Miss Gladys und ihr Astronaut - David M. Barnett

  • Miss Gladys und ihr Astronaut - David M. Barnett

    Produktinformation

    • Broschiert: 416 Seiten
    • Verlag: Ullstein Taschenbuch (28. Mai 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3548289541
    • ISBN-13: 978-3548289540
    • Originaltitel: Calling Major Tom


    Inhalt

    Die Geschichte einer unglaublichen Freundschaft!

    Die gute Miss Gladys kann sich nicht mehr alles merken, aber dieser Telefonanruf ist unvergesslich: Der Astronaut Thomas Major ist am Apparat, gerade auf dem Weg zum Mars. Er hat sich natürlich verwählt und will am liebsten gleich wieder auflegen. Aber Miss Gladys und ihre Enkel brauchen seine Hilfe. Zögerlich und leise fluchend wird der Mann im All zum Helfer in der Not. Tausende von Kilometern entfernt, führt er die drei auf seine ganz eigene Art durch schwere Zeiten, denn Familie Ormerod droht ihr Zuhause zu verlieren. Miss Gladys und ihr Astronaut brauchen einen galaktisch guten Plan …


    Autor

    David Barnett ist ein etablierter Journalist, der u.a. für The Independent, Daily Mail und The Guardian schreibt. Bisher veröffentlichte er Fantasyromane, CALLING MAJOR TOM ist sein erstes Buch in diesem Genre, sein nächster Roman wird ebenfalls im Bereich der gehobenen Unterhaltung sein.


    Meine Meinung

    Miss Gladys und ihr Astronaut ist ein fantasievoller bewegender Roman, teils lustig, aber auch mit einem ernstem Teil.


    Es fängt mit einem Anruf bei Miss Gladys an. Der Astronaut Thomas Major hat sich verwählt, eigentlich wollte er seine Exfrau anrufen. Er ist auf dem Weg zum Mars. Die Figur ist interessant angelegt, obwohl die Fahrt zum Mars Fiktion ist, aber es ist ein schöne Idee. Er ist ein etwas ruppiger Kerl, bis er mit der Familie Ormerod in Kontakt gerät.

    Miss Gladys geht auf das 71. Lebensjahr zu und ihre Demenz nimmt zu. Sie ist die Erziehungsberechtigte ihrer Enkel, der 15jährigen Ellie und dem 10jährigen James. Das sehe ich als ernste Geschichte, denn die Mutter ist tot und der Vater im Gefängnis. Die Familie hat Existenzängste.

    Lustig ist es als Miss Gladys sich verlaufen hat und Thomas ihr hilft zurück zu finden.


    Zwischendurch erfahren wir Leser, viel aus dem Leben der Protagonisten, Wie Thomas Major, zu dem wurde, der er jetzt ist, und auch die Tragödie der Familie Ormerod


    Der Autor David M. Barnett konnte mich mit diesem Buch überzeugen. Nach anfänglichen Bedenken, konnte der Roman mich immer mehr begeistern und ich wurde gut unterhalten. Für Liebhaber von Familienromanen, mit etwas Fiktion bestimmt lesenswert, ich kann ihn empfehlen.

  • Zwischendurcherfahren wir Leser, viel aus dem Leben der Protagonisten, Wie ThomasMajor, zu dem wurde, der er jetzt ist, und auch die Tragödie derFamilie Ormerod

    Hey,

    vielen lieben Dank für die Rezi. Das Buch beobachte ich (allein schon dank des Covers, hihi) eine Weile und mich würde interessieren, wie ist so das Verhältnis zwischen Vergangenheitsbeschreibung und Gegenwartsbeschreibung? Was nimmt mehr Raum ein? In der Leseprobe geht man ja direkt mit Klein Thomas durch's Leben...und mich schreckt noch die Befürchtung ab, dass das Buch überwiegend die Vergangenheit durchkaut.

  • Meine Rezension

    Miss Gladys ist eine reizende ältere Dame, die für ihre Enkel Ellie (15) und James (10) sorgt, während deren Vater wegen einer riesengroßen Dummheit im Gefängnis sitzt. Die Mutter ist leider schon tot. Doch die kleine "Notfamilie" hat Probleme, die jeden Tag größer werden und sie ernsthaft bedrohen: Miss Gladys Demenz wird immer schlimmer und das Geld immer weniger. Ellie rackert Tag und Nacht, um die kleine Familie irgendwie über Wasser zu halten, bis ihr Vater aus der Haft entlassen wird, doch es scheint ein Kampf gegen Windmühlen zu sein. Die Ormerods brauchen dringend Hilfe, damit sie nicht ihr zuhause verlieren und auseinander gerissen werden.


