Die Fehler des Kopisten – Botho Strauß

  • Die Fehler des Kopisten – Botho Strauß


    Verlag: Dtv, Taschenbuch, 208 Seiten

    ISBN: 978-3-423-12656-4


    Kurzbeschreibung:

    Ein Buch der Einkehr und des Innehaltens

    Ein Mann hat sich auf einem Hügel ein Haus gebaut, in der Uckermark, nordöstlich von Berlin: einen erhöhten Aussichtspunkt, von dem aus er die Dinge der Umgebung beobachtet im Wechsel der Jahreszeiten. Mit seinem kleinen Sohn schreitet er den Gesichtskreis ab, die bäuerliche Landschaft und die Seen der Gegend, Streifzüge unter dem ärmsten Himmelsstrich unseres Landes. Mit den Augen des Kindes sieht er die Natur neu. So ist dieser Band mit Aufzeichnungen ein Buch der Einkehr und des Innehaltens geworden. Strauß' analytischer Blick auf Kunst und Kultur, auf Politik und Gesellschaft. - Ein erneuter Versuch, sich Klarheit zu verschaffen über sich selbst und die Welt am Ende des Jahrhunderts. Das vielleicht bisher persönlichste und sympathischste Buch von Botho Strauß.


    Über den Autor:

    Botho Strauß wurde am 2. Dezember 1944 in Naumburg/Saale als Sohn eines Lebensmittelberaters geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Remscheid und Bad Ems studierte er 5 Semester Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie in Köln und München. 1967-1970 Redakteur und Kritiker der Zeitschrift „Theater heute“. 1970-1975 dramaturgischer Mitarbeiter an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin. Botho Strauß ist Mitglied des PEN-Zentrums. Sein schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet; 1987 wurde ihm der Jean-Paul-Preis und 1989 der Georg-Büchner-Preis verliehen. Seine Theaterstücke gehören zu den meistgespielten an deutschen Bühnen.


    Mein Eindruck:

    Als dieses Buch mit Aufzeichnungen und Reflektionen von Botho Strauß 1997 erstmals erschien, wurde es im Fernsehen im Literarischen Quartett zerrissen. Marcel Reich-Ranicki schäumte vor Wut. So ein schlechtes Buch und ideologisch bedenklich. Das hatte mich als Zuschauer und Leser damals verschreckt.

    Jetzt habe ich das Buch endlich gelesen und kann sagen, dass es ausgezeichnet geschrieben ist. Bei den wegen Ideologie strittigen Passagen handelt es sich nur um wenige Sätze, die keineswegs zentral für das Buch sind. Außerdem, ein Autor darf seine Meinung haben, die nicht dem öffentlichen Konsens entsprechen.


    Der erste Teil des Buches hat mir am besten gefallen. Zentral berichtet Botho Strauß hier, wie er mit seiner Familie aus der Stadt in die Uckermark gezogen ist. Dort hat er sich im ländlichen Bereich ein Haus gebaut, abseits von der Hektik des Großstadtlebens. Er hat wenig Kontakt mit Menschen, nur einen Schäfer und Bauern trifft er manchmal. Sein Augenmerk liegt auf seinen kleinen Sohn, der noch nicht eingeschult ist und sich offensichtlich gleich wohl fühlt in der neuen Umgebung.

    Botho Strauß beschreibt auch die Natur und die Tiere mit poetischen Sätzen, die ein Lesegenuß sind. In den späteren Teilen des Buches widmet sich der Autor Reflektionen über Literatur und Filme, auch über die verletzende Kritik, der er wegen seiner Gesellschaftskritik manchmal ausgesetzt ist. Dadurch wirken diese Abschnitte deutlich kühler und distanzierter als am Anfang, doch ab und zu gibt es noch schöne Beschreibungen. Ich habe es nicht bereut, das Buch endlich gelesen zu haben.