'Die Manufaktur der Düfte' - Seiten 093 - 216

  • Wow, es ist so viel passiert in dem Abschnitt, dass man das Gefühl hat, schon ein dreiviertelstes Buch gelesen zu haben und dabei hat man erst 216 Seiten. :lache


    Die "neue" Hauptfigur, sozusagen das Gegenstück zu Fritz, taucht auf, Leo. Nach seinem bisherigen Werdegang und den Gefühlen vor allem auf den letzten Seiten dieses Abschnitts, gehe ich davon aus, dass es ihn tatsächlich zu den Kommunisten treiben wird oder auf jeden Fall zu einer etwas radikaleren Gruppierung der Arbeiterbewegung. Schon heftig was er so miterlebt hat, das prägt natürlich. Der "Vater", der ihn immer geschlagen hat und jetzt bei seiner Ersatzfamilie der Tod des kleinen Oskar, einfach weil die Ärzte sich geweigert haben jemanden überhaupt nur anzuschauen der ja eh nicht zahlen kann und schließlich das elendige Kreppieren seines Arbeitskollegen Willi und der gescheiterte Streik. Die Kaltschnäuzigkeit des Vorarbeiters und des Fabrikbesitzers lässt einem die Gänsehaut aufstehen, erinnert aber von der Konstellation schon wieder frappierend an aktuelle Verhältnisse. Wer ein Problem hat soll halt gehen, es gibt genug andere. Es wird nur noch über Zeitarbeitsfirmen eingestellt, die Leute sind jederzeit künd- und ersetzbar und haben so gut wie keine Rechte. Zwar gibt es immerhin gesetzliche Gesundheitsvorschriften die einzuhalten sind, aber ich habe das Gefühl, dass jetzt auch ganz oft das Gefühl für die Menschen wieder verloren gegangen ist. Ein Mitarbeiter ist eine Ressource die in erster Linie Geld kostet aber (im Idealfall) auch Geld einbringt. Wenn man die Wortklaubereien der Oberen mitbekommt ("wir nennen es aber lieber nicht Automatisierung, das hat heutzutage so einen negativen Beigeschmack, da gehen dann immer gleich die Betriebsräte auf die Barrikaden") kriegt man manchmal einfach nur das :uebel


    Sophie hat es nicht einfach. Ständig das Gefühl niemandem genügen zu können und keinem Anspruch standhalten zu können, dazu noch die gewohnte weite und Freiheit aus Amerika. Immerhin war sie tatsächlich schwer in Fritz verliebt, wir als Leser wissen, dass er sie letztendlich genommen hat weil sie hübsch war, er sich gut mit ihr unterhalten konnte und "es eben an der Zeit war". Liebe hab ich von seiner Seite da nicht gesehen, eher Wohlwollen. Ich frage mich, ob sie mit Leo in Zukunft etwas zu tun haben wird, seine Beobachtung, dass das die schönste Frau ist, die er je gesehen hat, war ja sicher nicht einfach nur so dahingesagt.

    Frieda hat auch Probleme mit der feinen Gesellschaft, aber immerhin einen Mann der sie liebt und genug Söhne, dass sie sich da keine Vorwürfe machen lassen muss. Ist schon lustig, Nase hochtragen aber kein Geld für's Taschentuch, Hauptsache die Neureiche niedermachen, damit man sich wenigstens noch ein bisschen wie ein richtiger Adel vorkommt. :bonk


    Die Entwicklung des Arbeiter(bildungs)vereins sowie seiner diversen Nachfolgemodelle und Ereignisse um die Familie Beck sind extrem spannend und dramatisch. Allein als Leo in der Winternacht den kleinen Oskar zum Spital getragen hat, da hatte ich echt das Wasser in den Augen. Von der Beschreibung her klang es ja, als ob es eine Blinddarmentzündung wäre, würde ich sagen. Wie üblich leiden die Kleinen am meisten.

    Ich kann wirklich gar nicht sagen was mir besser gefällt, die Seifensiederei, die Geschichte um die Ribots, die Politik, die Arbeiterbewegung... es ist einfach alles toll. Bis jetzt gibt es keinen Part von dem ich sagen könnte, der interessiert mich jetzt nicht so, das hätte es nicht bebraucht oder so.


