Hier kann zu den Seiten 1 - 83 (Kapitel 1 - 9) geschrieben werden.
'Trümmerkind' - Seiten 001 - 083
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Ich muss gleich Mal vorher sagen, dass dieses Buch vielleicht im Moment für mich gar nicht so Recht passt. Ich bräuchte eher etwas Positives und hier lese ich so viel Leid...
Ganz zart klingt für mich in diesem ersten Abschnitt eine Kriminalgeschichte an. Sehr rätselhaft, diese verworrene Familiengeschichte...Wie so viele in den Nachkriegszeiten. Auseinandergerissen Familien, verschollene Männer, Familien auf der Flucht und ohne Heimat, kaum oder nicht das Nötigste zum Überleben -die Geschichte wiederholt sich eben immer wieder.
Ich weiß nicht, ob ich das jetzt irgendwie so klarmachen kann, dass ihr mich nicht falsch versteht und ich einen Sturm der Empörung lostreten, aber ich muss es los werden:
Was mich beim Lesen momentan immer wieder stört, ist die scheinbare Einseitigkeit. Ich will nicht sagen, dass die Deutschen das alles verdient hätten, auf keinen Fall, aber Deutschland hat nun mal den Krieg begonnen und die meisten haben gejubelt, Fähnchen geschwenkt oder sind gar begeistert mitmarschiert. Die Russen haben im Osten Deutschlands mit völlig freier Hand gehaust und geplündert und gemordet und vergewaltigt aufs Schlimmste, aber was hat das Deutsche Heer in Russland getan...Nichts von alledem ist zu rechtfertigen, aber ich finde, dass es auch nicht vergessen und unterschlagen werden darf, das ist mir zu einseitig. Vielleicht kommt ja da noch irgendwas. Ich vermute Mal, es wird der Menschlichkeit zeigende Tarach sein...
Ich bin gespannt, was es mit dem kleinen Jungen auf sich hat. Vielleicht ist er ja ein Kind der Briten und spricht nicht mit seiner neuen Familie, weil er kein Deutsch versteht. Jedenfalls scheint er das Kind der toten, nackten Frau zu sein.
Mal schauen, wie es weiter geht!
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Ich verstehe, was du meinst, Clare.
Mir ist die Darstellung auch zu einseitig. Das fühlt sich für mich falsch an. Damit will ich die Taten, die von beiden Seiten begangen wurden, nicht verteidigen oder beschönigen, im Gegenteil.
Ich lese die Abschnitte in der Uckermark 1945 deshalb auch nicht besonders gern.Ich tue mich auch ein bisschen schwer mit dem distanzierten Schreibstil. Leider ist der Strang in der Gegenwart auch im Präsens erzählt. Das mag ich eigentlich nicht so gern. Die Geschichte an sich ist es, die mich am Buch dranbleiben lässt.
Interessant finde ich hier, das Mechthild Borrmann mithilfe des "grauen Hundes" beschreibt, wie Traumata sich weiter vererben können, vor allem dann, wenn darüber geschwiegen wird oder die Kinder abgewiesen werden.
Im Moment vermute ich, dass der kleine Joost, der von Hanno gefunden wurde (diesen Teil lese ich übrigens gern), Claras Neffe ist. Vom Alter her würde es zumindest passen. Die tote Frau könnte dann entweder seine Mutter (Claras Schwägerin) oder Almuth gewesen sein. -
Ich verstehe, was du meinst, Clare.
Mir ist die Darstellung auch zu einseitig. Das fühlt sich für mich falsch an....
Ich tue mich auch ein bisschen schwer mit dem distanzierten Schreibstil. Leider ist der Strang in der Gegenwart auch im Präsens erzählt. Das mag ich eigentlich nicht so gern. Die Geschichte an sich ist es, die mich am Buch dranbleiben lässt.
Interessant finde ich hier, das Mechthild Borrmann mithilfe des "grauen Hundes" beschreibt, wie Traumata sich weiter vererben können, vor allem dann, wenn darüber geschwiegen wird oder die Kinder abgewiesen werden.
Im Moment vermute ich, dass der kleine Joost, der von Hanno gefunden wurde (diesen Teil lese ich übrigens gern), Claras Neffe ist. Vom Alter her würde es zumindest passen. Die tote Frau könnte dann entweder seine Mutter (Claras Schwägerin) oder Almuth gewesen sein.Ich bin froh, dass du mich nicht missverstehst
Ich bin noch etwas hin und her gerissen, ob ich wirklich warm werde mit dem Buch.
