Literaturhinweise/Sekundärliteratur – Fluch oder Segen?

  • Sicher gibt es diese Figuren – ich gehöre dazu – die mit Zettel und Schreiber bewaffnet, die rechtsseitig neben ihnen liegen (bei Linkshändern kommt wohl das linksseitige Liegen zum Tragen) – einem Buch zu Leibe rücken.


    Gerade bei Sachbüchern oder Autobiographien, Tagebüchern, aber auch in Romanen, werden immer wieder Hinweise auf andere Bücher gegeben, eingestreut oder ganz bewusst plaziert.


    Und ich gehöre zu den Lesern, die darauf abfahren wie Schmidts Katze auf die Whiskas-Mahlzeit.


    Sofort wenn ein Titel oder ein Autor genannt wird, tritt der Schreiber in Aktion und es wird ein entsprechender Vermerk in meinem Notizbuch aufgenommen. Eine Handlung, die trotz vieler Versuche sie zu beenden, die bisher alle gescheitert sind, fast schon an ein Suchtverhalten erinnert.


    Literaturhinweise-Obsession.


    Könnte man sicher mit leben, wenn dann nicht der Nachforschungsvirus da wäre. Gegen ihn scheint kein Kraut gewachsen. Nach Beendigung der Lektüre wir nach eben diesen Literaturhinweisen/Sekundärliteratur gesucht – und wenn etwas gefunden wurde, auch zumeist sofort bestellt. Oftmals sind diese Bücher nur noch antiquarisch erhältlich – aber auch Antiquariate müssen ja leben.


    Und so kommt es dann wie es kommen muss: Täglich eintreffende Bücherpakete vergrößern die Platznot in den Bücherregalen.


    Das Schlimmste aber ist, ich werde das alles nicht mehr in der mir verbleibenden Lebenszeit lesen können. Und meines Wissens gibt es auch keinen Leselebenszeit-Nachschlag. Vielleicht sollte man da mal petitionsmässig tätig werden.


    Ein Beispiel:

    Bei dem Buch, welches ich gerade gelesen habe, hat es zu acht Literaturhinweisen gereicht. Es sind Bücher, die nur noch antiquarisch erhältlich sind – trotzdem gingen bereits einige Bestellungen raus. Wie gesagt, auch Antiquariate leben vom Verkauf von Büchern.


    Warum schreibe ich das jetzt? Wollte mal etwas schreiben ohne zu polarisieren und mir wieder die Aufforderung einzuhandeln, ich solle mir doch ein anderes Forum suchen.


    Um die Eingangsfrage für mich zu beantworten: Literaturhinweise/Sekundärliteratur sind Fluch und Segen zugleich. Wobei eben auch der Fluch als solches durchaus mal etwas Positives sein kann.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Lieber Voltaire, da bist Du nicht allein. Ich bin noch schlimmer, ich gucke sogar beim Fernsehfilm, was der oder die Held(in) liest.

    Oder ich lese gerne Jane Austen und beim Lesen der Biographie musste ich natürlich auch Bücher deren Lieblingsautoren lesen.

    Eine Petition zum Nachschlag auf die Lebenslesezeit unterschreibe ich gern.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich hoffe mal, du sprichst noch mit mir :keks


    Meinst du jetzt speziell solche Literatur, die Autoren als Quellenangaben nennen, in Fußnoten oder im Anhang, oder auch Bücher, die einfach nur im Text erwähnt werden?


    Erstere habe ich in meiner Lektüre nicht so viele (du weißt ja, ich lese öfters niveauloses Zeugs :lache:lache ), aber bei letzterem zuckt mir auch ab und zu der Finger und es wird notiert. Und manchmal auch bestellt.


    Kürzlich habe ich von Thomas Montasser "Ein ganz besonderes Jahr" gelesen, das in einer Buchhandlung spielt, da kam eine ellenlange Bücherliste mit über 50 Titeln zusammen. Einige davon habe ich mir auch näher angesehen, und ein Buch, das mich besonders ansprach, habe ich dann auch antiquarisch gekauft, das war "Besessen" von Antonia S. Byatt.