    Ach ja, und natürlich die immer wieder eingestreuten Annekdoten... Nachbar Heinz mit seiner süsslich roten Soße da, die Fritz eher nicht so schmeckt. DIE Modeikone der Zeit nach der sich alle richten, Kaiserin Sisi (wer putzt sich denn bitte jeden Tag die Zähne???).


    Die Idee mit der Milchseife von Sophie hab ich dann nicht so ganz verstanden. Ribots haben doch bereits eine Milchseife im Programm, Philipp erzählte der Mutter von Ferdinant an der Hochzeit davon. Und da Sophie jetzt im Verkauf mit tätig ist, müsste sie doch eigentlich wissen, dass so etwas schon im Sortiment ist.:gruebel Es sei denn natürlich man würde jetzt speziell von Eselsmilch sprechen oder eben von speziellen "ägyptischen" Gewürzen, aber so weit kam Sophie ja gar nicht mit ihrer Erklärung.

    Dass die schöne Jubiläumsfeier dann ein etwas unrühmliches Ende fand, hat mir ein Schmunzeln entlockt. Hätten sie mal auf Sophies Warnungen gehört anstatt sich die ganze Zeit nur im eigenen Ruhm zu sonnen. Solche Skandälchen lieben die Leute, da wird vermutlich in Jahren noch davon gesprochen. :lache


    Man hätte zwar vermutlich drauf kommen können, aber ich bin ehrlich, bis zu dem Brief in dem dann stand "Wilhelmina Gruber geborene Raab" hatte ich nicht den geringsten Verdacht, Leo könnte der kleine Bub sein. Dabei war damals, als Rosa ihn mit seiner Mutter traf sogar schon ein kleiner Hinweis versteckt, als er nämlich zum Brunnen zu den Pferden lief. :grin Ich hoffe wirklich, er lässt sich nicht zu einer Straftat hinreissen. Dass der Alte schon jenseits von Gut und Böse ist und somit keine "Rache" mehr vollzogen werden kann... andererseits könnte man ja durchaus sagen, dass er so alt werden musste, gebrechlich und "altersblöd", ist seine Strafe für das was er getan hat. Auch wenn das eher ein schales Gefühl bei Leo hinterlässt. Die Verwandtschaftsverhältnisse hat er auch noch nicht so ganz durchblickt, hält Philipp für seinen Halbbruder. :lache Das wird sich vermutlich noch aufklären.


    Freue mich schon auf den nächsten Abschnitt, es war wirklich eine sehr bewegte Zeit.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • erinnert aber von der Konstellation schon wieder frappierend an aktuelle Verhältnisse.

    Diese Parallelen ziehe ich beim Lesen auch permanent. ;)

    Ich frage mich, ob sie mit Leo in Zukunft etwas zu tun haben wird, seine Beobachtung, dass das die schönste Frau ist, die er je gesehen hat, war ja sicher nicht einfach nur so dahingesagt.

    Ein Verhältnis mit Sophie (Pferdeliebhaberin und er Kutscher ;)) wäre auch eine perfekte Rache an der Familie.

    es ist einfach alles toll.

    Ja, das finde ich auch. Bislang ein sehr gut zu lesendes, spannendes und sehr interessantes Buch. :anbet


    Die Rechtschreibung von früher wundert mich des Öfteren. Auch damals gab es ja schon das Deppenapostroph und den Bindestrich trotz Fugen-S. Eine zeitlang dachte ich, dass sei nur eine Erfindung unserer denglischen Zeit. :gruebel


    Und zum Googlen animiert das Buch. Ich habe erstmal nachgelesen, seit wann es denn Rentenzahlungen:alter in Deutschland schon gab.

  • Man hätte zwar vermutlich drauf kommen können, aber ich bin ehrlich, bis zu dem Brief in dem dann stand "Wilhelmina Gruber geborene Raab" hatte ich nicht den geringsten Verdacht,

    Ich hatte schon beim ersten Auftauchen von Leo diese Idee und beim Brief dachte ich daran, dass die Mutter (die nur 24 Jahre alt wurde) mal besser auch auf dem Sterbebett geschwiegen hätte. Leo hätte ohne dieses Wissen wohl besser leben können. Aber vielleicht dreht sich dadurch für ihn ja noch etwas ins Positive?

  • Wow, es ist so viel passiert in dem Abschnitt, dass man das Gefühl hat, schon ein dreiviertelstes Buch gelesen zu haben und dabei hat man erst 216 Seiten. :lache


    Ich kann wirklich gar nicht sagen was mir besser gefällt, die Seifensiederei, die Geschichte um die Ribots, die Politik, die Arbeiterbewegung... es ist einfach alles toll. Bis jetzt gibt es keinen Part von dem ich sagen könnte, der interessiert mich jetzt nicht so, das hätte es nicht bebraucht oder so.

