Das Paar aus Haus Nr.9 - Felicity Everett

  • Das Paar aus Haus Nr.9 - Felicity Everett



    Taschenbuch: 368 Seiten

    Verlag: HarperCollins; Auflage: 1 (4. Juni 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3959672128

    ISBN-13: 978-3959672122

    Originaltitel: The People at Number 9


    Kurzbeschreibung:

    Sara und Neil begrüßen ihre neuen Nachbarn Gavin und Louise. Die Paare sind sich sofort sympathisch und verbringen von da an viel Zeit miteinander. Bald schon erscheint Sara ihr eigenes braves Familienleben neben den weltgewandten Nachbarn trist. Je mehr sie in die geheimnisvolle Welt von Gavin und Louise eintaucht, umso stärker wird die Versuchung, ihr eigenes Leben hinzuwerfen. Doch jede Veränderung hat ihren Preis.


    Über die Autorin:

    Felicity Everett ist in Manchester aufgewachsen. Nachdem sie erfolgreich zahlreiche Kinderbücher veröffentlicht hat, widmete sie sich dem Schreiben von Romanen. DAS PAAR AUS HAUS NR. 9 ist ihr zweiter Roman. Die Autorin lebt in Gloucestershire.


    Meine Meinung:

    Das Paar aus Haus Nr.9 ist ein flüssig zu lesender Roman, der auf psychologische Spannung setzt. Stilistisch ist das Buch fast klassisch gehalten, aber natürlich mit moderner Gestaltung.


    Erzählt wird aus Sicht von Sara, die mit Mann und Kinder lebt und von ihren neuen Nachbarn Lou und Gavin beeindruckt ist, da diese kreative, mutige und originelle Leute sind. Sie sind aber auch ein wenig exzentrisch. Lou macht Filme, Gavin ist Bildhauer. Es gibt daher auch viele Gespräche und Anspielungen auf Filme, Literatur und Kunst. Das verleiht dem Roman einen kulturellen Charakter.


    Auch Lou und Gavin haben Kinder, daher passen die beiden Familien gut zusammen.

    Zwischen ihnen entwickelt sich Freundschaft, die von einer hintergründigen Spannung geprägt ist.

    Sara wäre gerne so tough und begabt wie Lou und in Gavin ist sie etwas verschossen. Durch die Begegnung stellt sie ihr eigenes Leben in Frage. Und dann ist die Frage, ob Lou und Gavin wirklich so sind, wie sie sich geben.

    Die britische Autorin Felicity Everett arbeitet ganz gut heraus, welche Vorzüge aber auch Schwierigkeiten bei Freundschaft zwischen Erwachsenen entstehen können. Zu den Stärken der Autorin gehört auch, wie sie Alltagsszenen beschreibt. Sie verfügt insgesamt über einen guten Schreibstil.


    Ein guter Roman, dem vielleicht die letzte Spannung fehlt, der aber durchaus lesenswert ist.

  • Sara und Neil wohnen mit ihren beiden Söhnen in London. Die Familie lebt in einer Doppelhaushälfte und führt ein unaufgeregtes Leben. Das ändert sich, als Gavin und Lou mit ihren drei Kindern in die andere Hälfte ziehen. Das Künstlerpaar kehrt nach einigen Jahren aus Spanien heim. Der Bildhauer und die Regisseurin scheinen so anders zu sein und haben doch auch so alltägliche Probleme. Sara ist fasziniert und bemüht sich um Lous Freundschaft. Diese lässt sie gerne überall teilhaben, vor allem, wenn es sich um lästige Arbeiten handelt. Der Glamour reicht aber so weit, dass sich Sara und Neil von ihren früheren Freunden distanzieren und immer mehr vereinnahmt werden.


    Felicity Everett beschreibt in ihrem Roman eine Situation, wie sie in jedem Wohnort vorkommt. Neue Nachbarn beziehen ein Haus und man ist neugierig, wie sie wohl sein mögen. Umso schöner ist es, wenn sie ebenfalls Kinder im alter der eigenen haben und immer für eine gemeinsame Unternehmung zu haben sind. Sara und Neil sind unbewusst von der Routine ihres eigenen Lebens gelangweilt. Viel zu rasch überschreiten sie Grenzen, mit deren Konsequenzen sie nicht gerechnet haben. Die Handlung scheint fast in Echtzeit nachfühlbar zu sein. Man muss nicht Lou als Nachbarin haben, um Saras Neugier zu verstehen und die aufkeimende Freundschaft zwischen den Paaren als realistisch zu empfinden. Ebenfalls sind die Berufe der Neuzugezogenen so selten, dass man gerne glaubt, sie seien bedeutender als der eigene. Natürlich hilft man sich, wenn mal kein Babysitter zur Hand ist oder keine Zeit zum Kochen. Irgendwann ist die Freundschaft so groß, dass man sogar eine größere Summe Geld verleiht. Das Geben wird zur Selbstverständlichkeit. In diese Falle tappen auch Sara und Neil.