    Eine wirkliche Obsession ist es bei mir aber wohl nicht, eher schlichte Neugier.

    Ich mache das auch oft, dass ich während des Lesens bestimmte Dinge recherchiere, über erwähnte historische oder reale Personen nachlese, oder mir Fotos und Berichte von den Orten ansehe, an denen die Geschichte spielt. Und eben Bücher ansehe, die im Text erwähnt werden. Das sind alles Informationen, die für mich ein Buch ergänzen und komplettieren.


    Diese geschilderte Bücherkaufsucht kenne ich aber nur zu gut, bei mir sind nur einfach andere Dinge der Auslöser.

  • Ich leide auch daran.

    Ich habe gestern beispielsweise "Mein Leben" von Marcel Reich-Ranicki beendet. Das Buch hat noch nicht einmal ein Literaturverzeichnis und die Liste an für mich intetessanten Büchern oder Autoren ist lang.


    Ich empfinde dieses Laster/diesen Fluch aber als Segen, macht das Recherchieren, Bestellen, Horten und nat. das Lesen doch so großen Spaß. :-]

  • Manchmal kommt das bei mir auch vor, ufert aber nicht so sehr aus, weil ich mir nur ganz selten diese Verweise aufschreibe, bei denen ich denke, dass ich sie unbedingt weiterverfolgen sollte. Und dann fallen sie eben meistens dem Vergessen anheim :). Zum Wohle meines SuB und der Bücherregale.

    Aber ich weiß genau was du meinst, diesen Drang verspüre ich auch ganz oft.

  • Ich kenne das auch sehr gut, überspringe aber die Zettelphase und gucke bei einem interessanten Buchhinweis direkt bei amazon nach. Wenn es dort oder anderswo sinnvolle Rezensionen gibt und das Buch mir immer noch als SEHR lesenswert erscheint, bestelle ich es sofort (gebraucht oder bei meiner Buchhändlerin). Wenn ich mir nicht sicher bin oder das Buch mir noch zu teuer ist, lege ich es mir nur auf den amazon-Merkzettel. Den sehe ich aller paar Wochen mal durch und entscheide dann mit etwas Abstand, ob ich das Buch immer noch interessant finde und lesen möchte oder nicht. Ungefähr die Hälfte der Titel fliegt dann wieder von der Liste. :grin Den Rest kaufe ich oder beobachte noch ein wenig die Preisentwicklung - dabei fliegt dann nach einer Weile noch ein gewisser Anteil ebenfalls von der Liste, weil inzwischen andere Themen wichtiger sind oder ich schlicht das Geld nicht ausgeben möchte. Von der Frage der Lebenszeit / Lesezeit mal ganz abgesehen.


    Vielleicht verpasse ich dadurch tolle Werke. Aber das tue ich sowieso zwangsläufig, weil ich niemals alle Bücher lesen können werde, die ich gern lesen möchte. Und ich denke, wenn es wirklich sein soll, dass ich ein bestimmtes Buch lese, wird es mir notfalls mehrmals über den Weg laufen. :grin

  • Ich kenne das auch sehr gut, überspringe aber die Zettelphase und gucke bei einem interessanten Buchhinweis direkt bei amazon nach. Wenn es dort oder anderswo sinnvolle Rezensionen gibt und das Buch mir immer noch als SEHR lesenswert erscheint, bestelle ich es sofort (gebraucht oder bei meiner Buchhändlerin). Wenn ich mir nicht sicher bin oder das Buch mir noch zu teuer ist, lege ich es mir nur auf den amazon-Merkzettel. Den sehe ich aller paar Wochen mal durch und entscheide dann mit etwas Abstand, ob ich das Buch immer noch interessant finde und lesen möchte oder nicht. Ungefähr die Hälfte der Titel fliegt dann wieder von der Liste. :grin Den Rest kaufe ich oder beobachte noch ein wenig die Preisentwicklung - dabei fliegt dann nach einer Weile noch ein gewisser Anteil ebenfalls von der Liste, weil inzwischen andere Themen wichtiger sind oder ich schlicht das Geld nicht ausgeben möchte. Von der Frage der Lebenszeit / Lesezeit mal ganz angesehen.