    Ich kann dir da nur zustimmen. Ich habe das Gefühl schon mehr Handlung als üblich gelesen zu haben. Das gefällt mir aber sehr, sehr gut. Das Buch macht mir richtig Freude. Ich finde alles so authentisch, aber auch lehrreich.

    Mir persönlich liegt die Geschichte von Leo, Traudel, Christian und dem politischen Umbruch in dieser Zeit mehr. Auch wenn es Parallelen zur heutigen Zeit da sind, sollte man nicht vergessen, dass es solche Dinge wie das Arbeitsschutzgesetz, Krankenkassen, Kündigungsschutz etc. nicht gegeben hat. Wovon wir heute profitieren, ist damals entstanden. Das finde ich sehr spannend erzählt, nicht übertrieben, sondern so wie es eben war.
    Wollen wir hoffen, dass es nie wieder so werden wird.

    Die Gesichte der Familie Ribot ist für mich als Gegensatz dazu aber auch interessant. Man erlebt die Umbrüche dieser Zeit quasi auf allen Seiten mit. Das gefällt mir sehr, sehr gut und lässt mich das Buch kaum aus der Hand legen. Ich hätte gerne im Moment mehr Zeit für das Buch, andererseits bin ich ganz froh, dass ich nicht so "durchrasen" kann.


    Leo ist meine Lieblingsfigur. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass in ihm ein guter Kern steckt. Ich hoffe so sehr, dass er einsieht, das Rache nichts bringt und er sich eben nicht zum bösen Gegenspieler der Ribots entwickelt. Als Paradebeispiel für einen führenden Arbeiter in der Arbeiterbewegung finde ich ihn dagegen ideal. Hier würde ich ihn gerne weiter begleiten, ohne Intrigen, sondern als politischer Kämpfer.
    Sophie und ihm würde ich allerdings eine kleine Affäre gönnen. Sie ist ja etwas aufgeschlossener als ihre Schwiegermutter.

    Vieles was Sophie als junge Mutter erlebt, der besserwisserische Umgang ihrer Schwiegermutter mit ihr usw. passiert auch heute noch in vielen Familien. Ich kann gut nachvollziehen, wie sehr beengt sie sich als relativ frei erzogene junge Frau in dieser konservativen Umgebung fühlen muss.

    Manches davon, was ihr, Frieda und auch den anderen Familienmitgliedern der Familie Ribot widerfährt bzw. die Probleme, mit denen sie sich herumschlagen müssen, empfinde ich aber als zynisch, wenn man kurz vorher über das Schicksal des kleinen Oskar lesen musste.

  • Wow, es ist so viel passiert in dem Abschnitt, dass man das Gefühl hat, schon ein dreiviertelstes Buch gelesen zu haben und dabei hat man erst 216 Seiten. :lache

    Ich bin noch mittendrin in dem Abschnitt, aber mit geht es genauso. :-) Eine enorme Fülle von Personen und Ereignissen, aber alles so fesselnd beschrieben, dass man trotzdem gut mitkommt. Wunderbar!


    Ach ja, und natürlich die immer wieder eingestreuten Annekdoten... Nachbar Heinz mit seiner süsslich roten Soße da, die Fritz eher nicht so schmeckt. DIE Modeikone der Zeit nach der sich alle richten, Kaiserin Sisi (wer putzt sich denn bitte jeden Tag die Zähne???).

    Ja, diese Dinge gefallen mir auch sehr. Auch das Marketing mit Sammelbildern und Treue-Aktionen. :-)


    Und endlich lernen wir den amerikanischen Zweig der Familie kennen... arme Sophie, das beengte Wohnen und das einnehmende Wesen der Schwiegermutter machen es ihr nicht leicht. Bin gespannt, ob sie sich doch irgendwann arrangieren kann oder wie es sonst mit ihr weitergeht.


    Die Geschichte um Trudel und die Arbeiterbewegung finde ich sehr interessant - und traurig.


    Hier steht auch endlich, dass es sich beim Lichterziehen wirklich um Kerzen handelt - zumindest habe ich es hier zum ersten Mal gelesen - im Zusammenhang mit der geplanten Schließung dieses Geschäftsbereich.