    Der Astronaut Thomas Major ist eigentlich "Astronaut wider Willen". Überhaupt ist er ein eigenartiger und schwieriger Mensch, der sich auf einer Mission zum Mars befindet. Er erscheint wahrlich nicht als Menschenfreund, doch als sich durch einen Zufall die Wege der Ormerods und Major Toms kreuzen, ist er bereit zu helfen.


    Ich bin zugegebenermaßen sehr skeptisch an diese Geschichte herangegangen. Ich hatte wirklich so meine Zweifel, ob diese doch etwas versponnene Storyline funktionieren kann. Doch das tut sie. Sehr unterhaltsam wird das Leben der Ormerods und ihre verzweifelten Bemühungen um so etwas wie Normalität erzählt und sehr interessant wird auch beschrieben, wie Thomas Major zu dem Menschen wurde, der in das Raumschiff zum Mars gestiegen ist.


    Das Buch hat immer wieder seine abstrusen Momente (z.B. so gegen Ende hin das "Experiment"), doch das hat für mich alles gut zusammengepasst. Man muß sich aber auch auf die Geschichte einlassen und bereit sein, ein paar abgefahrene Details hinzunehmen. Dann wird man mit einem sehr schönen Buch über das Leben, über Familie, über Zusammenhalt und über Freunde in Not belohnt.


    Trotz aller anfänglichen Zweifel, ob mir die Geschichte nicht zu abgefahren ist, hat mir der Roman sehr gut gefallen und ich habe ihn so ziemlich in einem Rutsch weggeschmökert. Nun ja, zwei SEHR lange Aufenthalte im Wartezimmer haben schon auch dazu beigetragen, da ich ja sonst gerade eher wenig Lesezeit habe.


    Ich würde hier 8-9 zufriedene Eulenpünktchen vergeben für eine sehr originelle und unterhaltsame Story.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Der griesgrämige Kosmonaut und sein weiches Herz...

    Ich bin auf das Buch vor allem durch seine coole Optik aufmerksam geworden und einfach weil ich mir nicht vorstellen konnte was ein Astronaut in einem Unterhaltungsroman für eine Rolle spielen könnte, doch ich wurde positiv überrascht.

    In der Geschichte geht es in erster Linie um die Familie Ormerod, denen das Wasser bis zum Hals steht, denn durch ein unglückliches Missgeschick werden sie ihr Haus verlieren, wenn sie nicht innerhalb kürzester Zeit eine hohe Summe Geld beschaffen können. Werden sie das überhaupt in so kurzer Zeit schaffen? Und wie soll dabei ausgerechnet ein Astronaut helfen können?

    Ein beobachtender Erzähler führt uns durch das Geschehen und im steten Wechsel begleiten wir mal Thomas und mal die Familienmitglieder der Ormerods. Dabei spielt die Handlung mal in der Gegenwart von 2017 und mal in der Vergangenheit, die bis in die 70er hineinreicht.

    Der Roman besticht vor allem durch ungemein liebenswürdige Charaktere mit denen man direkt befreundet sein möchte. Besonders gefallen hat mir Teenager Ellie wie sie mit allen Mitteln versucht ihre Familie zusammen zu halten, denn eins will sie in keinem Fall: dass sie von Nan Gladys und ihrem Bruder James getrennt wird.

    Auch cool war Delil, der trotz Ellies mürrischer Art sich nicht hat abschrecken lassen und trotzdem ihr Freund sein wollte. Frei nach dem Motto: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."

    Bei Gladys wusste ich nicht so genau, ob ich sie bedauern soll, weil sie so viel vergisst, aber sie schien dennoch immer sehr glücklich zu sein.

    Thomas, unser Astronaut, den alle liebevoll Major Tom nennen, ist schon so eine Type. Selten habe ich einen Charakter mit so vielen Ecken und Kanten erlebt. Am Anfang mochte ich ihn gar nicht, doch mit der Zeit lernt man ihn ja näher kennen und erfährt warum er so ist wie er ist und gewinnt ihn dann doch lieb. Er macht als Protagonist für meinem Geschmack den größten Wandel durch. Seine Geschichte hat mich tief bewegt.

    Richtig gut fand ich, dass David Barnett auch alltägliche Probleme thematisiert wie Mobbing, Scheidung, Demenz oder eben Fehler, die man macht im Leben. All jene, die davon betroffen sind, haben ein ordentliches Päckchen zu tragen, was im Buch sehr deutlich wird und man nach der Lektüre mehr Verständnis für Betroffene hat.

