Die Bücherjäger - Dirk Husemann

  • Poggio entdeckt 1417 ein geheimnisvolles Buch, das an eine Kette gelegt ist. Er entziffert die ersten brisanten Zeilen, dann ist das Buch verschwunden. Und der Inhalt des Buches kann viel verändern.

    Der historische Roman handelt um Personen, die es tatsächlich gegeben hat, auch wenn der Großteil der Geschichten über sie erfunden ist. Auch stimmen die Zeitangaben nicht hundertprozentig mit der Realität zusammen; dies erklärt der Autor auch im Nachwort des Buches.

    Das Cover des Buches passt perfekt zum Genre und auch zum vorliegenden Buch.

    Die Protagonisten und Orte werden ausgezeichnet beschrieben, sodass man sofort in die Geschichte und die Charaktere reinkommt.

    Der Schreibstil des Autors ist außergewöhnlich gut. Er spielt teilweise mit der Sprache, sodass es einige wundervolle Sätze gibt, die fast schon prosaisch klingen.

    Die ganze Story war voller Spannung, von der ersten bis zur letzten Zeile. Es gab auch immer wieder Rückblicke, die Einblick in das Leben von Poggio gaben und die deutlich hervorgehoben sind ("Stundenglas").

    Dazu bedient sich das Buch auch einiger interessanter Themen, die zum Recherchieren einladen.

    Fazit: Das war mein erstes Buch des Autors,allerdings bezweifle ich, dass es mein letztes war. Wer historische Romane mag, wird dieses Buch lieben. 5/5 Sternen

  • Der Autor (Quelle: Amazon)

    Dirk Husemann, Jahrgang 1965, gräbt als Wissenschaftsjournalist und Archäologe Geschichten aus. Er studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Ethnologie in Münster und schreibt Reportagen und Sachbücher über die rosaroten Steine von Stonehenge, Fische in der Sahara und den Sternenhimmel unter den Pyramiden Mexikos. Sein Debütroman "Ein Elefant für Karl den Großen" wurde in fünf Sprachen übersetzt.


    Produktinformation (Quelle: Amazon)

    • Taschenbuch: 448 Seiten
    • Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch); Auflage: 1. Aufl. 2018 (29. Juni 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3404176936
    • ISBN-13: 978-3404176939
    • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren


    Vier Bücherjäger


    Zu Beginn lesen wir, wie ein Papst aus Konstanz zu fliehen versucht…

    Er soll abgesetzt werden, und einige seiner Getreuen würden durch seine Flucht in Gefahr schweben…

    Oswald von Wolkenstein und Poggio waren auf dem Weg zu einem Kloster. Dort hofften sie, ein wichtiges Buch zu finden…

    Eine Witwe, die bei den Mönchen lebte und versteckt wurde, erhob auch Anspruch auf das Buch…

    Was Poggio in dem bestimmten Folianten las, war ungeheuerlich…

    Und so geschah es, dass Poggio Agnes und Oswald verfolgte… Dem Abt versprach er, das Buch zurück zu bringen…

    Doch es gab noch mehrere solcher Bücher… Dabei stellte Poggio fest, dass er dazu zunächst einen Originaltext finden müsse, in Agnes‘ ehemaliger Heimatburg… Doch die war besetzt…

