Hanser, 2017
ISBN 9783446244665
Gebunden, 176 Seiten
Aus dem Spanischen von Christian Hansen und Heinrich von Berenberg.
Kurzbeschreibung:
Für Roberto Bolaño, den illusionslosesten und letzten Romantiker des 20. Jahrhunderts, war Dichtung seine wahre Berufung und die eigentliche Quelle aller Literatur. Seine Gedichte sind visionär und surreal, aberwitzig und melancholisch. Sie sind ein Loblied und zugleich ein Abgesang auf jene Generation der „romantischen Hunde“, die die Welt verändern wollte und unter die Räder kam: „Wenn wir genau hinhörten, könnten wir hören, wie die Türen der Geschichte zufallen / oder die Türen des Schicksals.“ Diese erste deutsche Gesamtausgabe von Bolaños Gedichten ist ein Ereignis für alle, die den Traum der Poesie weiterträumen.
Über den Autor:
Roberto Bolaño, 1953 in Chile geboren und nach dem Militärputsch von 1973 inhaftiert, ging ins Exil nach Mexiko und 1976 nach Spanien. 2003 starb er in Barcelona. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter den National Book Critics Circle Award für die amerikanische Ausgabe seines Romans 2666.
Mein Eindruck:
Dass der chilenische Schriftsteller Roberto Bolano zu Lebzeiten unterschätzt war, beweist auch dieser Lyrikband, der ohne seinen durch 2666 entstandenen Nachruhms wohl nie übersetzt worden wäre. Dabei handelt es sich um lebendige zeitgenössische Lyrik, die ausdrucksstark das Leben im Exil thematisiert.
Gleich das erste Gedicht ist das titelgebende:
“Damals war ich zwanzig Jahre alt
und war verrückt.
Ein Land verloren,
aber einen Traum gewonnen.
…
Und ich sprach: hier bin ich, bei den Hunden, den romantischen, hier bleib ich.”
Eigentlich sind es zwei Gedichtbände in einen. Nach Die romantischen Hunde mit 43 Gedichten folgt noch ein Band namens Drei.
Das Exilhema dominiert auch den in “Drei” enthaltenen Abschnitt Herbst in Gerona, der in Prosa gefasst ist, also ein langes Prosagedicht. Es ist von 1981 und zeigt wie ein Tagebuch Bolanos Gedanken und Empfindungen in seiner Anfangszeit in Spanien.
“Bei der Polizei hatte man meine Aufenthaltserlaubnis um drei Monate verlängert. Nicht befugt, in Spanien zu arbeiten. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Es war ein gütiger Herbst.”
Erwähnenswert ist auch das Langgedicht “Die Neochilenen” von 1993.
Anschließend folgen noch Traumtexte.
Aufgrund seines von Melancholie getränkten Witzes und der außergewöhnlichen Originalität ist Die romantischen Hunde ein wirklich bemerkenswertes Buch!