren Semester freigegeben worden waren. In einem halben Jahr würde die Prüfung sein. Zandik ist ehrgeizig. Seine Zukunft interessierte ihn mehr als andere Gleichaltrige, die die Tage lieber zum Feiern in Gemeinschaftskuhlen verbrachten oder durch die Gänge krochen, um attraktive Mädchen zu beschnüffeln.


    Es pupste. Zandik brauchte sich nicht umzuschauen, um zu wissen, wer sich da ankündigte. So markant pupste nur Kendok. Zandik spannte seinen Steißmuskel leicht an und begrüßte den Studienfreund mit einem wohldosierten Powind. Von seinen Benimmlehrern bekam er regelmäßig gute Noten für seine dezenten Lautäußerungen.


    „Wieder in anderen Welten unterwegs?“ fragt Kendok. Zandik spart sich die Antwort, denn es war offensichtlich, was er gerade getan hatte. Stattdessen fragt er: „Wo warst du gestern? Wir hatten ein richtig nettes Begrüßungsfest.“ „Begrüßungsfest! Mit denen würde ich lieber ein Abschiedsfest feiern.“ Sein Missmut riecht streng. Zandik dreht sich ihm jetzt doch ganz zu und sieht ihn tadelnd an: „Sei doch nicht so unsozial.“


    „Unsozial! Ist es denn sozial, einfach herzukommen und uns die Milchwurzeln wegzufressen? Ich habe sie nicht eingeladen!“ „So viele Milchwurzeln kannst du gar nicht essen, wie wir immer übrig haben.“ „Du blickst auch nicht über den Tellerrand hinaus!“

    Zandik überlegt, ob ein Streit darüber irgendetwas bringen würde. Die Argumente waren immer die selben – von beiden Seiten aus. In der Gemeindeversammlung wurde das Thema inzwischen sofort unterbunden, wenn es hochkochte. Es führte zu nichts.


    Der Senat hatte entschieden, dass die Flüchtlinge auf die Gemeinden nach Kapazitätsvolumen aufgeteilt werden und so geschah es bürokratisch korrekt. Aber selbst ansonsten tolerante Leute machten sich Sorgen um die Aufnahmemöglichkeiten für die Gestrandeten.


    Zandik wendet sich wieder seinem Teleskop zu und betrachtet den Stern. Vielleicht ist es ja mehr als ein Stern - viel mehr, eine ganze Galaxie voll mit Sternensystemen. ‚Ob es dort wohl auch Planeten gibt?‘ überlegt er. Und wenn ja, ob es ähnlich weit entwickelte Wesen darauf gibt – mit ähnlichen Gesellschaften und ähnlichen Problemen? ‚Vielleicht hätten sie sogar ein paar Lösungen für uns.‘


    Die kleine Lichtquelle funkelt vielversprechend. Die Entfernung lässt sich nur grob schätzen. Ein Ideenaustausch würde Generationen an Zeit benötigen. Zandik wird nie erfahren, dass die Galaxie von anderer Stelle aus Milchstraße genannt wird.

  • Eingriff in die Natur von Serendipity8



    „Herzlich Willkommen auf der diesjährigen Forschungs-Convention. Wir freuen uns besonders, heute einen echten Star für den ersten Vortrag begrüßen zu dürfen: Spezienforscher P. Juteri!“


    „Vielen herzlichen Dank! Ich bin heute hier, von einer Spezies zu berichten, die wir erst neulich auf einem Planeten entdeckt haben, den wir bislang für unbewohnbar hielten und ihm deswegen in den letzten Jahren kaum Aufmerksamkeit geschenkt haben. Allerdings müssen wir uns hier einen Fehler eingestehen, denn, wie sie am Ende meines Vortrages wissen werden, ist diese Spezies womöglich extrem gefährlich und ihre rasante Ausbreitung hätte verhindert werden sollen. Aber bevor unser mögliches Eingreifen auf diesem Planeten in einer Konferenz heute Nachmittag besprochen werden soll, möchte ich Ihnen die Gelegenheit geben, diese Spezies von einem neutralen Forschungsstandpunkt aus kennenzulernen. Ein einheitlicher Name wurde noch nicht vergeben, aber aufgrund der Sonde, die genutzt wurde, um den Planeten zu überwachen, haben wir sie bisher Nashum genannt. Zuallererst: Vom Aussehen ähnelt die Spezies uns sehr, allerdings haben sie anstelle des Kopfes eine silbrig glänzende Kugel. Rein von der Größe ist diese Spezies nicht weiter bedenklich. Einzelne Exemplare können zwar in der Spannbreite ihre vier Extremitäten variieren, aber letztendlich sind sie weitaus kleiner als viele der uns bisher bekannten Spezies. Äußerlich erscheinen die Nashum sich von der Form durchgehend ähnlich, allerdings gibt es rein farblich gravierende Unterschiede.


    Mehrere Dinge sind noch ungeklärt, beispielsweiße, warum Exemplare der Nashums in ihren ersten Lebensjahren ein viereckiges Metallstück erhalten, das sie von da an konstant mit sich führen, oder warum besonders weibliche Exemplare von glänzenden Gegenständen angezogen werden und inwiefern dies ihr Überleben gesichert hat. Andere Dinge sind sicher: Der organisationale Aufbau der Spezies entspricht am ehesten der der Bienen. Es gibt offensichtliche Aufteilung in Arbeiter, Helfer und Königinnen gibt. Fast jeden Morgen bringen Eltern-Nashums ihre Kinder an einen Sammelplatz, an dem diese von den älteren instruiert werden. Die Nashums wurden offenbar von Pflanzen soweit ausgebildet, dass sie diesen helfen, sich zu vermehren. Dafür tragen die Nashums die Samen einer Pflanze an einen Ort, an dem diese gut gedeihen kann und kümmern sich um ihr Wachstum. Im Gegenzug dazu kann die Spezies dann diese Pflanzen auch als Nahrung nutzen.


    Hier jedoch folgt schon, was uns zum Nachdenken über ein mögliches Eingreifen bringt. Die Nashums vermehren sich in einem rasanten Tempo, so dass die planetare Pflanzen nicht genug Nährstoffe liefern können. Deswegen – so vermuten wir – haben sich einige Exemplare dahingehend entwickelt, auch Fleisch von Tieren zu verzehren. Diese jagen sie mit einer unvergleichbaren Brutalität und Masse. So scheinen sie in Kürze schon an das Ende der planetaren Ressourcen zu gelangen. Das könnte zum Zerfall und der Zerstörung des Planeten führen. Eine Theorie besagt, dass diese Spezies vor Jahren auf dem zerfallenen Planeten Erde heimisch war und sich dann auf den Mars ausbreitete. Demnach können auch wir uns hier auf Jupiter nicht sicher sein, ob diese Parasiten sich auf weiteren Planeten verbreiten werden und schlussendlich auch von unserem nicht zurückschrecken. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und stehe gerne für weitere Fragen zur Verfügung