    Das Ende war ehrlich gesagt eine ordentliche Überraschung, besser hätte man es nicht schreiben können.

    Bei dem vorliegenden Roman liest man stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge, das mochte ich wirklich gern.

    Fazit: Für mich ein gelungener Unterhaltungsroman, der sehr kurzweilig war und den ich nur allzu gern weiterempfehle.

    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Einen Anruf aus einem Raumschiff zu bekommen, ist sicher etwas sehr seltenes. Darum glaubt Gladys Ormerod zunächst auch niemand. Doch das ist nicht der einzige Grund, denn Gladys wird immer wunderlicher. Ihrer Enkelin Ellie macht das große Sorgen, denn Gladys ist die einzige, die sich um sie und ihren Bruder James kümmern kann, und so darf niemand wissen, dass Gladys immer mehr überfordert ist. Dass der Anruf aus dem All vielleicht eine Wende bringen könnte, kann zunächst niemand voraussehen.


    So schön und ein wenig skurril wie sein deutsches Cover ist auch der Roman. Er behandelt eine ganze Reihe eher trauriger Themen, wie Verlust und Krankheit, und schlägt dennoch immer wieder humorvolle Töne an, wobei der Humor, typisch englisch, auch gerne mal ziemlich schwarz ist.


    Jeder der Protagonisten hat seine Probleme und hat seine eigene Art, mit ihnen fertig zu werden. Tom Major, der mehr durch Zufall auf dem Weg zum Mars ist, ist kein einfacher Mensch, warum er ist, wie er ist, erfährt man als Leser nach und nach durch Rückblenden, die immer sehr passend eingefügt sind, weil z. B. das Gespräch sich gerade um eine bestimmte Thematik dreht. Durch seinen Kontakt zur Familie Ormerod bekommt er Stoff zum Nachdenken und die Gelegenheit, dies auch zu nutzen.


    Die Familie Ormerod, Gladys und ihre Enkelkinder Ellie und James versuchen alles, um zusammenbleiben zu können, wobei auf Ellie, obwohl erst 15jährig, die Hauptlast liegt. Gladys weiß um ihre Krankheit und kann doch nichts dagegen tun, und ihr Handeln macht es Ellie oft zusätzlich schwer.


    Trotz all der Probleme, die die Protagonisten beschäftigen, trotz all ihrer Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit, ist der Roman auch von Zuversicht geprägt, zeigt, dass Freundschaft und Vertrauen wichtig sind und man nie die Hoffnung aufgeben sollte. Eine fast banale Botschaft, die aber dennoch wichtig ist, und hier in einen sehr unterhaltsamen Roman verpackt ist.


    Das man die Geschichte nicht immer ernst nehmen kann, sollte klar sein. Alleine die Art, wie Tom zu seinem Marsflug kommt, die Bemühungen des Direktors der Raumgesellschaft, seinen Mitarbeitern die kuriosesten Titel zu verpassen (z. B. „Chief of Multi-Platform Safeguarding“), aber auch das Experiment, das James bei einem Wettbewerb vorführt, lassen den Leser nicht nur schmunzeln, sondern besitzen das typische englische Skurrile, das man nicht hinterfragen sollte und das man entweder mag oder eben nicht – ich liebe es!


    Ich habe diesen Roman vom ersten Satz an sehr gerne gelesen, mich keinen Moment gelangweilt, geweint und gelacht, und am Schluss mit einem Seufzer zugeklappt. Ich habe mit den Protagonisten mitgefühlt, sie bedauert, sie beschimpft und mich mit ihnen gefreut. So muss ein Roman sein, daher gibt es von mir nicht nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung, sondern auch volle Punktzahl.

  • Das Gedächtnis lässt die 70-jährige Gladys Ormerod immer stärker im Stich, aber blöd ist sie nicht. Nein, sie hat wirklich mit dem Menschen telefoniert, der als erster auf dem Weg zum Mars ist, um den Planeten bewohnbar zu machen. Da ist sie sich sicher. Doch Astronaut Thomas Major (47), von den Medien „Major Tom“ genannt, wollte eigentlich gar nicht mit Miss Gladys, sondern seiner Exfrau Janet sprechen. Am liebsten würde der verbitterte und vom Leben sehr enttäuschte Engländer gleich wieder auflegen, doch die ältere Dame und ihre Enkelkinder Ellie (15) und James (10) stecken in ernsten Schwierigkeiten. Während Vater Darren im Gefängnis sitzt, stehen die Ormerods kurz davor, aus ihrem Haus geworfen zu werfen. Wie kann der Familie bloß geholfen werden, ohne dass die Behörden Wind davon bekommen und die Minderjährigen von ihrer Oma trennen?