    Vielleicht verpasse ich dadurch tolle Werke. Aber das tue ich sowieso zwangsläufig, weil ich niemals alle Bücher lesen können werde, die ich gern lesen möchte. Und ich denke, wenn es wirklich sein soll, dass ich ein bestimmtes Buch lese, wird es mir notfalls mehrmals über den Weg laufen. :grin

    Da ich auch kein Notizbuch führe, handhabe ich es ähnlich.

    Ich "recherchiere" quasi immer sofort, wenn mir ein interessantes Buch im Buch auffällt. Manchmal kaufe ich es sofort, manchmal kommt es auf die Wunschliste.

  • DasSchlimmste aber ist, ich werde das alles nicht mehr in der mirverbleibenden Lebenszeit lesen können.

    Noch schlimmer: ich weiß mit absoluter Sicherheit, daß ich in meiner restlichen Lebenszeit nicht in der Lage sein werde, alle Bücher zu lesen, die ich bereits besitze. Und dennoch, nicht zuletzt aus den von Dir im Eingangspost beschriebenen Gründen, wächst meine Bibliothek ständig weiter und weiter und weiter...


    Und warum so viele der interessanten Bücher schon seit - teils - vielen Jahren vergriffen und nur noch gebraucht bzw. antiquarisch erhältlich sind, ist mir auch rätselhaft. Oder sind meine Interessen bloß dermaßen seltsam und ungewöhnlich, daß heutzutage darüber keine Bücher mehr produziert werden?


    Wie dem auch sei. Das von Dir geschilderte Verhalten ist mir nur zu bekannt. Und es tut gut zu wissen, daß ich damit nicht ganz alleine im Universum bin.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Sorryyyyyyyy :anbet , ich meinte Bücherdrache mit dem Keks-Smiley. Kriege euch ehemalige Amazonen manchmal noch nicht richtig sortiert. :konfus

    Schon klar, fängt beides mit B an ... :lache:lache:knuddel1


    Genau, wir spendieren jetzt eine Runde kühles Bier für alle, oder wahlweise Eiskaffee, und haben uns alle lieb und alles ist gut :strahl

  • Wo kann man Deine Petition unterschreiben?


    Es sind ja nicht "nur" Bücher und die Sekundärliteratur in Buchform dazu (und die Statik der eigenen Behausung), sondern auch Zeitschriften, Zeitungen und das Internet, wo man stunden- und tagelang recherchieren kann...


    Bin auch gerade wieder dabei, ein interessant (klingendes) Buch antiquarisch zu bestellen.


    Auf der anderen Seite habe ich momentan den Eindruck, dass wieder mehr ältere Werke neu aufgelegt bzw. übersetzt werden. Die Frau, die liebte erschien 1941 auf Englisch, jetzt neu bei dtv oder "Stoner", das erst nach rund 50 Jahren übersetzt wurde.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Schon klar, fängt beides mit B an ... :lache:lache:knuddel1


    Genau, wir spendieren jetzt eine Runde kühles Bier für alle, oder wahlweise Eiskaffee, und haben uns alle lieb und alles ist gut :strahl


    Shame on me... Ich bin echt wochenendreif und stelle noch einen kühlen Sekt dazu. :korken



    Gerade nach eingehender Preisbeobachtung bestellt; danke an die Erinnerung durch deinen Thread, Voltaire :


    Ebba D. Drolshagen - Nicht ungeschoren davonkommen. Das Schicksal der Frauen in den besetzten Ländern, die Wehrmachtssoldaten liebten


    (Sperriger Titel, nicht wahr? :gruebel )


    https://www.amazon.de/gp/product/3612267094 (incl. Amazon Affiliate-ID from this website)


    Ich will nämlich im Sommer endlich mal die Tora-Trilogie von Herbjørg Wassmo angehen, die schon ewig und drei Tage bei mir subt. Vielleicht hat ja jemand Lust auf eine Leserunde? :grin


    Deutschenkind: Die Tora-Trilogie Band 1 von [Wassmo, Herbjørg]



    amazon:

    Nachkriegszeit auf einer kleinen Fischerinsel im Norden Norwegens. Tora wächst mit dem Stigma heran, Kind eines Soldaten der verhassten Besatzungsmacht zu sein. Das macht aus ihr praktisch Freiwild …

    Deutschenkind ist Band 1 der berühmten Tora-Trilogie, einer Romanfolge, die für das kaum zu Ertragende eine großartige Sprache findet. Herbjørg Wassmo schildert einen historischen sozialen Kosmos – den Alltag der auf den Fischfang angewiesenen Inselbewohner Nordnorwegens in den 1950er Jahren. Mal drastisch, mal komisch, mal erschütternd und verblüffend unverfälscht entfaltet sich die Erlebniswelt eines Kindes an der Schwelle zur jungen Frau.

    Mit ihrer bildstarken, ungeheuer direkten Erzählsprache zieht die Schriftstellerin uns völlig in Toras Welt hinein: das karge Leben auf der Insel, der Wechsel der Jahreszeiten. Die atmosphärischen Echos der Nachkriegszeit, der Alltag zwischen argloser Neugier, Gewalt und Vorurteil – all das übt einen unwiderstehlichen Sog aus. Trotz schwerer Themen ist das Buch kaum aus der Hand zu legen – eine mitreißende, kraftvolle, poetische und wichtige Lektüre. Ein zeitlos großer Roman, für den Herbjørg Wassmo mit dem norwegischen Kritikerpreis geehrt wurde.



    https://www.amazon.de/Deutschenkind-Die-Tora-Trilogie-Band-1-ebook/dp/B079HWSKL6 (incl. Amazon Affiliate-ID from this website)

  • (OT Breumel / EDIT in Wirklichkeit Bücherdrache / Biete Voltaire lieber ein Bier an, dann wird das wieder mit euch beiden. :suppeln :lache )

    :wave . . . oder schreib etwas Nettes über den HSV :chen


    Zum Thema:

    Früher bin ich noch in die Stadtbibliothek gegangen und habe mir dort Sekundärliteratur oder weiterführende Bücher zum jeweiligen Autor bzw. Thema gesucht. Seit ich Wikipedia entdeckt habe, schaue ich erst einmal dort, was die dort an Wissen angesammelt haben. Meistens reicht mir das auch als Zusatzinformation.


    Irgendwann habe ich mich ziemlich damit abgefunden, dass ich eh nicht alles lesen kann.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Tante Li ()

  • Ich bemerke an mir auch einen gewissen Recherche-Zwang, insbesondere bei den historischen Romanen natürlich. Da wird ständig das Buch für eine erste Suche (meist bei der berühmten Online-Enzyklopädie mit W) zur Seite gelegt, und gerne lese ich dann darüber hinaus noch in der Sekundärliteratur weiter. Daraus ist immerhin ein eigenes Hobby mit schreiberischer Tätigkeit, nämlich mein Blog, entstanden. Ich finde es deshalb immer sehr freundlich von den Autoren, wenn sie direkt eine kleine Liste mit Sekundärliteratur ans Buch hängen. Allein, um zu zeigen, dass sie auch welche gelesen haben. Und oft kann man dann recht genau sagen, auf welchen Forschungstext eine bestimmte Szene aufbaut oder so, das ist immer ganz witzig. Also kurzum - ich bin Fan!


    Belletristik-Tipps beziehe ich dagegen eher seltener aus anderen Büchern. Höchstens noch bei so Thrillern im Stil von Dan Brown, wo es um irgendwelche alten Manuskripte oder Werke der Kunstgeschichte geht. Da bleibt es allerdings oft bei einer Internet-Nachrecherche.

  • Bei mir sind es zum Glück weniger Bücher, die ich shoppe, aber ich komme dann im Internet beim Recherchieren vom Hundertsten ins Tausende.

    Ganz schlimm ist das aber auch, wenn ich einen Film oder eine Serie gucke. Zuletzt geschehen bei "The Crown". Was habe ich danach über diese Zeit und die Royals nachgeschmökert. Hat fast solange gedauert und Spaß gemacht wie die Serie selbst. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)