Guillaume Musso - Das Atelier in Paris

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  • Paris zur Weihnachtszeit - der verschrobene und eigenbrötlerische Autor Gaspard soll hier ein neues Theaterstück schreiben und bekommt dafür von seiner Agentin ein schickes Haus angemietet. Es handelt sich um das Haus des verstorbenen Künstler Sean Lorenz, dessen Wirken und Leben hier immer noch präsent ist. Durch ein Versehen wird gleichzeitig auch die Polizistin Madeline in dem Haus einquartiert, was zunächst zu einigem Unmut führt. Da beide aber fasziniert von der Aura des Malers sind und unabhängig voneinander anfangen, in seiner Vergangenheit zu forschen, sind die Zwistigkeiten bald behoben und das ungleiche Paar begibt sich gemeinsam auf Spurensuche, über Länder und Kontinente hinweg.



    Meine Meinung:


    Das war wieder mal ein Musso nach meinem Geschmack! Ich empfand die Lektüre als rasante und unheimlich spannende Jagd, zum Teil Krimi, zum Teil Familiendrama, mit einem Ausflug in die Welt der Malerei.


    Die beiden Hauptprotagonisten werden sehr intensiv und eindringlich gezeichnet, was mir sehr gut gefiel. Der Autor hat um die beiden sehr ausgeklügelt Biographien gebastelt, die ihnen Tiefe verleihen und im Rahmen der Handlung immer wieder zum Tragen kommen. So stellt Gaspard einen ausgebrannten und von der Welt abgewandten Theaterautor dar, der langsam aber sicher dem Alkohol verfällt und seine unverarbeiteten Kindheitserlebnisse mit sich herum trägt. Madeline ist wohl eine Figur aus einem früheren Musso-Roman, die mir allerdings bislang unbekannt war; sie versucht mit ihrem früheren Leben als Polizeiermittlerin abzuschließen und muss mit einer gescheiterten Beziehung fertig werden, kein leichtes Unterfangen.


    Obwohl es zwischen Gaspard und Madeline eher Zoff als Knistern gibt, hat mir die Kombination aus beiden recht gut gefallen. Es gibt spritzige Dialoge, aber auch stille und entspannende Momente mit den beiden, und sehr oft wird auch gestritten. Dabei überraschte mich Musso mit einem ausgeklügelten Perspektivenwechsel, bei dem beide Hauptprotagonisten als Ich-Erzähler auftreten; der Großsteil des Romans ist allerdings im auktorialen Erzählstil geschrieben.


    Gaspard und Madeline bewegen sich also auf den Spuren des berühmten Malers Sean Lorenz, dabei erfahren sie einiges über seinen Werdegang als Graffiti-Sprayer und seinen kometenhaften Aufstieg als Maler der Moderne. Noch spannungsgeladener ist jedoch sein Privatleben und die schreckliche Tragödie in seiner Familie, über die er nie hinwegkommt. Nach und nach entdeckt das ungleiche Ermittlerpaar unglaubliche Dinge über Lorenz; und als sie dank ihres Scharfsinns drei unbekannte Bilder des Malers entdecken, dachte ich schon, das ist nun der Höhepunkt der Handlung. Aber es geht weiter und die Bilder entpuppen sich als Schlüssel zu einem noch viel größeren Geheimnis, das dem Leser am Ende den Atem stocken lässt.


    Interessant ist auch, dass dieser Roman aus der Feder von Guillaume Musso keine vermeintlich phantastischen Element enthält - dies ist ja schon oft sein spezieller erzählerischer Trick gewesen, dass man meint, man lese eine Phantastik-Roman und am Ende wird dann alles doch sehr real aufgelöst. Hier aber gar nicht, die Geschichte fühlt sich eher an, als ob ein Dan Brown die Finger mit im Spiel gehabt hätte - Symbolik, Schnitzeljagd, und sehr viele Zufälle spielen hier die Hauptrolle. Der Schluss war mir einen Tick zu weichgespült und fast ein wenig unglaubwürdig, aber ich mochte ihn trotzdem.


    Der Sprachstil hat mir ausnehmend gut gefallen, weil er elegant ist und sich gleichzeitig federleicht liest, so dass das Lesen zum Genuss wird.


    Mein Fazit:


    Ein rasanter Musso mit steilem Spannungsbogen, ausgefeilten Protagonisten und sprachlich vom Feinsten - bitte mehr davon!