Titel: Doktor Ain. Sämtliche Erzählungen Band 1
Autorin: James Tiptree Jr.
Verlag: Septime Verlag
Erschienen: Januar 2014
Seitenzahl: 472
ISBN-10: 390271123X
ISBN-13: 978-3902711236
Preis: 23.30 EUR
James Tiptree Jr. (1915-1987) ist das männliche Pseudonym von Alice B. Sheldon. Tiptrees geheimnisvolle Identität faszinierte die Fans und gab Anlass zu vielen Spekulationen, freilich glaubten alle, es müsse sich um einen Mann handeln. Die Aufdeckung, noch zu ihren Lebzeiten, war ein Schlag.
Sie litt ständig unter schweren Depressionen und Todessehnsucht. Nach einem vorab geschlossenen Selbstmordpakt erschoss Sheldon im Alter von 71 Jahren erst ihren Mann und dann sich selbst. (Quelle: Klappentext).
Diese Erzählungen sind ganz gewiss nicht aus der Abteilung „normal, alltäglich, 08/15-Science Fiction“. Nein, ganz und gar nicht.
Die Erzählungen sind genaugenommen gar nicht so richtig greifbar. Mal sind sie eher spielerisch, mal aber auch düster. Die Ideenvielfalt beeindruckt.
Denis Scheck, dummschwätzender Wichtigtuer, sagte dazu in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass man im 22. Jahrhundert Tiptree lesen wird wie wir heute Kafka.“
Wahrscheinlich hat dieser Mensch nie etwas von Kafka gelesen, denn sonst hätte vielleicht sogar er bemerkt, das diese Erzählungen alles sein mögen, kafkaesk sind sie aber beileibe nicht. Aber Scheck ernst nehmen ist etwa so, als würde man der Literatur in den Hintern treten.
Diese Erzählungen sind ohne Frage ein wirklich interessantes Leseerlebnis – auch wenn sie vielleicht anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sind. Aber ganz schnell – so ging es wenigstens mir – stellte sich so etwas wie Faszination ein.
Lesenswert, sicher auch für den Science-Ficton-Leser, der gern einmal die normalen Fahrwasser verlassen möchte. 7 Punkte.