Wieso sollte der Arzt davon ausgehen können?
Zu diesem Zeitpunkt kennen sich die beiden doch noch gar nicht.
Wie wahrscheinlich ist es denn, dass jemand abnimmt, gesünder lebt, Stress abbaut, der sich für unersetzbar hält?
Wieso sollte der Arzt davon ausgehen können?
Zu diesem Zeitpunkt kennen sich die beiden doch noch gar nicht.
Wie wahrscheinlich ist es denn, dass jemand abnimmt, gesünder lebt, Stress abbaut, der sich für unersetzbar hält?
Meine Ausgabe dieses Buches ist von 2016 (6. Auflage) - und ich habe mit großer Befriedigung zur Kenntnis genommen, dass der Text offensichtlich nicht von irgendwelchen "PC-Fanatikern" vergewaltigt wurde. Man hat die Vokabel "Zigeuner" so gelassen, wie der Autor sie plaziert hat. Es gibt ja diese ganz schlimmen Leute, die versuchen, Texte der heutigen Sprache anzupassen und so den Texten die Seele zu nehmen. Als Beispiel fällt mir dazu sofort "Pippi Langstrumpf" von Astrid Lindgren ein.
Darauf hat man bei "Horns Ende" glücklicherweise verzichtet.
Bin noch nicht sehr weit fortgeschritten in diesem Buch - aber das was ich bisher gelesen habe, ist ganz ordentlich. Auch wenn Hein ein wenig zuviel mit den gängigen Zigeuner-Klischees arbeitet. Aber irgendwas ist ja immer.
Hoffe, das ich heute noch dazu komme, die anderen Einträge zu diesem Abschnitt zu lesen.
Irgendwie komme ich nicht so recht weiter in dem Buch - obwohl es, wenigstens was den Anfang betrifft, durchaus lesenswert ist. Hat wohl mit dem 5. Hexenschuss in diesem Jahr zu tun; ich weiß nicht wie ich sitzen soll und das Schreiben ist auch ziemlich anstrengend, da ich dazu beide Hände benutzen muss.
Hier aber noch zwei Anmerkungen:
Ich kann den Arzt mehr als gut verstehen´. Rd. 95 Prozent der Menschen gehen einem einfach nur auf die Nerven und da braucht man dann eben Rückzugsräume. Menschen sind in der Regel nun einmal Nervensägen.
Und dann musste ich an HEUTE denken.
Da macht der Bürgermeister - immerhin fungiert er als Ordnungsbehörde - sich auf, die Zigeuner auf einen anderen Platz zu schicken. Die interessiert das aber nicht.
Aber anstatt hier jetzt Recht und Gesetz durchzusetzen, zieht er wieder ab.
Ist ja wie zurzeit auf. Die Staatsgewalt kapituliert. Auch damals in der DDR hatte der Staat das Gewaltmonopol. Und manchmal muss der Staat eben geltendes Recht mit brachialer Gewalt durchsetzen.
Nur damals war wohl das Motto "Zigan welcome" und heute ist es eben "Refugees welcome" - beides dumm und staatsfern.
Hallo Voltaire,
zu Deinem letzten Satz würde ich gern Stellung nehmen.
Vorweg, den Roman habe ich in den 1990-ern gelesen und kann mich kaum an die Lektüre erinnern, was aber hinsichtlich der Qualität nichts zu bedeuten hat. Auch an eine von mir besuchte Lesung zum Buch Anfang der 1990-er kann ich mich leider nur bruchstückhaft erinnern. Bei Bedarf lese ich nach
Mit Deinem letzten Satz bin ich nicht einverstanden, meines Erachtens hinkt Dein Vergleich. Die Zigeuner (ich benutze Heins Wortwahl) waren Staatenlose, die keinen festen Wohnsitz hatten und die DDR jederzeit verlassen konnten. Eine vorgebliche Toleranz gegenüber dem fahrenden Volk existierte nicht und auch nicht die Bereitschaft, sie in die Gesellschaft zu integrieren. Genau genommen bildeten die Zigeuner eine unregulierte Personengruppe innerhalb der DDR, die geduldet wurde. Mit Handel und Dienstleistungen erwarben sie ihren Lebensunterhalt, es ging ihnen nicht um die Inanspruchnahme von Sozialleistungen.
Zu den Realitäten gehörte es allerdings auch, dass Zigeuner nicht beliebt waren und kein Ort Interesse an einem Zigeunerlager hatte.
Eben deshalb funktionierte auch die Vermeidungsstrategie der DDR; die Zahl der Zigeuner war überschaubar und solange keine Forderungen gestellt wurden, nahm man das Problem, das keines darstellte, hin.
Die Flüchtlingssituation heute ist sehr viel komplexer und kaum lösbar, was nicht bedeutet, dass Deutschland sich der Verantwortung entziehen darf. Wie auch immer unser Beitrag aussehen mag.
