Winona. Zeiten der Veränderung - Janette Oke

  • Sie mochte keine Veränderungen. Am liebsten wäre es ihr gewesen, die Dinge würden einfach so bleiben, wie sie immer gewesen waren. (Seite 23)


    9783894379179_200.jpg189 Seiten, gebunden

    Originaltitel: Drums of Change. The Story of Running Fawn

    Aus dem Amerikanischen von Karoline Kuhn

    Reihe: Woman of The West

    Verlag: Gerth Medien GmbH, Asslar, 2005

    ISBN-10: 3-89437-917-0

    ISBN-13: 978-3-89437-917-9





    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Als Winona 1874 sechs Jahre alt ist, ist ihre Welt noch in Ordnung, doch am Horizont ziehen düstere Wolken auf, die Anzeichen für Veränderungen, nicht zum Besseren, werden stärker. Die Büffel werden weniger, die Weißen immer mehr. Schließlich stößt ein junger Missionar zum Stamm, der sich zur Aufgabe gemacht hat, mit ihm zu leben und die Botschaft Jesu zu verbreiten.

    Gegen ihren Willen wird Winona von den Stammesoberen in ein weit entferntes Internat geschickt, damit sie lernt, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Aber sie kommt in der Welt der Weißen nicht zurecht. Als schließlich schlechte Nachrichten von ihrer Familie eintreffen, unternimmt sie einen verzweifelten Fluchtversuch. Sie will nur noch zurück nach Hause.



    Über die Autorin


    Janette Oke (geb. 1935) ist eine kanadische Autorin. Sie hat am Mountain View Bible College in Didsbury, Alberta sudiert, wo sie auch ihren Mann kennenlernte, der später dort der Präsident dieses College wurde. Ihre vier Kinder sind erwachsen.

    Sie hat über 75 Bücher geschrieben, die teilweise hohe Auflagen erreichten und verfilmt wurden.

    Sie erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise, u. a. den President's Award der Evangelical Christian Publishers Association und den CBA Life Impact Award für ihren Beitrag zur Christian fiction.



    Informationen im Internet:

    - Eine Übersicht über ihre Bücher
    - Übersicht der Reihe (jeder Band in sich abgeschlossen und einzeln verständlich)


    Meine Meinung


    Ein Buch, in dem die Christianisierung von Indianern Thema ist, habe ich bisher noch nicht gelesen, auch ist mir das in bisher keinem Roman begegnet; auch deshalb bin ich auf dieses Werk aufmerksam geworden. So interessant die Geschichte an sich ist, konnte sie mich jedoch leider nicht vollständig überzeugen.


    Das fängt damit an, daß das Buch in Relation zur behandelten Zeitspanne (etwa elf Jahre) und dem, was in dieser Zeit passiert, viel zu kurz ist. Dadurch erschien es mir manches Mal wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Szenen, zwischen denen mehrere Wochen oder gar Monate lagen (z. B. S. 86: zwischen zwei Absätzen liegen mehr als drei Monate). Ich kam mir vor, wie bei einem Dauerlauf, so daß viele Details ob der Geschwindigkeit unter gingen.


    Durch die Kürze bedingt, kann man natürlich auch keine ausführliche Figurencharakterisierung und -entwicklung erwarten. Damit hatte ich jedoch keine Schwierigkeiten, da ich vieles nicht Geschriebene durch Vorwissen aus anderen Büchern ergänzte. „Hängen“ blieb ich dann höchstens, wenn es Unterschiede gab. Zum Beispiel, wenn es auf S. 27 über Winona als Kind heißt, daß sie ihr Gesicht am liebsten „unter den Röcken der Mutter“ versteckt hätte. Nur das Indianerinnen zu der Zeit eben keine „Röcke“ wie die Weißen trugen, sondern - wie es an anderer Stelle im Buch auch heißt - Kleider aus Leder. Oder wenn später (in einem 1884 datierten Brief) auf Seite 89 von „Grippeviren“ die Rede ist. Die wurden allerdings erst 1933 sicher nachgewiesen.


    Im Vorwort geht die Autorin auf die historischen Zeitumstände ein und schreibt, daß einige der im Buch vorkommenden Figuren sowie deren Reden und Handlungsweisen historisch verbürgt sind. Und es gab wohl auch Missionare wie Martin Forbes, denen Janette Oke mit diesem Buch ein Denkmal setzen möchte.


    Nun ist, wie in der ganzen Buchreihe, die Hinwendung zum christlichen Glauben eines der Themen. Es gab gewißlich Missionare bei den Indianern, die sich wie hier Martin Forbes verhielten. Und es mag auch Schulen wie die hier in Fort Calgary beschriebene gegeben haben. Doch das Verständnis und die Geduld des Reverends sowie die gute Behandlung im Internat dürften die Ausnahme gewesen sein. Insofern entwirft die Autorin ein sehr ideales und idealistisches Bild jener Zeit und der Lebensumstände der Blackfoot, wie es bei gutem Willen aller Beteiligter hätte sein können, aber wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, es leider oft nicht gewesen ist.


    Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen, kommt die Erzählung, auch wenn die Härten des Lebens nicht verschwiegen werden, doch ohne Beschreibung von Grausamkeiten aus. Das Ende ist ab einem gewissen Punkt zwar absehbar, macht die Geschichte aber zu einer runden Sache, die mich das Buch - auch wenn es nicht zu den besten der Autorin gehört - zufrieden zuklappen ließ.



    Mein Fazit


    Eine etwas idealisierte Geschichte über die Bekehrung eines Blackfoot-Stammes, der ein etwas anderes Licht auf die Geschichte des (kanadischen) „Wilden Westens“ wirft.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")