  • Auch wenn es Parallelen zur heutigen Zeit da sind, sollte man nicht vergessen, dass es solche Dinge wie das Arbeitsschutzgesetz, Krankenkassen, Kündigungsschutz etc. nicht gegeben hat. Wovon wir heute profitieren, ist damals entstanden. Das finde ich sehr spannend erzählt, nicht übertrieben, sondern so wie es eben war.
    Wollen wir hoffen, dass es nie wieder so werden wird.

    Klar, es geht einem durch diverse gesetzliche Einrichtungen vor allem in Bezug auf die Gesundheit heute um vieles besser, andererseits bekommt man ja auch mit, wie viele Dinge an verschiedenen Enden und Ecken anfangent zu bröckel, wie immer neue Schlupflöcher geschaffen werden und juristische Spitzfindigkeiten genutzt werden, vor allem auch im Bezug auf Zeitarbeitskräfte. Bei uns wird aktuell fast nur noch über Zeitarbeitsfirmen angestellt, und was diese Kollegen sich manchmal so alles gefallen lassen müssen... :rolleyes


    Auch das Marketing mit Sammelbildern und Treue-Aktionen.

    Es ist lustig die Anfänge dieser Werbestrategien mitzuerleben. Und ich finde es eine tolle Idee, dass in den Klappen (und zwischen den Büchern) einige der alten Werbeschilder von Ribot abgedruckt sind.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Klar, es geht einem durch diverse gesetzliche Einrichtungen vor allem in Bezug auf die Gesundheit heute um vieles besser, andererseits bekommt man ja auch mit, wie viele Dinge an verschiedenen Enden und Ecken anfangent zu bröckel, wie immer neue Schlupflöcher geschaffen werden und juristische Spitzfindigkeiten genutzt werden, vor allem auch im Bezug auf Zeitarbeitskräfte. Bei uns wird aktuell fast nur noch über Zeitarbeitsfirmen angestellt, und was diese Kollegen sich manchmal so alles gefallen lassen müssen...

    Da hast du natürlich Recht. Und die Arbeitsbedingungen in vielen anderen Ländern sind ja nicht besser als damals.

  • Liebe Paradise und Ihr anderen,

    Ihr habt ganz recht, die soziale Situation der Arbeiter erinnert tatsächlich an aktuelle Verhältnisse. Dies aufzuzeigen war meine Absicht. Auch heute haben viele Arbeitgeber das Gefühl für den Menschen verloren, er ist nur noch Manövriermasse, ausnutzbar und muss billig sein. Das haben in der Politik so manche entweder nicht begriffen, oder sie wollen es nicht sehen. Leiharbeit ist für mich moderne Sklaverei. Diese Thematik ist für mich sehr wichtig - ich kandidiere nicht zuletzt wegen dieser Frage für den Landtag. Ich finde, man muss was tun.

    Auweh, und die Milchseife! Mensch, da habt Ihr mich erwischt. Die war wirklich schon erwähnt, bevor Sophie diese Idee hatte. Oh, ist mir das peinlich! Aber bei über 600 Seiten vergisst man manchmal, was man vier Wochen vorher geschrieben hat, und das Lektorat findet auch nicht jeden Fehler...

  • Nun weiß Leo also Bescheid. Ich bin gespannt, welche Folgen sein neuer Job bei seiner Verwandtschaft noch haben wird.


    Seinen Kampf für bessere Arbeitsbedingungen fand ich bewundernswert. Und gleichzeitig konnte ich auch die anderen verstehen, die dann doch erst mal zurück gerudert haben.


    Sophie tut mir leid. Schwierig gegen dieses Dorfgeklüngel anzukommen. Allerdings kann ich mir nur schwer vorstellen, dass das in Amerika wirklich wesentlich anders ist.


    Ich wusste gar nicht, dass es die Aufzugfirma Otis schon so lange gibt.

  • In diesem Abschnitt lernen wir ja nun Leo kennen, erstmal bleibt er aber für uns lange einfach nur der Leo Gruber und ehrlich hätte ich auch nicht damit gerechnet, das er der Sohn von Mina sein könnte.

    Wie traurig, was für ein Leben Mina führen musste und das sie nun schon gestorben ist.;(

    Jetzt weiss ja Leo dann auch endlich Bescheid.Mal schauen wie die Geschichte weitergeht.


