Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Berlin 1921: Der erste Weltkrieg ist seit drei Jahren zu Ende und wirft dennoch lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. Alle Hoffnungen liegen nun auf Tochter Luisa, die beim Film Karriere machen soll. Trotz Inflation und Wirtschaftskrise strömen die Menschen in die Varietés, die Lichtspielhäuser und auf die neu entstandenen Autorennstrecken. Auch Luisa von Briest ist dem Rausch der Geschwindigkeit verfallen. Sie hat sich in einen erfolgreichen Rennfahrer verliebt. Doch ein Rausch birgt auch Gefahren - nicht nur in der Liebe: Am Horizont ziehen bereits die dunklen Wolken des Nationalsozialismus auf, und die Familie von Briest sieht einer ungewissen Zukunft entgegen.
Autor (Quelle: Verlagsseite)
Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit der Liebe seines Lebens in Landshut. Er zählt zu den beliebtesten deutschsprachigen Autoren historischer Romane, schreibt aber auch Krimis. Seine Bücher standen mehrfach auf der Spiegels-Bestsellerliste und wurden in vierzehn Sprachen übersetzt. Er ist Kulturpreisträger seiner Heimatstadt.
Allgemeines
Band 3 der Jahrhundertsturm-Trilogie
Erscheinungstermin: 8. Juni 2018 bei Ullstein, TB mit 656 Seiten
Gliederung: Prolog – Vier Bücher, jeweils mit nummerierten Kapiteln – Epilog – Quellen – Danksagung
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsort und -zeit: Berlin und Gut Briest, 1918 bis 1934
Inhalt
Der Erste Weltkrieg ist vorbei, doch auch in den Zwanzigerjahren ist das Leben für die deutsche Bevölkerung vor dem Hintergrund instabiler politischer Verhältnisse und der Inflation nicht leicht. Das betrifft nicht nur die kleinen Leute, sondern auch alte preußische – ehemals gutsituierte - Adelsfamilien wie die von Briests.
Otto und Hermine von Briest stehen aufgrund ihrer finanziellen Situation kurz vor dem Verkauf ihres Guts, Saatgut ist nahezu unbezahlbar, die Pächterfamilien finden kein Auskommen mehr und verlassen das Gut und auch durch ihre Detektei haben sie fast keine Einkünfte mehr. Ihre Tochter Luisa träumt davon, Filmschauspielerin zu werden, doch als sie die Chance erhält, bei dem berühmten Fritz Lang vorzusprechen, muss sie feststellen, dass die glitzernde Welt des Films nicht das bietet, was sie sich davon erhofft hat. Max von Brandow, ein „Gossenkind“, das die Briests an Sohnes statt aufgenommen haben, nachdem er Luisa das Leben gerettet hat, möchte Rennfahrer werden. Er ist talentiert, aber eine Karriere als Rennfahrer reicht zu dieser Zeit nicht aus, um den Lebensunterhalt zu sichern. Er arbeitet als Automechaniker, um die Briests in bescheidenem Umfang finanziell zu unterstützen.
Max hat sich die unversöhnliche Feindschaft des arroganten Rennfahrerkonkurrenten Sigurd von Cramm zugezogen, eine Feindschaft, die die Familien von Briest und von Cramm schon seit der Urgroßelterngeneration verbindet. Als Sigurd, der in der persönlichen Konfrontation immer äußerst feige ist, sich der SA anschließt, sieht er die Chance gekommen, sich mithilfe seiner Schlägertruppe an Max und den von Briests zu rächen…
Beurteilung
„Das Jahrhundertversprechen“ setzt die in den beiden Vorgängerbänden begonnene Geschichte um die preußische Adelsfamilie von Briest fort. Wie zuvor ist auch hier das Schicksal der fiktiven Familie in einen gründlich recherchierten historischen Kontext eingebunden. Dieser Kontext umfasst einerseits die politischen Entwicklungen der Zeit, die von häufigen Regierungswechseln und dem zunächst schleichenden, dann aber rasantem Aufstieg des Nationalsozialismus geprägt ist. Schockierend eindringlich werden die Umtriebe der ebenso dummen wie brutalen SA-Gruppen beschrieben, die sich weder um Gesetz noch um Moral scheren und Menschen, die ihr Missfallen erregen – das sind vor allem Juden, Kommunisten und Homosexuelle – zusammenschlagen. Andererseits zeichnet der Autor ein faszinierendes Panorama der gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen der Zwanzigerjahre. Dabei wird die aufblühende Filmindustrie ebenso thematisiert wie das Aufkommen des Automobil- Rennsports und die Entwicklung des Automobils als Transportmittel für immer mehr Menschen, um Mobilität auch jenseits des Schienenverkehrs zu gewährleisten.
Der Roman lässt sich unabhängig von den beiden vorherigen Bänden lesen, wegen des übergeordneten Zusammenhangs im Bereich technischer Entwicklungen (Band 1: Einführung der Eisenbahn, Band 2: Frühzeit der Fliegerei, Band 3: Entwicklung fortschrittlicher Automobile, Rennsport) ist es aber auf jeden Fall reizvoll, alle drei Romane (in der richtigen Reihenfolge) zu lesen.
Der Autor entwickelt die Charaktere seiner Romanfiguren sehr detailliert, größtenteils glaubwürdig und verleiht ihnen viel Leben, im Falle von Sigurd von Cramm und seiner Mutter Magda schießt er allerdings in Bezug auf die „Schwarzmalerei“ ein wenig über das Ziel hinaus.
Im Anhang befindet sich ein Quellenverzeichnis, das dem interessierten Leser Anregungen zur vertiefenden Lektüre gibt.
Fazit
Ein gelungener Abschluss einer insgesamt sehr lesenswerten Trilogie: gründlich recherchiert, informativ und sehr fesselnd geschrieben!
9 Punkte