    Hat der Papst es geschafft, aus Konstanz zu fliehen? Warum schwebten seine Getreuen in Gefahr? Hat er sie gewarnt? Würde Poggio einen wichtigen Text finden? Wer war die Witwe, die Anspruch auf das Buch erhob? Wie war sie in ein Männerkloster gekommen? Was las Poggio in dem alten Buch? Was war so ungeheuerlich? Warum waren Agnes und Oswald geflohen? Würde Poggio sein, dem Abt gegebenes, Versprechen einlösen können? Wo waren die anderen Bücher? Warum wollte Poggio erst den Originaltext finden? Warum mussten sie dazu auf Agnes‘ Heimatburg? Wer hatte diese besetzt? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Es ist das erste Buch das ich von diesem Autor gelesen habe. Es ließ sich gut lesen und der Schreibstiel war unkompliziert, denn ich hatte keine Fragen nach dem Sinn von Worten oder gar ganzen Sätzen. Ich brauchte zwar etwas um in die Geschichte reinzukommen, aber auch nicht allzu lange. In die Protagonisten konnte ich mich gut hineinversetzen. In Poggio, der die Texte nur abschreiben wollte, die ihm wichtig erschienen, in Oswald der die Bücher einfach mitnehmen wollte, aber auch in Agnes, deren verstorbener Mann die Bücher verstecken ließ. Was Poggio in den Büchern fand, war auch wirklich ungeheuerlich, und würde, wäre es wahr, die ganze Geschichtsschreibung auf den Kopf stellen. Ich habe mich auch gefragt, welcher der drei Päpste eigentlich der rechtmäßige war. Darauf wurde in dem Buch leider nicht eingegangen. Was mir jedoch auch sehr gut gefiel sind die Kapitel, die mit Stundenglas überschrieben sind. Sie handeln zumeist von Poggios Vergangenheit. In einem Nachwort wird darauf eingegangen, dass die vier Bücherjäger tatsächlich gelebt haben. Außerdem haben wir noch eine Karte vom Bodensee und Umgebung, sowie eine Auflistung der Dramatis Personae. Dann gibt es noch ein Glossar, das verschiedene Ausdrücke erklärt. Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, denn es war gleich von Anfang an spannend und der Autor hat es verstanden, die Spannung zu halten bis zum Ende. Es hat mich sehr gut unterhalten und mich in seinen Bann gezogen. Von mir daher eine Lese-/Kaufempfehlung sowie volle Bewertungszahl.

  • Konstanz 1417: Papst Johannes XXIII flieht während des Konzils, alle seine Begleiter werden dadurch vogelfrei. So auch Poggio Bracciolini, der davon nichts ahnt, da er gerade auf dem Weg in ein Kloster ist, um nach antiken Schriften zu suchen. Tatsächlich findet er ein Werk, das Ungeheuerliches enthüllt, und deshalb an die Kette gelegt wurde – und dann verschwindet das Buch und Poggio setzt sich auf seine Fährte.


    Dirk Husemann hat mich schnell mit seiner Erzählkunst gepackt. Bereits der erste Satz zog mich unwiderstehlich in den Roman. Der Autor erzeugt plastische Bilder, mein Kopfkino hatte viel zu tun, er erzählt sehr lebhaft, spannend und bringt den Leser immer wieder zum Schmunzeln.


    Nicht alles ist historisch korrekt, mal gibt es eine zeitliche Verschiebung, mal sind historische Persönlichkeiten im Spiel, die zu dieser Zeit eigentlich schon verstorben sind – dazu erklärt sich der Autor im Nachwort – doch das nimmt dem Roman nicht seinen Unterhaltungswert, dass er unterhaltsam ist, steht für mich außer Frage. Fans historischer Romane werden sich sowieso zusätzliche Informationen zum Geschehen und den Charakteren z. B. aus dem Internet holen.


    Die Charaktere sind echte Typen, auch zu ihnen werden in meinem Kopf plastische Bilder erzeugt. Die vier Protagonisten, neben Poggio und dem Papst sind das Agnes von Mähren und Oswald von Wolkenstein, alle vier historische Persönlichkeiten, lernt man als Leser sehr gut kennen, mit all ihren Stärken und Schwächen, sie wirken authentisch, auch wenn, wie schon erwähnt, der Autor sich nicht immer an die historischen Tatsachen gehalten hat. Man baut schnell Sym- und Antipathien auf, fühlt mit ihnen, hadert mit ihnen – die Gefühlpalette beim Lesen ist groß.


    Das brisante Thema, das sich in dem gestohlenen Buch versteckt, gibt es wirklich, man mag es kaum glauben, auch hierzu kann man sich durch Recherchieren Informationen holen. Thema, Charaktere und Geschehen hat der Autor gut aufeinander abgestimmt.