    Die britische Autorin bezeichnet das Schreiben als Psychotherapie, was in diesem Fall hoffentlich nicht authentisch ist. Ihre Figuren durchleiden eine Zeitspanne von 18 Monaten, in denen man sie intensiv genug kennenlernt, um die Beweggründe zu verstehen. In manchen Situationen hätte ich gerne genauer hingeschaut, aber es gibt auch keine störenden Lücken. Sara ist die Protagonistin und kann ihr Umfeld nur aus ihrer Sicht beurteilen. Als Leser beobachtet man das Geschehen aus einer Distanz und erkennt schnell die Muster, denen sich Lou und Gavin bedienen. Psychologisch versierte Leser werden bei den Ereignissen eine gewisse Vorhersehbarkeit bemängeln. Dennoch zieht sich der Spannungsbogen durch die gesamten Kapitel, um zum Schluss in einem Stakkato zu enden. Mir hat der Roman trotz der kleinen Schwächen gefallen und ich warte gespannt auf die nächste Veröffentlichung.

  • Schauplatz England – es könnte aber prinzipiell an jedem anderen Ort angesiedelt sein


    In eine Eigenheimsiedlung zieht ein neues Ehepaar mit Kindern ein. Sie kehren gerade aus Spanien zurück und müssen zuerst das Haus sanieren. Von den bisherigen spießigen Bewohnern unterscheiden sie sich durch ihr unkonventionelles Künstlerleben. Lou ist Autorin und Regisseurin, Gavin Bildhauer. Sara als direkte Nachbarin ist neugierig auf deren weltoffenes, exotisches und chaotisches Leben, sie buhlt förmlich um die Anerkennung von Lou. Die beiden Frauen freunden sich immer mehr an, denn Sara hat Zeit, ist ja Hausfrau und kann sich so nebenbei auch um die Kinder der überaus beschäftigten Autorin kümmern. Irgendwann beschließen die beiden sogar Heimunterricht für die Kinder und hier zeigt sich, daß Lou hat zwar gute Ideen hat, sie aber Sara im Laufe der Zeit auf Gedeih und Verderben ausnützt. Die früheren Freundschaften mit Nachbarinnen geraten für Sara in den Hintergrund und werden vernachlässigt. Selbst Saras Ehemann Neil, der als Zahnarzt über ein regelmäßiges Einkommen verfügt, wird mit hineingezogen. Als Leser spürt man, daß die Situation immer mehr hochkocht …. und erfährt in einem letzten Abschnitt, wie sich das Leben 18 Monate später darstellt.



    Mich persönlich hatte die Kurzbeschreibung und das Genre Thriller/Mystery neugierig auf das Buch gemacht. In dieser Hinsicht war es eine klare Enttäuschung. Aber, das Buch ließ sich flüssig lesen. Als Leser wartete man immer darauf, was als nächstes geschehen wird, wann die Situation eskaliert und ich hätte Sara gerne manchmal wachgerüttelt. Das Thema Freundschaft und wie weit jemand geht bzw. gehen darf wurde gut und realistisch beschrieben. Dazu gehört natürlich auch, an einem bestimmten Punkt NEIN zu sagen. Und hier liegt die Schwierigkeit - diesen Punkt rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.


    Das düstere Coverbild finde ich zu dem Roman passend.

  • Saras Familie bekommt neue Nachbarn - eine Künstlerfamilie, die total anders tickt als Saras Familie und die sie genau deshalb fasziniert. Umso mehr freut sich Sara, dass sich mit den neuen Nachbarn eine Freundschaft entwickelt. Und so sieht sie über die kleinen Macken hinweg - Künstler ticken schließlich ein bißchen anders. Und außerdem tut es ihr gut, durch die neuen Freunde auch endlich etwas Besonderes zu sein.


    Ich habe die Geschichte dieser Nachbarschaft und Freundschaft mit Spannung gelesen und fand die Entwicklung interessant und auch realistisch...


    Von mir 9 Punkte.