Der Gegenwartsstrang im Präsens stört mich auch etwas. Dass die Handlung im Jetzt spielt, merke ich auch so
Deine Idee, wer Joost sein könnte, finde ich gut. Ich war schon am Überlegen, wie sich die Handlungsstränge werden verflechten lassen.
Die "Vererbung" des "grauen Hundes" finde ich auch interessant, wobei es doch eher das Miterleben und tief in sich Einschließen einer Grundangst sein sollte, die man als Kind, das noch nicht alles versteht, an den Eltern oder wenn auch immer sieht und tief in sich verschließt, unverarbeitete und unreflektiert. So setzt sich manches über Generationen hinweg fort. Keine schöne Vorstellung.
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Die "Vererbung" des "grauen Hundes" finde ich auch interessant, wobei es doch eher das Miterleben und tief in sich Einschließen einer Grundangst sein sollte, die man als Kind, das noch nicht alles versteht, an den Eltern oder wenn auch immer sieht und tief in sich verschließt, unverarbeitete und unreflektiert. So setzt sich manches über Generationen hinweg fort. Keine schöne Vorstellung.
Ich finde das schlimm. Allerdings ist es ja auch nicht nur das mangelnde Verständnis des Kindes, sondern auch das Verhalten des traumatisierten Elternteils gegenüber dem Kind. Das ist ein Teufelskreis.
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Ich finde das auch gruselig! Ich denke da auch an mich, die ich ja nun keine extremen Traumata erlebt habe, aber vielleicht auch so manches an meine Kinder weitergegeben habe, ohne es zu merken.
Wenn ich es Recht bedenke, dann merkt man den eigenen Eltern schon Verhaltensweisen an, die man aus der Zeit und dem Erlebten, das man selbst miterlebt hat, nicht erklären kann. Diese Generation kann nichts wegwerfen, aufgegessen wird immer...Meine beiden Großelternfamilien waren Geflohenen, hatten nichts mitnehmen können, außer das eigene Leben, Kinder auf der Flucht sterben sehen...
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Meine Großeltern hatten da das ein oder andere Päckchen zu tragen und daraus ziemlich viel an ihre Kinder und Enkelkinder verteilt. Ich könnte das Thema vertiefen, aber ich glaube, dass das hier nicht der passende Ort ist. Das ist aber vielleicht ein der Gründe, warum mich die doch eher oberflächliche Herangehensweise an das Thema stört.
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Das kann sein, aber du hast Recht, wir werden und können es hier nicht lösen.
Man sagt immer so schön, dass die Zeit alle Wunden heilt, aber manche heilen vielleicht nie.
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Das kann sein, aber du hast Recht, wir werden und können es hier nicht lösen.
Man sagt immer so schön, dass die Zeit alle Wunden heilt, aber manche heilen vielleicht nie.
Ich kann dir versichern, dass man Teufelskreise durchbrechen kann, auch diese.
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Darüber unterhalten wir uns Mal persönlich!
Wenn wir es bis dahin nicht vergessen haben, denn das Leben geht weiter und weiter...und es ist bei weitem nicht alles schrecklich
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Darüber unterhalten wir uns Mal persönlich!
Wenn wir es bis dahin nicht vergessen haben, denn das Leben geht weiter und weiter...und es ist bei weitem nicht alles schrecklich
So machen wir das. Ich persönlich finde sowieso nicht alles schrecklich.
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Was mich beim Lesen momentan immer wieder stört, ist die scheinbare Einseitigkeit. Ich will nicht sagen, dass die Deutschen das alles verdient hätten, auf keinen Fall, aber Deutschland hat nun mal den Krieg begonnen und die meisten haben gejubelt, Fähnchen geschwenkt oder sind gar begeistert mitmarschiert. Die Russen haben im Osten Deutschlands mit völlig freier Hand gehaust und geplündert und gemordet und vergewaltigt aufs Schlimmste, aber was hat das Deutsche Heer in Russland getan...Nichts von alledem ist zu rechtfertigen, aber ich finde, dass es auch nicht vergessen und unterschlagen werden darf, das ist mir zu einseitig.
Ich verstehe deine Sichtweise, Clare, teile sie hier in Bezug auf dieses Buch nicht unbedingt.
Die Autorin schreibt ja keinen objektive Geschichte, sondern einen Roman über gerade diese Einzelschicksale und eben aus deren Sicht auf die Dinge. Insofern geht die etwas einseitige Darstellung für mich in Ordnung.
Allerdings kommen mir genau deine Gedanken auch in den Sinn, nämlich, dass ich für mich denke, wie sie ausblenden was die Deutschen getan haben.