    Und mit den Kindern von Phillip und Käthe tut sich auch einiges. Frieda heiratet,die kleine Lisette ist nachher schon 12. Carl ist ganz schöner Hitzkopf und will unbedingt eine Schreibmaschine, was Phillip als neumodischen Kram abtut, woraufhin Carl erstmal die Flucht ergreift. Und Fritz geht erstmal nach Amerika und lernt dort seine Cousine Sophie kennen und irgendwann auch lieben. Mit vielen Ideen und Sophie im Gepäck kehrt er dann aber nach Deutschland zurück. Wobei man das Gefühl nicht los wird, das Sophie sich nicht wohl fühlt in Deutschland. Und dann bekommt sie auch noch zuerst ein Mädchen, wird von Käthe aber gar nicht als Mutter für voll gekommen, das finde ich tragisch. Und dann noch die Fehlgeburt..


    Ganz traurig und auch wütend haben mich die Ereignisse im Hause von Christian und Trudel gemacht. Garnicht so sehr die politischen, das war leider zu der Zeit nun mal eben alles so bitter. Schockiert war ich über den Tod vom kleinen Oskar, wie kann ein Arzt solche Beschwerden bei einem Kind so abtun ? Als der Kleine schliesslich in den Armen von Christian stirbt, habe ich wirklich geweint. Ohne Worte. Genauso wie die Geschichte mit der Staublunge. Da fällt einer einfach so um und stirbt und es interessiert niemanden. Kann doch nicht sein.

  • Bei Leo hab ich mir irgendwie von Anfang an gedacht, dass er doch bestimmt Minas Sohn ist, irgendwo musst dieser Teil der Geschichte ja auch fortgesponnen werden.

    Das wird bestimmt noch interessant, wenn er sich doch noch irgendwann outet, der Sozi in der Familie.... Wobei er als Bankert ja keinen Anspruch auf irgendwas hat.


    Christian und Trudels Schicksal war ja wirklich heftig. Dass der Junge nirgendwo behandelt wurde. Wobei das ja in vielen Teilen der Welt heute noch so ist. Unsere Krankenversicherung, wie wir sie kennen ist ja kurz darauf erst entstanden und woanders auch nicht unbedingt üblich (siehe Amerika)


    Wie mit den Arbeitern umgegangen wurde ist auch heftig. Für die Fabrikbesitzer war klar, es gibt ja noch genügend andere draussen auf der Strasse, die die Arbeit auch machen können, also warum sollte ich da auf den einzelnen achten.

    Heute wird ja nicht nur mit Leiharbeitern so umgegangen, in der IT-Branche kriegste momentan auch als Festangestellter dauern zu hören, dass die Inder das was du machst eh viel billiger und schneller und mindestens genausogut können. Da steht der nächste halt nicht auf der Straße, sondern ein paar Länder weiter.


    Sophie kann einem Leid tun, in die alte Welt zu gehen muss für sie ein richtiger Kulturschock gewesen sein. Und dann noch in eine Kleinstadt, wo man immer drauf achten muss, was die Leut sagen. Und wo Fortschritt eher Fortschrittchen heissen müsste.

    An Phillip merkt man auch, wie die Leute mit dem Alter eher unflexibler werden. Am Anfang hat er die Werkstatt seines Schwiegervaters modernisiert und jetzt sträubt er sich gerne mal.

    Wobei Carl schon ganz recht hat, wenn ein Vorschlag von Fritz kommt wird er eher umgesetzt, als wenn er von ihm kommt.

    Und wie es wohl mit Konrad weitergeht? Der ist ja auch recht unzufrieden mit der Gesamtsituation.....

  • Heute wird ja nicht nur mit Leiharbeitern so umgegangen, in der IT-Branche kriegste momentan auch als Festangestellter dauern zu hören, dass die Inder das was du machst eh viel billiger und schneller und mindestens genausogut können. Da steht der nächste halt nicht auf der Straße, sondern ein paar Länder weiter.

    :write Da nimmt man auch lieber erst mal die Beschwerden der Kunden in Kauf weil die Sachen nicht funktionieren / ewig dauern, weil man davon ausgeht, dass es nur eine Übergangsphase ist bis die Kollegen sich eingearbeitet haben. Klar, die sind ja auch nicht dümmer als wir, logisch wird das irgendwann auch passen. Aber die Art und Weise wie das gehandhabt wird ist einfach unter aller Sau...