Interessant fand ich, dass die Bauern im Umland der Stadt die Zigeuner durchaus begrüßt haben, weil sie sich ihre Pferde für die Feldarbeit ausleihen konnten.
Seltsam, dass die Zigeuner deshalb ihr Lager nicht von sich aus näher bei ihren Hauptkunden am Stadtrand aufgeschlagen haben.
Interessant fand ich, dass die Bauern im Umland der Stadt die Zigeuner durchaus begrüßt haben, weil sie sich ihre Pferde für die Feldarbeit ausleihen konnten.
Seltsam, dass die Zigeuner deshalb ihr Lager nicht von sich aus näher bei ihren Hauptkunden am Stadtrand aufgeschlagen haben.
Vielleicht war da kein Wasseranschluss/Pumpe.
Ich habe gestern auch endlich mal den ersten Abschnitt beenden können. Die ersten Seiten fand ich noch ziemlich belanglos und ärgerte mich schon darüber, dass ich das Buch lese. Interessanter waren stattdessen viele Beiträge hier, die mir den Zugang zum Buch etwas erleichterten.
Die Diskussion zwischen Arzt und Doktor hat meines Erachtens nichts mit Sympathie oder Misanthropie zu tun, sondern resultiert aus unterschiedlichen politischen Ansichten. Der Arzt ist Kapitalist und der Bürgermeister als Parteimitglied Vertreter der Arbeiterklasse. Ich vermute mal, dass große Charakterstudien nicht den Kern dieses Buches treffen.
Interessant fand ich, dass die Bauern im Umland der Stadt die Zigeuner durchaus begrüßt haben, weil sie sich ihre Pferde für die Feldarbeit ausleihen konnten.
Seltsam, dass die Zigeuner deshalb ihr Lager nicht von sich aus näher bei ihren Hauptkunden am Stadtrand aufgeschlagen haben.
Buchdoktor hat sicher Recht, es lag an den Möglichkeiten, die sie in der Kleinstadtmitte hatten, an Wasseranschluss, Möglichkeiten zum Einkauf der Waren, die sie nicht selbst herstellen könnten etc.
Die Bauern, die die Pferde der Truppe mieten konnten, haben sich natürlich gefreut. Den Kleinbauern wurde es in jenen Jahren, später gab es kaum noch welche, sehr schwer gemacht, ihre Felder zu bestellen und abzuernten, denn Ziel war, dass sich alle Bauern in den großen LPGs (landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) zusammenschließen sollten. Keiner gab sein Feld und sein Vieh gerne ab in den großen Topf. Eine Wahl hatten sie irgendwann kaum noch.
Ich habe gestern auch endlich mal den ersten Abschnitt beenden können. Die ersten Seiten fand ich noch ziemlich belanglos und ärgerte mich schon darüber, dass ich das Buch lese. Interessanter waren stattdessen viele Beiträge hier, die mir den Zugang zum Buch etwas erleichterten.
Die Diskussion zwischen Arzt und Doktor hat meines Erachtens nichts mit Sympathie oder Misanthropie zu tun, sondern resultiert aus unterschiedlichen politischen Ansichten. Der Arzt ist Kapitalist und der Bürgermeister als Parteimitglied Vertreter der Arbeiterklasse. Ich vermute mal, dass große Charakterstudien nicht den Kern dieses Buches treffen.
Schade, dass du dich ärgerst. Manchmal ist das einfach so, und quälen muss sich niemand.
Der Arzt ist kein Kapitalist, wenn ich das noch bemerken darf. Er ist ein Bürgerlicher und Intellektueller, beides nicht systemkonform, wenn wir Mal im Ideologiesprecher bleichen wollen.
Ich hatte mich geärgert, aber dann einen kleinen Bezug zum Inhalt entwickelt. Nur leider gucke ich derzeit mehr Fußball als ins Buch.
Aber der Arzt wurde vom Bürgermeister Kapitalist genannt und als solcher angesehen. Ich hatte den Eindruck, dass daher der kleine Disput herrührte.
xexos Schön, dass Du doch noch einen Anreiz zum Weiterlesen gefunden hast.
Ich habe den Arzt Misanthrop genannt, weil ich keinen treffenderen Begriff für einen Menschen gefunden habe, der die ganze Stadt hasst, in der er geboren wurde und vermutlich bis zu seinem Ende leben wird, und allen Menschen, von denen er spricht, nur Verachtung entgegenbringt - sogar seiner Tochter gegenüber. Seine Patienten sind ihm nur lästig und die Zigeuner nennt er "weitgereistes Elend". Wie würdest Du so jemanden bezeichnen?
Von Charakterstudien kannst Du schon ausgehen, weil der Autor seine Figuren hauptsächlich über sich selber reden lässt.