Aber es ist nun mal so, dass die meisten Menschen, gerade im eigenen Elend und täglichen Überlebenskampf verstrickt, nur selten zu Selbstreflexion und objektiven Betrachtungen neigen .
Mit unserem Wissen und dem entsprechenden Abstand sieht man das verständlicherweise anders.
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Mich fesselt die Geschichte auf allen Ebenen, den Erzählstil mag ich total, gerade das leicht Distanzierte und vor allem den weitgehenden Verzicht auf Metaphern. Die reinste Erholung für mich, nicht ständig "so wie" oder "als ob" lesen zu müssen. Und trotzdem habe ich die Bilder eindringlich vor Augen.
Ich bin gerade ein bisschen genervt, weil ich so wenig Zeit zum Lesen habe. Am Liebsten würde ich mich mit dem Buch in meinen Lesesessel zurückziehen und erst wieder auftauchen, wenn ich es zu Ende ist .
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Diese Generation kann nichts wegwerfen, aufgegessen wird immer...Meine beiden Großelternfamilien waren Geflohenen, hatten nichts mitnehmen können, außer das eigene Leben, Kinder auf der Flucht sterben sehen...
Meine aus dem Sudetenland vertriebenen Großeltern leben nicht mehr, und meinen Vater hab ich neulich noch einmal dazu gefragt, als ich das Buch von Brigitte Riebe las.
Er hat noch sehr genaue Erinnerungen an diese Zeit, die Vertreibung, das Unterwegssein und Einleben in einer ganz neuen Umgebung. Aber er war damals ein kleiner Junge, erst 7 Jahre alt, und hat vieles mehr als Abenteuer empfunden, sagt er. Sie hatten zwar nicht viel, mussten aber nicht direkt hungern und zumindest in seiner Erinnerung keine schlimmen traumatisierenden Erlebnisse.
Ihr seid echt schon durch Saiya und Clare !?
Aber ich kann`s verstehen, hätte ich grad mehr Zeit, wäre ich auch durch .
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Ich verstehe deine Sichtweise, Clare, teile sie hier in Bezug auf dieses Buch nicht unbedingt.
Die Autorin schreibt ja keinen objektive Geschichte, sondern einen Roman über gerade diese Einzelschicksale und eben aus deren Sicht auf die Dinge. Insofern geht die etwas einseitige Darstellung für mich in Ordnung.
Trotzdem stößt mich das negativ auf. Stellenweise verharmlost die Autorin auch, vielleicht unabsichtlich. Von einer Autorin des Kalibers Mechthild Borrmanns habe ich da mehr erwartet. Sicher geht es um die Familie in diesem Buch, aber meiner Meinung nach ist die Betrachtung trotzdem zu einseitig. Mal sehen, wie du die Sache am Ende des Buches siehst.
Und trotzdem habe ich die Bilder eindringlich vor Augen.
Hatte ich leider gar nicht. Über eine gewisse Distanz zu den Figuren bin ich nicht hinaus gekommen.
Ihr seid echt schon durch Saiya und Clare !?
Aber ich kann`s verstehen, hätte ich grad mehr Zeit, wäre ich auch durch .
Las sich einfach so weg
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Ich bin jetzt mit den ersten Abschnitt durch. Der Roman spielt zu verschiedenen Zeiten. Dieser Winter 46/47 muß ja wirklich schlimm gewesen sein. Hatte das schon in anderen Romanen gelesen, die in dieser Zeit spielen. Der Schwarzmarkt blüht und die Bevölkerung hungert. Bei dem Findelkind vermute ich mal, dass es sich um Konrad handelt. Vom Alter könnte es stimmen. Wiebke fühlt sich verantwortlich und kann besser sprechen.
Kein Wunder, dass Clara die Vergangenheit vergessen will. Es sind ja wirklich traumatische Erlebnisse, aber die Deutschen haben die Russen auch nicht mit Samthandschuhen angefasst wie Ferdinand erzählt hat.
Ein Fehler habe ich entdeckt, Autos wurden nach dem Transitabkommen nicht mehr durchsucht außer bei der Einreise in die DDR.
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Dieser Winter 46/47 muß ja wirklich schlimm gewesen sein. Hatte das schon in anderen Romanen gelesen, die in dieser Zeit spielen. Der Schwarzmarkt blüht und die Bevölkerung hungert.
Man mag es sich gar nicht vorstellen, wie hart das gewesen sein muss. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte so meine Kinder durchbringen müssen...