    Sehr gut gefallen mir auch die Rückblicke (und eine Vorschau), die in mit „Stundenglas“ betitelten Abschnitten erzählt werden, hier erfährt man viel aus Poggios Vergangenheit und über sein Verhältnis zum Papst. Der Autor hat sie jeweils sehr passend in die Geschichte integriert, sie erhöhen das Verständnis des aktuellen Geschehens.


    Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch hier Zusatzinhalte: Ein interessantes Nachwort, ein Glossar, ein Personenverzeichnis (mit Kenntlichmachung der historischen Persönlichkeiten) und eine Karte werten den Roman zusätzlich auf.


    Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen, er ist sehr unterhaltsam und spannend, toll erzählt und mit interessanten vielschichtigen Charakteren ausgestattet. Dirk Husemann werde ich mir merken, ich freue mich schon auf weitere Romane von ihm. Gerne vergebe ich 9 Punkte und eine Leseempfehlung für alle Fans historischer Romane, für die es nicht unbedingt nötig ist, dass jede Szene historisch korrekt ist, solange der Autor sich dazu äußert.

  • Das Buch liest sich flüssig und ist sehr unterhaltsam - eindeutig ein Pluspunkt. Es bietet Stoff zum Nachdenken, ein Mehrwert, bei dem es denen, die lesen, überlassen bleibt, ob sie sich auf darauf einlassen wollen - zumindest kein Minuspunkt. Gut gefallen hat mir außerdem die Mischung unterschiedlicher Genres und der freie, spielerische Umgang mit historisch belegten Fakten. Die Idee für diese Geschichte ist interessant und wird überzeugend umgesetzt.


    Wem die historischen Romane von Husemann bisher gefallen haben (besonders seine "Seidendiebe"), dem dürfte dieses Buch sicher gefallen. Die Geschichte folgt den Spuren eines Robert Löhr und Conrad Ferdinand Meyer - "Die Bücherjäger" haben zwar nicht ganz die Liga der beiden (besonders sprachlich), aber wer ihre Bücher schätzt, dem dürften auch die "Bücherjäger" zusagen.


    Nicht zu empfehlen ist das Buch für die Fans von Autorinnen und Autoren wie zum Beispiel Rebecca Gablé, Sabine Weigand etc. Die werden damit nicht viel anfangen können.


    Eine ausführliche Buchbesprechung mit Überlegungen findet sich unter folgendem Link: Die Bücherjäger (Dirk Husemann) - Buchbesprechung

    (Achtung! SPOILER)

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Das kann ich nicht unterschreiben, ich liebe u. a. Gablé und mochte den Husemann

    Ich hatte mit den Fans auch nicht Leserinnen und Leser gemeint, die eben auch gerne Büchern von Autorinnen und Autoren wie zum Beispiel Rebecca Gablé, Sabine Weigand etc. lesen, sondern jene Leserschaft solcher Autorinnen und Autoren, für welche die dort verwendete "Formel für den historischen Roman" das "A & O" ist, also für die ein "historischer Roman" aus einer Handlung nach dem meist relativ verwässerten des "Waverley-Modells", ergänzt durch ein Nachwort mit deutungshoheitlichen Tendenzen, besteht. Deren Erwartungshaltung und Leseziel bei einem historischen Roman ist (mein persönlicher Eindruck): Unterhaltung durch das Lesen einer leichten, anspruchslosen, oft auch seichten Geschichte, die sie mit der Illusion für sich "rechtfertigen", dass sie auch etwas für ihre Bildung getan haben,


    Die werden mit einem Autor wie zum Beispiel Dirk Husemann, trotz seines flüssigen Stils und seiner Fähigkeit, unterhaltsam zu schreiben, überfordert sein, da er in seinen historischen Romanen (zumindest in denen, die ich selbst gelesen habe) andere Wege beschreitet.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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