Allein der kleine Ausschnitt, dass Horn für die Flucht seiner Schwester verantwortlich gemacht wird, stellt die ganze Absurdität des Systems ins Scheinwerferlicht. Natürlich gab es Leute, die in der DDR ausgeharrt haben, weil sie ihren Angehörigen die Nachteile nicht zumuten wollten, die Familien eines Republikflüchtigen drohten.
Wenn ein Roman alle diese Zusammenhänge exakt vermitteln wollte, würde er zu 50% aus historischen Anmerkungen bestehen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es Wessis geben soll, die keine Lehrer, Kollegen, Angehörigen haben, die aus der DDR geflüchtet sind oder freigekauft wurden.
Gerade habe ich mich in Glückskind mit Vater gestürzt. Der Roman scheint sehr detailreich zu sein, aber das schützt ihn auch nicht davor, dass Leser in Ost und West, jeweils ihr persönliches DDR-Bild darin suchen und vermutlich auch nicht zufriedenzustellen sind.