Gerade diese Abschnitte, in denen es um Agnes und die Kinder geht, mochte ich wirklich und war drin in der Geschichte.
wie Ferdinand erzählt hat
Im ersten Abschnitt erzählt Ferdinand etwas vom Krieg? Habe ich das nicht mehr auf dem Schirm? Ich kann mich gar nicht erinnern.
Meinst du die Stelle, wo davon die Rede ist, dass Ferdinand auf Heimaturlaub etwas erzählt hat?
"Niedergebrannte Dörfer, Erschießungen von Zivilisten. Sogar von Frauen und Kindern hatte er gesprochen."
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Ich verstehe deine Sichtweise, Clare, teile sie hier in Bezug auf dieses Buch nicht unbedingt.
Die Autorin schreibt ja keinen objektive Geschichte, sondern einen Roman über gerade diese Einzelschicksale und eben aus deren Sicht auf die Dinge. Insofern geht die etwas einseitige Darstellung für mich in Ordnung.
Allerdings kommen mir genau deine Gedanken auch in den Sinn, nämlich, dass ich für mich denke, wie sie ausblenden was die Deutschen getan haben.
Aber es ist nun mal so, dass die meisten Menschen, gerade im eigenen Elend und täglichen Überlebenskampf verstrickt, nur selten zu Selbstreflexion und objektiven Betrachtungen neigen .
Mit unserem Wissen und dem entsprechenden Abstand sieht man das verständlicherweise anders.
Lumos, da stimme ich dir voll und ganz zu, genau so waren auch meine Gedanken. Natürlich ist hier die Sichtweise sehr einseitig, aber alles andere würde diesen Rahmen auch deutlich sprengen. Wenn man sich die Gesamtheit der Literatur über die Kriegsjahre ansieht, dann ist Clares Kritik durchaus berechtigt.
Mich "stören" die Uckermark- und die Gegenwartskapitel aber aus einem anderen Grund: ich habe darauf gefreut, ein Buch über die Nachkriegszeit und den Wiederaufbau zu lesen. Jetzt bin ich doch wieder mitten im Krieg (ok, zumindest kurz danach) und dann auch noch auf Spurensuche in der Gegenwart. Grundsätzlich sicher nicht schlecht, aber mich interessiert der Strang um Agnes und ihre Familie einfach deutlich mehr als alles andere und finde etwas schade, dass der dauernd unterbrochen wird.
Ansonsten kann ich Clare zustimmen: das Buch liest sich wirklich weg wie nichts. Mal sehen, wie es mir weiter mit der Dreiteilung geht.
Ach ja - Verbindungen habe ich natürlich auch zu Knüpfen versucht.
Saiya schrieb:Im Moment vermute ich, dass der kleine Joost, der von Hanno gefunden wurde (diesen Teil lese ich übrigens gern), Claras Neffe ist. Vom Alter her würde es zumindest passen. Die tote Frau könnte dann entweder seine Mutter (Claras Schwägerin) oder Almuth gewesen sein.
Das denke ich auch, denn ansonsten sehe ich überhaupt keinen Zusammenhang zwischen diesem Strang und Clares Geschichte(n).
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Ich lese zwar gerade fleißig, komme aber nicht zum posten..
Ich muss zugeben, ich habe noch kein Buch der Autorin gelesen, bis jetzt gefällt es mir sehr gut.
Bücher, die direkt in der Nachkriegszeit spielen, empfinde ich immer als sehr beklemmend und ich bin immer wieder erstaunt, was die Menschen damals alles aus nichts machen konnten..
In diesem Buch geht es zum einen um die Geschichte von Agnes und ihren beiden Kindern Hanno und Wiebke. Die Mutter versucht sich und ihre Kinder mit kleinen Arbeiten über Wasser zu halten und die Kinder suchen tagsüber nach brauchbaren Dingen in den Trümmern. Eines Tages bringen sie einen kleinen Jungen mit heim. Er ist verhältnismäßig gut gekleidet, spricht aber kein Wort..Agbes beschließt, ihn bei sich aufzunehmen..
Warum der Junge wohl nicht spricht? Vielleicht ein Schock, weil er schreckliche Dinge erlebt hat??
Und dann gibt es noch die Geschichten von Anna 1992 und ihrer Vorfahren 1945. Anna will ihre Familiengeschichte auf einem alten gut in der Uckermark erforschen.
Ich finde die Abschnitte über die Zeit in der Uckermark total grauenvoll!! Was wohl aus Heinrich Anquist geworden ist??
Ich bin wirklich mal gespannt, wie diese 3 Erzählstränge zueinander führen..