Voltaire für Deinen Hexenschuss!
Der Vergleich von den Zigeunern damals und den Flüchtlingen heute hinkt doch ziemlich.
Zigeuner waren als "fahrendes Volk" immer unterwegs, hatten ihre eigenen Regeln und Unabhängigkeiten. Sie wurden von den wenigsten sesshaften Bürgern willkommen geheißen und seit Generationen mit den absurdesten Vorurteilen bedacht.
Dass der Bürgermeister seinen Willen nicht mit Polizeigewalt durchsetzt, hat mich auch gewundert. Keine Ahnung welche Vorgaben er von seinen Kreis-Parteigenossen hatte, aber vielleicht hatte er die Anweisung die ehemaligen KZ-Insassen möglichst zu ignorieren.
...Zu den Realitäten gehörte es allerdings auch, dass Zigeuner nicht beliebt waren und kein Ort Interesse an einem Zigeunerlager hatte.
Eben deshalb funktionierte auch die Vermeidungsstrategie der DDR; die Zahl der Zigeuner war überschaubar und solange keine Forderungen gestellt wurden, nahm man das Problem, das keines darstellte, hin.
Die Flüchtlingssituation heute ist sehr viel komplexer und kaum lösbar, was nicht bedeutet, dass Deutschland sich der Verantwortung entziehen darf. Wie auch immer unser Beitrag aussehen mag.
Das Zigeuner-Motiv finde ich durchaus geschickt.
Der Faschismus diskriminierte bestimmte Volksgruppen und Rassen und der Klassenfeind im Westen war vermutlich auch an der Mangelwirtschaft in der DDR schuld. In den 80ern erzählten mir Bekannte aus der DDR, "der Pole" wäre schuld am Mangel; denn die Polen würden alle Kinderanoraks aufkaufen und für die Einwohner bliebe nichts übrig.
Wie kann ein Staat überleben, der einen äußeren Feind braucht, weil keiner etwas von Wirtschaft versteht und niemand schafft, so viele Kinderanoraks zu produzieren, dass sie auch für Zigeuner, Polen und Flüchtlinge reichen?
Fragt sich, ob 1985 dieser Zusammenhang in Ost und West verstanden wurde.
Wie würdest Du so jemanden bezeichnen?
Hättest Du nicht "so jemanden", sondern "sowas" geschrieben, würde ich mit dem Wort "überinterpretiert" antworten.
Von Charakterstudien kannst Du schon ausgehen, weil der Autor seine Figuren hauptsächlich über sich selber reden lässt.
Bei Charakterstudien würde ich mir mehr Tiefgang und mehr Breite wünschen, so sind das maximal Charakterkritzeleien.
Hättest Du nicht "so jemanden", sondern "sowas" geschrieben, würde ich mit dem Wort "überinterpretiert" antworten.
Was meine Frage nicht beantwortet: Wie nennst Du so einen Menschen? Oder welche Eigenschaften hat für Dich ein Misanthrop?
Bei Charakterstudien würde ich mir mehr Tiefgang und mehr Breite wünschen, so sind das maximal Charakterkritzeleien.
Sicher, eine Studie müsste schon ausführlicher sein. Die verschiedenen Typen werden hier ja nur kurz beleuchtet.
Was meine Frage nicht beantwortet: Wie nennst Du so einen Menschen? Oder welche Eigenschaften hat für Dich ein Misanthrop?
So allgemein wie Du fragst, möchtest Du wohl, dass ich aus einem Lexikon zitiere? ---> Wikipedia
Spezieller: Hurz! Mir ist da viel zu viel interpretiert. Und mehr Erklärungen gehören eher in den letzten Abschnitt der Leserunde und nicht in den ersten: klick
Ich hatte ganz speziell Dich gefragt, weil Du den Begriff für unangebracht ansahst. Diese Wikipedia-Definition hatte ich mir durchgelesen, bevor ich den Begriff für den Arzt hier verwendet hatte und hielt ihn als ersten Eindruck eines Protagonisten für passend.
weil Du den Begriff für unangebracht ansahst
Die Diskussion zwischen Arzt und Doktor hat meines Erachtens nichts mit Sympathie oder Misanthropie zu tun, sondern resultiert aus unterschiedlichen politischen Ansichten.
Ah, daher kommen Deine Fragen. Nein, ich habe nicht den Begriff für die von Dir festgestellten Eigenschaften für unangebracht gehalten. ich finde eher die Eigenschaften so in dem Buchtext nicht wieder oder sie waren mir nicht bedeutend genug. Der Charakter der Figuren steht für mich nicht im Vordergrund des Buches ... steht er aber für mich ohnehin fast nie.
Unterschiedliche politische Ansichten sind ja per se keine Charaktereigenschaften, sondern Meinungen.