    Sophie kann einem Leid tun, in die alte Welt zu gehen muss für sie ein richtiger Kulturschock gewesen sein. Und dann noch in eine Kleinstadt, wo man immer drauf achten muss, was die Leut sagen.

    Da musste ich auch ein paar mal lachen, weil es ja oft heute auch nicht anders ist. "Was soll'n denn die Leute / die Nachbarn / die Verwandtschaft sagen???" Ich ertappe mich auch ab und an bei dem Gedanken, aber ich versuche dann, wenn es mir bewusst wird, selber zu intervenieren indem ich "Das ist doch deren Problem und nicht meins" entgegentrotze.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ja, die IT-Branche kämpft auch, das hab ich auch schon gehört. Die KOnkurrenz international und grad in Asien ist stark und billiger. Es gibt tatsächlich ganz viele Parallelen zu der Situation der Fabrikarbeiter damals, und auch die Sache mit der Krankenversicherung ist in Amerika seit dem Wegfall von Obamacare wieder auf dem STand des 19. Jahrhunderts. Traurig, dass ein Irrer die gute Entwicklung des dortigen Systems einfach in tausend Trümmer zerschlagen kann...

  • Wieder ein prall gefüllter Abschnitt und sehr aktuell empfand ich auch die Parallelen zur gegenwärtigen Arbeitswelt.


    Sophie hat nicht unbedingt ein Glückslos mit Fritz gezogen. Sie kommt in ein fremdes Land, eng, spießig, provinziell, keine eigenes Haus, der Ehemann hat keine Zeit für sie und als Gipfel empfand ich, daß der Name ihrer Tochter hinter ihrem Rücken abgeändert wurde :fetch


    Leo als Kutscher im Hause Ribot, das verspricht spannend zu werden.


    Und bei dem Ausdruck Moggerle hat natürlich mein fränkisches Leserherz höher geschlagen :heisseliebe 

  • Das Buch gefällt mir ausgesprochen gut. Leider habe ich nicht soviel Lesezeit, wie ich gerne hätte...


    Leo gefällt mir sehr gut. Durch ihn wird das schwere Leben der Fabrikarbeiter sehr anschaulich dargestellt.

    Das Leo der Sohn von Mina ist hatte ich schon auf den Stammbäumen im hinteren Teil des Buches gesehen...

    Dass die schöne Jubiläumsfeier dann ein etwas unrühmliches Ende fand, hat mir ein Schmunzeln entlockt. Hätten sie mal auf Sophies Warnungen gehört anstatt sich die ganze Zeit nur im eigenen Ruhm zu sonnen. Solche Skandälchen lieben die Leute, da wird vermutlich in Jahren noch davon gesprochen. :lache

    Die Szene fand ich richtig gut. Zu einem guten Fest gehört sowas einfach dazu!^^

    Und endlich lernen wir den amerikanischen Zweig der Familie kennen... arme Sophie, das beengte Wohnen und das einnehmende Wesen der Schwiegermutter machen es ihr nicht leicht. Bin gespannt, ob sie sich doch irgendwann arrangieren kann oder wie es sonst mit ihr weitergeht.

    Sophie wäre sicher nicht mit Fritz gegangen, wenn sie geahnt hätte, was sie erwartet. Auf dieses Leben war sie einfach nicht vorbereitet. Aber sie macht das Beste daraus und gibt sich Mühe. Ich bin gespannt, wie es mit ihr weitergeht...

  • Leo und Sophie sind meine Lieblingsfiguren, zumindest bisher. Zwar hatte ich auch in den Stammbaum gelinst, aber es ist nur logisch und konsequent weitergedacht, denn diese Geschichte muss ja auch erzählt werden. Ich bin gespannt wie die Geschichte mit Leo und der Familie Ribot weitergeht.


    Sophie hat es ebenfalls nicht leicht, wirklich glücklich und angekommen ist sie nicht. Sie bleibt immer noch ein wenig eine Fremde. Ich wünsche Ihr, dass sie ihre Bestimmung noch findet.


    Ich finde den Aufbau der Romans absolut großartig. Die verschiedenen Erzählperspektiven, die Tagebucheinträge, Lebenserinnerungen, der Zeitungsartikel, alles trägt zusammen zu einem wunderbaren Gesamtbild bei. Durch diese Stilmittel wird man umfassend informiert und man hat nicht das Gefühl nur eine Seite der Medaille zu kennen. Top!