Englischer Originaltitel: The Chalk Man
Klappentext
Alles begann an dem Tag, an dem sie auf den Jahrmarkt gingen. Als der zwölfjährige Eddie den Kreidemann zum ersten Mal traf. Der Kreidemann war es auch, der Eddie auf die Idee mit den Zeichnungen brachte: eine Möglichkeit für ihn und seine Freunde, sich geheime Botschaften zukommen zu lassen. Und erst einmal hat es Spaß gemacht – bis die Figuren sie zur Leiche eines jungen Mädchens führten. Das ist dreißig Jahre her, und Eddie dachte, die Vergangenheit liegt hinter ihm. Dann bekommt er einen Brief, der nur zwei Dinge enthält: ein Stück Kreide und die Zeichnung eines Strichmännchens. Und als die Geschichte beginnt, sich zu wiederholen, begreift Eddie, dass das Spiel nie zu Ende war ...
Die Autorin
C.J. Tudor wuchs auf in Nottingham, wo sie auch heute mit ihrem Lebensgefährten und ihrer kleinen Tochter lebt. Im Lauf der Jahre hatte sie eine Vielzahl von Jobs, unter anderem als Synchronsprecherin, Werbetexterin, TV-Moderatorin und Dogwalkerin. "Der Kreidemann" ist ihr erster Roman, der international für Furore sorgte und innerhalb kurzer Zeit in 39 Länder verkauft wurde.
„Der Kreidemann“ ist ein sehr atmosphärischer und gut geschriebener Psycho-Thriller, der mit einer originellen Story besticht.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Hauptakteur ist bei beiden Eddie. In der Zeitebene 1986 ist er zwölf Jahre alt. Mit seinen Freunden Mike, Fat Gav, Hoppo und Nicky findet er in den Sommerferien eine Leiche. Die Tote ist ein Mädchen aus dem Ort, das bei einem schrecklichen Unfall entstellt wurde. Bei diesem Unfall war Eddie ebenfalls Augenzeuge.
In der zweiten Zeitebene, Heute, führt Eddie (oder nun Ed) ein freudloses Leben als Lehrer in seiner kleinen Heimatstadt, in der damals der Mord geschah. Er trifft immer noch Hoppo und Gav. Doch die Geschehnisse aus der Vergangenheit holen ihn ein.
Über die Handlung sollte man nicht allzu viel wissen, finde ich. Die Story lebt aber vor allem von der Stimmung. Die Autorin kann wunderbar mit wenigen Worten eine Szene umreißen. Die Personen werden schon nach wenigen Seiten sehr plastisch. Überhaupt hat mich die Schreibweise schon nach wenigen Seiten am meisten überzeugt. Die Story ist soweit OK und plausibel. Die persönlichen Verwicklungen der einzelnen Figuren untereinander sind nachvollziehbar beschrieben. Eddie ist auf beiden Erzählebenen eine sowohl sympathische aber auch ambivalente Figur. Kleine Dinge machen ihn ebenso unheimlich wie er eigentlich sympathisch ist. Ich wusste nicht, ob ich seinem Bericht trauen soll, obwohl er so nett rüberkommt als Figur. Die ganze Sache um die Kreidemännchen, diverse Charaktere und die Dynamik der Freundschaft ist schon recht komplex. Zugleich ist das Buch aber auch relativ entspannt und ruhig erzählt. Trotzdem empfand ich es als spannend. Oft enden die Kapitel mit einer kleinen Andeutung auf Kommendes. Aber der nächste Abschnitt spielt dann wieder in der anderen Zeitebene und man will schnell weiterlesen und so fliegen die Seiten nur so dahin.
Mir hat an diesem Buch vor allem der Schreibstil gefallen. In den Rückblenden kommt ein wenig Nostalgie auf. Man muss an Filme wie „Stand by Me“ oder auch „Stranger Things“ denken. 5 Kinder im frühen Teenie-Alter sehen sich einer Gefahr aus der Erwachsenenwelt gegenüber. Einer davon, Ed, muss sich diesen Ängsten als Erwachsener wieder stellen. Dabei ist er an einigen Dingen nicht ganz unschuldig und ist in diesem Sinne ein unzuverlässiger Erzähler.
Mir hat dieses Buch, trotz des einen oder anderen Makels, sehr gut gefallen. Es ist flüssig zu lesen, gut geschrieben, sehr menschlich und nachvollziehbar und auch spannend (auf eine leise Art). Es hebt sich auf angenehme Art von der Einheitskost im Thrillergenre ab. Mich hat „Der Kreidemann“ überzeugt.