    „Miss Gladys und ihr Astronaut“ ist ein tragikomischer Roman von David M. Barnett über eine ungewöhnliche Freundschaft.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen mit insgesamt 68 Kapiteln von einer angenehmen Länge. Erzählt wird aus der Perspektive unterschiedlicher Figuren. Neben dem Geschehen in der Gegenwart gibt es immer wieder Rückblenden, wobei ich die Übergänge zum Teil etwas verwirrend fand. Das kann auch daran gelegen haben, dass fast durchgehend im Präsens erzählt wird. Insgesamt hat mir der Aufbau jedoch ganz gut gefallen.


    Der Schreibstil ist locker und flüssig, die Beschreibungen sind lebhaft und anschaulich. Schön finde ich die Verweise zu Musiktiteln, Filmen und anderer Literatur.


    Die Charaktere sind reizvoll gewählt. Nicht nur Miss Gladys und Thomas werden vielschichtig und detailliert dargestellt. Gut finde ich, dass vor allem Letzterer eine Entwicklung durchmacht. Die Hauptprotagonisten sind Menschen mit Ecken und Kanten. Auch die übrigen Personen sind mir im Laufe des Romans ans Herz gewachsen.


    Die Handlung ist abwechslungsreich, unterhaltsam und nachvollziehbar. Größtenteils wird die Geschichte spannend erzählt, nur in der Mitte gibt es ein paar Längen. Die Auflösung ist schlüssig. Mit Ausnahme der letzten Kapitel wirkt das Geschehen glaubwürdig und durchaus realitätsnah.


    Die Grundidee, die hinter der Geschichte steht, finde ich sehr kreativ und ansprechend. Auch die Thematik der sich steigernden Altersdemenz macht den Roman interessant. Sie fügt ihm neben lustigen und spannenden Passagen auch eine nachdenkliche Komponente hinzu. Ernste Töne werden auch durch geschilderte Schicksalsschläge und die Problematik des Mobbings angeschlagen. Die Geschichte ist somit bewegend und verfügt über Tiefgang.


    Das Buch ist liebevoll gestaltet, die Optik des Covers sagt mir allerdings nicht so sehr zu wie das der Erstausgabe. Der deutsche Titel ist durchaus sinnig. Jedoch trifft auch hier das englische Original „Calling Major Tom“ eher meinen Geschmack.


    Mein Fazit:

    „Miss Gladys und ihr Astronaut“ von David M. Barnett ist ein berührender, charmanter Roman über eine besondere Familie und einen unkonventionellen Astronauten. Eine empfehlenswerte Geschichte, die für unterhaltsame Lesestunden sorgt.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • So viel mehr als nur ein Unterhaltungsroman


    Nach dem Klappentext und aufgrund des Covers waren meine Erwartungen an „Miss Gladys und ihr Astronaut“ eher auf dem Niveau eines leichten Unterhaltungsromans. Allerdings hat mich das Buch dermaßen positiv überrascht, weil so viel mehr ist als „nur“ ein Unterhaltungsroman. Die Geschichte rund um Gladys und Thomas Major, eher unfreiwillig von vielen Major Tom genannt, ist definitiv unterhaltsam. Und fesselnd. Und rührend. Und traurig. Und unglaublich lustig.

    David M. Barnett versteht es, die Balance aus Humor, Drama und Spannung zu halten. Es gab immer wieder Momente, bei denen ich wirklich lachen musste, sei es wegen der Wutausbrüche von Major Tom, den lustigen Gesangseinlagen von Gladys oder einfach, weil die Dialoge zwischen den einzelnen Figuren zum Schreien sind. Mir hat das Buch einfach wahnsinnig gut gefallen, Gladys und Thomas und James... sie alle sind mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen.

    Ein Autor, der ein solches Talent für das Geschichtenerzählen hat, landet bei mir definitiv auf der Liste der Autoren, nach deren Neuerscheinungen ich künftig Ausschau halten werde.

    „Miss Gladys und ihr Astronaut“ habe ich in Hörbuchform genossen und muss sagen, dass Simon Jäger ebenfalls mit seiner angenehmen Stimme und dem Talent, wirklich jeder Figur eine eigene Stimme zu geben, sehr dazu beigetragen hat, dass ich die Geschichte so genossen habe. Er hat nicht nur ein angenehmes Sprechtempo, sondern auch eine tolle Art und Weise, das Gelesene zu betonen, sodass die Emotionen, die in den Beschreibungen und den durch die Figuren gesagten Abschnitten wirklich beim Hörer ankommen.


