Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Schweig, um zu leben
Leni kommt nach Hamburg, um dort ein Praktikum zu machen. Über eine Zimmervermittlung mietet sie sich in einer Villa am Kanal ein. Schnell freundet sie sich mit ihrer Zimmernachbarin an - aber die ist am nächsten Morgen spurlos verschwunden. Weil ihr das merkwürdig vorkommt, sucht sie nach ihr.
Freddy Förster, früher erfolgreicher Geschäftsmann, ist inzwischen auf der Straße gelandet. Zufällig beobachtet er, wie jemand einen Mann am Steuer seines Autos erschießt. Um nicht zum nächsten Opfer zu werden, sucht er den Mörder.
Bis er auf Leni trifft, die das Verschwinden ihrer neuen Freundin nicht hinnehmen will. Bald begreifen die beiden, dass ihre beiden Fälle mehr miteinander zu tun haben, als ihnen lieb ist - und dass sie in großer Gefahr schweben...
Autor (Quelle: Verlagsseite)
Andreas Winkelmann, geboren 1968 in Niedersachsen, ist verheiratet und hat eine Tochter. Er lebt mit seiner Familie in einem einsamen Haus am Waldrand nahe Bremen. Wenn er nicht gerade in menschliche Abgründe abtaucht, überquert er zu Fuß die Alpen, steigt dort auf die höchsten Berge oder fischt und jagt mit Pfeil und Bogen in der Wildnis Kanadas.
Allgemeines
Erscheinungstermin: 26.06.2018 im Rowohlt Taschenbuch Verlag als TB mit 400 Seiten
Sieben längere Kapitel mit nummerierten Abschnitten
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsort und -zeit: Hamburg in der Gegenwart
Inhalt
Der Krankenpfleger Oliver Kienat beobachtet eines Nachts zufällig, wie eine junge Frau in einem weißen Lieferwagen entführt wird. Sein Entschluss, dem Wagen zu folgen, endet fatal, er wird erschossen. Freddy Förster, der seit kurzem als Obdachloser auf der Straße lebt, wird Zeuge dieses Mordes und ist deshalb auch in Lebensgefahr.
Leni Fontane ist eine junge Frau vom Land und sehr unerfahren, schüchtern und unbeholfen. Sie kommt nach Hamburg, um bei einem kleinen Verlag ein Praktikum zu machen. Da das Geld bei ihr knapp ist, mietet sie ein preisgünstiges Zimmer in einer alten Villa, in der junge Leute wohnen, die jeweils nur für eine begrenzte Zeit in der Stadt sind. Die extrovertierte Vivien aus dem Nachbarzimmer bemüht sich um Leni, doch nach nur wenigen Tagen ist sie plötzlich ohne Abschied verschwunden. Leni geht zur Polizei; als ihre Vermisstenanzeige dort zunächst nicht übermäßig ernst genommen wird, stellt sie auch eigene Nachforschungen an und lernt dabei Freddy Förster kennen. Auch dieser hat sich inzwischen entschlossen, lieber Jäger als Gejagter zu sein und versucht, den Entführer und Mörder zu enttarnen.
Kommissar Jens Kerner ermittelt in einer Reihe von Vermisstenfällen, eins der jungen Mädchen wird bei Baggerarbeiten Im Kanal tot aufgefunden. Als er von Lenis Anzeige erfährt, wird er hellhörig, denn Vivien ist nicht die einzige Vermisste, die in der Villa am Kanal ein Zimmer gemietet hat…
Beurteilung
Die Geschichte um eine Reihe von entführten und teilweise ermordeten jungen Frauen wird abwechselnd aus der Perspektive von Leni Fontane, Freddy Förster und Jens Kerner erzählt. Die naive und sehr verschlossene Leni wird in Hamburg vor unerwartete Herausforderungen gestellt, es erfordert für sie große Überwindung, anderen Menschen – beispielsweise ihrem übergriffigen Chef - gegenüber für ihre Interessen einzustehen und auf das Freundschaftsangebot Viviens einzugehen. Trotz der kurzen Bekanntschaft mit Vivien und ihrer extremen Zurückhaltung fühlt sie sich der Vermissten gegenüber verpflichtet, deren unangekündigtem Verschwinden nachzugehen und sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Leni ist die interessanteste Figur des Romans, die im Laufe der Handlung eine beeindruckende Entwicklung durchmacht, doch der Autor hat auch die weiteren Hauptfiguren, den heruntergekommenen Freddy Förster und Kommissar Jens Kerner, sorgfältig charakterisiert.
Auch die Charakterisierung des Täters ist sehr interessant, wenngleich in Bezug auf gewisse Tatumstände (für mich) einige Fragen offenbleiben, bzw. die Darstellung nicht in allen Facetten ganz stimmig ist. Es handelt sich hier auf jeden Fall um eine ungewöhnliche Konstellation, die erfrischend vom üblichen Schema des „perversen Serienkillers“ abweicht.
Der Erzählstil ist flüssig, anschaulich und auch fesselnd, jedoch trotz einiger Cliffhanger an den Enden einzelner Abschnitte nicht durchgehend von Hochspannung geprägt, erst gegen Ende verläuft die Spannungskurve steiler. Der Autor legt bezüglich des Motivs geschickt falsche Fährten, erst nach einer überraschenden Wendung erahnt der Leser die Hintergründe der Verbrechen – und ist auch dann noch einen Schritt von der Lösung entfernt.
Fazit
Ein unterhaltsamer Krimi mit originellen Elementen, dessen Verlauf für den Leser erst erfreulich spät abzusehen ist – empfehlenswerte Lektüre!
8 Punkte