    Von mir erhält „Miss Gladys und ihr Astronaut“ zehn von zehn möglichen Eulenpunkten und eine definitive Hör- bzw. Leseempfehlung.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Unsere Welt steht Kopf – Kriege, Umweltkatastrophen, Klimawandel…. Es wundert also nicht dass gerade auch in diesen Tagen, in denen die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts die Menschen fasziniert hat, der Menschheitstraum, das Weltall zu erobern, immer aktueller wird. Thomas Major, einer der Protagonisten, der nur aus purem Zufall zum Astronauten wird, soll die Erdbewohner diesem Traum ein Stück näher bringen und macht sich mit einem russischen Raumschiff auf den Weg zum Mars. Durch einen weiteren Zufall – man könnte es auch einfach Schicksal nennen – bekommt er Gladys, die an Demenz erkrankte Oma der in Not geratenen Familie Ormerod an die Strippe. Ob der grummelige Misanthrop es schafft der Familie aus der Ferne zu helfen, davon erzählt dieses wunderbare, lustige aber auch nachdenklich stimmende Buch.


    Auch wenn der Plot mit einem Hauch von Fantasy bestäubt wurde, erzählt der Autor eine sehr realitätsnahe Geschichte einer ganz normalen englischen Familie, die durch einen schweren Schicksalsschlag in finanzielle Not gerät. Seine klare Sprache beschönigt den Alltag zwar nicht, schafft es aber immer wieder die harte Realität mit einem Augenzwinkern darzustellen. Ich habe mich oft dabei ertappt, wie ich vor mich hingelächelt oder gar laut gelacht habe. David M. Barnett ist es gelungen, Skurriles und Alltägliches miteinander zu verbinden, ohne jemals zu abgedreht zu wirken. Gleichzeitig schafft er es, subtil und einfühlsam dem Monster „Alltag“ ein bisschen den Schrecken zu nehmen, ohne Krankheiten und Schicksalsschläge zu bagatellisieren. Die Figuren sind herrlich menschlich und mit spitzem Bleistift mit allen Ecken und Kanten aber auch farbenfroh gezeichnet.


    Ein paar Monate liegen in diesem Lesejahr noch vor uns. Aber „Miss Gladys und ihr Astronaut“ ist ein heisser Anwärter auf den Titel „Mein Lesehighlight 2018“ und ich kann gar nicht anders als die volle Punktzahl zu vergeben.

  • Tom ist Astronaut und auf dem Weg zum Mars – geplant war das allerdings nicht, man könnte eher von einem dummen Zufall reden. Als an Board die Verbindung zur Bodenstation Probleme bereitet, erreicht Tom durch einen weiteren Zufall die ältere Dame Gladys, die sich um ihre beiden minderjährigen Enkel kümmert. Was sich dann entwickelt, ist eine wunderbare Verbindung zwischen All und Erde, zwischen Alt und Jung und zwischen zwei problematischen Familien, die sich unbewusst gegenseitig helfen.

    Dieses Buch hat es geschafft, mich zum Lachen, zum Weinen, zum Nachdenken, zum Trauern und zum Wütend werden zu bringen – was kann man sich mehr wünschen? Die Charaktere sind so vielschichtig und die Einblicke in die Vergangenheit zeigen viel Tiefe und heben das anfangs humorvolle Buch dann auch eine ganz andere, viel tiefgründigere Ebene. Ich wollte es überhaupt nicht mehr aus der Hand legen und es ist eines meiner Buchschätz des Jahres geworden.

    Neben der Hauptgeschichte werden noch Themen wie Rassismus, Mobbing und Armut angesprochen, ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit sehr viel Feingefühl.

    Ein Buch, das ist sofort wieder lesen würde und das mir sehr ans Herz gewachsen ist – auch wenn ich zugeben muss, dass mir einzelne Charaktere anfangs sehr unsympathisch waren, aber das war vielleicht auch beabsichtigt.

    Auch wenn die ganzen Ereignisse eher an einen Hollywood-Roadtrip/Comedy-Film erinnern und sehr unwahrscheinlich ist, dass sie tatsächlich so passieren würden – ausgeschlossen wäre es nicht und das ist es, was das Buch so besonders war – natürlich auch in der Kombination mit einem tollen Schreibstil!

    Absolute Leseempfehlung und 10 Eulenpunkte!